Geschichte der Kirche am Markt
Der Ort, an dem jetzt die Kirche steht, ist ungefähr auch der Ort, an dem die allererste Siedlung Kettwigs gestanden hat. Hier an der erhöhten, geschützten Stelle, aber nahe der Ruhr. Die Ruhr hatte an dieser Stelle eine Furt, sodass auch eine Verbindung zu den Gegenden jenseits der Ruhr bestand. Im Jahre 1052 wird eine Ansiedlung Kettwich zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Pfarrei "Katwie", vermutlich Urpfarrei aus der Zeit der Missionstätigkeit Suitberts (+ 713), ist seit 1199 urkundlich erfasst. Eine erste Kirche wird 1250 erwähnt.
Der Name
Historisch korrekt wäre es, wenn die Kirche den Namen St. Petrus oder St. Petri trüge. Das Bild des Apostels Petrus im Siegel der Ev. Kirchengemeinde (Ältester erhaltener Abdruck von 1662) und der Turmhahn erinnern noch heute an die vorreformatorische Kirche St. Peter. Der Name St. Peter ist, seit die katholische Kirchengemeinde ihre 1830 erbaute Kirche "St. Peter" nannte, vergeben. Durchgesetzt hat sich in der Ev. Kirchengemeinde der Name "Kirche am Markt", weil er eine genaue geografische Einordnung in Kettwig ermöglicht und zugleich eine Verwechselung mit der Marktkirche in Essen-Stadtmitte ausschließt.
Das heutige Kirchenschiff wurde 1720 erbaut. Der Maurermeister Adam Wunderlich / Iserlohn baute das Kirchenschiff (Basilikaform) im Stil des bergisch-reformierten Barock aus Ruhrsandstein. Seine Maße: 22,00 m x 14.00 m x 11,40 m misst der Innenraum, 24,60 m x 16,40 m x 18,70 m der äußere Baukörper. Die Mauerstärke beträgt 1,30 / 1,20 m.
Die Vorgängerkirche der heutigen Kirche wurde im Zuge der Gegenreformation 1589, 1598 und 1648 niedergebrannt. 1719 war der Verfall des Kirchenschiffes so weit fortgeschritten, dass das Presbyterium einen Neubau beschloss, wohlwissend, welch eine schwere finanzielle Belastung es auf sich nahm. Ein namhafter Eigenbeitrag der Kirchengemeinde, einschließlich ihrer mit erheblichen Anstrengungen erbrachten freiwilligen Sachleistungen, sowie größere und kleinere bis kleinste Solidaritätskollekten in den reformierten Gemeinden von Deventer bis Frankfurt und ein Zuschuss der Regierung auf Grund einer persönlichen Order Friedrich Wihelms I. von Preußen, ermöglichte schließlich den Neubau. Das gesammelte Geld, insgesamt 11266 Taler, reichte allerdings noch nicht aus. Die frühe Kirchengemeinde Kettwig kam in Schulden von über 2000 Talern.
Foto aus der Denkmalliste der Stadt Essen vom 09.01.1986.
Der Volksmund nennt ihn den „Geusen-Daniel“. Noch heute findet man diesen speziellen Engel auf einigen Kirchtürmen der Reformierten Kirchengemeinden. So auch in Essen-Kettwig, wo über dem Dach der Marktkirche ein Engel schwebt, der eine Posaune bläst. Die katholische Bevölkerungsmehrheit bezeichnete die Reformierten als „Geusen“ und ihre Predigthäuser als „Geusen-Klomp“. Sie übertrug die Selbstbezeichnung der Flüchtlinge aus dem Niederländischen Befreiungskrieg auf die reformierten Einheimischen und ihre Versammlungsräume. Geusen (niederländisch geuzen) ist der Name, den sich die niederländischen Aufständischen am Anfang des Achtzigjährigen Krieges (1568–1648) gaben. Die oft versteckten kleinen Kirchen der Gemeinden dienten auch den aus den Niederlanden geflohenen Geusen, die sich den im verborgenen wirkenden Protestanten anschlossen, als Gotteshäuser. Der Posaunenengel lässt daher viel Spielraum für Interpretation: Er posaunt zum Beispiel einen gelungenen Neuanfang nach der Flucht. Endlich durften die Reformierten eine eigene Kirchengemeinde gründen. Flüchtlinge dürfen sich darüber freuen, dass sie angekommen sind.
