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Jüdische Friedhöfe

"Wir erkennen heute, dass wir viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, sodass wir die Schönheit deines auserwählten Volkes nicht mehr sahen und die Züge unseres erstgeborenen Bruders nicht mehr wiedererkannten. Wir entdecken nun, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat die Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir deine Liebe  vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir dich in ihrem Fleische zum zweiten Mal ans Kreuz schlugen, denn wir wussten nicht, was wir taten."  

 

Papst Johannes XXIII

Jüdische Friedhöfe werden nach jüdischem Recht für die Ewigkeit angelegt. Auch wenn Grabsteine abgeräumt oder Gelände bebaut wird, handelt es sich weiterhin um einen Friedhof. In der jüdische Kultur existieren für den Friedhof mehreren Namen:

  • Bejt olam/bejt almin - Haus der Ewigkeit
  • Bejt hachajim - Haus des Lebens
  • Bejt-Ha´Kwarót - Stätte der Gräber
  • Makom tov - Guter Ort
  • Kewer awot - Grabstätte der Eltern

Der Friedhof ist für die Juden ebenso bedeutsam wie die Synagoge. Das zeigt sich auch daran, dass die Männer den Friedhof nicht ohne Kopfbedeckung betreten dürfen. Wie der Name „Haus der Ewigkeit“ andeutet, soll der Tote an diesem Platz in Ewigkeit ruhen dürfen. Den Toten darf der Ruheort nicht genommen werden, da sie auf die Auferweckung „am Ende der Tage“ und auf ein ewiges Leben von Leib und Seele warten. Der jüdische Friedhof ist somit unantastbar. Eine Umbettung oder Neubelegung der Totenstätte, wie es häufig auf christlichen Friedhöfen der Fall ist, ist hier undenkbar.

 

◄ Gedenkstein für den jüdischen Friedhof auf dem Helenenberg

 

Der älteste jüdische Friedhof befand sich auf dem Helenenberg und wurde 1867 offiziell eröffnet, aber schon 1900 wieder geschlossen, da er nicht mehr erweitert werden konnte. Er wurde in der Zeit des Nationalsozialismus eingeebnet. Heute befindet sich auf dem Gelände ein Gedenkstein. Die Grabsteine wurden zum Teil auf dem Friedhof Ledderken wieder aufgestellt.

Der ► jüdische Friedhof in Witten-Herbede besteht seit 1886. 1944 bis 1945 wurden dort 22 russische Zwangsarbeiter beigesetzt. 1946 wurde auf Veranlassung der russischen Kriegsgräberkommission ein Gedenkstein für die Zwangsarbeiter in russischer Sprache aufgestellt. Der Friedhof ist im Besitz des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe und als Baudenkmal in der städtischen Denkmalliste eingetragen. Der nur wenige Jahrzehnte benutzte jüdische Friedhof - er wurde während des Novemberpogroms teilzerstört - ist heute in einem gepflegten Zustand. Der jüdische Friedhof liegt direkt neben dem Oberen Ev. Friedhof Herbede. Ein Teil des jüdischen Friedhofs ist mit 16 Opfern der NS belegt.

Der neue ► jüdische Friedhof Hattingen befindet sich an der Straße Am Vinckenbrink / Blankensteiner Straße in Hattingen. Die 62 Grabsteine des Friedhofs stammen aus der Zeit von 1894 bis 1940. 1981 fand die letzte Bestattung statt. Während der Zeit von 1819 bis 1905 diente der frühere Friedhof in der Bismarckstraße der Jüdischen Gemeinde als Begräbnisplatz für ihre verstorbenen Mitglieder. Infolge der Verbreiterung der Bismarckstraße nahm man 1907 Umbettungen zum neuen Friedhof vor. Die ältere Begräbnisstätte ist heute eine Grünfläche.

