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Groß St. Martin, Köln

Mit markantem Vierungsturm und Kleeblattchor prägt Groß St. Martin seit dem Mittelalter das Panorama der Kölner Altstadt. Zur Römerzeit lag das Gelände auf einer Insel im Rhein, die mit einem Lagerhallenkomplex bebaut war. Die Kirche wurde auf und mit den Überresten dieser Hallen errichtet. Der südöstliche Trakt des antiken Gewerbebaus wurde mit seinen Dimensionen zum Maß für den späteren Kirchenbau.

Unter dem Chor von Groß St. Martin entstand nach den Kriegszerstörungen ein beeindruckender Ausgrabungsbereich. Der nahtlose Übergang der Fundamentmauern der römischen Lagerhalle in die Seitenschiffwände der Kirche ist dort bis heute nachvollziehbar. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in den oberen Partien rekonstruierte Kirche stellt ein typisches Beispiel für die Architektur in der Zeit von 1150 bis 1250 im Rheinland dar. Das Innere der ehemaligen Klosterkirche ist heute vor allem von einer imposanten Architektur und gleichzeitig reduzierten Ausstattung geprägt.

 
Groß St.Martin hat eine ähnlich ereignisreiche Geschichte hinter sich wie der Kölner Dom im Hintergrund
Groß Sankt Martin ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen in der Kölner Innenstadt. Die dreischiffige Basilika mit ihrem kleeblattförmigen Ostchor und dem quadratischen Vierungsturm mit vier Ecktürmchen ist eines der markantesten Wahrzeichen im linksrheinischen Stadtpanorama. Im Außenbau zeigt sich deutlich ein Gestaltungsprinzip der staufischen Romanik.
Detail von Zwerggalerie und Plattenfries an der Südkonche
 

Groß St. Martin ist eine der zwölf großen romanischen Kirchen in der Kölner Innenstadt. Sie steht in der Altstadt und ist eng mit Wohn- und Geschäftshäusern aus den 1970er und 1980er Jahren umbaut. Die dreischiffige Basilika mit ihrem kleeblattförmigen Ostchor und dem quadratischen Vierungsturm mit vier Ecktürmchen ist eines der markantesten Wahrzeichen im linksrheinischen Stadtpanorama. Die Basilika wurde im 12. Jahrhundert in der Rheinvorstadt, einer ehemaligen Rheininsel, auf den Fundamenten römischer Bauten errichtet. Über mehrere Jahrhunderte diente sie als Abteikirche der gleichnamigen Benediktinerabtei, bis sie im 19. Jahrhundert nach der Säkularisation des Klosters als Pfarrkirche genutzt wurde. Luftangriffe während des Zweiten Weltkrieges richteten erhebliche Zerstörungen an der Kirche an. Der Turm wurde bis 1965 rekonstruiert. Die Wiederaufbauarbeiten dauerten bis 1985 an. 40 Jahre nach Kriegsende wurde die Kirche neu geweiht.

 

Seit 2009 steht Groß St. Martin wieder als Klosterkirche einer neugegründeten Filiale der Gemeinschaften von Jerusalem für Gläubige und Besucher offen. In der neu geschaffenen Krypta können Ausgrabungen aus römischer Zeit besichtigt werden. Durch die Bezeichnung Groß St. Martin wird die Basilika von der deutlich kleineren und möglicherweise älteren, ebenfalls dem Heiligen Martin gewidmeten Marktkirche unterschieden, von der nur der Turm erhalten ist und die als Klein St. Martin bekannt ist.

Das lichtdurchflutete Langhaus beeindruckt vor allem durch seine Höhe von 25 m und Größe.
Unter der sparsamen Ausstattung fallen auf:

  • Der staufische Taufstein im nördlichen Seitenschiff,
  • dahinter die Kreuzigungs- und Grablegungsgruppe (beide 1509)
  • der Dreikönigstriptychon (1530) im südlichen Zwischenjoch und
  • der Schmerzensmann (18. Jahrh.) im südlichen Seitenschiff.
 
