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Diözesanmuseum Paderborn

Das Diözesanmuseum beherbergt eine umfangreiche Sammlung sakraler Kunst des 10. bis 20. Jahrhunderts.

 
Kirchenschätze sind Glaubenszeugnisse. Sie schmücken seit Jahrhunderten Kirchen zur Ehre Gottes. Sie sind zugleich Werkzeuge und Sinnbilder des Glaubens. Sie spiegeln Epochen der Kirchengeschichte und den jeweiligen Zeitgeist. Kirchen mit ihrer Architektur und mit ihren Kunstschätzen sind Kulturdenkmäler, die Bewunderer gleichermaßen unter Gläubigen als auch nichtreligiöse Menschen finden. Das Diözesan-Museum in Paderborn wurde in den 1970er-Jahren über den Gewölben des mittelalterlichen Bischofspalasts nach Plänen des bekannten deutschen Architekten Gottfried Böhm errichtet. Die Dauerausstellung zeigt normalerweise etwa 1000 Exponate sakraler Kunst des 11. bis 20. Jahrhunderts. Besonders hervorzuhebende Objekte sind neben Skulpturen, Gemälden, Goldschmiedearbeiten und Paramenten die romanische Imad-Madonna (11.Jh.), eine der ältesten großfigurigen Darstellungen der thronenden Madonna in der abendländischen Kunst, sowie der Tragaltar des Rogerus von Helmarshausen (Anfang 12. Jh.), ein Meisterwerk romanischer Goldschmiedekunst von internationalem Rang, und der vergoldete Schrein des heiligen Liborius (1627). Die alten Gewölbe des Palastes von Bischof Meinwerk (1009 bis 1036) im Untergeschoss des Museums dienen heute als Domschatzkammer. Das Museum veranstaltet regelmäßig Sonderausstellungen zu wichtigen Themen aus allen Bereichen christlicher Kunst und Kultur.

Begriff Diözese: Eine Diözese, auch Bistum genannt, ist ein territorial abgegrenzter kirchlicher Verwaltungsbezirk. Die Bezeichnung Diözese leitet sich von der Untergliederung des Römischen Reiches in Diözesen her. Der Begriff Bistum (von Bischoftum) hingegen bezieht sich auf das Jurisdiktionsgebiet eines Bischofs. Alte Bezeichnungen dafür sind Sprengel oder Kirch(en)sprengel. – Wikipedia

▲Libori-Festaltar von 1736: Vier Engel, die Allegorien des Glaubens, der Hoffnung, der Verehrung des hl. Liborius und des Hochstifts Paderborn, zwei Engelsstatuetten vom Postament des Liborischreins

 

Das 900-jährige Jubiläum der Überführung der Reliquien des heiligen Liborius im Jahr 1736 wurde besonders festlich und mit Hilfe der besten künstlerischen Kräfte, die das Hochstift aufzubieten hatte, begangen. Diese schufen auf Wunsch des Fürstbischofs Clemens August (amt. 1719−1761) zur verehrenden Aussetzung des Liborischreins eine grandiose Ziboriumsarchitektur – das sogenannte Mausoleum Liborianum.

 
Blick ins Diözesanmuseum von Osten nach dem Umbau 1993
 
 