Ornamente und Symbole (nicht nur) auf dem jüdischen Friedhof

Ein Großteil der Inschriften auf dem jüdischen Friedhofsteil ist kaum mehr zu erkennen. Umso mehr fallen zwei Hand-Reliefs auf, die oben auf einem der Grabmale prangen. Wer hier begraben liegt, ist nicht mehr zu erkennen – doch die beiden Hände grüßen die Passanten mit nach oben ausgestreckten Fingern, wobei kleiner Finger und Ringfinger sowie Zeige- und Mittelfinger jeweils voneinander abgespreizte Paare bilden. Es ist eine Geste, die heute aus den „Star Trek“-Filmen bekannt ist: der „vulkanische Gruß“. Tatsächlich hat sich Schauspieler Leonard Nimoy in der Rolle des Mr. Spock dabei von seinem jüdischen Glauben inspirieren lassen: Im Judentum ist dies eine Geste des Segnens.

Adler

Jes. 40,31: "Die auf den Herrn harren empfangen neue Kraft, dass ihnen Schwingen wachsen wie Adler…" Der Adler ist ein Symbol für Kraft und Ausdauer, sein Flug sterbt dem Himmel zu. Ein aufsteigender Adler nahm in der Antike die Seele des verstorbenen Herrschers mit in die Höhe.

Akanthusranken

 

Ein Schmuckelement in Form einer stilisierten distelartigen Pflanze. Wegen ihrer schönen Blattform erscheinen sie oft als Eckakroterien.

Akroterien

 

kommen aus der antiken Tempelarchitektur. Akroterien sind Architekturelemente in Form von Ranken, Palmetten oder plastischen Figuren und dienen zur Bekrönung der Giebelfirste oder als Eckakroterien an den Giebelecken.

Alpha und Omega

 

Jesus Christus spricht in Offenbarung 21, Vers 6: "Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende..." und hätte daher auf einem jüdischen Grabstein nichts zu suchen. Übernommen wurden die Symbole wohl aus Musterbüchern bzw. aus vorgefertigten Grabmalen der Steinmetze (ohne dass die Besteller den Sinn erkannt haben). Allerdings heißt es in Jesaja 44, 6: „Gott spricht: Ich bin der Erste und der Letzte und außer mir ist kein Gott!“ So könnte dem Symbol auch für Juden ein Sinn zukommen.

Anker

Er ist ein Symbol für Treue.

Auge Gottes

 

Ein Dreieck mit Strahlenkranz mit oder ohne Auge im Dreieck symbolisiert die Allgegenwart Gottes! (Nicht zu verwechseln mit dem christlichen Dreieinigkeitssymbol!) Durch diese Symbolik wird es vermieden, gegen das Bilderverbot des Dekalogs zu verstoßen. Das Göttliche strahlt in diese Welt hinein.

Barock

 

Im 17./18. Jhd. kommen aus dem Barock plastische Fruchtgehänge, Voluten und Rocaillewerk  (barockes Muschelwerk) als dekorative Verzierungen hinzu. Auch Übernahmen aus der christlichen Renaissance sind mit Zeitverzögerung zu finden.

Baumstamm

 

Ein umgeknickter oder abgebrochener Baumstamm ist Zeichen für das frühe Lebensende, für plötzlichen, abrupten Tod.

Beschneidungsmesser

 

Das Beschneidungsmesser ist das Amtssymbol eines Beschneiders (Mohel) und oft verbunden mit Salbgefäßen. Der Beschneider vollzieht die Beschneidung zum Zeichen des Gottesbundes nach 1. Mose 17,10 ff am 8. Tag an allen jüdischen Knaben. Für dieses verantwortungsvolle Ehrenamt bedarf es einer speziellen Ausbildung. Zur Linderung und Desinfektion wurde Öl und Salbe verwandt, daher befinden sich auf manchen Grabsteinen ein oder gar zwei Salbgefäße.

Blume

 

Blumen haben ornamentale Bedeutung. Ist es eine Rose, dann kann es Hinweis auf eine Frau und / oder auf eine Frau mit Namen Rose sein.