Aber wieso erhielt der Blech-Engel auf den „Geusen-Klomp“ den Namen „Daniel“?
Wahrscheinlich hat der Volksmund den Namen „Geusen-Daniel“ nicht aufgrund einer korrekten biblischen Begründung geprägt. Sondern er hat assoziativ verschiedene Elemente biblischer Endzeitszenarien ineinanderfließen lassen: den Propheten Daniel, den Erzengel Michael und die sieben Engel mit den Posaunen.
Übrigens: Nicht alle reformierten Kirchen erhielten einen Posaunenengel als Kirchturmschmuck. Und nicht alle Posaunenengel finden sich auf reformierten Kirchtürmen. Es handelt sich also keineswegs um ein typisches Kennzeichen reformierter Kirchbauten. Eher darf man es als eine Art regionale Mode betrachten, die ab dem Ende des 18. Jahrhunderts einsetzte.
Den Geusenengel der Kirche am Markt gibt es auch als Pin bei der Restaurierung der Kirche.
Der Turm als ältester Teil der Kirche und auch als ältestes Bauwerk von Kettwig stammt im unteren Teil aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts und im oberen Teil aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Er ist 40 m hoch und seine Mauern sind 1.40 m stark. Noch heute kann man im Inneren des Turmes sehen, an welchen Stellen das Kirchenschiff der Vorgängerkirche an den Turm angebaut war.
Die Turmuhr
Ein Uhrwerk wird schon 1643 erwähnt. 1749 erneuerte der Kettwiger Uhrmacher Henricus Schmalt das Uhrwerk. Die heutige Turmuhr wurde 1903 eingebaut. Uhrwerk und Glocken -seit 1937 elektrisch betrieben- werden heute von der Sakristei aus über Funk gesteuert. Die letzte Renovierung der vier Zifferblätter wurde am 02.12.2006 im Zuge der Restaurierung der Außenfassade abgeschlossen. Ein hölzernes Zifferblatt der Innenuhr, die früher dem Prediger über der Orgel die Stunde wies, versehen mit dem preußischen Adler und der Jahreszahl 1749 (vermutlich ein Geschenk des preußischen Königs) ist im Foyer des Essener Rathauses zu besichtigen.
Die Glocken der Kirche am Markt
Der Turm der Kirche am Markt trägt insgesamt 5 Glocken. Drei Glocken hängen im Inneren des Turmes und zwei Glocken außen an der Ost-Südost Seite des Turmes. Die drei Glocken im Inneren des Turmes, alle aus Gussstahl, dienen der Liturgie. Die größte Glocke hat einen Durchmesser von rd. 1,57 m, wiegt 1604,5 kg und ist auf den Ton cis gestimmt. Sie trägt die Inschrift: "Im dritten Jahr des Weltkrieges 1917. In Teuerung (Not-Hunger-Leid) wird er dich vom Tod erlösen und im Kriege von des Schwertes Hand. Hiob 5, 20". Die mittlere Glocke hat einen Durchmesser von rd. 1,37 m, wiegt 1089 kg und ist auf den Ton e gestimmt. Sie trägt die Inschrift: "Im Jubeljahr der Reformation 1917. Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Psalm 46, 2". Die kleine Glocke hat einen Durchmesser von 1,26 m, wiegt 817,5 kg und ist auf den Ton fis gestimmt. Sie trägt die Inschrift: "Im Jahr des Glocken-Opfers 1917. Friede, Friede, beiden, denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der Herr; ich will sie heilen. Jesaja 57, 19." Alle drei Glocken erklingen gemeinsam nach der gegenwärtigen Läuteordnung als Einladung zu den Hauptgottesdiensten, zu den Feiertagen und samstags um 19.00 Uhr und zum Jahreswechsel. Die große Glocke allein wird an Karfreitagen und bei Beerdigungen, die mittlere Glocke allein wird täglich um 7.00 Uhr (außer samstags und sonntags), um 12 Uhr und um 19 Uhr und die kleine Glocke allein wird zum "Vater Unser" in den Gottesdiensten geläutet.
