Witten-Bommern, -Herbede, -Heven

Stadtteile

Der Name Wittens wurde 1214 erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1975 gehört Herbede, das seit 851 bekannt ist, zu Witten. Seit diesem Zeitpunkt ist Witten auch Kreisstadt. Mit rund 99.000 Einwohnern ist Witten die größte Stadt des Ennepe-Ruhr-Kreises. Sie liegt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets in direkter Nachbarschaft zu Bochum, Dortmund, Herdecke, Wetter und Hattingen. Mit der Privatuniversität Witten-Herdecke und ihrer Industrie im Bereich Edelstahlerzeugung, Maschinenbau, Elektrotechnik, Glasverarbeitung und Chemie hat Witten viel zu bieten. Trotzdem bestehen ca. zwei Drittel des Stadtgebietes aus Wald, landwirtschaftlichen Flächen, Grünanlagen und Wasserflächen. Es gibt 150 km markierte Rundwanderwege und durch das Ruhrtal verläuft rund 9 km der Ruhrtalradweg. Witten grenzt direkt an das Naherholungsgebiet Kemnader See.

Witten-Mitte ist die historische Keimzelle der Stadt. Entscheidend für die Stadtentwicklung wurde der Bahnanschluss aus dem Jahre 1848, in dessen Folge Tiefbauzechen, Stahlwerke und Glasfabriken angesiedelt wurden und ein neuer Stadtkern zwischen Johanniskirche und Bahnhof entstand. Witten-Mitte ist der mit Abstand einwohnerstärkste Stadtteil Wittens. Flächenmäßig rangiert er nach Herbede und Annen an dritter Stelle. Witten-Mitte gehört mit Annen und Heven zu den „jüngeren“ Stadtteilen. Einen im Vergleich zum Gesamtstädtischen Durchschnitt besonders hohen Bevölkerungsanteil weist Witten-Mitte in den mobilen Altersgruppen der 18 bis unter 30-Jährigen auf. Trotz seiner dichten Bebauung ist eine gute Ausstattung mit vorwiegend öffentlichen Grünflächen anzutreffen. Insgesamt präsentiert sich Witten-Mitte als ein vielfältiger Wohnstandort mit verdichteten Wohnblockstrukturen, mit städtischen ebenso wie mit garten- und landschaftsbezogenen Wohnformen und dadurch geprägten unterschiedlichsten Wohnqualitäten. Vorteile des innenstadtnahen Wohnens bieten wohnungsnahe Einkaufmöglichkeiten sowie vielfältige Kultur-, Gastronomie- und Dienstleistungsangebote. Ein Großteil aller Einzelhandelsbetriebe sind in Witten Mitte angesiedelt.

Bommern gehört zu den „Senioren“ der Stadtteile. Dazu tragen sicherlich die in Bommern gelegenen Altenwohn- und Pflegeheime bei. Bommern ist ein beliebter Wohnstandort, der seine Attraktivität aus der reizvollen Lage, der waldreichen Landschaft und der Nähe zum Ruhrtal und zur Ruhr schöpft. Bommern ist flächen- und einwohnermäßig der fünft größte Stadtteil Wittens. Räumlich durch die Ruhr und das Muttental getrennt, hat sich eine starke lokale Eigenständigkeit in Bommern entwickelt. Die „Neue Mitte“ im Bommerfelder Ring hat sich zu einem Nahversorgungszentrum mit guter Einzelhandelsausstattung entwickelt. In der Nähe sind ebenso Einrichtungen der sozialen Infrastruktur, wie Kindergärten und Schulen zu finden. Die Siedlungsbereiche Bommerns liegen in unmittelbarer Nähe zum landschaftlich reizvollen Naherholungsraum. Der Ruhrtalradweg ist eine Fuß-, Radwege- und Grünverbindung entlang der Bahntrasse der Museumsbahn. Bedeutende touristische Attraktionspunkte befinden sich mit der Zeche Nachtigall und dem Schloss Steinhausen im Geotop Muttental.

Heven gehört nach Mitten-Mitte, Annen und Herbede zu den einwohnerstarken und auch „jüngeren“ Stadtteilen Wittens. Die Nahversorgung wird in Heven mit zwei Schwerpunktbereichen für den Einzelhandel abgedeckt. Heven präsentiert sich als heterogenes Gebilde aus sehr verschiedenen, durch Freiräume voneinander getrennten Ortsteilen. Während im Ortsteil Heven-Süd bevorzugte Wohnlagen in der Nähe zur Ruhr zu finden sind, wird der nördliche Bereich am Hellweg durch eine Mischung verschiedener Wohnformen und deren Nähe zu Sport-, Bildungs- und Versorgungseinrichtungen gekennzeichnet. In Heven-Ost ist die unmittelbare Nachbarschaft zur Innenstadt zu spüren. Heven wird westlich durch den Kemnader See mit seinen vielfältigen Sport- und Freizeitangeboten begrenzt. Die verkehrstechnisch gute Anbindung an die A43 macht Heven als Wohnort für Pendler interessant.

Herbede ist der flächenmäßig größte und gemessen an der Einwohnerzahl nach Witten-Mitte und Annen der drittgrößte Stadtteil Wittens. Der Altersdurchschnitt liegt über dem der Gesamtstadt. Die hohe Anziehungskraft als Wohnstandort resultiert aus der Nähe zu ausgedehnten, waldreichen Freiräumen und der Nähe zum Kemnader See mit den damit verbundenen vielfältigen Angeboten zur Freizeitgestaltung. Herbede verfügt über ein Stadtteilzentrum mit übergeordneter Versorgungsfunktion für den gesamten Stadtteil. Ebenso sind eine eigene gewerblich-industrielle Basis mit langer Standorttradition und eine gute medizinische Versorgung durch ein eigenes Ärztezentrum gegeben. Aufgrund der verkehrstechnisch guten Erschließung durch die A43 mit zwei Anschlussstellen, der guten Anbindung an die Nachbarstädte Bochum und Hattingen und der Nähe zur Ruhr-Universität Bochum ist Herbede ein interessanter Wohnstandort.

Stockum ist der kleinste der sieben Wittener Stadtteile. Umgeben von freier Landschaft mit weiten Sichtbezügen hat sich der Stadtteil seine dörfliche Identität bis heute bewahrt. Mehr als 60% der Fläche Stockums werden landwirtschaftlich genutzt. Das Durchschnittsalter liegt über dem gesamtstädtischen Durchschnitt. Aufgrund der Nähe zu den Erholungsräumen und der guten Infrastrukturausstattung und Versorgungssituation ist Stockum ein attraktiver Wohnstandort. Die günstige Anbindung an den Fernverkehr (A44 und A45) macht Stockum insbesondere auch für Pendler als Wohnstandort interessant. Stockum weist nur eine geringe Anzahl gewerblicher Arbeitsplätze auf. Gewerbliche Nutzungen konzentrieren sich auf das im Süden Stockums gelegene Areal Bebbelsdorf und einzelne Betriebe an der Hörder Straße.