Blumen abgeknickt

Ist eine Blume abgeknickt zeigt das frühe Sterben einer jungen Frau oder eines Kind an. (Für Männer und Knaben wird meist das Symbol des abgebrochenen Baumes verwendet.) Hiob 8, 12: "Noch steht's in Blüte, bevor man es schneidet, da verdorrt es schon vor allem Gras" - das junge Leben ist gleichsam abgepflückt worden, ist gestorben. Siehe auch Rose

Buch / Schriftrolle

 

Bücher deuten auf große Gelehrsamkeit und Frömmigkeit hin oder auf den Beruf eines Schreibers. Da die Thora die Lehre vom Leben ist, liegt mit dem Buch, der Schriftrolle ein Hinweis auf Rabbiner, Kantoren oder Lehrer vor. Sind mehrere Bücher dargestellt, so hat der Tote meist selbst Bücher geschrieben. Eine Buchrolle kann aber auch als Dekor dienen.

Dachkonstruktion

Ein solides Dach bietet Schutz und Geborgenheit.

Efeu

 

Efeu steht als immergrüne Pflanze für Treue, langes Leben und auch für Ewigkeit. Efeu ist aber kein typisch jüdisches Symbol, Efeu stand vielmehr - oft mit Wein verbunden - in Verbindung zu den Gottheiten Osiris und Dionysos und deren Bedeutung im Wiedergeburtsmythos.

Eichenblätter und Eichenbaum

 

Sie sind Zeichen des Ruhmes und der Ehre und auch ein deutliches Zeichen der deutschen Verwurzelung der hiesigen Juden (denen ja oft mangelnder Patriotismus vorgeworfen wurde! - siehe auch bei: Eisernes Kreuz).

Eidechse

 

Sie steht seit alters her mit ihrer Neigung, sich im warmen Licht wohl zu fühlen, als Symbol für die Seele, die sich nach Licht und jenseitigem Leben sehnt. Durch ihre jährlich wiederkehrende Häutung ist sie auch zu einem Symbol der Auferstehung geworden.

Engel

 

Sie sind nicht gern gesehen im Judentum (Bilderverbot!), wurden aber assimiliert. Sie sollen die Seele des Toten auf ihrer Reise begleiten.

Fackeln

 

Gesenkte Fackeln verlöschen schneller, als sie eigentlich sollen. Daher stehen sie für das zu früh beendete Leben und drücken auch Trauer aus. Sie sind der Antike entnommen und wurden später in die christliche Sepulkralkultur übernommen. Gekreuzte Fackeln dagegen symbolisieren ein gutes eheliches Leben.

Feston

 

Feston ist eine Girlande oder Laubschnur, bestehend aus Blättern, Blumen und Früchten, die oft mit Bändern umwunden sind.

Füllhorn

Das Füllhorn ist ein allgemeines Zeichen für Reichtum, Überfluss und gutes Leben.

Gesetzestafeln

 

Sie erinnern an die Gesetzgebung am Sinai (2. Mose 31-34). Sie symbolisieren die Gesetzestreue des Verstorbenen, aber auch das Gesetz, die Thora, die Anweisung zum Leben, daher bekrönen sie etliche Thoraschreine. (Zugleich sind sie, wie an der Ingenheimer Synagoge zu sehen war, ein deutliches Zeichen für das gestiegene Selbstbewusstsein und die Emanzipation der Juden. Die Gesetzestafeln manifestieren dort im Synagogenbau die neu gewonnenen Rechte und die hohe Stellung innerhalb der Gesellschaft. Die Gemeinde kam heraus aus den Hinterhöfen hinein in die Öffentlichkeit. Gleichzeitig aber wurde dadurch die Sonderstellung der Juden im Ort aufgezeigt, was wiederum Anlass zu weiterer antisemitischer Ausgrenzung war.)