Reformationszeit
Wie kam es, dass aus der katholischen Petruskirche eine evangelische Kirche wurde? Kettwig gehörte zu Zeiten der Reformation zum Gebiet des Abtes von Werden, aber auch der Grafen von Jülich, Kleve, Mark und Berg. Als sich einige Fürsten und Grafen dem evangelischen Glauben zuwandten, wechselte die Neigung der Klevischen Fürsten von Herrscher zu Herrscher, der eine war mehr für die Beibehaltung des alten Glaubens, der andere mehr für den neuen Glauben. In Kettwig näherte sich Ende des 16. Jahrhunderts der amtierende Pfarrer Hermann Kremer dem reformierten Gedankengut. Kremer verwaltete von 1552 - 1601 die erste Kettwiger Pfarrstelle. Pfarrer Kremer selbst war auch beteiligt am Essener Reformationsbekenntnis von 1592. Deshalb wurde nach Kremer Pastor Johann Grimhold von der Obrigkeit in die Gemeinde berufen, er sollte das reformatorische Gedankengut stoppen und die Gemeinde wieder zum rechten Glauben bringen. Aber er freundete sich auch mit der neuen Lehre an und trat am Fronleichnamstag 1609 mit der Gemeinde zum evangelischen bzw. reformierten Glauben über. Zeugnisse der reformierten Tradition sind die schlichte Innengestaltung der Kirche und der Geusenengel auf dem Chorgiebel. Die Geusen waren niederländische reformierte Christen, die, wie auch die Hugenotten in manchen Zeiten verfolgt wurden. Der Geusenengel ist ein Zeichen für die Freiheit des Glaubens.
Die Kirche am Markt heute
Den zweiten Weltkrieg hat die jetzige Kirche leider auch nicht unbeschädigt überstanden. Kurz vor Ende des Krieges, am 02. April 1945, schlug eine Granate in die Westseite des Kirchendaches ein. Die Zerstörungen konnten aufgrund der Zeitumstände nicht sogleich behoben werden. Wind und Wetter taten ein Übriges, und so waren die Schäden ziemlich groß, als man unter großer Beteiligung der Gemeindeglieder Ende 1945 mit der Reparatur begann. Die früher vorhandene Holztonnendecke musste entfernt werden und wurde durch die jetzige mit Rauputz versehene Spalierlattendecke, eigentlich als Provisorium gedacht, ersetzt. Der Verputz der Innenwände musste abgeschlagen werden, und das Mauerwerk aus Ruhrsandstein wurde sichtbar gemacht. Der Fußboden wurde mit Mainsandsteinplatten ausgelegt. In den achtziger Jahren musste mit viel Aufwand das Schieferdach erneuert werden, was letztlich auch auf eine nicht ganz fachgerechte Reparatur des Kriegsschadens am Dachstuhl zurückzuführen war. Die bisher letzte große Restaurierung der Kirche am Markt konnte im Jahre 2006 abgeschlossen werden. Dank der großen Spendenbereitschaft in Kettwig, dem Bemühen der Denkmalbehörde und dem Engagement der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte der drohende Verfall des Ruhrsandsteinmauerwerks gestoppt werden. Und so erstrahlt die Kirche am Markt heute im neuen Glanz!
Text-Quelle: www.ev-kirche-kettwig.de
Chronogramm über dem Barockportal = 1721: nVnC porro sIt ChrIstVs operIs fVnDaMex et fInIs (1720).
