Jüdischer Friedhof in Witten-Herbede
Der jüdische Friedhof in Herbede besteht seit 1886. 1944 bis 1945 wurden dort 22 russische Zwangsarbeiter beigesetzt. 1946 wurde auf Veranlassung der russischen Kriegsgräberkommission ein Gedenkstein für die Zwangsarbeiter in russischer Sprache aufgestellt. Der Friedhof ist im Besitz des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe und als Baudenkmal in der städtischen Denkmalliste eingetragen. Der nur wenige Jahrzehnte benutzte jüdische Friedhof - er wurde während des Novemberpogroms teilzerstört - ist heute in einem gepflegten Zustand.
Der jüdische Friedhof liegt direkt neben dem Oberen Ev. Friedhof Herbede. Ein Teil des jüdischen Friedhofs ist mit ►16 Opfern der NS belegt.
Jüdischer Teil
22 Gräber mit Grabsteinen und sechs ohne sind erhalten, der älteste Grabstein stammt von 1886.
Marianne Grünebaum geb. Gumpertz 1851 - 1915
Hermann Grünebaum 1889 - 1921
Grünebaum Erich
Erich Herz Ben Josef Grünebaum
*1.3.1914 in Haltern; ✡23.12.1983 in Buenos Aires
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Josef Grünebaum *3.11.1880 in Herbede; ✡12.9.1939 in Buenos Aires
Heirat der Eltern 21.2.1905 in Darfeld
Mutter Jenny Humberg *24.6.1878 in Darfeld; ✡13.6.1955 in Buenos Aires
Großvater Abraham Grünebaum *1857-1897
Großmutter Maria Anna Gumpertz *1851-1915
Cousin Arthur Grünebaum * 3.2.1917 in Herbede; ✡ März 1943 in Auschwitz
Entfernter Cousin Fritz Grünebaum * 3.12.1904 in Witten; ✡ 28.8.1995 oo Wally Bassarak (* 5.5.1909)
Geschwister:
Abraham Grünebaum * 13.12.1905 in Haltern ; ✡ 5.11.1981 in Buenos Aires
Herta Grünebaum * Jan. 1907 in Haltern ; ✡ 19.9.1907 in Haltern
Robert Grünebaum * 24.4.1908in Haltern ; ✡ 26.2.1929 in Oldenburg
Walter Grünebaum * 4.10.1909 in Haltern ; ✡ 22.2.1928 in Oldenburg
Bertha Grünebaum * 30.11.1911 in Haltern ; ✡ 5.1.1956 in Buenos Aires
Arthur Grünebaum * 20.12.1912 in Haltern ; ✡ 6.12.1951 Brasilien
Margot Grünebaum * 24.8.1916 in Haltern ; ✡ 25.11.2002 in Tijuana
Wilhelm Willi Guillermo Grünebaum * 4.2.1918 in Haltern ; ✡ 28.11.1991 in Buenos Aires
Beruf Landwirtschaftlicher Volontär
Adressen Haltern, Gantepoth 12, Recklinghäuser Straße 36; Brake, Oldenburg; Werkdorp Wieringen Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen); Amsterdam
QUELLE: ► JUDEN IM VEST
Josef Rosenbaum 1885 - 1915
1874 erwarb die Synagogengemeinde Witten, zu der Herbede zu dem Zeitpunkt noch gehörte, für 300 M ein zu dieser Zeit bereits als Friedhof genutztes Grundstück Witten-Herbede 836 in Herbede ‚Auf der Stennert‘. Das Areal ist etwa 1400 m² groß und liegt neben dem ev. Friedhof; zu betreten ist es von der Straße ‚An der Wabeck‘ aus. 1915 erfolgte dort die Beisetzung des in Polen seinen Verletzungen erlegenen Leutnants Joseph Rosenbaum unter Beteiligung sämtlicher Kriegervereine des Amtsverbandes Herbede.
Daniel und Bertha Rosenbaum geb. Grünebaum
▲ Berta Rosenbaum, geb. Grünebaum 1822 - 1908
Daniel Rosenbaum 1818 - xxxx
Moses und Henriette Rosenbaum
Moses Rosenbaum
08.12.1808 - 08.11.1892
Henriette Rosenbaum geb. Bernd???
xxxx - xxxx
Vor dem Haus Am Berge 3 und der Kirchstraße 31 erinnern „Stolpersteine“ an die jüdischen Familien Grünebaum und Rosengarten, die während der NS-Zeit Opfer des braunen Terrors wurden. Beide Häuser, in denen die Familien lebten, gibt es nicht mehr. Das Haus Am Berge 3, in denen die Eheleute Salomon und Berta Grünebaum mit Tochter Betty, sowie die Familie Moritz und Emma Rosengarten wohnten, wurde Anfang der 80-er Jahre abgerissen.