Auf den dargestellten zwei Tafeln erscheinen meist die ersten zehn Buchstabend des hebräischen Alphabets (die gleichzeitig die Zahlen von 1 bis 10 darstellen) oder die römischen Zahlen von 1 bis 10 stellvertretend für die Zehn Gebote. Eigentlich stammen die Darstellungen aus der christlichen Kunst, die erst spät in die jüdische Kunst Einzug gehalten haben. Es können auch Grabsteine selbst in Form der beiden Gesetzestafeln gestaltet werden.

Hände - Händedruck

 

Hier ist der Schmerz des Abschieds verwoben mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen. Er ist auch Zeichen der Treue und der innigen Verbundenheit über den Tod hinaus (Darum erscheint er manchmal auch auf Doppelgräbern).

Hände einander entgegengestreckt

 

Auf den Grabsteinen zweier kleiner Geschwister ist je eine Hand zum anderen hin eingemeißelt ausgetreckt: Gemeinsam wollen wir auf dem Weg des Todes uns halten und nicht verlieren, bis wir in der Auferstehung wieder zusammen sind.

Hände - segnend

 

Aaron, der Bruder des Moses, erster Priester Israels und damit der Begründer des Priestergeschlechts hatte die Verpflichtung, die Opfer in der Stiftshütte darzubringen und den Segen auf das Volk zu legen. Die Nachkommen Aarons werden Kohanim (Einzahl Kohen) genannt. Sie erteilten den Segen im Tempel Jerusalem. Doch zuvor wurden ihnen durch die Leviten die Hände gewaschen. Beim Segen spreizt der Kohen die Finger auseinander, die immer nach oben zeigen. (Dieses Händespreizen wurde durch den Film Enterprice durch den Juden Leonard Nimoy als Hauptdarsteller weithin bekannt gemacht natürlich ohne jeglichen Bezug zur Segensgeste!). Im 4. Mose 6, 24 - 25 heißt es: "Und der Ewige redete zu Moses also: Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: 'Also sollt ihr segnen die Kinder Israels und sprich zu ihnen: Es segne dich der Ewige und behüte dich. Der Ewige lasse dir leuchten sein Antlitz und sei dir gnädig. Der Ewige wende sein Antlitz dir zu und gebe dir Frieden' ". Es ist allein Vorrecht der Kohanim im Gottesdienst den Segen zusammen mit der Segensgeste zu spenden. Daher unterliegen sie bis heute besonderen Reinheitsvorschriften. Namen wie Cohen, Cahn, Kahn, Katz (Kohen Zedek - Priester der Gerechtigkeit) zeigen die Herkunft aus dem Priestergeschlecht der Kohanim an.

Herz

 

Das Herz symbolisiert Zuneigung und Liebe. Es kann auch als Namenssymbol für "Hirsch" fungieren, da aus einer der verschiedenen Varianten des Namens Hirsch, nämlich "Hirz", die Form "Herz" abgeleitet wurde.

Hexagramm

 

Auch Magen Davids (Schild Davids) genannt. Ursprünglich kommt das Symbol in vielen alten Kulturen als dekoratives Element vor. Im Judentum erscheint es schon früh als ein Stern-Motiv unter anderen. Die zwei verschlungenen Dreiecke finden sich 1476 in einer spanischen Bibel. 1354 erlaubte Kaiser Karl IV. den Prager Juden eine rote Fahne mit Hexagramm. Erstmals erscheint auf dem Prager Friedhof auf einem Grabsteingiebel der Davidsstern, hier allerdings als Namenssymbol für den Namen David. Seit dem 1. Weltkrieg und dem damit einhergehenden wachsenden Selbstbewusstsein erscheint der Davidsstern häufiger auf Grabsteinen. Im 3. Reich erlangte das Hexagramm als gelber Judenstern seine entlarvend negative Bedeutung. Nach 1950 wurde es wieder in den Symbolkatalog aufgenommen. Der Davidsstern wird auch als Form für den Grundriss moderner Synagogen verwendet oder dient häufig als Bauabschluss einer Synagoge. 1948 wurde der Davidsstern zum Emblem auf der Nationalflagge Israels.