▲ Heiliger Liborius

 
▲ Am 28. Mai 836 erreichten die Reliquien des hl. Liborius Paderborn. Zu diesem Anlass präsentiert das Museum einen prachtvollen Wandbehang, der in sieben Zeilen die lange Reise aus dem französischen Le Mans nach Paderborn verbildlicht (links im Hintergrund).
Groß, in seiner Initiale stehend, beginnt die Bildabfolge mit der Darstellung des Bischofs von Le Mans und des späteren Dom- und Bistumspatrons von Paderborn höchstpersönlich: Der hl. Liborius ist zu erkennen an seinen Attributen, dem Buch mit Steinen und dem Pfau. Es folgt – unmittelbar neben dem Schrein - der brüderliche Handschlag zwischen Bischof Alderich von Le Mans und dem Paderborner Gesandten Meinolphus, mit dem die Überführung (Translation) des Heiligen offiziell wird. In den nächsten Zeilen begibt sich der Schrein in einer langen Prozession auf die Reise nach Paderborn, angeführt von einem prächtigen Pfau. Selbst der Bischof von Chartres macht sich auf, um dem Heiligen zu begegnen (Zeile 3). Einem Brückeneinsturz (Zeile 4) fallen zwar die vorderen Schreinträger zum Opfer, nicht aber der Schrein - er verharrt schwebend in der Luft. Auch die Rheinüberquerung (Zeile 5) gelingt und man erreicht Sachsen. Die letzten zwei Bildzeilen zeigen den gefeierten Einzug in die Stadt und die Ankunft im Paderborner Dom am 28. Mai. Der Legende nach sank der Pfau tot zu Boden als Zeichen, dass der rechte Ort gefunden war.
 
Grete Spuida, Wandbehang mit der Geschichte der Übertragung der Gebeine des hl. Liborius von Le Mans nach Paderborn, Detmold 1949, Diözesanmuseum Paderorn

▲ Allegorie der Hoffnung

▲ Allegorie des Glaubens

▲ Allegorie der Verehrung des Liborius

Neben Darstellungen der Heiligen Familie im Stall zu Bethlehem sind vor allem Szenen zu sehen, die der Geburt Christi vorausgehen. So z.B. die hier im Fokus stehenden Werke der „Verkündigung an Maria“. Als Skulptur wie auch im Gemälde landet Engel Gabriel zu Seiten der überraschten Maria, um ihr die frohe Botschaft der baldigen Geburt Jesu zu verkünden.
 
Skulptur: Franz Ignaz Günther (Werkstatt), Verkündigung an Maria, letztes Drittel 18. Jh., Inv.-Nr. 982, 983;
Gemälde: Anton Joseph Stratmann, Paderborn 1785, Inv.-Nr. 524.

▲ Verkündigung an Maria

▲ Verkündigung Mariens

▲ Verkündigung an Maria

▲ Geburt Christi

Anton Joseph Stratmann, Anbetung der Hirten, Paderborn 1795, Inv.-Nr. M 67

▲ Zum Palmsonntag zeigt das Museum die aus dem 15. Jahrhundert stammende Skulptur „Christus auf dem Palmesel“. Man sieht Jesus in einem dunklen Gewand gekleidet und auf einem Esel reitend. Seine rechte Hand ist segnend erhoben, während seine linke Hand wohl einst die Zügel hielt. Die Skulptur ist eine Darstellung des Einzugs Jesu in die Stadt Jerusalem, wie ihn die Evangelien beschreiben. Die Menschen jubelten Jesu zu und legten ihm Palmzweige auf seinem Weg in die Stadt nieder. Noch heute haben Palmzeige im Christentum daher eine ganz besondere Bedeutung und schützen Gläubige vor Krankheit und Unheil.
 
Hölzerne Skulpturen wie dieser „Christus auf dem Palmesel“ wurden bereits im Mittelalter mit Rädern versehen, somit beweglich gemacht und zum Gebrauch in der Palmsonntagsprozession eingesetzt. Dieser Brauch hat sich in einigen Gemeinden bis heute erhalten und erinnert alljährlich an dem Sonntag vor Ostern an den Leidensweg Christi.
 
Christus auf dem Palmesel, Süddeutschland, spätes 15. Jh., Inv.-Nr. SK 1013
(Nachlass Pfarrer Franz-Josef Hoffmann, Herne)
 

▲ Einzug in Jerusalem

 
 

▲▼ Volkreicher Kalvarienberg

▲ „Volkreicher Kalvarienberg“ des westfälischen Künstlers Gert van Lon.
 