Schwestern flüchteten in die USA
Salomon Grünebaum, genannt Sally, der 1885 in Herbede geboren wurde, handelte mit Altpapier und Kaninchenfellen. Seine Frau Berta trug als Hausfrau durch Näharbeiten zum Familieneinkommen bei. Beide wurden am 28. Februar 1943 über Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und ermordet. Ihre Tochter Betty hatte Glück im Unglück: Mit einem Transport jüdischer Jugendlicher konnte sie im Juli 1939 ins englische Bridgewater flüchten. Betty blieb zeitlebens in England, heiratete dort und starb 1984 in Birmingham. Ihr Cousin Arthur Grünebaum, 1917 in Herbede geboren, kam 1940 in ein jüdisches Umschulungslager nach Paderborn, im Glauben, es handele sich um eine Vorbereitung für eine spätere Auswanderung. Wie alle Lagerinsassen wurde er1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Dort fanden auch der Bergmann Moritz Rosengarten und seine Frau Emma sowie ihre Tochter Dorothea den Tod.
Helene Rosengarten besuchte 1981 noch einmal Herbede
Im Fachwerkhaus Kirchstraße 35, an dessen Stelle heute Garagen stehen, lebten Isak und Ida Rosengarten, beide gebürtige Herbeder, mit ihren fünf Kindern, Arthur, Leo, Helene, Herta und Lieselotte. Rosengarten war Bergmann und Wandergewerbehändler. Im Juli 1942 wurde er als 67-Jähriger mit seiner Frau ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er starb. Ida Rosengarten überlebte. Drei ihrer Kinder, Helene, Lieselotte und Leo, gelang die Flucht vor den Nazis ins Ausland. Helene Rosengarten lebte später in Miami Beach (Florida) und besuchte 1981 noch einmal ihre Heimatstadt. Ihre Schwester Lieselotte, die eine Stelle bei Feinkost Goldblum auf der Bahnhofstraße hatte, flüchtete mit Helene und starb 1951 in den USA. Ihr Bruder Leo Rosenberg war in Herbede ein bekannter Ringer. 1939 konnte er über die Niederlande nach Großbritannien fliehen, wo er wohl 1987 starb. Die Rosengarten-Kinder Arthur und Herta starben beide in Polen. Arthur Rosengarten wurde im August 1942 im Vernichtungslager Majdanek ermordet. Seine Schwester Herta im Lager Zamość.
Karoline Grünebaum geb. Huhn, Ehefrau von Meier Grünebaum
Johanna Rosengarten 1854 - 1923 ehefrau von Moses Rosengarten
Johanna hat 1871 im Alter von 17 Jahren Moses Rosengarten geheiratet. Moses ist um 1843 in Ostherbede geboren worden. Johanna ist die Mutter von
- (Hermann) Isak Rosengarten,
- Max Rosengarten,
- Hedwig Wandelt (s.u.),
- Alma Kilfitt,
- Gustav Rosengarten,
- Willi Rosengarten,
- Adolf Rosengarten,
- Moritz Rosengarten,
- Paul Rosengarten und
- Karla Shulte (Schulte).
Hedwig und Walter Wandelt
Willi Wilzig 1885 - 1916
▲ Hedwig Wandelt geb. Rosengarten wurde am 10.Juni 1878 geboren und verstarb am 14.März 1947 im Alter von 68 Jahren. Sie war die Tochter von Moses Rosengarten und Johanna Rosengarten (s.o.) Ehefrau von NN Geldsetzer und Walter Wandelt. Sie war die Mutter von Else Wandelt, die Schwester von (Hermann) Isak Rosengarten, Max Rosengarten, Alma Kilfitt, Gustav Rosengarten, Willi Rosengarten und 4 weiteren.
Walter Wandelt wurde am 20. November 1906 in Witten geboren und wurde etwa 1943 (39-jährig) in Auschwitz (Holocaust) ermordet.