Was ist ein Chronogramm? Ein Chronogramm ist ein kurzer Text, meist in lateinischer Sprache verfasst, der eine Jahrzahl ergibt, wenn man ausschließlich jene Buchstaben liest, die zugleich eine Römische Zahl sind, und diese dann als Zahlen zusammen zählt.
Der Kirchraum
Sehenswert in der Marktkirche ist die Kanzel aus dem Jahr 1721 (Meister Balthasar) mit Schalldeckel und aufgesetzter Pelikanskulptur.
Der Kirchenraum ist nach reformierter Tradition schlicht gestaltet. Der sechseckige Kanzelkorb und die Kanzelhaube wurden vermutlich erst 1721 eingebaut. Die Verzierungen an der Kanzel und an der Kanzelhaube zeigen vorwiegend Blattwerk des Akanthus; aber auch Weinreben, Weinlaub und Sonnenblumen, Zeichen für das volle Leben und das Paradies. Auf der Kanzelhaube befindet sich eine Pelikanskulptur. In der Antike glaubte man, dass der Pelikan seine Jungen mit Blut füttert. Tatsächlich färbt sich beim Krauskopfpelikan während der Brutzeit das Gefieder im Kehlenbereich rot, was sicherlich die Erklärung für diesem Mythos liefert. In der christlichen Symbolik und Ikonographie sah man deshalb im Bild des Blut opfernden Pelikans ein Symbol für Jesus Christus. Die alte Legende der Antike, welche besonders im Mittelalter literarisch und künstlerisch aufgenommen wurde, handelt von einer Hungersnot. Mensch und Tier litten Hunger. Als die Pelikanküken zu verhungern drohten, riss sich das Elterntier die Brust auf, um seine Nachkommen mit dem eigenen Blut zu nähren. Die Kinder überlebten und das Elterntier starb. Nach anderen Quellen kämpfte der Pelikan auch noch mit einer Schlange, besiegte und tötete sie. Der Pelikan ist Symbol für den Opfertod Christi, für seine Kreuzigung und für die Eucharistie (Abendmahl). Deshalb ist die Symbolik auch häufig auf Abendmahlskelchen zu finden.
Der barock gestaltete Altar entstand 1947 unter Verwendung zweier Seitenteile des verkürzten Kanzelstegs.
Orgel
Auch die dreimanualige Orgel (1963 von Harald Strutz) mit einem Gehäuse von Peter Weidtmann aus dem Jahr 1749 ist sehenswert. Die Orgel füllt die Empore fast vollständig aus. Das Instrument wurde im Jahr 1749 von Peter Weidtmann d. J. aus Ratingen gebaut und wurde im Laufe der Zeit mehrfach restauriert. Die seitlichen Pedalpfeifen wurden 1963 erweitert. Bei der Renovierung 2004 wurden alle Pfeifen abgebaut und gereinigt. Die Füße wurden erneuert. Das Rokokogehäuse ist im Originalzustand erhalten. Die Orgel mit drei Manualen und 34 Registern hat 2735 Pfeifen.
Die größte Pfeife hat eine Länge von 4,80 m und die kleinste Pfeife ist nur knapp 10 cm groß.
Der untere Turmraum
Über die Funktion und evtl. Nutzung dieses Raumes ist bis 1961 nichts überliefert. Bauplänen von 1961 kann entnommen werden, dass mal ein Gedächtnisraum für die Kettwiger Kriegstoten und später ein großzügiger Eingangsbereich von der Nordseite des Turmes geplant war. Die Planungen wurden aber insbesondere aus Kostengründen nicht umgesetzt. Der Raum diente jahrzehntelang, wie vermutlich auch schon in der Vorzeit, als Abstellraum. In Zusammenhang mit dem Arbeitskreis "Offene Kirche" entstand 1998 die Idee, den Turmraum als "Raum der Stille" bzw. als "Taufkapelle" zu nutzen. Kostengründe zwangen jedoch dazu, diesen Plan zurückzustellen. Erst als Anfang 2000 eine große und viele kleine zweckgebundene Spenden die Umgestaltung ermöglichten, beschloss das Presbyterium, die Kapelle, den "Raum der Stille", einzurichten. Am 29.10.2000 konnte der umgestaltete Turmraum, der Gemeinde in einem Gottesdienst übergeben werden.
