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Burghofmuseum Soest

Das Burghofmuseum kann in zwei herausragende Wohnhäuser aufgeteilt werden, denen jeweils ein bedeutendes Soester Geschlecht zugehört. Das „ältere“ Haus, das „Romanische Haus“, erbaut im späten 12. Jahrhundert, ist ein Restgebäude, ähnlich einem mittelalterlichen Wohnturm, was Grabungen aus dem Jahr 1943 zusammen mit dem Urkataster von 1828 belegen. Es galt lange Zeit als das älteste Wohnhaus zwischen Rhein und Weser. Mit seinem eingewölbten Erdgeschoss, das ihm zeitweise den Namen "Burghofkapelle" eintrug, bildet das Haus ein eindrucksvolles Beispiel patrizischer Wohnbaus im hohen Mittelalter. Erbauer und Bewohner dieses Hauses war das patrizische Geschlecht von Lo, das ursprünglich aus Sassendorf stammte. Mindestens drei Mitglieder der Familie von Lo waren zehnmal Bürgermeister von Soest. Erbauer des von 1551 bis 1559 im Übergang von der Gotik zur Renaissance errichteten „neuen“ Haupthauses war Andreas vom Dael, damaliger Bürgermeister von Soest. Er verstarb noch während des Baus. Dass das Haus 1559 fertig gestellt wurde, zeigt die eingemeißelte Zahl oberhalb des Türeingangs. Bis auf von Daels Sohn Johann (†1575) verstarben alle Erbberechtigten. Danach gelangte das Gebäude an die Familie von Brembt. Doch schon 1613/14, fast überstürzt, verkaufte sie beinahe den gesamten Besitz des Burghofes an Dietrich von Fürstenberg, Bischof zu Paderborn. Die Familie Fürstenberg blieb bis 1894 Besitzer des Burghofs. Schließlich erwarb der Postsekretär a. D. Wilhelm Asheuer als letzter privater Besitzer das Grundstück – und baute die inneren Räumlichkeiten des Burghofs zu Mietwohnungen. Viel scheinen ihm die Wohnungen allerdings nicht eingebracht zu haben, denn er war bereits zehn Jahre später an einem erneuten Verkauf interessiert. Doch nahm es mehrere Jahrzehnte des neuen Jahrhunderts in Anspruch die baulichen Veränderungen vom Jahr 1894 wieder rückgängig zu machen.

 

 

Bisher ist es nicht gelungen, den für heutige Ohren irreführenden Namen des Burghofes eindeutig zu erklären. Eine Burg oder etwas Ähnliches ist für die nähere Umgebung, z. B. auch die nahegelegene Straße „Auf der Borg“, nicht nachgewiesen. 

 

Der Burghof befindet sich auf dem Gelände eines mittelalterlichen Ministerialensitzes; möglicherweise ist dies der Grund für den ungewöhnlichen Namen. Das Hauptgebäude, in dem sich heute der größere Teil des Museums befindet, stammt aus den Jahren 1559–1560. 

 

Geschichte des Burghofmuseums

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessierten sich der 1881 gegründete Geschichtsverein und der 1904 entstandene Verein "Heimatpflege" für das Gebäude. Sie machten sich die Sammlung und Ausstellung von Altertümern, Denkmälern aller Art und alten Funden zur Aufgabe. Nach zwei gelungenen Ausstellungen 1905 und 1907 wuchs auch in der Soester Bevölkerung die Begeisterung und das „Romanische Haus“ sollte zur Unterbringung der gesammelten Gegenstände dienen. Dem Wunsch nach einem Heimatmuseum folgend, überließ die Stadt im Oktober 1905 das Romanische Haus des Burghofensembles dem Verein Heimatpflege. 1909 wurde zusätzlich der Rittersaal angemietet und am 13. Oktober 1909 schließlich das Burghofmuseum eröffnet. Zwei Jahre später konnte der gesamte Burghof von der Stadt für Museumszwecke erworben werden. In den nächsten Jahrzehnten wuchsen Museum und Sammlung an. Eine wissenschaftliche Blüte erlebte das Burghofmuseum in den Jahren 1935 bis 1955 unter der Leitung von Senator a. D. Dr. Hubertus Schwartz, dem langjährigen Vorsitzenden des Geschichtsvereins und einer herausragenden Persönlichkeit der Soester Geschichtspflege. Die 1990er Jahre waren geprägt von den baulichen und technischen Verbesserungen des Museumsbaus und der Suche nach einer inhaltlichen Neuausrichtung. In den Jahren 2004 und 2005 konnte ein Konzept für die Soester Museen verabschiedet werden, wonach das Burghofmuseum die Ausrichtung zu einem stadtgeschichtlichen Museum erhielt. Unter der Federführung der Stadtarchäologie Soest unter Dr. Walter Melzer war von vornherein eine starke archäologische Ausrichtung vorgegeben. Hauptziel der Neugestaltung des Burghofmuseums war es, den Soester Bürgern Zugang zur Geschichte ihrer Stadt zu geben und so die Identifikation mit der Stadt zu erhöhen. Das Museum wendet sich bewusst an breite Schichten der Bevölkerung. Aufgabe des Burghofmuseums ist es weiterhin, den vielen Tagesgästen einen Einblick in die reiche Geschichte der Stadt Soest mit ihrer schönen Altstadt zu vermitteln.

 
 

Romanisches Haus am Burghofmuseum

Das sogenannte Romanische Haus von 1180, ein fast original erhaltenes wohnturmartiges Gebäude, das älteste noch existierende Wohnhaus zwischen Rhein und Weser. 

