Unter Tage: die Grotte von Han-sur-Lesse

Das kleine Dorf Han-sur-Lesse in den Ardennen liegt nur eine Autostunde von Brüssel entfernt und birgt eine der bekanntesten Grotten unseres Kontinents: die Grotte von Han. Vor mehr als 100.000 Jahren verließ der Fluss Lesse, der an den Grenzen der Ardennen verläuft, sein natürliches Flusstal, um in das Kalkmassiv von Boine einzudringen. Nachdem die Lesse das Massiv teilweise durchquert hat, tritt sie 2 Kilometer weiter wieder aus. Beim Durchqueren des Massivs hat die Lesse zur Bildung eines außergewöhnlichen Gängesystems mit unterirdischen Grotten geführt, den Grotten von Han. Sie ist einzigartig durch die Schönheit der Tropfsteingebilde (auch Sinter genannt) und die immensen Säle, die durch die Lesse geformt wurden.

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Da ruckelt sie heran, die über 100 Jahre alte Straßenbahn. In offenen Waggons fahren die Besucher rund vier Kilometer zum „Salpeterloch“. Dort ist der Eingang zur Tropfsteinhöhle. Es ist ein Berg, dessen riesiger, abenteuerlicher Höhlenuntergrund den Fluss zu verschlingen scheint. Aber unter der Erde taucht der Fluss wieder auf.

 
 
Die wunderbare Ardennenluft, die Blicke auf die Lesse und ihre bezaubernde Umgebung sind nur ein Vorgeschmack auf das grandiose Naturerlebnis in Han-sur-Lesse.

Am eingang der Grotte angekommen, erwartet uns ein deutschsprachiger Guide zur Führung durch das Höhlensystem. Die Führung erstreckt sich über knapp 3 Kilometer, 400 Treppenstufen und dauert ungefähr 2 Stunden.

 
Hier spricht man auch deutsch!
Der Eingang der Tropfsteinhöhle: Das Salpeterloch
 

Von hier aus geht es zwei Kilometer durch den Berg. Über Treppen und enge, erst gegen die Mitte der Höhle breiter werdenden Gänge, gelangt man in einige domartige Hallen. Die Salle du Dôme ist der größte natürliche Hohlraum Belgiens. Er ist 62 m hoch, 86 m breit und 149 m lang. Erst gegen Ende der Höhle wird man des Auftauchens der Lesse gewahr, die neben dem Weg in kurzen Gefällepassagen dem riesigen Höhlenportal auf der Ausgangsseite zustrebt. In den 70er Jahren gab es noch ein Höhlenrestaurant, in dem man sich mit Speisen und Getränken versorgen konnte. Heute kann man auf Bänken Platz nehmen und eine Son-et-lumière-Show erleben. Beibehalten hat man das Abfeuern einer Marien-Kanone, deren Schall sich an den Wänden als Echo bricht, während man über einen Steg den Höhlenausgang verlässt. Aber gehen wir esrt einmal weiter.

Die Höhle von Han-sur-Lesse (franz. Grotte de Han) ist eine der bekanntesten Schauhöhlen Europas. Sie liegt in Han-sur-Lesse, der zur Gemeinde Rochefort, ca. 60 km östlich von Brüssel, am Fluss Lesse in den Ardennen (Provinz Namur, Belgien) gehört. Besonders interessant sind die schlanken Tropfsteinsäulen in ihrem Mittelteil, deren Vielzahl nur von wenigen Tropfsteinhöhlen übertroffen wird. Im eiszeitlichen Europa floss die Lesse vorerst noch um das Massiv von Boine herum, wobei sie ein heute noch geomorphologisch sichtbares Trockental mit zahlreichen Mäandern formte. Irgendwann verschwand der Fluss in einem Loch, dem Gouffre von Belvaux (benannt nach einem Nachbarort von Han-sur-Lesse), und trat erst wieder auf der anderen Bergseite zu Tage. Er durchfloss fortan jene Höhle, die heute die Attraktion in der Region ist. Pierre Lambert de Saumery, ein Romancier, der auch als Hochstapler und Heiratsschwindler bekannt wurde, stellte im Jahre 1743 fest, dass die Lesse 24 Stunden brauchte, um das Massiv von Boine zu durchfließen. Die erste Bootsbefahrung des hinteren Höhlenteils soll 1771 stattgefunden haben. Nachdem man zwischen 1814 und 1817 die großen Höhlenräume entdeckt hatte, wurde im Jahr 1822 der erste Höhlenplan gezeichnet. Ab 1857 wurde die Höhle für den Tourismus erschlossen. Ab 1912 kamen bereits 80.000 Besucher pro Jahr. 

