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Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche, auch Große Kirche in Bremerhaven

Die Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche in Bremerhaven gehört zu einer aus Lutheranern und Reformierten bestehenden Gemeinde der Unierten Kirchen. Von Anfang an zur Bremischen Evangelischen Kirche gehörig, ist sie bis heute die einzige Kirchengemeinde dieser Landeskirche in Bremerhaven. Der korrekte Name der „Großen Kirche“ ist Vereinigte Protestantische Gemeinde zur Bürgermeister-Smidt-Gedächtniskirche. Seit 1927 ist Bremerhavens Hauptkirche wie die Haupteinkaufsstraße (kurz „Die Bürger“) nach Bürgermeister Johann Smidt benannt. Das Bauwerk wurde 1978 unter Bremer Denkmalschutz gestellt.

Im Stadtplan Bremerhavens von 1827 war keine Kirche vorgesehen. 1842 beschloss man den Bau eines Gotteshauses. Unmittelbar nach der Grundsteinlegung 1846 scheiterte das Projekt jedoch, da die unzureichenden Fundamente im weichen Marschenboden einsackten. Sieben Jahre später wurde unter der Leitung des Bremer Architekten Simon Loschen ein zweiter Versuch gestartet. Hierzu trieb man 522 Holzpfähle in die Erde. Anschließend wurde mit dem Bau der dreischiffigen Kirche, der Apsis und des Turmes begonnen.

 

Das neugotische dreischiffige Bauwerk wurde mit farbig glasierten Klinkern dekoriert und erhielt an den Seitenfronten gotische Spitzbögen. Durch Strebepfeiler wurde die Kirche in sieben Joche gegliedert. Im Gegensatz zum Dachreiter wurden die Filialtürmchen wieder aufgebaut. Sie stehen auf einem 5 cm im Durchmesser großen Eisenrundstab auf der Traufenmauer. Einige dieser Rundmetalle hatten unter der Witterung gelitten und mussten um 2010 ausgetauscht werden. Dabei wurden auch einige Sandsteinteile ersetzt.

 

Die Wände schmückt unter der Dachtraufe ein Backsteinfries. Am westlichen Portal wurden Sandsteinfiguren von Jesus von Nazaret sowie beidseitig von Martin Luther und Ulrich Zwingli eingearbeitet. Über dem Eingang befindet sich eine kleine Fensterrose, die große Fensterrose wurde nach der Zerstörung nicht wieder eingesetzt. Das glatte Satteldach ist mit Kupferplatten eingedeckt. Die Nebeneingänge zu den Treppenhäusern sind mit hohen Wimpergen dekoriert. Eine Fünfachtel-Apsis in der Breite des früheren Mittelschiffs schließt den Osten ab. Der 80 Meter hohe Turm mit Unterbau, durchbrochenem Oktogon und der achteckigen Pyramide als Turmspitze erhielt eine filigrane Gestaltung. Das offene Glockengeschoss befindet sich unter der großen Uhr.

Bürgermeister und Pastor Johann Smidt weihten die Große Kirche 1855 ein, obwohl der Glockenturm, westlich an der Kirche angeschlossen, noch nicht fertiggestellt war. An ihm wurde noch bis 1870 gearbeitet. Erst dann erhielt er einen Spitzhelm. Zuvor mussten jedoch 1869 aus statischen Gründen die Türmchen am Turm und auf der Chorapsis abgetragen werden. 1883 spendete Bremen drei Bronzeglocken. 1888 wurde vor der Kirche ein Springbrunnen aufgestellt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche beim schwersten der Luftangriffe auf Wesermünde am 18. September 1944 schwer beschädigt – Pfeiler und Gebälk stürzten ein, das Inventar verbrannte. Nur der Turm und die Sandsteinfiguren blieben erhalten. Die Gemeinde hielt ihre Gottesdienste in der Dionysiuskirche (Bremerhaven-Lehe) ab. Am 19. Oktober 1944 beschloss der Gemeindevorstand, den unbeschädigten Vorraum unter dem Turm herzurichten. Am 2. Advent, dem 9. Dezember 1945 konnte der Einweihungsgottesdienst abgehalten werden. Der Predigt von Pastor Schmidt lag Psalm 37, 35–37 zugrunde. Er stellte die Gottlosigkeit des Nationalsozialismus heraus

Eingang mit Sandsteinfiguren von Jesus, Luther (links) und Zwingli (rechts): Die Figuren über dem Westportal waren ein Geschenk von Mitgliedern und Freunden der Gemeinde zum 400. Geburtstag Luthers 1883.