 

Rüdinghausen ist aufgrund der Nähe zum Landschaftsraum und zu attraktiven Naherholungsgebieten ein beliebter Wohnstandort. Einwohnermäßig ist Rüdinghausen neben Stockum einer der beiden kleinsten Wittener Stadtteile, von der Fläche her rangiert Rüdinghausen vor Bommern, Heven und Stockum. Fast 80% aller Häuser in Rüdinghausen sind Ein-und Zweifamilienhäuser mit eigenem Garten. Die Siedlungsstruktur im Ardey ist durch eine Vielzahl von Streusiedlungen gekennzeichnet. Diese bieten eine besondere Wohnqualität in topografisch reizvoller Landschaft. Rüdinghausen ist heute ein bedeutender Gewerbestandort mit vielfältigen Betrieben und einer guten Anbindung an die Autobahnen A44 und A45. Im Unterschied zu anderen Stadtteilen verfügt Rüdinghausen nicht über ein ausgeprägtes Stadtteilzentrum, in dem die wichtigen Infrastruktur- und Versorgungseinrichtungen konzentriert sind. Eine Besonderheit im Stadtteil ist der Rheinische Esel, eine Fuß-, Radwege- und Grünverbindung auf einer ehemaligen Bahntrasse, die sich von Ost nach West durch Rüdinghausen zieht.

 

Annen. Die Entwicklung des Stadtteils ist das Ergebnis rasanter Veränderungen in den letzten 150 Jahren von einer kleinen Bauernschaft zu einem modernen Industriestandort. Die alte Dorflage befand sich an der heutigen Straße „In den Höfen“. Mit Beginn des Bergbaus Anfang des 19. Jahrhunderts kam der für die Stadtentwicklung entscheidende Bahnanschluss im Jahr 1848, in dessen Gefolge sich Zechen, Glasfabriken und Stahlwerke ansiedelten und einen neuen Ortskern am Bahnhof entstehen ließen. Annen ist nach Witten-Mitte der bevölkerungsstärkste Stadtteil. Er ist einer der „jüngeren“ Stadtteile. Das Technologiezentrum und Universität zeigen den Aufbruch des Stadtteils in das Dienstleistungszeitalter. Als Wohnstandort ist Annen vielfältig. Im Stadtteil befinden sich garten- und landschaftsbezogene ebenso wie städtisch verdichtete Wohnformen. Das Versorgungszentrum Annen bildet das zweitgrößte städtebaulich integrierte Versorgungszentrum im Stadtgebiet. Eine Sonderrolle nehmen die Verbrauchermärkte entlang der Westfalenstraße ein, deren Einzugsbereiche weit über den Stadtteil hinausgehen.

Witten historisch

Schon die Menschen der Vorzeit kannten Straßen und Wege, die zwar wenig vorbereitet aber sie benutzten sie. So zogen schon die Bandkeramiker aus dem Donauraum rheinaufwärts durch das Ennepetal in unseren engsten Lebensraum an der Ruhr. Wie die Wanderwege, so sind die Handelswege aus Bodenfunden noch festzulegen. Auf „Bernsteinstraßen“ wanderte Ostsee und Nordseebernstein von Volk zu Volk bis über die Alpen. In Asciburgien (Duisburg) und dem Hellweg berührte eine Bernsteinstraße unseren Heimatraum. Ein in Vormholz gefundenes Kupferbeil weist darauf hin, dass die in Troja ausgegrabenen kupfernen Flachbeile den im Norden gefundenen aus dem Zeitraum zwischen 2500 und 2000 v. Chr. entsprechen, deren gemeinsames Herstellungsland vermutlich Ungarn war. Durch diese wenigen Beispiele soll nur gezeigt werden, dass in dieser vorgeschichtlichen Zeit Wege und Straßen bestanden haben. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass die Hauptverkehrs- und Völkerstraßen durch Seitenstraßen untereinander verbunden waren. Ein aus mehreren 100 römischen Goldmünzen bestehender Fund aus Dortmund am Westenhellweg ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig. Von den Marschwegen der Römer interessieren hier in erster Linie der Weg Düsseldorf-Hohensyburg-Massen-Hellweg und der Hellweg von der Ruhrmündung über Dortmund bis Soest. Wie die Römer benutzten auch die Franken im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. die alten Hellwege, legten aber auch neue an. Auf seinem zweiten Zug ins Sachsenland zog Karl der Große von Werden ruhraufwärts zur Sachsenburg, der heutigen Hohensyburg Ein der Zeit entsprechend gut ausgebautes Straßennetz durchzog in der Karolinger Zeit Deutschland bis zu Elbe.

 

Über den Zustand der Straßen gab es nichts Gutes zu berichten, sie waren katastrophal. Das alles erklärt auch, weshalb die Siedlungen, bestrebt waren, die Straßen möglichst weit vom Ort vorbeizuleiten. Die wahrscheinlich älteste Landstraße bei Witten, die Ardeystraße, führte in ihrer ganzen Länge an Witten vorbei und erhielt erst später einen passablen Eingang in den Ort im 18. Jahrhundert. Der ehemalige Oberpräsident von Westfalen, v. Vinke, nennt einmal voller Bosheit eine größere Stadt in unserer nächsten Nachbarschaft, gemeint ist wohl Dortmund, die noch 1788 die Ablenkung einer Wegelinie erzwang. Er schrieb 1816: „In den Kunststraßen sieht jeder ein großes Übel, das er von sich fernhalten will.“ (Kunststraße war der deutsche Ausdruck für Chaussee, Chaussee ist die veraltete Bezeichnung für eine gut ausgebaute Landstraße.) Ein zweiter Grund aber für die fast systematische Erhaltung des schlechten Straßenzustandes war der Verdienst. An zerbrochenen Achsen, Rädern, umgeworfene Wagen, dem dadurch erzwungenen Daueraufenthalt der Reisenden und das Vermieten von Pferden für den Vorspann wurde nicht schlecht verdient.

 