Dargestellt ist die Kreuzigungsszene mitsamt einer großen Menschenansammlung auf dem Kalvarienberg in Jerusalem. Der Bildtypus des sogenannten „Volkreichen Kalvarienbergs“ ist besonders oft in der westfälischen Malerei des Spätmittelalters aufgegriffen worden und vereint die Eigenschaft, unterschiedliche Bildszenen simultan, also gleichzeitig, abzubilden. So können Betrachter*innen das Gemälde von links nach rechts in chronologischer Reihenfolge lesen und die gesamte Heilsgeschichte Jesu in einem Bild erblicken. Auf der linken und rechten Seite des Gemäldes sind Ereignisse abgebildet, die vor und nach der Kreuzigung stattfanden. So sehen wir links eine Gruppe um die hl. Veronika mit dem Schweißtuch, das das Gesicht Christi zeigt sowie im linken Vordergrund Jesus, wie er sein Kreuz trägt. Auf der rechten Bildhälfte ist die „Höllenfahrt Christi“ dargestellt und im rechten Hintergrund trifft Maria Magdalena auf den Auferstandenen. Dominiert wird diese simultan stattfindende Ansicht von dem Gekreuzigten selbst in der Bildmittelachse. Charakteristisch für das Gemälde sind vor allem der goldene Hintergrund, der die gesamte Passionsgeschichte untermalt, die detailreiche Malerei von Stadt und Landschaft im Hintergrund sowie die farbprächtigen Gewänder der Protagonisten.
 
Gert van Lon, Geseke, um 1520/30, Öl auf Holz, 138,5 x182 cm

▲ Letztes Abendmahl

 

Der Bildausschnitt stammt aus dem Werk „Letztes Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern“ aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Drei der Jünger sind einander zugewandt dargestellt. Mit seinen weit geöffneten Augen, dem geöffneten Mund und der weisenden Handgeste verkörpert besonders der rechte Jünger das Staunen bzw. die Bestürzung über den angekündigten Tod Jesu am deutlichsten.

Bildunterschrift: Unbekannter Meister, Letztes Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern (Detail), Mitte 16. Jahrhundert, Inv. Nr. M 742

 
 
 
 
▲ Als Teil der Sammlungspräsentation zeigt das Museum zurzeit dieses mittelalterliche Holzrelief: An einem rechteckigen Tisch sind Jesus und die Jünger versammelt. Jesus, im oberen Zentrum des Bildwerks sitzend, hält das Brot in seiner Linken und hat den rechten Zeigefinger mahnend erhoben. In den Gesten und Blicken der Jünger spiegelt sich Unruhe – einer von ihnen wird Jesus verraten. Judas hält im rechten Vordergrund bereits den Beutel mit Geld für seinen Verrat in der Hand.
 
Letztes Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, Westfalen (?), spätes 15. Jahrhundert, Holz, farbig gefasst, Stiftung Prälat Franz Wüstefeld, Inv. Nr. SK984
 
Vesperbild (Pietà), 15. Jahrhundert
 

▲ Diagonal über den Schoß der Mutter ist der von Wundmalen entstellte Leib des Sohnes gebreitet. Die Augen sind im Tod gebrochen. Die bläulich verfärbte Haut zeigt teils plastisch aufmodellierte Blutrinnsale, die senkrecht über den Leib ausgezogen sind. Sie deuten zusammen mit den besonders betonten Wundmalen an Händen und Füssen und der Seitenwunde auf den vorausgegangenen Kreuzestod. Damit ist in diesem Bildwerk die Passionsgeschichte insgesamt aufgerufen und vergegenwärtigt. Eine Mischung aus stiller Trauer aber auch Zuversicht beseelt das Antlitz Marias, worin letztlich jene tiefe Glaubensgewißheit aufscheint, die mit dem Tod am Kreuz das Erlösungswerk vollendet weiß.