Der Wiederaufbau dauerte von 1958 bis 1960 und wurde durch den Architekten Karl Franzius und den Ingenieur Otto Schildt begleitet. Die Sanierung des 80 m hohen Turms war besonders schwierig. Da dem Kirchenschiff das Dach als stabilisierende Klammer der Außenmauern abhandengekommen war, hatte der Turm sich in den 14 Jahren um 25 cm nach Nordosten geneigt. Neuen Halt bekam er durch eine Stahlbetonwand. Die Wände des Kirchenschiffs wurden von innen durch unterirdisch verbundene Stahlbetonrahmen wie Spanten verstärkt. In Höhe der Dachtraufe wurde ein Ringanker eingebaut, ebenfalls aus Stahlbeton, daran die Faltdecke aus Streckmetall und Gips angehängt – eine schwerelos erscheinende Anlehnung an die früheren neugotischen Kreuzgewölbe.

Statt der dreischiffigen Kirche entstand eine lichte, einschiffige Kirche. Hans Gottfried von Stockhausen hatte die Kirchenfenster im Altarraum entworfen. Das große Kreuz auf dem Altar hatte der Kunstschmied von der Dovenmühle geschaffen. Altartisch, Kanzel und Fuß des versilberten Taufbeckens waren aus Obernkirchener Sandstein, demselben Material, aus dem 90 Jahre vorher die filigrane Kirchturmspitze gefertigt worden war. Aus Kostengründen hatte man auf die Sandsteinmaßwerke der Fenster verzichten müssen. Sie hätten das Zehnfache der weißen Holzrahmen gekostet, für die man sich entschied. Am Altartisch ist in vergoldeten Lettern das Wort von Paulus von Tarsus eingemeißelt:

 

UBI SPIRITUS DOMINI IBI LIBERTAS
"Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit"

Dreimastbark „Theone“

 
Votivschiff
 

Das Schiffsmodell der Dreimastbark „Theone“ signalisiert die Verbundenheit der Gemeinde mit der Seefahrt, insbesondere mit der Zeit der Gründerjahre Bremerhavens. Mehr als 7 Millionen Menschen sind über Bremerhaven in die „Neue Welt“ ausgewandert. Die „Theone“ wurde 1863 von der Reederei T. L. Brauer & Sohn in Bremen bei der Werft J. C. Tecklenborg in Geestemünde, dem zum Königreich Hannover gehörenden Teil des heutigen Bremerhaven, in Auftrag gegeben. Bis 1864 wurde sie fertiggestellt. Der Name „Theone“ entstammt dem Griechischen und bedeutet: „Die mit dem Winde Fliegende“. Das Schiff bot 260 Auswanderern Platz und benötigte bei günstigen Wetterbedingungen 42 Tage für die Überfahrt nach Amerika. Unter „normalen“ Bedingungen dauerte die Überfahrt so bis 90 Tage.

Orgel

Beckerath-Orgel

Die erste Orgel der Kirche wurde von Philipp Furtwängler & Söhne aus Elze erbaut und im August 1856 fertiggestellt. Das zweimanualige Instrument hatte 32 klingende Register und besaß als einzige seiner gebauten Orgeln im Pedal einen Untersatz 32′. Dieses wertvolle Instrument wurde bei der Bombardierung der Kirche am 18. September 1944 vollständig zerstört.

 

Nach dem Wiederaufbau der Kirche wurde die Firma Walcker (Ludwigsburg) mit dem Bau einer neuen Orgel beauftragt, welche am 1. November 1964 eingeweiht wurde. Dieses dreimanualige Instrument mit 40 Registern wies von Beginn an gravierende bauliche und klangliche Mängel auf: Störanfälligkeit der Register- und Spieltraktur, Schärfe und Unausgewogenheit des Klangbildes durch einen unverhältnismäßig hohen Anteil an z. T. entlegenen Aliquot- und experimentellen Mischregistern und eine extreme Schwergängigkeit der Traktur. So wurde bereits 1980 ein kompletter Neubau angestrebt.