Dieses so genannte Steinwerk, das etwa um 1200 gebaut wurde, ist einer der ältesten erhaltenen Wohnbauten Westfalens. Bis in das 19. Jahrhundert schloss sich traufständig an dieses Steinwerk noch ein Vorderhaus aus Fachwerk an. In seiner jüngsten Version, einem steinernen Massivbau, ist es sicherlich erst im Spätmittelalter errichtet worden. Der turmartige Bau besitzt zwei Geschosse.

 

Mittig im Erdgeschoss befindet sich eine Säule, die ein nachträglich eingesetztes Gewölbe trägt. Dass das Obergeschoss zu Wohnzwecken diente, ist aus einem durch die Wand geleiteten Abort ebenso zu erschließen wie aus den noch erhaltenen romanischen Wandmalereien. Ein dort ebenfalls vorhandener Wandkamin wurde allerdings erst im 20. Jahrhundert hineingesetzt. lm Dachgeschoss befinden sich noch drei romanische Fenster. An dem turmartigen Romanischen Haus wird deutlich, dass die Vorbilder dieser frühen städtischen Bauten im Bereich der Burgen zu suchen sind. Steinwerke stellen die ersten steinernen Wohnbauten in den Städten dar. Zum einen hatten sie die Funktion eines feuerfesten Lagers, zum anderen dienten sie natürlich auch repräsentativen Zwecken der reicheren Bürger.

Rundgewölbe mit romanischen Deckenmalereien

Haupthaus

 
 
 
 

Sakrale Kunst und Soester Kirchengeschichte

Die Abteilung „Sakrale Kunst und Soester Kirchengeschichte“ im Dachgeschoss des Museums thematisiert die Bedeutung des religiösen Lebens für die Soester Geschichte. Themen wie das Pilgerwesen, private Frömmigkeit, sakrale Kunst, das Kloster Paradiese mit zahlreichen Ausgrabungsfunden, insbesondere den Stuckfiguren, der Legende um den Jäger von Soest werden angesprochen. Besonders hervorzuheben ist die Entdeckung einer Glockengussgrube, die von der Stadtarchäologie ergraben wurde und die anderen  herausragenden Exponate in dieser Abteilung  wie z. B. der Äbtissinenstuhl aus dem Walburgiskloster oder die Brautkrone der Prinzessin Mechthild von Hessen, die 1489 den Herzog Johann II. von Kleve in Soest heiratete. Das berühmte Soester Antependium, als älteste Tafelmalerei Deutschlands nun im Landesmuseum in Münster befindlich, und das kaum weniger bekannte Kreuzigungsretabel aus der Soester Wiesenkirche, mittlerweile in der Berliner Gemäldegalerie beheimatet, sind in ansprechenden Reproduktionen zu sehen.

 
 
 
 
 
 
 
 

Rittersaal

Der Rittersaal im Burghofmuseum ist die "gute Stube" der Stadt Soest. Hier empfängt der Bürgermeister seine Gäste, hier findet am ersten Montag im Mai das traditionelle Philippsessen des Stadtrates statt und hier können sich Paare standesamtlich trauen lassen.

Der Saal überrascht durch seine Größe, seine harmonischen Verhältnisse und durch die Ausstattung. An den Wänden finden sich Stuckreliefs aus der Erbauungszeit um 1560, die außer den vier Evangelisten mit den zugehörigen Symbolen noch den Apostel Paulus zeigen. An der Westwand ist die biblische Geschichte von Judith und Holofernes inmitten einer Belagerungsszene einer Festung des 16. Jahrhunderts dargestellt. Auf dem Kamin kann man die neutestamentliche Geschichte vom reichen Mann und dem armen Lazarus erkennen. Diese Reliefs wurden 1938/39 durch den Soester Bildhauer Wilhelm Wulff ergänzt, der an der Südwand eine Kampfszene aus der Soester Fehde (1444-1449) einfügte und die deutschen Kaiser abbildete, die im Lauf ihrer Regentschaft Soest besucht haben.

Die besondere Atmosphäre des Saals, der in den Jahren 2008/09 komplett renoviert und mit neuer Lichttechnik ausgestattet wurde, wird abgerundet durch die bleigefassten Fensterscheiben, in denen die Wappen von Städten zu sehen sind, mit denen Soest Handel trieb. Auch Soester Partnerstädte sind mit Wappenscheiben vertreten.

 
 
 
 
 

Ur- und Frühgeschichte

 

Die Abteilung „Ur- und Frühgeschichte“ befindet sich  im Keller des Burghofmuseums. Hier werden die ersten Siedlungsspuren auf Soester Stadtgebiet von der Jungsteinzeit bis in die fränkische Zeit präsentiert. Tafeln und Vitrinen mit diversen archäologischen und paläontologischen Funden informieren zu allen Spuren, die bisher im Stadtgebiet und darüberhinaus nachweisbar sind: von der  Bandkeramischen Kultur (ca. 5.500 v. Chr.) bis zur Merowingerzeit. Die Ausgrabungen im Soester Westen werden ebenso dokumentiert wie das Gräberfeld am Lübecker Ring, dem das Museum eins seiner  Highlights verdankt: die berühmte Scheibenfibel, die mithilfe moderner  Präsentationstechnik sowohl ihre Vorderseite als auch die Rückseite mit der Runeninschrift zeigt.

 

Im Garten des Burghofmuseums befinden sich Skulpturen verschiedener Künstler, archäologische Fundstücke sowie ein vollständig erhaltener Luftschutz-Deckungsgraben aus dem Jahr 1943, der besichtigt werden kann.

Luftschutz-Deckungsgraben 1943 auf dem Gelände

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