Im 18. Jahrhundert brach eine neue Zeit an. Die ganze wirtschaftliche Entwickelung drängte nun dahin, endlich gute Wege durch den Bau von Kunststraßen zu schaffen. Da nichts dergleichen geschah, wurde von der Königlichen Regierung eine Wegeordnung für die Grafschaft Mark erlassen. Nach dieser Wegeordnung sollten alle Ortschaften verbindende Straßen 24 bis 48 Fuß breit angelegt werden und weniger wichtige eine Breite von 12 bis 16 Fuß erhalten. Die Straßendecke sollte gewölbt sein, damit das Regenwasser abfließe. Man begnügte sich jedoch damit, die an den Seiten für Gräben ausgeworfene Erde auf die Mitte der Fahrbahn zu werfen und zu Planieren. Die Verordnung legte weiter die Reparaturen, Anbringung von Handweisern, das Pflanzen von Bäumen, die Beaufsichtigung der Straßen sowie Rechte und Pflichten der Anlieger im Einzelnen fest. Für die unzulängliche Art dieser Straßen bietet die Gahlensche Kohlenstraße ein Beispiel. Sie war nach kurzer Zeit durch Kohlenfahrzeuge ruiniert und unbrauchbar. Bald nach dem Tode Friedrich des Großen kam endlich der Wandel. Den ersten Anstoß zum Bau moderner Kunststraßen gaben im Jahre 1788 Freiherr von Stein, Geheimrat Liebrecht und der erste Oberpräsident von Westfalen, von Vinke. Muster und Vorbild fand man in der französischen Chaussee. Sie hatten bereits eine 100jährige Erfahrung, denn bereits im Jahre 1789, als man in der Grafschaft Mark mit dem Kunststraßen begann, besaß Frankreich schon 5.ooo Meilen Chausseen. Als aber der Anfang gemacht worden war in der Grafschaft Mark, war in wenigen Jahrzehnten ein Straßennetz geschaffen, das vorbildlich war für ganz Deutschland. Die erste Straße mit modernem Ausbau wurde die vielleicht älteste, bestimmt aber die wichtigste im Wittener Raum, die Ardeystraße. Sie wurde von 1788 bis 1794 als Kunststraße ausgebaut und verband das Ruhrgebiet mit dem Erzgebiet des Siegerlandes. Sie lief von Steele über Bochum, berührte am Crengeldanz Witten und führte dann weiter über Herdecke - Hagen - Meinerzhagen nach Siegen, in späteren Jahren nach Frankfurt. Sie bekam den Namen „Frankfurter Straße“. Am Crengeldanz zweigte sie über Langendreer und Castrop ins Münsterland und über Stockum, Brüninghausen, Hörde Unna in das Hellweggebiet ab. Aus dem bis heute erhaltenen Namen „Hellweg“ können wir schließen, dass vom Crengeldanz ein vierter Abzweig über die Krone nach Hattingen führte. Am Crengeldanz hatte sich seit früher Zeit dieser wichtige Knotenpunkt gebildet. Der Crengeldanz war für Witten das Tor zu Welt. Der Wittener Freiherr v. Reck hat das Tor vom Dorf zum Crengeldanz geöffnet. Mehr noch, er hat ein Teil des Verkehrs vom Crengeldanz durch die Dorfmitte nach dem Süden ins Bergische Land und ins Rheinland mit der Metropole Köln geleitet. Gerhard von der Reck (gest. 1747) baute eine Verbindungsstraße vom Crengeldanz durch Witten und Bommern zu der seit alter Zeit bestehenden Landstraße in Bergische Land. Auf der Wittener Seite schuf nun Gerhard von der Reck einen neuen Straßenverlauf. Die kaum zu benutzenden Schlucht, „Tiefer Weg“ genannt, ließ er bestehen, weil sie direkt in die Dorfmitte führte (Johanniskirche). Vom Röhrchen leitete er die neue Straße hart an seinem Schloss vorbei. Der Schlossberg wurde durchbrochen und der Schlossgarten vom Hause getrennt. Über das Gelände der Schlossmühle (Fa. Bredt, heute Café de Sol) führte die Straße direkt auf die Ruhrfähre zu, die er ebenfalls erneuerte.  Damit wurde innerörtlich ein neuer kurzer Verbindungsweg zwischen Witten und Bommern geschaffen, überörtlich aber wurde der Crengeldanz und darüber hinaus der Hellweg und das Münsterland über Witten mit dem Bergischen Land verbunden. Das war zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Natürlich entsprach die Bauart der damaligen Zeit. Erst 1799 - 1800 wurde die Straße chaussemäßig ausgebaut, also in gehöriger Breite und mit Steindecke versehen. Im Zuge des Neubaus wurde der „Tiefe Weg“ (Breitestraße) gleich mit ausgebaut. In den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde auch die Elberfelder Straße modernisiert. Hier wurde auf Vinckes Veranlassung sogar der Verlauf geändert. Der steile Aufstieg an der „Alte Straße“ wurde durch eine Umleitung am Denkmal, bei Sandkühler und am Friedhof vorüber lahmgelegt. Die „Alte Straße“ sank zu einem Nebenweg herab. Im Ganzen betrug nun die Länge der aus- und umgebauten Hauptkohlenstraße 19 km. Für den Umbau wurde die Summe von 31.546 Reichstalern gezahlt. In einem Bericht des Oberbergamtes Dortmund aus dem Jahre 1826 wird von ihr gesagt: „Sie ist die befahrenste Straße im ganzen Staate“. Weil sie die meist befahrene Straße zu Beginn des 19. Jahrhunderts war bekam sie den Namen „Hauptkohlenstraße“. Auf sie mündete eine ganze Reihe Nebenkohlenstraßen, wie Schlehbuscher Straße, Vogelsanger Straße und Herbeder Straße. Von 1815 bis 1844 lag der Straßen und Wegebau in den Händen des Freiherrn von Vinke. Im Jahre 1867 entstand die Herbeder Straße, die Chaussee Witten - Wetter wurde von der Stadt Witten aufgekauft und im Jahre 1842 dem Verkehr übergeben. Das Wegegeld, das für verschiedene Straßen gezahlt werden musste, wurde von den Franzosen 1810 endgültig abgeschafft. Die Verkehrsverhältnisse an der Herbeder Straße waren unerträglich geworden. Der Bahnhof der sich oberhalb der Herbeder - Breite Straße zwischen den Schienen befand, musste weichen. Das Bahnhofsgebäude an der jetzigen Stelle wurde 1901 gebaut und der Güterbahnhof an die Gasstraße verlegt und zum Sackbahnhof umgewandelt, weil er tiefer lag als der übrige Bahnhof. Die Herbeder Straße wurde erheblich tiefer gelegt und mit einer Unterführung versehen. Die zweite Unterführung zum Güterbahnhof wurde 1903 fertig, wurde aber 1959 zum Rheinischen Bahnhof Witten Ost verlegt.

 

An wenigen Beispielen sollen die Zustände in den Straßen der jungen Industriestadt dargestellt werden: Die Augustastraße als Hohlweg „Tiefer Weg“ genannt: Hier versank man nach jedem Regen knöcheltief im Schlamm. Die Johannisstraße wurde in ganzer Breite, bedingt durch den felsigen Untergrund von einem Bach, der Johannespothe überschwemmt, und die Bürger mussten vorsichtig gehen um nicht auszuglitschen. Vor den Bauernhäusern, deren Giebelseiten mit den Deelentüren zur Dorfstraße zeigten, lagen Misthaufen. An abschüssigen Stellen floss die Jauche auf die Straße und vermengte sich mit dem Schlamm.

Kanalisationen gab es nicht. An vielen Stellen befanden sich Dorfteiche. Der bekannteste lag am Markt, in dem Winkel zwischen Haupt und Bahnhofstraße. „Wo Schulten Saudiek was, is nu de nigge Rathusplatz ". Hier stand der Schultenhof, danach an gleicher Stelle das Rathaus.

 

Obwohl die Augustastraße und Ruhrstraße als „mustergültige“ Durchgangsstraße durch Witten um 1700 angelegt und ausgebaut wurde, war sie doch durch 100 Jahre dauernd in schlechtem Zustand. Gleich nach der Fertigstellung merkte man: sie war zu schmal gebaut. Weit über hundert Jahre ziehen sich Klagen über den schlechten Zustand hin. Bei schlechtem Wetter war dennoch der furchtbare Schmutz kaum zu durchwaten. In Berichten über die Zollstraße - wie sie damals hieß - liest man Redewendungen wie: „Niemand hatte Lust, in dem grundlosen Wege noch weiter Pferd und Wagen zu opfern,....“ Für den Zustand der schlechtesten Chaussee könnte nur als Entschuldigung dienen, dass ein Mann, nämlich der Besitzer des Hauses Witten, sie ganz alleine unterhalten habe. Aber noch im Jahre 18 70 schickten die Anwohner folgende Eingabe an die Stadt: „Augenblicklich hat der Schlamm und Dreck derartig überhandgenommen, dass man nicht zur anderen Seite kommt, so dass man bereits namentlich bei Borgmann genötigt ist, lange Bretter über die Straße zu legen, um von einem Haus zum andern zu kommen. Nach dieser Eingabe wurde sie in den folgenden Jahren bis 1874 in ganzer Länge bis kurz vor dem Hause Witten gepflastert und kanalisiert. Die im 19. Jahrhundert geschaffenen Straßen in ehemaligem Ackerland und Wiesengelände verlaufen völlig gradlinig, während die alten Dorfstraßen einen krummen oder leicht geschweiften Verlauf nehmen. Zwei kostspielige Unternehmungen beschäftigten durch Jahrzehnte die Verwaltung der Stadt, das waren die Straßenpflasterungen und die Kanalisation. Dazu kamen noch die Bürgersteige und die nächtliche Beleuchtung der Straßen. Die Haushaltspläne der Stadt können deutlich machen, welche ungeheure Arbeit und welchen Kapitalaufwand es erforderte, um das „Sauloch“ Witten in ungefähr 50 Jahren in den Ruf einer der saubersten und gepflegtesten Städte Deutschlands zu machen.

