Warum eine Wildsau für Reichtum sorgte...

▲Wildschweinknochen im Lüneburger Rathaus: Der Sage nach fand man das Salz unter der Stadt nur, weil man einer Wildsau folgte.

Es ist kurios. Lüneburg ist unermesslich reich geworden durch das Salz. Und daran schuld sein soll eine Sau.

 

„Wir Lüneburger haben halt Schwein gehabt”, sagt die Lüneburger Stadtführerin. „Unser Bodenschatz, das Salz, hat Lüneburg in der Hanse nach vorn katapultiert. Nürnberg war im Mittelalter die reichste Stadt. Dann kam schon Lüneburg.”

 

Etwa ab dem Jahr 965 wurde in Lüneburg Salz gefördert. Um den Fund des Salzstocks rankt sich eine interessante Sage.

 

„Vor mehr als 800 Jahren war um Lüneburg noch eitel Wald und Morast. Da geschah es, dass Jäger einer Wildsau nachgingen; die wälzte sich so recht nach Herzenslust im Schlamm und legte sich dann auf eine trockenen Stelle und schlief. Wie nun die Sonne warm auf die Sau schien, da bildete sich an den schwarzbraunen Borsten eine gar schöne weiße Kruste. Das nahm die Jäger wunder, und sie töteten die Sau. Und da fanden sie, dass es gutes, reines Salz war, das sich an den Borsten der Sau kristallisiert hatte. Dadurch wurden sie veranlasst, dem Wasser nachzugraben, und sie fanden in der Tiefe die Stelle, wo aus Fels und rotem Ton die Salzquellen hervorsprudelten, die den Ruhm und den Reichtum der Stadt begründeten.“

 

Im Rathaus in Lüneburg werden in einem mit Glasscheiben versehenen Kasten Bein- und Schulterknochen eines Schweines aufbewahrt. S wird berichtet, dass wandernde Handwerker, die nach Lüneburg kamen, es niemals versäumten, sich diesen "Schinken der Salzsau" zeigen zu lassen; denn er ist das Wahrzeichen der Stadt, und wer davon nicht zu berichten weiß, dem glaubt keiner, dass er in Lüneburg gewesen sei.

 

Das Geschäft mit dem Salz wuchs, denn im Mittelalter gab es kein anderes Mittel, um Lebensmittel haltbar zu machen. Um 1300 gab es rund 50 kleine Siedehäuser in der Stadt Lüneburg, die schnell zum größten Salzproduzenten Nordeuropas wurde und ihr Salz über Lübeck in den gesamten Ostseeraum bis nach Russland verkaufte. Vom einstigen Reichtum der Hansestadt, Lüneburg hatte inzwischen das wertvolle Salzmonopol der Hanse inne, zeugen noch immer die imposanten Backstein-Giebelhäuser, in denen die wohlhabenden Salzherren und Sülfmeister residierten.

 

Als 1980 aus wirtschaftlichen Gründen das letzte Siedehaus in Lüneburg geschlossen wurde, ging eine etwa 1000-jährige Epoche zu Ende, die das Gesicht der Stadt bis heute prägt.