Evangelischer Teil
QUELLE: HISTORISCHES HANDBUCH DER JÜDISCHEN GEMEINSCHAFTEN IN WESTFALEN UND LIPPE (Auszug)
Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Arnsberg
Herausgegeben von Frank Göttmann
Redaktion Burkhard Beyer, Wilfried Reininghaus und Rita Schlautmann-Overmeyer
Lizenz: Creative Commons BY-SA-NC-ND 3.0 DE
Die Juden aus Ost- und Westherbede gehörten laut Statut von 1855 zur Synagogengemeinde Witten, dessen Hauptort bis 1869 Ostherbede war.Unter dem Schutz der Freiherren von Elverfeldt auf Haus Herbede ließ sich spätestens 1718 die Familie des Levi David im Gericht Herbede nieder. Die Generaltabelle von 1748 listet zwei jüd. Haushalte mit insgesamt acht Personen auf. Einen Haushalt bildeten Isaac Levi und Aron Levi, die beiden unverheirateten Söhne des verstorbenen Levi David. Beide arbeiteten als Pferdehändler und Schlachter, sie beschäftigten eine Magd und einen Jungen, die Konzession zur Niederlassung hatten sie 1746 erhalten. Den zweiten Haushalt bildete der 1747 mit einem Schutzprivileg versehene Altkleiderhändler Salomon Isaac mit seinen Kindern Abraham, Hendel und Ester. Beide Familien besaßen keine Immobilien. Im Zusammenhang mit der beabsichtigten Vertreibung der märkischen Juden vom platten Land wurde in Berlin 1750/51 das Recht der Freiherren von Elverfeldt zur Erteilung von Schutzbriefen bestritten, dennoch blieben bis zum Ende des Alten Reiches jüd. Familien im Gericht Herbede wohnen. 1751 lebten dort drei jüd. Familienvorstände, die ausdrücklich als unvergeleitet bezeichnet wurden.
Fünf Jahre später findet sich nur noch Isaac Levi mit einer Magd und einem Jungen in Herbede, wobei anheimgestellt wurde, auch Levi, der nur über ein geringes Vermögen verfügte, „ex rationibus adductis aus dem Lande zu schaffen“. Ob es tatsächlich zu dieser Vertreibung kam, ist unklar. Nach den Akten des 833 Witten-Herbede preuß. Generalfiskalats hielt sich 1783 der unvergeleitete Levi Hertz in Herbede auf, der auf Antrag des Generalfiskals Johann Friedrich Benjamin d’Anières vertrieben werden sollte, schließlich aber doch einen auf sechs Jahre befristeten Toleranzschein erhielt, der 1789 um weitere sechs Jahre und schließlich 1796 auf Lebenszeit verlängert wurde.
Aufgrund des Steinkohlenbergbaus stieg die Einwohnerzahl im Gebiet des ehemaligen Gerichts bzw. des Amts Herbede im 19. Jh. stark an, zur Versorgung der bergmännischen Bevölkerung zogen auch jüd. Geschäftsleute zu. Als einziges Geschäft ist 1835 der Ellenwarenladen von Peretz Salomon in Ostherbede nachgewiesen. 1846 waren als selbständige Juden für Herbede – ohne Unterscheidung zwischen Ost- und Westherbede – verzeichnet: Levi Abraham, Meyer Abraham und der Metzger Joseph Abraham (sie führten künftig den Familiennamen ‚Grünbaum‘), Bernhard Salomon, der Glaser und Anstreicher Daniel Salomon, der Anstreicher Herz Salomon, der Handelsmann Moses Salomon und Salomon Peretz (alle künftig ‚Rosenbaum‘), Moses Markus sowie die beiden Metzger Bernhard Markus und Markus Isaac (künftig ‚Rosengarten‘). Keiner von ihnen hatte zuvor schon einen erblichen Familiennamen geführt. Auf Vermittlung des Haindorfschen Vereins absolvierte Herz Salomon aus Herbede in der ersten Hälfte der 1830er Jahre eine Ausbildung zum Glaser und Anstreicher. Seit den 1880er/1890er Jahren konzentrierte sich die jüd. Bevölkerung auf die Gemeinde Ostherbede und gliederte sich in zwei Berufsgruppen. Die Gruppe der Selb ständigen findet sich vor allem im Viehhandel sowie im Textil- und Schuheinzelhandel. 