Hörneraltar

 

Psalm 118, 28 - "Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars“. Hörneraltäre kannten schon die Minoer auf Kreta. An den vier Ecken des Opferaltars waren diese Hörner angebracht - hier wurden die Opfertiere für die Opferung festgebunden.

Kanne

siehe Levitenkanne

Karniesbogen

 

Ein Karniesbogen ist ein S-förmiger (konkav-konvex profilierter) Abschluss einer Grabstele.

Kartuschen

sind ornamentale Zierrahmen um ein Inschriftenfeld.

Krabben

 

sind aus Stein gemeißelte, faltig verbogene Blätter (auch "Kriechblume“ genannt) und entstammen aus der Zeit der Gotik. Dort verzieren sie die Kanten von Wimpergen (gotische Ziergiebel).

Kränze

 

stehen für Geschlossenheit. In ihrer runden, vollendeten Form sind sie Symbol der Ewigkeit und der Auferstehung.

Eichenkranz

 

bedeutet seit der Antike Ruhm und Ehre. Zuweilen ist er mit immergrünem Lorbeer oder Efeu geflochten und mit einem Band in Form gebracht und steht für Treue und Ewiges Leben. Oft umrahmt ein solcher Kranz die Einleitungsformel.

Kreuz

 

Das Kreuz als Zeichen für "gestorben" zeigt deutlich an: Juden waren bei uns hier in Ingenheim und Umgebung keine Steinmetzen. Christliche Steinmetze haben hier ganz selbstverständlich ihr Zeichen für "gestorben" mit einem Kreuz bezeichnet. Und die jüdischen Besteller haben daran keinen Anstoß genommen!

Krone

 

In Pirke Avot (Sprüche der Väter, 2. Jhd:) 4,17 sagt Rabbi Schimon: Drei Konen können den Menschen zieren: die Krone der Thora (sie steht für religiöses Leben und hohe Gelehrsamkeit), die Krone des Königtums (sie steht für die Nachkommen von König David), die Krone der Priesterschaft (sie steht für die Kohanim), aber die Krone des guten Namens überragt alle drei.  Die Krone des guten Namens zeigt an: er war ein rechtschaffener, ehrenwerter Mensch. Eine fallende Krone symbolisiert den Verlust eines Gemeindevorstehers oder eines Familienoberhauptes (Klagelieder 5,16. "Gefallen ist die Krone unseres Hauptes")  Kombiniert mit einem Löwen bedeutet sie die Krone des Königtums (Löwe von Juda). Mit dem Segensgestus verbunden bedeutet es die Krone der Priesterschaft. Die Krone der Thora und die Krone des guten Namens sind in ihrer Gestaltung nicht zu unterscheiden. Ihr Sinn ergibt sich durch die Inschrift. Die Krone kombiniert mit einem Löwenpaar deutet auf die Glaubensstärke und die Tugenden des Beerdigten hin. Eine Krone auf dem Grabstein einer Frau bezieht sich auf die Sprüche Salomo 12,4: "Ein wackeres Weib ist die Krone ihres Mannes“. Die Gestaltung der Krone verändert sich im Laufe der Zeit. Ihr werden Verzierungen beigegeben wie aufgesetzte Blüten oder Schleifen.

Lebensbaum auch Paradiesbaum

Ps 92,13 erklärt: "Der Gerechte wird blühen wie eine Palme". Der Lebensbaum ist oft dargestellt mit einem Löwenpaar. Der wahre Lebensbaum ist die Thora!

Levitenkanne

 

Vor dem Priestersegen waschen die Leviten den Kohanim die Hände (Nehemia 12,30), indem sie mit einer Kanne Wasser ausgießen und es mit einer Schale auffangen. Die Kanne, die meist im Giebelfeld erscheint ist in ihrer Ausformung von der jeweiligen Zeit und ihrer Mode beeinflusst. Die Kanne bedeutet: Hier ist ein Levit, einer aus dem Stamm Levi beerdigt. Da der Stamm Levi für den Tempeldienst ausersehen war, ist er der einzige Stamm, dem kein Land zugewiesen wurde. Die Leviten hatten umfangreiche Aufgaben am Tempel zu verrichten: Sie halten die Lesungen im Tempel ab (daher kommt die Redeweise: "einem die Leviten lesen"), sie sind zuständig für die kultische Reinheit im Tempel und durch das Zusammentragen der für den Tempel bestimmten Früchte haben sie Sorge zu tragen für ihre eigene wie auch die Ernährung der Kohanim.