 

Bommern

Es ist ohne weiteres zu verstehen, dass sich der Kernpunkt der Gemeinde an der Ruhr gebildet hat, denn die ersten Siedler, die Kelten und auch unsere germanischen Vorfahren, trieben Ackerbau und Viehzucht, wozu die fruchtbaren Terrassen des „Bommerfeldes“ und das an Graswuchs reiche Ruhrtal die besten Vorbedingungen boten. Im Dorfe, als dem eigentlichen Mittelpunkt der Gemeinde befinden sich deshalb auch die meisten öffentlichen Gebäude, so das Amtshaus, die Evangelische und Katholische Kirche, das Postamt, mehrere Schulhäuser und die Turn- und Lesehalle. Wandert man nun vom Kriegerdenkmal, dem Endpunkt der Westfälischen Straßenbahn, nach Süden, sei es über die Alte oder neue Straße, so kommt man nacheinander durch die anderen Hauptteile der Gemeinde, durch die Bommeregge und das Bommerholz, die ehemalige Bommersche Mark. Bommerholz und Bommerege liegen zwischen zwei lieblichen Seitentälern der Ruhr, dem Elbschetal und dem Muttental. Die Gemeinde endet am „Knieb“. Die Gesamtlänge Bommerns von der Ruhrbrücke bis zum Knieb beträgt etwa 7,5 km, die Breite wird sich zwischen 2 und 3 km bewegen. Bommern gehört politisch zum Landkreise Hagen und bildet seit seinem am 1. April 1895 erfolgtem Ausscheiden aus dem Amte Volmarstein ein eigenes Amt. Zu der Stadt Hagen aber hat es gar keine Beziehungen. Umso ausgeprägter sind sie zu Witten.


Bommern geschichtlich

Bei einem kurzen Gang durch die Geschichte der Gemeinde führen und schon die verschiedenen Deutungen des Namens Bommern in die graueste Vorzeit hinein. Hier ein paar Beispiele. Der Name lautete bis ins 1500 Jahrhundert Bodenburion, Bodenberen (berne, born) das ist Wodansborn. Im 12. Jahrhundert schenkte Folkmar dem Kloster Werden 1 Schilling Rente zu Bodenburion. Stift Herdecke besaß in Budenbern (Buden -, Bodenborne ) wohl schon im 13. Jahrhundert vier Erben, nämlich Ruremanhus by de Brüggen, Cleyfmansgut, dat gut dar Nedene, dat gut thor Rumenie und dy hove op me Brinke. Eines ist jedenfalls sicher, dass es sich bei Bommern um uralte Siedlungsgebiete germanischer Stämme handelt, mögen es nun die Sigambrer oder die Brukterer gewesen sein. Auf den alten Heerstraßen, die vom Rhein in die Täler der Ruhr und ihre Nebenflüsse führten, haben die Tritte römischer Legionen auch unseren Boden zerstampft, auch die brandenden Fluten der Völkerwanderung werden ihn nicht unberührt gelassen haben. Die ältesten Urkunden weisen wohl auf Kloster Werden oder Stift Herdecke hin. Besonders ersterem waren ja viele Siedlungen und Höfe abgabepflichtig. Neben dem persönlichen Eigentum kannten die Germanen ein allen Markgenossen gemeinsames Besitztum, das Almend, die Gemeinheit oder die gemeine Mark. Über die gemeinsame Benutzung dieser Mark durch Holzung, Jagt, Fischfang, und Weide Bestanden bis ins einzelne gehende Bestimmungen und Gesetze, über deren Beachtung ein Holzgericht zu wachen hatte, und deren Übertretung bestraft wurden. Die Bommersche Mark lag im Gebiete des Bommerholzes. Sie wurden wie die Marken der benachbarten Gemeinden in den Jahren 1776 - 79 unter den Anteilberechtigten aufgeteilt. Doch hat sich die wirkliche Teilung noch Jahrzehntelang hingezogen. Auf die Geschichte unserer Gemeinde, wie sie der Lauf der Jahrhunderte in guter und böser Art gestaltete. Es ist ein Schuldenverzeichnis aus den Jahren 1645 / 46, aus dem wir ersehen, dass in Bommern von einundzwanzig zwei vollständig wüst lagen.


Auf dem Ruhrmannshof lasteten 1400 Taler Schulden, auf Goltenhof 100 Taler und Rosentals-Hof 20 Taler Schulden. Demgegenüber hat Golte auch Forderungen von 50 Talern an Herrn von Stael von Holstein zum Steinhaus und an Grosse-Varney.

 

Der Schuhmacher Johann Bergmann in Bommern erklärt, dass er durch die Kontributionen verhindert ist, den erforderlichen Ledervorrat zu kaufen. Die Witwe Hullmansche hat ein Pferd gekauft, kann aber den Kaufpreis von 21 Talern nicht aufbringen. Die Witwe des Tigges Middeldorf erklärt, dass ihre vier Kühe Eigentum ihrer Schwester seien. 

 

Über die Zeiten des Siebenjährigen Krieges kommen wir in die Unglücksjahre von 1806 bis 1813 und in die Freiheitskriege. Bommern gehörte wie die ganze Grafschaft Mark, zum Großherzogtum Berg. Unsere Altvorderen waren Ackerbauern und Viehzüchter, Berufe, zu denen die Bodenreform einlud. Eine Änderung brachte in dem jahrhundertealten Verlauf dieser Dinge das Auffinden der Steinkohle, wie denn ja die schwarzen Diamanten eine grundstürzende Umwälzende auf allen Gebieten menschlicher Betätigung hervorgebracht haben. Auch in Bommern fand man Steinkohlen, und diese Steinkohlen waren besonders den Markenköttern des Bommerholzes willkommen. Diese Markenkötter hatten nämlich Stücke der der aufgeteilten Mark zu Siedlungszwecken erhalten, die aber nicht so groß waren, dass nicht noch Zeit zu lohnender Nebenbeschäftigung verblieben wäre. Dazu bot das Schürfen nach Kohlen die willkommenste Gelegenheit. Natürlich zeigte sich die Kohlenförderung anfänglich in den allereinfachsten Formen, indem jeder da, wo ein Flöz zutage trat, einen Stollen in Betrieb setzte und auf eigene Faust Kohlen hackte, wie sich denn diese Urform des Kohlenbergbaues noch einmal im Notjahre 1923 zeigte. Aber bei wachsender Ausbreitung zeigte sich bald die Notwendigkeit einer staatsgesetzlichen Regelung, und schon im Jahre 1760 erließ Friederich der Große eine Bergordnung.  Zahlreiche Zechenanlagen, zeugten von dem rasch aufblühenden Bergbau. Wie die Förderung vollzog sich der Abtransport anfänglich auf einfache Weise, einmal durch die damals noch in Blüte stehende Schifffahrt und zum andern durch Pferd und Karre zum benachbarten Wuppertal hin. Noch waren die Spuren dieser alten Kohlenbahn vorhanden, bis dann im Jahre 1874 die Ruhrtalbahn erbaut wurde und die Schifffahrt zum Erliegen brachte. In dem Maße aber, als die großen, modernen Zechen nördlich der Ruhr entstanden, kamen die Zechen Bommerns und seiner Nachbarschaft zum Erliegen. Als letzte erlitt dieses traurige Schicksal die größte der Bommerschen Schachtanlagen, „Vereinigte Bommerbänker Tiefbau", die im Jahre 1906 stillgelegt wurde. Abgesehen von einigen kleinen Werken kann man in Bommern kaum noch von Industrie sprechen.