 
▲ Das Fragment dieses Flügelaltars lädt dazu ein, durch eine offene Tür zu blicken und Zeuge eines schier unfassbaren Ereignisses zu werden. Zu sehen sind die 12 Apostel, in ihrer Mitte die Gottesmutter. Sie scheinen hellwach und aufgeregt zu sein. Dass hier gerade das Pfingstwunder geschieht, sieht man aber erst auf den zweiten Blick: Klein und fast durchscheinend gelangt gerade die Heilig-Geist-Taube durch das geöffnetes Oberlicht eines Fensters in den Raum. Kleine rote Flammen auf den Häuptern der Apostel zeigen an, das die "Ausgießung des Heiligen Geistes" schon stattgefunden hat. So beginnen die Jünger Jesu in fremden Sprachen zu reden, wie es ihnen der Geist eingegeben hat, und sie erhalten den Auftrag das Evangelium zu verbreiten. Es ist die Geburtsstunde der Kirche.
 
„Ausgießung des Heiligen Geistes, Fragment eines Flügelaltars, vor 1500; Stiftung Prälat Franz Wüstefeld
 
 
 
 
 
▲ Kerzen trugen einst auch diese beiden eleganten Engelsfiguren. Mit ihren feinen Gesichtszügen, den dichten Lockenringen und den goldenen Mänteln mit schmalen Kapuzen, sind sie deutlich als zusammengehörig zu verstehen. Beide halten einen Leuter angewinkelt zu je einer Seite. Damit bilden sie die Flankenfiguren für eine Mitte, die heute fehlt. Vermutungen legen nahe, dass sie in der Fröndenberger Stiftskirche neben einer Mariendarstellung standen, denn die Kirche des um 1230 gegründeten Zisterzienserinnenklosters war der Gottesmutter als Hauptpatronin geweiht. Heute sind die Engel – von deren einstigen Flügeln nur noch die schmalen Schlitze in den Rücken der Figuren zeugen – Teil der Sammlungspräsentation.
 
Zwei Leuchterengel, Mitte 14. Jahrhundert, Weichholz, Leihgabe aus St. Marien, Fröndenberg, Inv.-Nr. SK 503, 502
 
 

Auferstehungs-Christus

Die Skulptur des "Auferstehungschristus" ergänzt die Ausstellungsabteilung, welche sich mit der Passion Christi beschäftigt. Neben Darstellungen der Kreuzigung, der Kreuzabnahme und Beweinung rückt somit nun auch die Auferstehung Christi und damit das Ostergeschehen in den Fokus. Aufrecht, soeben seinem Grab entstiegen, hat Christus seine Rechte segnend erhoben. An Händen, Füßen und an der Seite werden seine Wundmale deutlich, welche an die drei Tage zurückliegende Kreuzigung erinnern. In seiner Linken trug die Figur ursprünglich wohl die Siegesfahne, um Christi Triumph über den Tod zu verdeutlichen.
 
Auferstehungschristus, Schwaben, um 1500, Sammlung Wüstefeld, Inv.-Nr. 950

Drei-Hasen-Fenster

▲ Harfe spielender König David

▲ Königin von Saba

Die Skulptur stammt vom südlichen Querhausgiebel des Paderborner Doms, aus der Nische des westlichen Strebepfeilers, wo sie heute von einer Kopie ersetzt wird. Der gekrönte, alttestamentliche König David spielt auf einer Rahmenharfe, auf deren Querholm der Name S. DAVID eingraviert wurde. Das Pendant bildet eine Darstellung der Königin von Saba – beide gotischen Figuren können in unserer aktuellen Sammlungspräsentation aus nächster Nähe betrachtet werden.
 
König David vom Querhausgiebel des Paderborner Doms, Westfalen, um 1270/80, Sandstein, Inv.-Nr.SK 500