Einem Teil der Leviten war der Tempelgesang anvertraut. Die zum Stamm Levi Gehörenden tragen Namen wie Levi, Levy, Löw, Löwenthal, Halevi (Nachkomme der Leviten) oder SeGal (Akronym für segan la-kohen (Stellvertreter des Kohen) bzw. segan leviyah (Stellvertreter des Levitenstammes). Beide Namensträger sind den Leviten zuzurechnen.

Licht

 

als brennende Fackel, als Sterne, als aufgehende Sonne.

Licht ist Leben, es deutet hin auf die Auferstehung und den erhellenden göttlichen Willen. Die Leuchter oder die Sabbatlampe können das ewige Weiterleben der Seele darstellen gemäß den Sprüchen Salomos 20,27: "Eine Leuchte des Ewigen ist des Menschen Seele“. Ein Leuchter ist ein Symbol für die Sabbatlichter, welche die Frauen am Sabbat anzünden und über ihnen den Segen aussprechen. Daher ist er auf Grabsteinen von Frauen zu sehen.

Löwe

 

symbolisiert Macht und Kraft. Die Löwensymbolik erklärt 1. Mo 49,9: "Juda ist ein junger Löwe" (Jakob erklärt die Namen). Der Löwe steht als Namenssymbol für Löw, Löb, Löwy, Leb, aber auch für Arie (hebr. für Löwe). Zwei gekrönte Löwen weisen sie aus als Wächtersymbol für den kommenden Messias, der aus dem Stamm Juda hervorgehen wird.

Lorbeer

 

steht seit der Antike für Frieden, Sieg, Ruhm und Unsterblichkeit. Auch ist er ein Ehrenpreis für Sänger und Dichter. Lorbeer galt als Pflanze der Reinigung und Entsühnung. Man findet ihn auf Grabsteinen unverheiratet Gestorbener. Er kann aber auch einfach nur einen Trauerkranz darstellen oder ist als reines Ornament angebracht.

Maurisch

 

Zu Beginn des 19. Jhd. entstand im Ringen um die Gleichstellung in der Gesellschaft ein neues Selbstbewusstsein der jüdischen Bevölkerung. So suchte man auch nach architektonischen und künstlerischen Elementen, die diese neue Befindlichkeit zum darstellenden Ausdruck bringen konnten. Da Romanik und Gotik zu deutlich der christlichen Kultur zugeordnet werden konnten und die Renaissance bereits vielfach kopiert wurde, wollte man mit der Hinwendung zum orientalischen Stil ganz neue Wege einschlagen. So konnten maurische Stilelemente sowohl im Synagogenbau (bedeutend dafür ist die wegweisende maurische Architektur der 1832 eingeweihten Synagoge in Ingenheim, in der die Hufeisenbögen zum ersten Mal Anwendung fanden!) als auch in der Sepulkralkultur Einzug halten. Neben dem Hufeisen wird auch das typisch maurische Rapportmuster auf vielen Grabsteinen des Bad Bergzaberner Bildhauers Sanwald abgebildet.

Mörser

ist das Berufssymbol eines Apothekers.

Mohn

 

hat schlaffördernde Wirkung und der Schlaf wird als Bruder des Todes gesehen. Mohnkapseln sind ein Zeichen für ewigen Schlaf. Mohn spielte im Mysterienkult der Demeter eine Rolle, man erhoffte sich ein freudvolles Weiterleben nach dem Tod.

Muschel

 

sind rein dekoratives Schmuckwerk. Die Muschel kann aber auch das Grab darstellen, aus dem der Mensch beim Kommen des Messias auferstehen wird.