 

Kreuzigungsgruppe, Gesamtansicht mit Blendbogen

Auf einem neuen Betonsockel steht das 80 Zentimeter hohe prismenförmige Taufbecken aus staufischer Zeit

Direkt vor der Kreuzigungsgruppe steht heute ein Taufbecken aus hellem Kalkstein, das aufgrund seiner Form und Ornamentik zu den interessantesten Steinarbeiten aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gezählt wird. Der Taufstein hat eine längliche, achteckige Grundfläche. Sein Rand ist von außen mit einem Fries von acht großen Wasserrosen versehen, die sich gleichmäßig über die unterschiedlich breiten Seitenflächen verteilen und so auch über die Kanten hinweg verlaufen. An vier Ecken sitzen Löwenköpfe; aus ihren Mäulern entwickelt sich ein schmalerer Akanthusfries, der den oberen Rand des Taufbeckens bildet. Bis zur Kriegszerstörung hatte das Taufbecken einen kupfernen Deckel[32]; die heutige moderne Bronzeabdeckung stammt von dem Bildhauer Karl Matthäus Winter aus Limburg an der Lahn, der darauf Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zu einem Bilderfries verarbeitete. Es wird vermutet, dass das Taufbecken ursprünglich aus der älteren Brigidenkirche übernommen wurde; diese erhielt 1510 ein neues Taufbecken aus Messing, und es ist wahrscheinlich, dass das ältere Stück in die Martinskirche übernommen wurde. Einige Legenden bis in das 20. Jahrhundert besagten, dass es sich ursprünglich um ein Geschenk des Papstes Leo III. gehandelt habe.

 
Die Skulpturen der Kreuzigungsgruppe bestehen aus dem gekreuzigten Christus, seiner Mutter Maria (hier im Bild) und dem Apostel Johannes.
 

Dreikönigstriptychon, um 1530

Ein Triptychon, das heute am nordöstlichen Langhauspfeiler hängt, stammt vermutlich aus einer niederrheinischen Werkstatt und ist um 1530 entstanden. Es zeigt drei Szenen aus der Kindheit Jesu, gemalt in der Bildsprache der niederländischen Renaissance: in der Mitte die Anbetung der Könige, links Maria und Josef in stiller Anbetung ihres Sohnes, und auf dem rechten Seitenflügel die Beschneidung des Jesuskindes. Das insgesamt 72 Zentimeter breite und 102 Zentimeter hohe Bild ist in Öl auf Holz ausgeführt und stammt aus dem ursprünglichen Besitz von Groß St. Martin als Abteikirche.

Grablegungsgruppe

Vlnr: Nikodemus, unbekannte Klagefrau, Maria aus Magdala, Maria, Johannes, Josef von Arimathäa.

Dem Kreuzaltar stilistisch zugeordnet wird die so genannte Grablegungsgruppe, die neben dem toten Christus ursprünglich sieben als Dreiviertelfiguren angelegte Skulpturen umfasste; eine der Frauenfiguren ist seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen. Da die Figuren von Johannes und Maria in Ausführung und Physiognomie der der Kreuzigungsgruppe sehr ähneln, geht man von davon aus, dass sie aus der Werkstatt desselben Künstlers, eben Tilman van der Burch, stammen.

Der tote Christus ist hier ebenso wie am Kreuzaltar mit anatomischen Details wie hervortretenden Adern und deutlich erkennbaren Wunden der Dornenkrone dargestellt. Er liegt mit leicht nach links geneigtem Haupt im Zentrum auf einem Leintuch, das am Fußende von Nikodemus, am Kopfende von Josef von Arimathäa gehalten wird. Maria, erkennbar an ihrem schlichten blauen Gewand, hebt den Arm des Leichnams leicht an, so dass die Kreuzigungswunde an der rechten Hand deutlich gezeigt wird. Zu ihrer Linken steht Johannes als dritte, sehr jünglingshaft gezeichnete männliche Figur des Ensembles. Während Jesus und die Figuren an Kopf- und Fußende fast lebensgroß sind, erscheinen die Büsten der Frauen und Johannes deutlich kleiner, so dass sie perspektivisch als Hintergrund wirken. Die Maria am nächsten stehende Klagefrau wird in der Literatur vereinzelt als Maria von Magdala interpretiert.

 

Die ursprünglich drei weiteren, von Maria aus rechts stehenden Frauenfiguren, von denen zwei erhalten sind, fallen ebenso wie die beiden Männerskulpturen an Kopf- und Fußende durch eine sehr reichhaltige und detailliert ausgeführte zeitgenössische Kleidung auf.

 
Der Schmerzensmann: Die fast lebensgroße Holzfigur aus dem 16. Jahrhundert stammt möglicherweise aus derselben Werkstatt wie die Kreuzigungs- und Grablegungsgruppe.
 
 

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