Grabstein für Anna Borcken genannt Deuß, ihren Gatten Heinrich Deuß und einen weiteren unbekannten Familienangehörigen, im frühen 18. Jahrhundert wiederverwendet für Elsabeta von Bergmann (Berchem) genannt Rombeck und deren Gatten Heinrich Benninghoven. Der Grabstein befindet sich im Raum unter dem Turm, ursprünglich war er sicher auf dem um die Kirche herum angelegten Friedhof, der 1811 aufgelöst wurde, aufgestellt. Er ist vertikal in drei Arkadenzonen gegliedert, der obere Rand ist mit Voluten ausgestattet, darunter befindet sich ein Wappen. Alle Inschriften sind eingehauen. Zum ursprünglichen Inschriftenbestand gehören ein Sterbevermerk mit Fürbitte in der mittleren Arkadenzone und getilgte Sterbevermerke in der linken und der rechten Arkadenzone. Für die Wiederverwendung wurde die Fürbitte getilgt und an dieser Stelle der Sterbevermerk für Heinrich Deuß und ein Bibelzitat mit Bibelstellenangabe, zwei Inschriften, die sich ursprünglich mit Sicherheit in der linken oder rechten Arkadenzone befanden, eingehauen.
Heinrich Deuß wurde nach dem Tod seiner Mutter 1608 mit dem Gut Stade an der Kettwiger Brücke belehnt, ebenso seine Ehefrau Anna, geborene Borcken, nach dem Tod ihres Schwiegervaters Johannes Deuß 1612. Als Kirchenmeister war Heinrich Deuß für die Verwaltung des Kirchenvermögens und -inventars zuständig. Elsabeta von Bergman (oder Berchem) genannt Rombeck, verheiratete Benninghoven, wurde um 1639 in Kettwig geboren. Nach ihrem Tod am 2. August 1708 wurde sie vier Tage später in Kettwig begraben. Ihr Gatte Heinrich Benninghoven, getauft am 5. April 1646 in Kettwig, ist in der Kettwiger Einwohnerliste von 1695 an erster Stelle genannt. Er wurde drei Tage nach seinem Tod ebenfalls in Kettwig bestattet. Das Bibelzitat auf seinem Grabstein wurde schon für den Grabstein von Johannes Deuß (gest. 1611) verwendet. Die Familien Deuß und Benninghoven gehörten zur Kettwiger Führungsschicht und waren eng miteinander verwandt, der Vater von Heinrich Benninghoven wird in den Quellen als Albert Benninghoven genannt Deuß bezeichnet.
1823, anlässlich der Beerdigung des ev. Pfarrers Peter Kamphausen (21. April) wird das ehemalige Ackerfeld zu einem Gottesacker geweiht. Der Kirchhof an der Kirche am Markt wird "aufgelassen", in der Folge werden dort keine Beerdigungen mehr vorgenommen und nach Ablauf der Liegefrist werden die Gräber eingeebnet. Vom alten Kirchhof sind noch Grabsteine erhalten: Zwei stehen heute rechts und links am südöstlichen Eingangsportal, einer befindet sich in der Kapelle der Kirche, dem Raum der Stille, und ein weiterer in der Trauerhalle auf dem Friedhof. Eine große Anzahl alter Grabsteine ist in Privatbesitz.
2 Grabsteine als Spuren des alten Kirchhofs.
...EHR- UND TUGENDSAME...FRAU ..HANNA ..ELENA ..STRICKERS GEBOHRNE GROOTEN AUS AMSTERDAM .....