Palme

 

Ähnlich der christlichen Symbolik zeigen der liegende Palmzweig oder die beiden nach unten hin gekreuzten und mit einem Band verbundenen Palmzweige die Trauer um den Verstorbenen an. Ein direkter ikonographischer Wert des Symboles zum Verstorbenen ist kaum anzunehmen. Daher sind die Palmzweige, schon auf Grund ihres häufigen Auftretens, als florales Element zu werten, das die Verehrung des Verstorbenen hervorheben will.

Palmetten

 

Ornament in Form von symmetrisch abstrahierten Palmblättern, sie dienen neben dem Akanthus als beliebtes Element zur Bekrönung eines Grabsteines.

Pinienzapfen

sind ein Zeichen für Fruchtbarkeit und Leben, Symbol für Lebenserneuerung. Als schmückendes Ziermotiv sind sie beliebt als Bekrönung eines Grabsteins.

Rose

 

Sie ist ein seit der Antike gebräuchliches Symbol der Erneuerung des Lebens (die Rose sei aus dem Blut der wieder auflebenden Vegetationsgottheit entstanden). Rose kann auch ein Namenssymbol sein - z.B. für Resl, Rose, Rösle. Es kann aber auch - wie in Frankfurt/M. als ein Haussymbol erklären, dass der Verstorbene im Gasthaus "Zur Rose" gelebt hat. Mit einem solchen Hauszeichen hat man in der großen jüdischen Gemeinde die einzelnen Familien unterschieden.  Oft zeigt die Rose auch an: hier liegt eine Frau begraben. Ist die Rose geknickt, weist sie auf den frühen Tod eines Mädchens, einer jungen Frau hin. So zeigt auch die Rosenknospe: hier liegt ein zu früh verstorbenes Mädchen begraben. Die Stängel der Blumen sind meist s-förmig geschwunden dargestellt.

Rosette

 

ist ein stilisiertes Blütenornament, bei dem von einem Mittelpunkt die Blätter im Kreis angeordnet sind.

Säule

 

ist ursprünglich ein griechisches Ehrenzeichen. Oft mit Blumenschale, Kranz oder Emblem geschmückt. Zeichen für Kraft und Beständigkeit, für die Verbindung zwischen Gott und Mensch. Die abgebrochene Säule ist Zeichen für ein zu früh beendetes Leben und spielt so auf Vergänglichkeit an.

Säulensteine

 

sind recht häufig. Zwei vorstehend aufgesockelte Säulen mit Basis und Kapitell, deren Schäfte mit Weinlaub und Trauben umrankt sind, bilden den äußeren Rahmen für den Text. Diese Komposition kann die Vorstellung eines Himmelstores darstellen, oder auch die eines Vorhangs.

Sanduhr

 

ist ein Symbol für das Zerrinnen von Zeit allgemein und speziell für den Ablauf der Lebenszeit.

Schlange, die sich in den Schwanz beißt.

 

In ihrem Rund versinnbildlicht sie den Kreislauf von Leben und Tod. Die einen Kreis bildende Schlange ist das Zeichen dafür, dass ein Leben zur Vollendung gekommen ist und wird so zur Ewigkeitsschlange und weist auf die Unsterblichkeit hin. Das Symbol erscheint ab dem späten 18. Jhd. auf jüdischen, aber auch auf christlichen Grabsteinen.

 

Der "Ouroboros" oder "Uroboros" (griechisch Οὐροβόρος "Selbstverzehrer", wörtlich "Schwanzverzehrer"; von griechisch ourá "Schwanz“ und bóros "verzehrend“) ist ein bereits in der Ikonographie des Alten Ägyptens belegtes Bildsymbol einer Schlange, die sich in den eigenen Schwanz beißt und so mit ihrem Körper einen geschlossenen Kreis bildet. Der älteste bekannte Ouroboros erscheint auf einem der Grabschreine, die den Sarkophag von Tutanchamun umgaben. Später ist er mehrfach in den Zauberpapyri des hellenistischen Ägypten zu sehen. Er ist ein Symbol der kosmischen Einheit, die sich in der Formel ἕν τὸ πᾶν - hen to pan ("Eins ist alles") ausdrückt.