 

Am 5. Oktober 1986 wurde schließlich die heutige Orgel der Firma Beckerath (Hamburg) eingeweiht. Das symphonische Instrument ist im Stil der französischen Romantik disponiert und wurde 1999 von dem Hamburger Orgelbaumeister Hans-Ulrich Erbslöh noch um eine Spanische Trompete im Hauptwerk erweitert, mit einer größeren Setzeranlage ausgestattet und neu intoniert. Auf Initiative des derzeitigen Kantors, David Schollmeyer, erfolgte im Januar 2016 durch ihn neben dem Einbau einer neuen elektrischen Koppelanlage mit 3 Sub-Koppeln auch die Erweiterung der Disposition um einen Untersatz 32′ im Pedal (gebaut von der Orgelbaufirma Simon aus Borgentreich) und einen Zimbelstern. Damit besitzt die Orgel jetzt 47 klingende Register mit über 3.500 Pfeifen und ist das größte Instrument der Stadt Bremerhaven.

Kirchenfenster

Die Fenster im Chor der Kirche wurden 1960 geschaffen, Größe je 2,30 m x 8,40 m.

 

Das linke Fenster: Das „Weihnachtsfenster“ mit der Verkündigung an die Engel (oben) und Maria mit Jesus, Gottes Sohn (unten).

Das mittlere Fenster: Im Zentrum steht der wiederkehrende Christus. Darunter sieht man den Erzengel Michael, der das Böse (in Form einer Schlange) vernichtet.

Das rechte Fenster: Das „Osterfenster“ mit der Kreuzigung Jesu (unten) und der Auferstehung (oben).

 

Die Fenster stammen von Prof. Dr. Hans Gottfried von Stockhausen. Hans Gottfried von Stockhausen (*12.05.1920 auf der Trendelburg; †08.01.2010 in Remshalden-Buoch) war ein deutscher Glasmaler, Maler und Zeichner. Bekannt wurde er vor allem durch seine über 500 Kirchenfenster und architekturgebundenen Arbeiten im In- und Ausland.

Der Beitrag den Hans Gottfried von Stockhausen als Künstler und akademischer Lehrer zur zeitgenössischen Glasmalerei leistet, wird seit den späten siebziger Jahren weit über Deutschland hinaus mit Aufmerksamkeit registriert. Das von ihm seit 1964 entwickelte freie Glasbild stellte er in den Mittelpunkt seines Hochschulunterrichts. Das farbige Glas wurde zum Thema, nicht allein als gegebenes Material sondern in der Verwandlung zu einer meditativen Hintergründigkeit. Stockhausen hat nie die figürliche Darstellung, die Gegenständlichkeit verlassen oder geleugnet. Seine Zeichnungen, Radierungen und Pastelle zeigen es. Inhaltlich nehmen seine Bilder häufig biblische Geschichten und Motive aus der antiken Mythologie auf. Seine Bilder möchten, für Ihn wichtige Inhalte, in eine heute verständliche Sprache umsetzen.

 

▲ Der wiederkehrende Christus

 

▲ Erzengel Michael, der das Böse vernichtet.

▲ Kreuzigung

▲ Maria mit Jesus, Engel

▲ Verkündigung an die Hirten

Kirchenglocken

1855 erhielt die Kirche ein Stahlgeläut, welches klanglich nicht zufriedenstellend war. Es wurde 1870 durch neue Stahlglocken ersetzt, aber der Klang des Stahlgeläutes war ebenfalls nicht besser. 1883 spendete die Freie Hansestadt Bremen drei Bronzeglocken, die von der Glockengießerei Otto aus Hemelingen bei Bremen gegossen wurden. 1942 musste die Kirche zwei Glocken für die Metallspende des deutschen Volkes abgeben. 1969 lieferte die Gießerei Otto vier neue Bronzeglocken. Die Große Kirche besitzt heute vier Läuteglocken.

 

Textquelle: wikipedia u.a.

Brunnen vor der Kirche

Steinbrunnen mit einer zentralen Säule, die mit einem Relief verschiedener Meerestiere bedeckt ist, wie verschiedenen Fischen, Hummern, Robben, Kraken, Muscheln, Quallen, Seesternen, Garnelen usw. gestiftet von der CDU Bremerhaven 1979, ursprünglich vor dem Gemeindehaus der Großen Kirche, heute an der Südseite des Kirchenschiffs.

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