▲ Johann Jakob Stricker wurde am 09.08.1745 in Kettwig-Essen geboren, wo er 1780 im Alter von 35 Jahren, 1 Monat und 25 Tagen verstarb. Er war verheiratet mit Johanna Helena Stricker, geb. Grothe (Grooten), geb. 1745 in Kettwig-Essen, gestorben am 08.12.1781 in Amsterdam (Noord-Holland) Niederlande. Aus der Ehe ging Tochter Johanna Helena, geb. am 03.05.1771 in Kettwig-Essen (Nordrhein-Westphalen) und verstorben am 19.01.1842 in Den Haag (Süd-Holland) hervor.
▲ Auf der Rückseite sind im oberen Teil zwischen und unter den Voluten Pelikane und Bäume im Halbrelief dargestellt, darunter ein Sterbevermerk: "Als der wohl ehr- und achtbare...."
Der Baum oder Lebensbaum symbolisiert das Leben, Wachstum und Kontinuität. Er ist ein Symbol für die Verbundenheit von Mensch und Natur und wird oft auf Gräbern von Menschen verwendet, die eine starke Verbindung zur Natur hatten oder deren Leben auf nachhaltige Weise das Leben anderer beeinflusst hat.
In der christlichen Symbolik und Ikonographie sah man im Bild des Pelikans, der sein eigenes Blut opfert, ein Symbol für Jesus Christus. Deshalb ist die Symbolik häufig auf Abendmahlkelchen zu finden. Als allgemeines Bild für Schutz und aufopfernde Fürsorge findet sich das Motiv auch auf Grabsteinen.
▲ Grabstein für Johannes Deuß und das Ehepaar Benninghoven aus Sandstein. Der beidseitig beschriftete rechteckige Stein, der für die Grabinschriften von Johannes Benninghoven und seiner Ehefrau im 18. Jahrhundert wiederverwendet wurde, steht an der östlichen Außenwand der Kirche. Die Vorderseite ist seit der Restaurierung der Kirche 2006 nach hinten gerichtet und daher nicht zu sehen. Der Stein stammt vermutlich vom 1811 aufgelösten Friedhof der evangelischen Kirche am Markt. Beide Seiten des Steins sind im giebelähnlichen oberen Teil mit Voluten geschmückt. Auf der Vorderseite befindet sich darunter ein Wappen. Sterbevermerk und Grabbezeugung für Johannes Deuß sind zeilenweise zu beiden Seiten neben und unter dem Wappen eingehauen. Von dem darunter eingehauenen siebenzeiligen Bibelzitat mit Bibelstellenangabe sind große Teile abgeblättert, der Text konnte mithilfe der kopialen Überlieferung von 1943 ergänzt werden.
Auf der Rückseite sind im oberen Teil zwischen und unter den Voluten Pelikane und Bäume im Halbrelief dargestellt, darunter sind ein Sterbevermerk mit Grabbezeugung für Johannes Benninghoven, ein zugehöriges Bibelzitat mit Bibelstellenangabe sowie vermutlich der Sterbevermerk für seine Ehefrau eingehauen.
Vorderseite:
A(NN)O // D(OMINI) / 1611 // DEN · / 2 · FE//BRVA(RII) / · PIE · OBIITb) · // · IOANNES / DEVSIVS CONDITVS / HOC TVMVLO
DER MEN[SCH] HAT SEINE / BES[TIMBTE ZEIT · ] DIE Z[AL] / SE[INER MONDEN S]TEHE[N / BEI DIR DV HAST EIN] ZIEL / [GESETZET DAS WI]RD ER / NICHT [VBERGH]EENd). / IO C(APITEL) [5. V(ERS)]
Im Jahre des Herrn 1611 den 2. Februar starb selig Johannes Deuß, der in diesem Grab bestattet wurde.