 

Um die Jahrhundertwende wurde die Westfälische Straßenbahn bis zum Denkmal gebaut. Ungefähr mit dem Bau der Straßenbahn kam das elektrische Licht nach Bommern, aber erst seit 1922 können sich die abgelegenen Teile des Segens der dieser Beleuchtung erfreuen. Zur Entlastung des Postamtes wurde im Jahre 1892 die Postagentur Bommerholz errichtet. 

 

Die evangelische Kirchengemeinde ist eine Tochter Wengerns. Die Muttergemeinde ist eine der ältesten unserer Heimat. Wird doch schon im Jahre 1264 von einer Instandsetzung der Kirche berichtet. Am Sonntag Rogate 1543 vormittags 11 Uhr, nahm die ganze Gemeinde unter ihrem Geistlichen Hildebrand Schluick das Abendmahl beiderlei Geschlechter. In den wilden Zeiten des Dreißigjährigen Krieges hatte auch Bommern unsägliche Leiden zu erdulden. Gelegentlich eines Einfalles der Spanier wurde der Sohn des Pfarrers Fabricius tödlich verwundet. Im Pestjahre 1636 blieben Bommerns Bewohner aus Furcht vor Ansteckungsgefahr dem Gottesdienst fern. Da kam ihnen der damals neunzigjährige Pfarrer Fabricius bis zur Deipenbecke entgegen und Predigte unter freiem Himmel. Ein schlichter Stein erinnert heute noch an diese mutvolle Tat.

 

Aus dem alten Wengerschen Pfarrhause stammt auch Henriette Davidis, dessen Rezepte sie auf Gut Frielinghausen in Bommern ausprobiert hat. Auf sinnvolle Weise hat die Eisenbahnverwaltung ihr Andenken dadurch geehrt das sie eine alte Herdplatte in die Unterführung der Eisenbahnstrecke Witten -Schwelm, eingelassen hat. Es mag nun noch kurz der Ereignisse gedacht werden die zur Trennung Bommerns von Wengern gedacht werden, und zu einer eigenen Kirchengemeinde führten. Der Hauptgrund war wohl das durch die aufblühende Industrie herbeigeführte Wachstum der einzelnen Gemeinden. Im Jahre 1872 war eine Erweiterung der Kirche geplant. Silschede hatte aber den Plan eines eigenen Kirchenbaus gefasst und ließ sich die eingezahlten Gelder zurückzahlen. Zwischen Bommern und Wengern entstand nun ein langwieriger Streit, der bis zum Landesbischof ging und 1886 etwa zweihundert Einwohner Bommerns aus der Landeskirche austraten. Die Kirchenbehörde willigte jetzt ein dass der neue Hilfsprediger seinen Amtssitz in Bommern erhielt und schon 1887 fanden die ersten Gottesdienste im Brinkhofschen Saale statt. Im Jahre 1890 wurde die Kirchengemeinde gegründet, 1893 die neue Kirche eingeweiht. Den beiden Kirchengemeinden Bommern und Wengern zusammen gehörte zusammen das Lutherhaus, eine Stiftung der Witwe Reese auf Haus Buschey, errichtet im Lutherjahre 1883. Die Katholischen Bürger gehörten zur Kirchengemeinde Witten.

 

Die erste einklassige Schule, das Schülchen genannt (die Grotesche Besitzung) ob die Inschrift 1724 auf das Gründungsjahr hinweist mag dahingestellt sein. An seiner Stelle trat 1829 die siebenklassige Schule. Zum System gehört das 1898 errichtete Gebäude in der Nähe des Bahnhofes. Die Kinder von Bommerholz gingen bis 1859 nach Durchholz zur Schule. Dann wurde ein eigenes Gebäude errichtet, dem im Jahre 1895 ein zweites folgte, das wieder im Jahre 1908 einen Ausbau erhielt.

 

Steinhausen

Ein alter Rittersitz, so malerisch auf einem Ruhrfelsen gelegen, dass er den alten Geschichtsschreiber von Steinen zu einem poetischen Erguss veranlasst hat. Die ältesten Besitzer sind wohl die Herren von Witten gewesen. Im Jahre 1434 ist er zerstört worden. Nach seiner im Jahre 1895 erfolgten Trennung vom Amt Volmarstein bildet Bommern einen eigenen Amtsbezirk, dessen erster Amtmann Albert Oberste Frielinghaus war. Er starb am 27. September 1914 in Belgien den Heldentod.

 

Heven

Die heutige Bedeutung und das heutige Gesicht Hevens lassen sich nur dann erklären, wenn wir die geschichtliche Entwickelung dieser „Kleinlandschaft“ verfolgen können. Dabei stoßen wir jedoch auf eine Schwierigkeit.
Es gibt so gut wie keine weit in die Jahrhunderte zurückreichende Aufzeichnung über den Ort. Gesicherte Ergebnisse finden wir erst in der Urkatasterkarte aus dem Jahre 1823. Aber diese Schwierigkeit ist nur scheinbarer Natur. Wir wissen aus der Landesforschung, dass sich die Struktur des bäuerlichen Besitzes im Wesentlichen erst seit der Markenteilung zur Zeit Friedrichs des Großen zu ändern beginnt. Eine grundlegende Wandlung beginnt erst mit der immer rascher um sich greifende Industrialisierung, die etwa mit dem Jahre 1850 einsetzt, und die für unser Gebiet erst in den letzten Jahrzehnten zu einer gewissen Neuordnung des Raumes geführt hat. Die Entwickelung selbst ist auch heute voll im Fluss. Wenn wir also mit der Beschreibung Hevens im Jahre 1820 beginnen, so erhalten wir immerhin noch einen Einblick in einen Ort, der rein landwirtschaftlich orientiert war und dessen Struktur sich gegenüber der Agrarstruktur des ausgehenden Mittelalters noch nicht wesentlich verändert hatte. Der Ortsteil Heven hat eine recht eigentümliche Lage. Er gleicht  in großen Zügen einer Halbinsel, einer Erhebung, die an drei Seiten von tieferliegenden Gebieten umschlossen ist. Es sind dies die Tal-Aue der Ruhr und die des Oelbaches. Dieser Talboden wird an seiner Ostseite von einem Terrassensystem begleitet, auf dessen unterster Terrasse sich das Dorf Heven befindet. Über diesen Terrassen können wir den alten Prallhang der Ruhr verfolgen, dem etwa der Steinhügel folgt. Noch weiter östlich, etwa auf der Höhe des Ehrenmals nach Norden bis in die Gegend der Hevener Mark verfolgen lässt. Diese Verebnungsfläche ist ebenfalls eine alte Terrasse der Ruhr, und mit einer Höhe von 30 m über der Ruhr gehört sie zu dem gleichen Terrassensystem dem auch der Hohenstein angehört.

 

Unter allen Faktoren, die am Aufbau der Kulturlandschaft mitgewirkt haben, spielt der Zeitpunkt der ersten Besiedelung können wir nur Vermutungen anstellen, über der ersten Besiedelung Hevens können wir nur Vermutungen anstellen.  Als Anhalt dient in erster Linie die Flurnamenforschung. Betrachten wir einmal die Flurnamen, wie sie das Meßtischblatt Bochum in der Ausgabe von 1894 nennt. Es sind nur wenige: Heven, Wannen, Espey, Kleff, Knapp, Dörtwinkel, In der Mark, Im Bredde, Am Steinberg, Auf dem Rüggen, Auf dem Hee, Wedosten , Hilgenloh, Wieskamp, Esch. Für den Namen Heven kann keine geographische Deutung vorgenommen werden. Mit der Besiedlung setzte gleichzeitig die Umgestaltung der Naturlandschaft zur Kulturlandschaft ein. 