 

Andere sprechen davon, dass die Schlange ursprünglich ein Fisch sei. Hier aber nicht als Namenssymbol für z.B. Fischel oder Karpeles (Karpfen) usw. - sondern als ein messianisches Symbol: Der Fisch repräsentiert den Leviathan, die Chaosmächte, die am Ende aller Tage besiegt werden und den Gerechten zur Speise dienen (Ps 74,14). Gott hat Gewalt über den Leviathan (Hiob 3,8). Leviathan ist dem Wasser zugeordnet. Am Ende werden alle finsteren Mächte und Urkräfte vernichtet bevor der Messias kommt!

Schofar Widderhorn

 

Es wird geblasen: am Neujahrstag (Rosch Ha-Schanah, 1. Tischri – Sept./Okt) und leitet damit die 10 Bußtage ein, die mit dem Versöhnungstag (Jom Kippur) enden. Zum großen Weltgericht, wenn der Messias kommt und sein Reich aufrichtet (laut Jes. 27,13 werden dann alle Verlorenen heimkommen und anbeten). Zum Lobe des Herrn (Ps 159,3) an hohen Festtagen.

Auf Grabsteinen ist es ein Symbol für den verstorbenen ehrenamtlichen Schofarbläser! Es ist auch ein Symbol für die Auferstehung, denn der Messias wird das Schofar am Ende der Tage blasen zur Auferweckung der Toten.

Sonne

 

symbolisiert die Allgegenwart Gottes. Als aufgehende Sonne ist sie ein Zeichen für die Wiederauferstehung.

Sterne

 

4. Mose 24, 17 heißt es: "aus Jakob wird ein Stern aufgehen" Hinweis auf den Messiasstern. Sterne symbolisieren Licht und dies bedeutet Leben. Licht ist aber auch der göttliche Wille. Stern mit sechs Zacken - Magen Davids - Davidsstern - Hexagramm (siehe dort).

Trauertuch

Zum Zeichen der Trauer ist der Grabstein mit einem Tuch (Tallit?) bedeckt.

Urne

 

ist nur ein Symbol für den Tod. Die Urne zeigt an, dass der Leib wieder zu Staub wird (Gen 3,19: "Denn du bist Erde und sollst wieder zu Erde werden") Die Bibel fordert Erdbestattung! Feuerbestattung gilt als heidnisch verpönt und ist daher im traditionellen Judentum nicht erlaubt! Reformjuden erlauben die Bestattung der Asche auf einem jüdischen Friedhof. Der Spruch auf manchen Grabsteinen: "Friede seiner/ihrer Asche" oder auch die Darstellung einer Urne sind nur symbolisch gemeint! Zum Wort: Asche. Hat nicht Abraham, als er mit Gott um Sodom und Gomorrah gefeilscht hatte, sagen können: "Ich habe mit Gott gerechtet, obwohl ich nur Staub und Asche bin!"

Voluten

(das Gerollte, Schnecke) schneckenförmig gewundene Verzierungen

Weinstock und Weintrauben

 

Jes 5,7 wird das Haus Israel mit einem Weinstock verglichen.

Nach 1. Mose 49,11 wird auch Juda mit einem Weinstock verglichen. Aus dem Stamm Juda kommt der Messias, so zeigt dieses Motiv die Erlösung nach harter und entbehrungsreicher Zeit an und weist auf den künftigen Wohlstand hin.

In 4. Mose 13,23 bringen Kundschafter eine Riesenweintraube als Zeichen der Fruchtbarkeit des Landes den in der Wüste wartenden Israeliten. So ist der Wein ein Zeichen von Fülle und Reichtum und damit zugleich ein Zeichen für göttliche Weisheit und die Errettung seines Volkes in eine glückliche Zukunft.

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