▲ Reliquienbüsten des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde

Am 13. Juli 1024 starb Kaiser Heinrich II. in der Pfalz Grone bei Göttingen an einem chronischen Steinleiden. Sein Grab fand er im von ihm gestifteten Bamberger Dom. Neben Bamberg gehört Paderborn zu seinen Lieblingsaufenthaltsorten, denn hier sind nach Bamberg die meisten Aufenthalte belegt. Dies hängt auch mit dem engen persönlichen Verhältnis von Heinrich II. und Bischof Meinwerk zusammen, den er 1009 zum Bischof von Paderborn einsetzte. Dieser ließ nicht nur den Dom neu bauen, sondern errichtete für Heinrich II. auch eine neue Pfalzanlage, zu der auch die einzigartige Bartholomäuskapelle gehört, und gründete das Abdinghofkloster und das Busdorfstift, deren Kirchenbauten bis heute das Stadtbild Paderborns prägen. Nach der Heiligsprechung Heinrichs 1146 und der seiner Gemahlin Kunigunde 1200 wurde Paderborn zu einem der wichtigsten Verehrungszentren des hl. Kaiserpaares. Davon zeugt heute noch dieses Paar hölzerner Reliquienbüsten aus dem 1. Viertel des 15. Jahrhunderts, das heute zu den Schätzen des Diözesanmuseums gehört. Dem 17. Jahrhundert gehört ein barockes Figurenpaar aus dem Dom an, das momentan ebenfalls noch im Diözesanmuseum ausgestellt ist.
◄ Ein leichtes Lächeln, rosa Wangen und gewellt hinabfallende Haarsträhnen. Dazu die aufrechte Haltung mit vor der Brust zum Gebet zusammengelegten Händen und ein in sich gekehrter Blick. Die Reliquienbüste Kaiserin Kunigundes zieht immer wieder in ihren Bann. Am 3. März 1033 starb Kunigunde von Luxemburg. Die Ehefrau von Kaiser Heinrich II. ist eng mit der Stadt und dem Erzbistum Paderborn verbunden. Hier wurde sie 1002 zur Königin gekrönt und bis heute ist sie die einzige Frau, die Mitglied des Domkapitels wurde.
 
 
Reliquienbüsten des Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde, Westfalen (?) oder Böhmen,
1. Viertel 15. Jahrhundert, Nussbaumhoz (?) mit originalen Fassungsresten, Inv.-Nr. SK 110, SK 111
 
 

 

 
 

▲ Imad-Madonna: Die durch Bischof Imad (amt. 1051–1076) von Paderborn dem Dom zwischen 1051 und 1058 gestiftete Madonnenfigur gehört – neben der so genannten Goldenen Madonna des Essener Münsters (Ende des 10. Jahrhunderts) und der Madonna Bischof Bernwards von Hildesheim (1010/1015) zu den ältesten großfigurigen Darstellungen der thronenden Madonna in der abendländischen Kunst. Fast in Gänze aus einem einzigen Stamm Lindenholz geschnitzt, thront Maria aufrecht auf einem Sitz mit niedriger Lehne; auf ihrem linken Knie ins Profil gedreht das Jesuskind. Vorbilder für diese Darstellungsform sind in den byzantinischen Bildtypen der sedes sapientiae (Sitz der Weisheit) und der Hodegetria (Wegweiserin) zu suchen. In der Rückseite der Imad-Madonna findet sich eine Höhlung zur Aufnahme von Reliquien.

 
Heiliger Nikolaus, 18. Jh, Holz, farbig gefasst, Inv.-Nr. SK 1007. Diese Skulptur aus dem 18. Jahrhundert zeigt den heiligen Nikolaus im Bischofsornat mit Krummstab, Mitra und Brustkreuz. Sein langer, orangeroter Mantel fällt ihm bewegt um das rechte, angewinkelte Bein. In seiner Hand hält er die Bibel, darauf drei goldene Kugeln. Diese erinnern an eine der Legenden rund um den wohltätigen Heiligen: Drei arme Schwestern konnten aufgrund der mangelnden Mitgift nicht heiraten. Der heilige Nikolaus erfuhr davon und ließ ihnen heimlich je einen Goldklumpen zukommen. Der heilige Nikolaus lässt sich in dieser Darstellungsweise schnell mit dem heiligen Liborius verwechseln, denn auch dieser tritt als Bischof und mit Buch auf. Statt drei goldener Kugeln sind bei ihm meist drei Steine zu entdecken, die auf seine Zuständigkeit bei Steinleiden verweisen.
▲ Johannes der Täufer: In langen Locken hängt das Kamelfell hinab, nach unten abgeschlossen durch den menschlich aussehenden Kopf des Tieres. Johannes der Täufer lebte zur selben Zeit wie Jesus Christus in Galiläa und Judäa und gilt als dessen Wegbereiter. Hier hält er ein Buch, auf dem ein Lamm sitzt. Gemeint ist das Neue Testament und die Opferrolle Christi als „Lamm Gottes“ darin. Zu Füßen der Figur windet sich eine reich gekleidete Gestalt – Herodes Antipas, der den Täufer auf Bitten seiner Tochter Salome enthaupten ließ.
 