 

 
 

Am Eingang des Saales befindet sich die belgisch-römische Galerie, eine Ausgrabungsstätte. In der Tat: Seit dem Ende der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit dienten die ersten Meter der Tropfsteinhöhle den Menschen als Schutz und Zufluchtsort.

 
 

Die Höhlen und Höhlenwege sind seit 2016 mit LED-Lichtern ausgeleuchtet. Diese neue Illuminierung bringt die natürliche Farbe der Grotte und die Schönheit der Tropfsteine zur Geltung. Am Eingang des ersten Saales — es ist der Skarabäus-Saal — liegt links die belgisch-römische Galerie, eine Ausgrabungsstätte. Seit dem Ende der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit dienten die ersten Meter der Grotte den Menschen als Schutz und Zufluchtsort. Schritt für Schritt dringen die Gruppen tiefer in den Berg ein. Die Dimensionen werden immer gewaltiger. Der sogenannte Dom des Lichts, der Kuppelsaal, ist eine Höhle mit den Ausmaßen einer Kathedrale — 62 Meter hoch und 145 Meter weit in der Diagonalen. Im zweitgrößten Saal der Grotten, dem Waffensaal, 100 Meter unter der Erde, stößt man wieder auf die Lesse. Gewaltige „Draperien“ — steinerne Vorhänge — mit mehr als zwei Metern Höhe hängen unter einem riesigen Gewölbe herab. Das ist rund 60 Meter lang. Mitten im Raum lauscht man wie in einem Konzertsaal einer Aufführung mit außergewöhnlicher Akustik. Das romantische Licht- und  Klangschauspiel bleibt lange haften, auch wenn man der Realität nur für wenige Minuten zu entrücken scheint. Magisch erscheinen etwas weiter auf dem Weg die Spiegelungen der prächtigen Draperien im Spiegel der Lesse.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Während der Führung entdeckt man den unterirdischen Verlauf der Lesse. Ab hier spielt der Fluss Versteck mit den Besuchern: Er verschwindet und taucht wieder auf, je nach Lust und Laune... Der unterirdische Lauf der Lesse in der Tropfsteinhöhle ist heutzutage den Tauchern bekannt. Im Jahre 1988, nach 30 Jahren der Erkundung unter Wasser haben sie es geschafft, die letzten Siphons zu überwinden. Zwei Taucher haben ihr Leben bei dieser langwierigen und gefährlichen Erkundung gelassen.

Der Kuppelsaal: Die größten Ablagerungen der ganzen Tropfsteinhöhle, umsäumt von Geröll, auf dem sich mit der  Zeit riesengroße Stalagmiten gebildet haben. Abmessungen dieses durch Erdrutsch gebildeten Saales: Höhe: 62 m,  Länge in der Diagonale: 145 m, Rauminhalt: 124.000 m³ (geschätzt)

 
 
Unterirdische Seen in der Grotte von Han

Der Saal der Vorhänge: In diesem Saal können Sie die wunderschönen Spiegelungen der Tropfsteine im Fluss bewundern. Ihre Schönheit hat Generationen von Besuchern bis in die 80er Jahre in ihren Bann gezogen. Eine neue kostensparende und umweltfreundliche LED-Beleuchtung, sowie ein neuer Pfad erlauben den Besuchern, diesen magischen Ort der Tropfsteinhöhle aufs Neue zu entdecken.

Am Ende der Besichtigung geht es über lange Brücken einige Meter über dem Fluss zum Ausgang der Grotte. Dort wird nach alter Tradition ein Böllerschuss abgegeben. Er diente früher dazu, sich den Widerhall des Echos in der Höhle anzuhören, aber vor allem dazu, um die bösen Geister zu vertreiben.

Der Wiederaustritt des Flusses unter diesem majestätischen Gewölbe hat die Menschen seit der Jungsteinzeit fasziniert. Es war ein Pilgerort mit Besuchern aus ganz Europa. Die oftmals wertvollen Gegenstände, die ins Wasser geworfen wurden, zeugen von der Verehrung der Fluss und Grottengottheiten. Hunderte dieser hier gefundenen Objekte finden sie im „PrehistoHan“.

Das Restaurant "Le Pavillon", das sich bei der Grotte befindet, bietet eine sehr abwechslungsreiche Karte und setzt auf lokale Produkte. Für Genießer: Das Pavillon verfügt über eine große Terrasse am Ufer der Lesse, und das hiesige Bier Blonde de Han lässt sich dort sehr gut genießen!

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