1910 besaßen alle jüd. Viehhändler in Ostherbede in der Nähe des Marktplatzes eigene Wohnhäuser mit Stallanbauten; Simon Grünebaum war Handelsmann. Die zweite Berufsgruppe bildeten Arbeiter in den Bergwerken (für 1862 belegt: Daniel Rosenbaum) und in den Metallfabriken (für 1866 belegt: Bernhard Rosenbaum). Die Familien schickten ihre Söhne vielfach unter Tage, die Töchter arbeiteten als Mägde und Schneiderinnen; nebenher betrieben die Familienväter oft Kleinhandel. In Ostherbede lebten vor dem Ersten Weltkrieg der Viehhändler und Metzger Moses Grünebaum (er nahm am Herbeder Viehmarkt teil, der zwischen der Mitte des 19. Jh. und 1920 zweimal jährlich stattfand), der Anstreichermeister Abraham Rosenbaum (Betreiber eines Schuhgeschäfts) sowie die Viehhändler Jakob Eichenwald, Abraham Grünebaum und Meyer Grünebaum (dessen Schwiegersohn Siegfried Rosenberg das Geschäft fortführte). Für Westherbede sind für die Zeit vor 1914 Max Eichenwald mit einem Kleinhandel und Herz Rosenbaum als Inhaber eines Kurzwarengeschäfts belegt. 1915 erfolgte das Begräbnis des „im Felde der Ehre gefallenen Leutnants“ Joseph Rosenbaum, der mit dem EK II ausgezeichnet und für das EK I vorgeschlagen worden war. Zu seiner Beerdigung kamen sämtliche Kriegervereine des Amtsverbandes Herbede, die Grabrede auf seinen ehemaligen Schüler hielt Lehrer Andorn aus Hattingen. 1925 sind für Herbede eine Metzgerei (Witwe Grünebaum), zwei Viehhändler (Gustav Eichenwald und Siegfried Rosenberg) und drei Kaufleute nachgewiesen: Max Eichenwald (Schuhwaren), Gebr. Kaufmann (Manufakturwaren) und Abraham Rosenbaum (Schuhwaren).
1933 gab es in Herbede nur noch zwei jüd. Viehhändler. Gustav Eichenwald besuchte die kleineren Viehmärkte, während Siegfried Rosenberg auf den Dortmunder Großmarkt ausgerichtet war, von dem im April 1933 die jüd. Händler ausgeschlossen wurden. Weiterhin sind für die 1930er Jahre belegt: der Bergmann Isaak Rosengarten, der Angestellte Sally Grünebaum sowie Alma Grünebaum, Mathilde Bier, Selma Grünebaum und Rosa Stern, ferner Herta Rosengarten, Alma Kilfitt, Ilse Stern, Hermann Rosengarten, Hedwig und Walter Wandelt, Moritz und Emma Rosengarten, außerdem Albert und Frieda Rosenbaum sowie David Stern, Betreiber eines Schuhgeschäftes. Von antisemitischer Hetze war wegen seines in der Nähe des Marktplatzes gelegenen Witten-Herbede 834 Wohnsitzes 1935 besonders der Viehhändler Gustav Eichenwald betroffen. Zwischen 1935 und 1939 wanderten mindestens fünf junge Herbeder Juden (Grete Meier geb. Eichenwald, Ilse Stern, Leni Rosengarten, Leo Rosengarten und die bis 1935 im Ort selbständige Schneiderin Betty Grünebaum) aus, größerenteils in die USA. Während des Pogroms 1938 wurde der jüd. Friedhof zerstört, die Häuser von Gustav Eichenwald (Hauptstr. 35) und Hermann Rosengarten (Kirchstr. 33) wurden demoliert. Gustav Eichenwald, Sally Grünebaum, Isaak Rosengarten und David Stern waren im KZ Sachsenhausen interniert. Anfang 1939 fanden Verkaufsverhandlungen zum Zweck der ‚Arisierung‘ statt, betroffen waren Sally Grünebaum (Am Berge 3), der nicht mehr in Herbede wohnhafte Siegfried Rosenberg (Gerberstr. 6), Selma Grünebaum (Gerberstr. 15) und Gustav Eichenwald (Hauptstr. 35). Zwei Wohnhäuser erwarb die Kommune. 1941 trat der Bergmann Walter Wandelt aus der jüd. Religionsgemeinschaft aus, weil er hoffte, so der Verfolgung zu entgehen. 1942 waren von den 16 in Herbede verbliebenen Juden 13 in drei in jüd. Besitz befindlichen Häusern konzentriert: Hauptstr. 35 (ehemals im Besitz von Gustav Eichenwald), Am Berge 3 (Sally Grünebaum) und Gerberstr. 9 (Selma Grünebaum); zwei Personen waren in den Gebäuden Kirchstr. 27 und eine in der Hauptstr. 56 untergebracht. Zwangsarbeit leisten mussten Sally Grünewald (bis zu seiner Deportation Ende Febr. 1943 beim kriegswichtigen Federnhersteller ‚Dittmann & Neuhaus‘) und Gustav Eichenwald, der 1941/42 Weichen im Herbeder Bahnhof von Eis und Schnee zu befreien hatte. Im April 1942 wurden Mathilde Bier, Alma Grünebaum und Herta Rosengarten ins Ghetto Zamos´c´ deportiert. Dem Transport ins Ghetto Theresienstadt im Juli 1942 gehörten Isaak Rosengarten, Max Rosengarten, David Stern und Rosa Stern an. 1943 und 1944 wurden Emma Eichenwald, Sally und Berta Grünebaum, Alma Kilfitt, Emma Rosengarten und Walter Wandelt nach Theresienstadt bzw. Auschwitz gebracht.