Werkstatt des „Meisters von Osnabrück“, Anfang 16. Jahrhundert, Eichenholz, Fassung erneuert, St. Johannes Baptist, Wewer, Inv.-Nr. SK 751
 
 
▲ Petrus von Kolshusen, Heilige Katharina von Alexandrien,
1. Viertel 16. Jh.,
Inv.-Nr. 517 (seit 1983 Leihgabe aus St. Georg, Schliprüthen)

▲ Christophorus (latinisiert) wird in der römisch-katholischen und der altkatholischen Kirche, den orthodoxen Kirchen und Teilen der anglikanischen Gemeinschaft als Märtyrer und Heiliger verehrt. Auch im Evangelischen Namenkalender wird Christophorus genannt. Eine historische Person hinter der Gestalt des Heiligen ist nicht greifbar. Christophorus wird in der westkirchlichen Ikonographie häufig als Riese mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss trägt. Er zählt zu den vierzehn Nothelfern und ist heute besonders bekannt als Schutzheiliger der Reisenden.

 
 
 
 
 

Johannes-Retabel von 1537. Es zeigt Figuren, Szenen und zahlreiche Schriftbänder eingefasst in dekorative Elemente der Renaissance.

Kilian Wegewort zugeschrieben, Retabel vom Altar Johannes' des Täufers, Münster 1537, Öl auf Eichenholz;
 

▲ Arm-Reliquien

▲ Altar- und Reliquienkreuze, Reliquienmonstranz

 
 
 
 

▲ Die Silberbüste des hl. Meinolphus im Diözesanmuseum Paderborn

Die Augen weit geöffnet und die Brauen ernst zusammengezogen blickt der hl. Liborius streng zur Seite. Mitra und der reich geschmückte Chormantel weisen ihn als Bischof aus. Die ovale Öffnung in seiner Brust gibt den Blick auf die Reliquie des Heiligen frei. Die silberne Büste ruht auf einem Buch mit drei darauf liegenden Steinen – die Attribute des Heiligen, darunter ein bewegt gestalteter Sockel, geschmückt mit Engelsköpfen. Das Werk wurde 1681 von dem Hamburger Goldschmied Jürgen Richels gefertigt, der hier sein gesamtes Können unter Beweis stellte: Die Silberbüste ist mit feinsten floralen Treib- und Ziselierarbeiten versehen. Es handelt sich um eine Stiftung des Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg, der kurz zuvor von einer Krankheit geheilt wurde und als Dank die Büste dem Paderborner Dom schenkte. Teil der Schenkung war eine zweite Silberbüste des hl. Meinolphus. Beide können im Museum aus nächster Nähe betrachtet werden. Nur an Großlibori verlässt der hl. Liborius seine Vitrine und wird im Altarraum des Paderborner Doms aufgestellt.

 

Figuren vom ehemaligen Lettner des Münsteraner Doms

Beim "Jüngsten Gericht" urteilt Christus über die Lebenden und die Toten. Um sich dies vorstellen zu können, sind hier die Figuren angeordnet wie bei einem weltlichen Gericht: In der Mitte thront Christus als Richter der Welt. Sinnbildlich dafür ruhen seine Füße auf einer Weltkugel. An seiner Seite bitten - wie Anwälte - Maria und Johannes der Täufer um Rettung der Menschen vor einem harten Urteil. Diese Dreiergruppe wird "Deësis" genannt. Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Bitte oder Flehen, auch Fürbitte. Die 12 Apostel und weitere hochrangige Heilige fungieren als Beisitzer des Gerichts. Neben Maria sitzt der Apostel Paulus, der Patron des Doms und des Bistums Münster. Neben Johannes dem Täufer befindet sich Johannes der Evangelist, der auch als Lieblingsjünger Jesu Christi gilt.