 

Zur Besiedelung ist wenig zu sagen. Erst ab 1846 gibt es eine Beschreibung des Bergbaues: Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde der Bergbau bestimmender für die kleinen Gemeinden an der Ruhr. Für Heven ist er vor allem mit dem Namen der Zeche „Helena“ verbunden. In den Akten des Bergamtes Witten wird „Helena“ erstmals 1846 als zum Revier östlich Witten gehörend erwähnt. Am 30.7. 1851 hören wir von der vereinigten Zeche „Urbanus und Helena". „Helena“ scheint um diese Zeit ein völlig unbedeutender Schacht gewesen zu sein. Im Mai 1846 wird die Gesamtjahresförderung mit 93.282 t und die Gesamtbelegschaft mit 128 Mann angegeben. 1860 finden wir eine Aktennotiz, dass der Bahnanschluss der Zeche „Helene“ in Kürze fertiggestellt sein werde.

 

Herbede

Wie alt ist Herbede

Wann wird Herbede zum Male urkundlich erwähnt? Zu den ältesten schriftlichen Nachrichten, die über unsere Heimat berichten, gehören die Heberegister des alten Klosters Werden an der Ruhr, dass zwischen 693 und 699 gegründet worden ist. Diese Heberegister, die ungefähr um das Jahr 1150 entstanden sind und die Zeit von etwa 850 bis zu diesen diesem Jahr umfassen, enthalten ein Verzeichnis der Höfe unserer engeren Heimat mit genauer Angabe der Abgaben, zu denen sie dem Kloster verpflichtet waren. Die Höfe hatten die Abgaben, an die Oberhöfe zu liefern, die sie dann an den Haupt hof weiterleiteten. Als Oberhöfe kamen für unsere Gegend zunächst die Höfe Halter und Schöpplenberg in der Waldbauerschaft in Frage. Leider finden sich keine Zeitangaben, sodass ein Hof ebenso gut schon 850 oder 1150 bestanden haben könnte. So haben wir für Herbede keinerlei Anhaltspunkte für sein Alter. In der zuletzt 1923 bearbeiteten Ausgabe des Buches von Gustav Natorp „Ruhr und Lenne“ heißt es: Man sieht es dem Orte Herbede nicht an, dass er zu den ältesten gehört. Herbede wird aber schon in einem Werke aus dem 9. Jahrhundert erwähnt. Damals wurden die Gebeine des Hl. Vitus von St. Denys in Frankreich nach Corvey gebracht. Unter dem Volke, das bei dieser Veranlassung von Westfalen herbeiströmte, um den Heiligen um den Heiligen anzubeten, wird auch ein krankes Weib aus „Heriberddiu“ genannt, das vollständig geheilt wurde. Diese Geschichte hat aber einen Haken. Liest man die erwähnte lateinische Schrift Genau durch so findet man kein Wort von der geheilten Frau, auch das Wort Heriberddiu sucht man vergeblich. Herbede ist also nicht im Jahre 836 urkundlich erwähnt. Nun wird auf den Brief eines Bergischen Forschers hingewiesen der in dem Urkundenbuche der Freiherrn von Elverfeldt abgedruckt ist. Es werden auch Stellen angegeben, die von Herbeder Abgaben reden. Wichtig ist der Anfang des Briefes. Er lautet: „Ein Herbede wird schon sehr früh erwähnt. „In der Translatio S. Alexandri bei Pertz Monumenta germania ll kommt es unter dem Namen Heriberddiu vor. Diese Schrift gehört dem 9. Jahrhundert an." Da hören wir von einer neuen Translatio, nämlich von der des Hl. Alexanders, der Briefschreiber gibt auch gleich an wo wir den Abdruck dieser lateinischer Schrift finden, nämlich in den Monumenta Germania historica oder den Geschichtsschreibern der deutschen Vorzeit, dessen Herausgabe in Zahlreichen, umfänglichen Bänden auf den Freiherrn v. Stein zurück geht. Er gründete 1819 die „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“ und bereitete mit ihr die Herausgabe des größten deutschen Quellenwerkes vor, dessen erster Band 1826 erschien. In einem dieser Bände findet sich auch die erwähnte Translatio S. Alexandri. Es gibt eine ganze Anzahl Heiliger mit dem Namen Alexander. Hier handelt es sich um einen Sohn der Hl. Felicitas von dem im Jahre 851 Reliquien auf Bitten Kaiser Lothars l. als Gabe Papst Leos lV nach Wildeshausen gelangten. In dem Bande der Monumenta finden wir verzeichnet, dass die Überführung im Jahre 851 stattgefunden hat Wenn nun im gleichen Jahre sich die Geschichte der Frau aus Herbede zugetragen hat, so könnte 851 als Jahr der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes gelten, wie es auch in den Bau und Kulturdenkmälern Westfalens Kreis Hattingen geschieht: „Schon 851 wird Herbede als Villa Heriberddiu im Gau Hatterun, im Hatterer Gau genannt.“ Lassen wir nun aber zur Bestätigung und Ergänzung das Staatsarchiv in Münster zu Wort kommen: „Die älteste bekannte Erwähnung von Herbede findet sich in dem Bericht von der sogenannten, Translatio St. Alexandri, d.h. von der Übertragung der Gebeine des heiligen Märtyrers von Rom nach Wildeshausen. Herbede wird somit im Jahre 851 erstmalig in der Geschichte erwähnt.“

 

Aus der Geschichte Herbedes

Die Gesamtheit der Ereignisse, Zustände, und Gestalten, die sich als Geschichte Herbedes darstellen, wird räumlich und begrifflich von drei einander umschließenden Kreisen eingerahmt. Der größte Kreis bezeichnet das alte Kirchspiel Herbede, das sich zugleich mit dem Gerichtssprengel, Herbede genannt, deckt und von Laer bis Sprockhövel und vom Muttenbach bis zum Pleßbach reichend, die Ortschaft Heven und das eigentliche Herbede umfasst. Der mittlere Teil schließt die Markgenossenschaft ein, nämlich die alte Landgemeinde mit ihren beiden Teilen Ost und Westherbede und dem weiten Markengelende, auf dem Vormholz und Durchholz entstanden sind. Der kleinste und am deutlichsten Kreis umrahmt den Reichshofverband Herbede, schlechthin Hof Herbede bezeichnet. Jeder dieser Kreise hat seinen Mittelpunkt in dem Hause Herbede mit seinem Adelsherrn, der die kirchliche, richterliche und wirtschaftliche Obergewalt in dem Gesamtbereich führte. Darum sei das Haus Herbede mit seiner Herrenfamilie zunächst betrachtet. Innerhalb der größeren Kreise, aber abseits von den kleinsten, liegen noch einige Höfe, die wegen der Größe ihrer Besitzungen oder Eigenart ihrer Geschicke eine besondere Rolle in der Geschichte Herbedes spielen, z.b. Haus Hardenstein, Haus ob dem Dieke, Haus in den Dörnen und der Hof Saldenberg, eine ehemalige königliche Domäne, deren Einzelschicksal zum Schluss dargestellt sei. So ergibt sich als Aufriss der Geschichte Herbedes folgendes Bild:

 