Rückseite (hier im Bild):
ALS DER WOHL EHR UND ACHTBAHRER · JOHAN/NES BENNINGHOVE(N) AM 2TEN AUGUSe) DES / 1717 JAHR SEINES ALTERS· 38 DES SELELBEN / DIESES ZEITLICHE MIT DER EWIGKEIT VERWECHSELT / WURDE DESSELBEN LEIB AM · 5 · TEN OBBEMELTEN / MONATHS AUF HOFNUNG EINER SEELIGEN AUFF/ERSTEHUNG ALHIER SEINER RUHESTAD[T] EINGESENCKT.
UNSER TRÜBsAL DIE ZEITLICH UND LEICHT IST S[CHAF]/FET EINE EWIGE UND UBER ALL(E) MA[ – – – ] / [HERRL]IGKEIT [.] · COR[INT]ER · CAPITEL [.] /
[.....] DIE EHR UND TUGENDR[EICHE …….] / [ – – – ]
Johannes Deuß wurde zusammen mit seiner Frau 1589/90 mit dem Gut Stade an der Ruhr in Kettwig belehnt und betrieb dort ein Gasthaus, zudem war er Gastmeister im Armenhospital. Der Grabstein seiner Schwiegertochter Anna Borcken genannt Deuß (gest. 1625) und seines Sohnes Heinrich Deuß (gest. 1634) ist ebenfalls in der evangelischen Kirche im Turm vorhanden (s. oben). Auf diesem Stein, auf dem sich Sterbeinschriften für mehrere Mitglieder der Familie Deuß-Benninghoven befinden, wurde das gleiche Bibelzitat verwendet. Das Begräbnis Johannes Benninghovens ist in einem Kettwiger Kirchenbuch (Begräbnisse 1707–1807) erwähnt, über seine Ehefrau ist nichts bekannt. Die Familie Deuß-Benninghoven gehörte der Kettwiger Honoratiorenschicht an. Die Wiederverwendung eines Grabsteins ist gerade bei der Zweitverwendung für einen Familienangehörigen, wie es hier der Fall ist, nicht ungewöhnlich.
Textquelle: www.inschriften.net
Am 4. November 1917 zum Gedenktag an den 31. Oktober 1917 wurde sie gepflanzt – die imposante Luther-Eiche, die vor der Evangelischen Kirche am Markt in Kettwig zu finden ist. Die Reformation jährte sich damals zum 400. Mal.
2017 war es 500 Jahre her, dass der Reformator Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte – und 100 Jahre war zu diesem Zeitpunkt her, dass die Kettwiger im Rahmen einer großen Feierstunde vor der Evangelischen Kirche am Markt einen kleinen Baum pflanzten. Eine stattliche Eiche ist daraus geworden, und der mächtige Baum prägt entscheidend das Bild der Kettwiger Altstadt. Der Baum hat zwei Weltkriege, diverse Stürme und Dürren überstanden und zeigt sich gesund und kräftig in aller Pracht. Selten kann man einmal einen Baum sehen, der genau 100 Jahre alt ist – so ist er gleichzeitig ein Lehrstück für Form und Größe einer 100-jährigen Eiche. Dort stand die älteste Siedlung Kettwigs. Wenn man einen Blick in die Chronik der Kirchengemeinde wirft, ist schnell klar, an welch geschichtsträchtigem Platz die Kettwiger Luther-Eiche steht. Heißt es in der Chronik: „Der Ort, an dem jetzt die Kirche steht, ist ungefähr der Ort, an dem die allererste Siedlung Kettwigs gestanden hat. Hier, an der erhöhten, geschützten Stelle, aber nahe der Ruhr. Die Ruhr hatte an dieser Stelle eine Furt, so dass auch eine Verbindung zu den Gegenden jenseits der Ruhr bestand.“
Ein Gedenkstein direkt vor der Eiche erinnert an den Anlass der Baumpflanzung – die Reformation jährte sich damals zum 400. Mal. Details findet man in den Archiven (veröffentlicht im aktuellen Gemeindebrief): „In den Krieg hinein fiel der 400. Gedenktag der Reformation... Die Gottesdienste am Gedenktag selbst, am 31. Oktober 1917, vormittags für die Schulen, abends für die Gemeinde, waren sehr stark besucht. Um ziemlich allen Gemeindegliedern die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, wurde das Fest auf den Sonntag ausgedehnt“. Gepflanzt wurde die Eiche also exakt am 4. November 1917.