 

Folgende Apostel und Heilige haben sich hier versammelt:

 

Linke Seite:

  • HI. Sebastian mit Bogen
  • Apostel Simon Zelotes mit Säge
  • Apostel Judas Thaddäus mit Schwert
  • Apostel Matthias mit Axt
  • Apostel Matthäus mit Buch
  • Apostel Thomas mit Schwert (?) Lanze (?) Winkelmaß (?)
  • Apostel Philippus mit Buch
  • Apostel Jakobus der Jüngere mit Keule

Rechte Seite:

  •  Apostel Petrus mit Buch
  • Apostel Jakobus der Ältere mit Pilgerstab und Pilgergut
  • Apostel Bartholomäus
  • Apostel Andreas mit X-förmigem Kreuz
  • HI. Diakon Stephan mit Steinen
  • HI. Liudger, Erster Bischof von Münster mit Kirchenmodell
  • HI. Diakon Laurentius mit Feuerrost und Märtyrerzweig
  • HI. Einsiedler Antonius mit Flammenbündel und Glöckchen

3 Heiligenfiguren

▲ HI. Dorothea

▲ HI. Elisabeth von Thüringen

▲ HI. Anna Selbdritt

Die vollplastisch gearbeiteten, weiblichen Heiligenfiguren stammen nicht aus dem Paderborner Dom, sondern ursprünglich aus der Kirche der Zisterzienser-Abtei zu Marienfeld (Kreis Gütersloh) und gehören seit 2016 zur Sammlung des Diözesanmuseums. Sie wurden indessen von derselben Werkstatt geschaffen, die auch die ausgestellten Skulpturen des Münsteraner Domlettners schuf. Sie zählen zu den qualitätsvollsten Arbeiten im späteren Oeuvre Johann Brabenders, einem der bedeutendsten Bildhauer Norddeutschlands an der Schwelle zwischen Spätmittelalter und Renaissance. Die Schilderung der drei thronenden Heiligen ist gekonnt differenziert.

▲ Die frühchristliche Märtyrerin Dorothea ist als junge, anmutige und modisch gekleidete Frau gegeben. Das Kind, das ihr einen Korb mit Rosen und Äpfeln reicht, bezieht sich auf eine Begebenheit ihrer Legende der zufolge Jesus ihr Früchte aus dem Paradiesgarten brachte.

▲ Bei der Gestalt Elisabeths von Thüringen, die ihr kurzes, entbehrungsreiches Leben den Bedürftigen widmete, schließlich wendet sich der Blick trotz der karitativen Tat der Brotspende an einen versehrten Bettler nach innen und gewinnt das Bildwerk so eine überzeitliche Dimension. Die beiden Kronen verweisen auf die von ihr erworbenen Kronen des Ehe- und Witwenstandes.

Das Jesuskind ist Teil dieser Skulpturengruppe aus Baumberger Sandstein, geschaffen vom Meister Johann Brabender Mitte des 16. Jahrhunderts. Hier hält eine kindhafte Maria den Jesusknaben. Beide hat Brabender auf dem weiten Mantel der Anna – Marias Mutter – platziert. „Selten ist das Motiv der Lesen lehrenden Anna so anrührend und menschlich ins Bild gehoben worden wie hier. Eine beinahe häusliche Szene....“, schreibt Direktor Christoph Stiegemann in seinem Katalogbeitrag zu dieser wunderschönen Skulptur der Heiligen Anna Selbdritt, die seit 2016 zur Museums-Sammlung gehört.