Das Haus Herbede und seine Herren
Das Gericht Herbede
Der Reichshof Herbede
 

Das Haus Herbede und seine Herren

Eines der vielen Ritterhäuser an dem mittleren Lauf der Ruhr ragt mit seiner heutigen Gestalt so weit in die Vergangenheit zurück wie das Haus Herbede. Wohl sind die Mauern dem Verfall nahe, wohl ist die Gräfte, die das die Burg umschließende schützende Wasser barg, eingestürzt, aber noch reckt sich an der Nordostecke des Burggrundstückes die Innenburg empor, das Kernwerk der ganzen Anlage, das ehemals auch von der langen schmalen Vorburg durch eine jetzt verschüttete Innegräfte getrennt war. Ein hohes spitzbogisches Tor führte von der Außenwelt in den Hof der Vorburg, an deren Seiten sich einst die Wirtschaftsgebäude hinzogen. Die Innenburg bilden die vier, ehemals drei Flügel, die sich um einen sechs bis acht Meter im Geviert messenden Innenhof schließen. Das ruhrwärts gelegene Gebäude barg die Herrenwohnung, die Queranlage bildete den Sadel, den alten Rittesaal, hervorgehoben durch ein fünfteiliges Hoffenster mit prunkvoller Säuleneinfassung, das an entschwundene Glanzzeiten erinnert. In dem Südwestflügel waren die Verwaltungsräume und die Wohnungen für die Bediensteten untergebracht. An der Stelle des heutigen vierten Flügels erhob sich früher der Turm, der Berchfrit (Bergfried, Burgfried), ohne den eine Burg nicht zu denken war.


Dieses Haus Herbede wurde viele Jahrhunderte von den Rittern von Elverfeldt bewohnt, die mit der Geschichte Herbedes unlösbar verbunden sind. Wer die Burg in dem freundlichen Ruhrtal zwischen Hardenstein und Kemnade erbaut hat und wann der Grundstein gelegt ist, lässt sich vielleicht niemals ermitteln.
Wie in jedem alten Gemeinwesen des niedersächsischen Landes, ob an der Ruhr oder Weser, am Hellweg, in dem Münsterland gelegen, ob ein Herrengeschlecht die Ortsobrigkeit bildete und sich über die ursprünglich freien Bauern die Gewalt aneignete, so wird auch Herbede seinen Richter oder Vorsteher bekommen haben, der die Burg gründete. Er mag den Namen des Ortes angenommen haben, der in der Mitte des 9. Jahrhunderts Heribeddiu hieß. In dieselbe Zeit fallen die Werdener Heberegister, die den Ort erwähnen. In dem Urkundenbuch zu der Geschichte des Geschlechtes der Freiherrn von Elverfeldt, hatte in Heribeddium ein gewisser Sibald an das Kloster zu entrichten: 16 Scheffel Roggen, 16 Scheffel Hafer, 2 Krüge Honig, 2 Modi Mehl und acht Denare als Heriscilling (Heerschilling) abzugeben.


Zwei Jahrhunderte später war der Name schon in derselben abgestumpften Form gebräuchlich wie heutzutage, denn bei Erhard in den regesta historiae Westfalia findet sich aus dem Jahre 1020 bereits die Form Herbette.


Das ursprüngliche Herrengeschlecht mag diesen Namen geführt haben, bis eine andere Adelsfamilie, die Herren von Didinghofen es ablöste Diese sollen die Gerichtsbarkeit in Herbede „bey 400 Jahren besessen und von den Grafen von der Mark zu Lehn getragen haben. Als aber im Anfange des 14. Jahrhunderts Burchard von Elverfeldt, Ritter, Burghalter zu Blankenstein, dasselbe mit einer Erbtochter verheyrathete, hat er im Jahre 1311 den Montag nach Martini von Graf Engelbert von der Mark den Zehnten zu Herbede vor 80 Mark Soistischer Pfeninge, 16 Schillinge (Solidis) auf eine Mark gerechnet, beleget.“ 1313 aber hat er von Engelbert ll. (1308 - 1328) „und dessen Gemahlin Mechtel die Lehnbarkeit des Gerichts Herbede vor 619 Mark gekauft, und also das Gericht als ein freyes Stück (pro libero feudo) an sich gebracht, wie es dann seine Nachfolger noch itzo also besitzen“.


Der Stammbaum der Freiherren von Elverfeldt lässt sich vom Jahre 1138 bis auf den heutigen Tag in ununterbrochener Reihenfolge urkundlich belegen. Die ersten Ahnen des später weitverzweigten Geschlechts waren Stadt oder Edelvögte von Köln, die im Namen des Erzbischofs die Verwaltung führten. Als im 12. Jahrhundert Elverfeldt ein Erzbischöflicher Hof ward, übertrug ihn der Erzbischof einen Zweige des Geschlechts der Stadtvögte als Lehen. Nach der Burg im ,, Elfenfelde ", dem Tummelplatz der lichten, luftigen Geister des Feldes und Waldes, trägt das Geschlecht seinen Namen.


Burchard von Elverfeldt (1305 - 1338) wurde Burgmann der Burg Blankenstein, stand also im Dienste der Grafen von der Mark und kam durch seine Heirat mit der Erbtochter von Didinghofen nach Herbede. Ihm folgten nach der Stammtafel von Aander - Heiden in lückenloser Reihenfolge fünfzehn Generationen. 


Die Ritter und späteren Freiherrn von Elverfeldt hatten das Schultheißenamt des freien Reichshofes Herbede inne, d.h., sie standen nicht nur wirtschaftlich dem Hofe und den Hofesbauern vor, sondern erreichten eine überragende Stellung als Gerichtsherren in dem alten Hofgericht, Land oder Jurisdiktionsgericht, dem Holzgericht der Markgenossenschaft und dem Hofesgericht, als Anführer im Kriege. Der Reichshof Herbede war im Jahre 1019 dem Kloster Kaufungen übertragen worden, dessen Äbtissin ihn weiter verlieh als Afterlehen an die Herren von Elverfeldt. Die Äbtissin von Kaufungen hat seit Wilhelm von Elverfeldt (1455 - 1475) den jedesmaligen Inhaber des Schultheißenamtes belehnt, zuletzt noch im Jahre 1559 jenen Konrad, Schottes Sohn, der das mittelalterliche Faustrecht „Gewalt geht vor Recht“ noch einmal zu verwirklichen gedachte, um sich eine Stellung im Ruhrtal zu errichten, wie sie noch keiner seiner Ahnen sich errungen hatte. Es war eine günstige Zeit für seine Machtbestrebungen. Mit seiner Heirat mit Berta von Vittinghof, genannt Schell, aus Altendorf war er reich geworden. Der Bau des Hoffensters mit dem prächtigen Säulenbau darüber im Renaissancestil, noch heute das Glanzstück der Gesamtburg, sollte wohl den Auftakt bilden für die Pracht, die er zu entfalten plante. Kühn versuchte er, die Zeitlage auszunutzen. Nach der Umwandlung des Klosters in ein Weltliches Schloss war die Abhängigkeit Herbedes erloschen. Ohne Aufsicht eines Oberherren wollte er die Rechte der Bauern an sich reißen, sie zu Untertanen oder Hörigen herabdrücken und nur die Oberheit des Kaisers anerkennen. In ihrer Not wandten sich die Bauern an den Grafen von der Mark, der bei dem Kaiser und dem Reichskammergericht ihre Freiheiten wahrnahm. Konrad musste eine hohe Strafsumme von 850 Talern bezahlen und sich von dem Herzog von Cleve belehen lassen, der die alten Rechte des Klosters erhielt. Der Aderlass am Geldbeutel vernichtete die hochfliegenden Pläne des Herbeder Edelmannes, aber sein unruhiger Geist suchte neuen Händel, und die Verträge mit der Markgenossenschaft und dem 


Hof geben Zeugnis von seinem Machtverlangen, das unbefriedigt blieb. Aber sein Lebenskampf ermöglicht es uns, durch die zu jener Zeit entstandenen Verträge Einblick zu gewinnen in die Rechte der Markgenossen und Hofesleute, der Kirchspiels und Gerichtseingesessenen in Herbede.