Die Inschrift des Gedenksteins ist allerdings nicht – wie die WAZ berichtet - eine Textzeile des Kirchenlieds „Ein feste Burg ist unser Gott“, dessen Text von Martin Luther wohl in Anlehnung an den Psalm 46 vor 1529 geschrieben wurde, sondern stammt aus dem Gedicht „Lutherlied“ von Conrad Ferdinand Meyer. Hier heißt es in der letzten Strophe:
In Freudepulsen hüpft das Herz,
In Jubelschlägen dröhnt das Erz,
Kein Tal zu fern, kein Dorf zu klein,
Es fällt mit seinen Glocken ein –
»Ein feste Burg« – singt Jung und Alt
Der Kaiser mit der Volksgewalt:
»Ein feste Burg ist unser Gott,
Dran wird der Feind zu Schand und Spott!«
C.F. Meyer wurde am 11. Oktober 1825 in Zürich geboren. Er entstammt einer Patrizierfamilie. Die Mutter beging Selbstmord. Meyer studierte Geschichte, Philologie und Malerei. Unter dem Eindruck des Krieges 1870/71 entschied er sich für die deutsche Sprache zum Schreiben. Meyer kam wegen einer Geisteskrankheit 1852 und 1892 in eine Nervenheilanstalt. Er starb 1898 in Kilchberg. Der neben Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller bedeutendste Schweizer Erzähler und Lyriker des 19. Jahrhunderts schrieb außerordentlich plastische symbolhafte Lyrik und sehr einfühlsame historische Romane und Novellen.
Quellen: WAZ, wikipedia u.a.
Das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. (1797-1888, König von Preußen 1861-1888 und Deutscher Kaiser 1871-1888) zur Erinnerung an die Kriege von 1866 und 1870/71 wurde 1889 von dem Bildhauer Wilhelm Albermann (1835-1913) geschaffen. Die Bronzestatuen des Kaisers stehen auf einem gestuften Sockel und zu seinen Füßen befinden sich Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck (1815-1898) und Generalfeldmarschall Helmuth Karl Bernhard von Moltke (1800-1891).
1866 | ||
Name | Vorname | Einheit |
KEMPGEN | Wilhelm | Jger Rgt. 8 |
SCHORN | Franz T. | Inf. Rgt. 32 |
UNTERSCHEMMANN | Ludwig | Ulanen Rgt. 3 |
1870 | ||
Name | Vorname | Einheit |
BAECKER | Seb. | Inf. Reg. 57 |
DOHRMANN | Heinrich | Inf. Reg. 16 |
ENGELS | Ludg. | Inf. Reg. 57 |
HANS | Johann | Inf. Reg. 57 |
HENSELER | Ludg. | Inf. Reg. 57 |
HERMES | Fr. Wilhelm | Inf. Reg. 57 |
HÜLSMANN | Fr. Rob. | Inf. Reg. 85 |
KOHLSMANN | Fr. W. | Garde Gren. R. 4 |
LANGHARDT | Heinrich | K. Frnz Grd. Grn. R. |
OBERLEHBERG | Joh. E. | Inf. Reg. 57 |
REIMS | Carl Herm. | Inf. Reg. 78 |
SANDHUS | Pet. Herm | Garde Gren. R. 4 |
SCHEIDLGEN | Heinr. | 2. Garde Reg. |
SCHNITZLER | Anton Heinr. | Inf. Reg. 16 |
STEIN | Peter Alb. | Jaeg. Bat. 7 |
WENZ | Carl Herm. | Inf. Reg. 57 |
WUESTHOFF | Wilh. | Inf. Reg. 57 |
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