▲ Die hl. Anna, die zusammen mit ihrer kindlich kleinen Tochter Maria sowie deren Sohn im Bildtypus der Selbdritt („Anna selbst zu Dritte“) wiedergegeben ist, wird dagegen als ältere, würdevolle Mutter charakterisiert.

▲ Taufsteine

Schatzkammer

 
▲ An die 600 Pfauenfedern laufen in einer Halterung aus Silber zusammen und bilden diesen imposanten Wedel. An Libori – dem großen Paderborner Kirchen- und Volksfest zu Ehren des Stadtpatrons Liborius – wird der Schrein des Heiligen in einer Prozession in den Dom getragen, vorweg der Pfauenwedel. Denn es heißt, dass bei der Überführung der Gebeine des Heiligen von Le Mans (Frankreich) nach Paderborn im Jahre 836 ein Pfau den gesamten Weg vorangeflogen sei. Erstmals ist die Verwendung eines sogenannten „Flabellums“ im Jahre 1483 belegt, seine Ursprünge reichen aber wohl sehr viel weiter bis zu den Anfängen der Liboriusverehrung in Paderborn zurück.
 
J. Fuchs, Pfauenwedel (Flabellum), Paderborn 1948, Holz, Silber, Pfauenfedern, Paderborn Domschatz

Schrein des heiligen Liborius

 
Der vom Dringenberger Goldschmied Hans Krako vor fast 400 Jahren gefertigte Schrein besteht aus einem mit vergoldetem Silber ummantelten Holzkern. Seine an ein Haus bzw. Kirchenschiff erinnernde Form wurde dem mittelalterlichen Vorgänger nachempfunden. Dieser fiel im Dreißigjährigen Krieg Herzog Christian von Braunschweig zum Opfer, der ihn rauben und einschmelzen ließ. Die Reliquien fanden fünf Jahre später zum Glück ihren Weg zurück nach Paderborn und erhielten ein neues „Haus“. Der Schrein ist über und über mit Reliefs und vollplastisch gearbeiteten Figuren geschmückt. An den Langseiten stehen die Apostel in Rundbogennischen, die Schmalseiten zeigen die Kreuzigung Christi sowie die Widmungsinschrift mit Stifterwappen und Marienkrönung. Auf den Dachschrägen liegen die beiden Dompatrone - der hl. Liborius und der hl. Kilian - umgeben von weiteren, auf Dachfirst und Traufe stehenden, Heiligen und Engeln.
 
Hans Krako, Schrein des hl. Liborius, Dringenberg 1627,
Holzkern, Silber und Bronze vergoldet, gegossen, getrieben, graviert und punziert, Inv. Nr. DS 1
 

▲ Tragaltar aus dem Kloster Abdinghof

Schatzkammer - Nach dem Umbau und der Wiedereröffnung 1993

 
 
 
 

▲ Pontifikalkapelle aus dem Zisterzienser-Kloster Hardehausen bestehend aus Kasel, Pluviale und zwei Dalmatiken sowie aus dem Zubehör Stola, Diakonstola, drei Manipeln, Burse und Kelchvelum

▲ Kasel

Ausschnitt einer Kasel (Messgewand): Ganz oben: Zwei musizierende Engel, in lange bunte Gewänder gehüllt, blicken dem Betrachter entgegen. Während der eine ein Spruchband mit dem Text seines Gesangs hält, spielt der andere Engel auf einer Schalmei. Umgeben werden beide von der Inschrift LAUDATE DOMINUM DE CAELIS - Lobt den Herrn von Himmeln (Psalm 148).Die Stickerei stammt von der Kölner Malerin und Bildstickerin Helen Wiehen, die sich hier über die herkömmlichen Regeln der Stickkunst hinwegsetzte und Nadel und Faden wesentliche freier – wie Pinsel und Farbe – nutzte.
 
Entwurf Hildegard Domizlaff (?); Ausführung Helen Wiehel, verh. Laschinsky, Kasel, Detail mit zwei musizierenden Engeln, Köln (?), 1948, Seide, Stickerei
 
 
 

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