 

Das Gericht Herbede

Nach von Steinen gehörte zu den fünf Freigerichten in der Grafschaft Mark auch Herbede. Dieser Gerichtssprengel überschritt die Grenzen der heutigen Gemeinde, da Heven noch dazugehörte, das sich als Kirchengemeinde 1899 selbständig machte und 1921 von Witten eingemeindet wurde. Jahrhunderte lang wird das Freigericht Herbede seine Tagungen an der alten Gerichtsstätte, auf Thiemanns Wiese, unter der Linde abgehalten haben nach den ehrwürdigen Formen, die vom Vater auf den Sohn übergingen. Das anschließende Stimmungsbild soll ein Einblick gewähren in den Verlauf eines solchen „Thinges“. Der Richter und seine Geschworenen hatten Gewalt über das Leben des Angeklagten, und das Urteil wurde sofort vollzogen. Unterhalb der Wiese, auf dem heutigen Marktplatz, stand der Galgen; denn noch heute heißt die Stelle im Volksmund „am Kok“, was überall den Platz bezeichnet wo das erschreckende Wahrzeichen der hohen Gerichtsbarkeit aufgerichtet war. Die freien Männer des Gerichtsbezirks durften am Thinge teilnehmen und bildeten den „Umstand“, weil sie um die Einfriedung standen. Allmählich aber schmolz die Zahl dieser „Standesgenossen“ immer mehr zusammen, da sich die freien Bauern in die Abhängigkeit begaben. Hatte die Kenntnis des Rechtes sich früher von den Eltern auf die Kinder vererbt, so erforderte es nach der Einführung des „Römischen Rechtes“ ein eingehendes Studium, das auf den Hochschulen erfolgte. Der Gerichtsherr stellte einen geprüften Richter an, der mit zwei Standesgenossen das Urteil zu fällen hatte. Im nächsten, dem 18. Jahrhundert, sind es zwei Juristen, der Richter und Aktuarius (Gerichtschreiber) die das Gericht abhalten. Herbeder Richter waren: um 1665 Dr. Heinrich Severin aus Hattingen, um 1740 Justizrat aus Bochum, 1792 Dr. C.F. Davidis, sein Gerichtschreiber war Rautert aus Herbede. Das alte Landgericht hieß im 18.Jahrhundert „Jurisdictionsgericht“. Sein Siegel zeigte das Wappen der Freiherrn von Elverfeldt. Der Gerichtsherr war ja der Freiherr von Elverfeldt, der für dieses Amt von jedem bodenständigen Gerichtseingesessenen zwei Dienste und ein Rauchhuhn verlangte. Das Gericht tagte lange Zeit auf dem Hause Herbede, was ihm aber in einem Vertrage aus dem Jahre 1668 verboten wurde. „Sonsten soll das Landgericht, so vor dießem ahm Tiebaum unter blauem Himmel, nun aber ein Zeithero auffm Hause Herbede gehalten worden, hinfüro nicht mehr im Hause, sondern an einem ohnparteyischen Orth in einem Hause im Dorf gehalten werden“. Diese neue Gerichtsstätte wird das Haus Schellenberg unweit der der Herbeder Brücke gewesen sein, das durch seine alte schöne Form auffällt. Die Berufung ging an die übergeordneten Gerichte in Bochum, dann nach Lüdenscheid und zuletzt an das Clevisch- Märkische Hofgericht in Cleve, später direkt nach Cleve und endlich an das Obertribunal in Berlin.

 

Der Reichshof Herbede

Der Industrie, genauer gesagt der Firma Dittmann-Neuhaus, gehört auch das Haus Herbede, das Wahrzeichen der Geschichte Herbedes, das Kernstück des alten Reichshofes. Nach der lateinischen Urkunde vom 31 Dezember 1019 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Kloster das Gut Herbede. Die Äbtissin des hessischen Klosters Kaufungen südlich von Kassel wird den Grafen von Isenburg mit der Schutzgewalt, der Vogtei mit über die entfernte Besitzung beauftragt haben. Dieser Ritter auf der hochgelegenen Isenburg bei Hattingen, die dort das Ruhrtal beherrschte, hat wahrscheinlich schon die Herren von Didinghofen als Verwalter des Hofes eingesetzt. Einem Arnold von Didinghofen wird 1225 nach der Ermordung des Erzbischofs Engelbert von Köln durch Friedrich von Isenberg der Hof Herbede auf drei Jahre verpachtet. Im nächsten Jahre bestimmt König Heinrich II., dass kein Nachkomme des Grafen Friedrich von Isenburg der Hof Herbede jemals von der Äbtissin zu Kaufungen mit der Vogtei Herbede belehnt werden dürfe. Dieses Gebot wurde nicht befolgt, als im Jahre 1243 Friedrichs Sohn, Dietrich von Isenburg, das Belehnungsrecht zugebilligt erhielt. Ob er dieses Recht ausgeübt hat, lässt sich nicht nachweisen. Im Jahre 1250 beurkundet die Äbtissin zu Kaufungen, dass sie Konrad, dem Sohne Arnolds von „Didinchoven“ ihren Hof in Herbede in Verwaltung gegeben habe. Dann bestätigt der Habsburger Rudolf l., dass die Nachkommen des Isenburgers auf immer von der Belehnung mit der Kaufunger Vogtei Herbede ausgeschlossen sein sollen. Die Schutzgewalt wird der Graf von der Mark ausgeübt haben, denn die Landgräfin von Hessen bittet ihn im Jahre 1304, den Kaufunger Hof zu Herbede gegen die Gewalttätigkeiten Burchards von Elverfeldt zu schützen. Diesem Burchard verkauft Eberhard von der Mark im Jahre 1311 als Burgmannsgut den Zehnten von Herbede für 80 Mark Soester Denare unter der Bedingung des Rückkaufs. Nach zwei Jahren überträgt der Graf von der Mark seinem Burgmann auf Blankenstein die Vogtei des Hofes zu Herbede für 150 Mark die er wieder eingelöst haben mag ; denn im Jahre 1327 verkauft er sie noch einmal für 469 Mark Engelberts Sohn, Adolf von der Mark, beurkundet 1342 dass er, Konrad von Elverfeldt, den Sohn Burchards und seine rechten Erben beiderlei Geschlechts mit der der Vogtei des Hofes Herbede als freies Lehen auf Verlangen belehen will.........


Der freie Reichshof gehörte ab da dem Kloster Kaufungen. Das Vogteirecht ist dem Grafen von der Mark übertragen, der es dem Ritter von Elverfeldt überlässt, der das Schultheißenamt ausübt. Weil die Schultheißen immer wieder versuchen ihre Rechte weiter auszubauen kommt es zu mehreren Verträgen und Aufstellungen der Rechte. Zu dem Hofe und Schultheißenamt zu Herbede gehörten nicht alle Einwohner des Gerichts und Kirchspiels sondern nach einer Aufzeichnung gab es 26 Hofesleute aus dem Gericht Herbede, drei Hofesleute aus dem Gericht Stiepel, acht aus Bochum, einer aus Hoerde. Heute besteht der Hofesverband Herbede nicht mehr. Die Freiherrn von Elverfeldt wohnten schon in der Mitte des 19.Jahrhunderts nicht mehr auf Haus Herbede.

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