Ida Rosengarten, Alma Kilfitt und Hedwig Wandelt überlebten und kehrten Mitte 1945 nach Herbede zurück. 2007 wurde ein Weg nach Rosa Stern benannt. 2015 wurden in Herbede ‚Stolpersteine‘ verlegt.
1818 lebten 18 Juden im Gerichtsbezirk Herbede. In der Gemeinde Ostherbede lebten 25 Juden Ende 1840, 40 Juden 1858; 1871 waren von 911 Einwohnern 47 kath., 824 ev. und 40 jüd. Glaubens, 1895 von 1178 Einwohnern 119 kath., 983 ev. und 76 jüd. Glaubens. In der Gemeinde Westherbede lebten Ende 1840 zwei Juden; 1858 waren es 31; 1871 waren von 1658 Einwohnern 143 kath., 1474 ev., 38 jüd. Glaubens, drei gehörten anderen christl. Gemeinden an, 1895 waren von 2088 Einwohnern 295 kath., 1775 ev., elf jüd. Glaubens und sieben gehörten anderen christl. Gemeinden an. In der 1926 u. a. aus Ost- und Westherbede gebildeten Großgemeinde Herbede lebten nach der Volkszählung von 1925 (beruhend auf dem Gebietsstand von 1931) 6891 [!] Einwohner, von denen 988 kath., 5729 ev., 58 jüd. Glaubens und 62 bekenntnislos waren. 1932/33 lebten in Herbede 37 Juden. Bei der Planung der einzurichtenden Synagogenbezirke erwog die Regierung in Arnsberg 1842, die Juden aus Ost- und Westherbede einem zu bildenden Bezirk Hattingen zuzuordnen. Der vom Obervorsteher Hellwitz 1847 eingereichte Vorschlag sah für Ostherbede eine eigenständige Synagogengemeinde vor, der die Juden aus Westherbede und Mittelstiepel angeschlossen werden sollten. 1855 wurden die Juden aus Ost- und Westherbede dann jedoch der Synagogengemeinde Witten zugeordnet. Bis 1869 war Herbede Hauptsitz der Synagogengemeinde Witten, dann wurde er nach Witten verlegt. Wegen der hohen Beiträge, die sie zur Finanzierung des Synagogenneubaus in Witten zahlen sollten, beantragten die Herbeder Juden 1871, aus der Synagogengemeinde Witten auszuscheiden. Das vom Bürgermeister in Witten befürwortete, von der Regierung aber abgelehnte Gesuch wurde 1880 und 1887 erneuert; 1887 wurde als Begründung für die Ablehnung angeführt, eine Gemeinde mit 67 Personen Witten-Herbede 835 und einem Steueraufkommen von 135 M sei nicht leistungsfähig genug. 1889 beabsichtigte Joseph Rosenbaum – Sprecher der Herbeder Juden – erneut den Austritt aus der Synagogengemeinde Witten und den Anschluss als Filialgemeinde an Hattingen, was die Hattinger Gemeinde jedoch ablehnte. Nach einer Änderung der Rechtslage war die Abspaltung nicht mehr zu verhindern, Anfang der 1890er Jahre trat die Hälfte der Herbeder Juden aus der Wittener Gemeinde aus, sie bildeten danach einen selbständigen Synagogenverein. 1920 war Herbede eine der kleinsten eigenständigen Synagogengemeinden in Westfalen. Als ein großer Teil der Juden abgewandert war, löste sie sich Anfang der 1930er Jahre auf, die verbliebenen Mitglieder schlossen sich Witten bzw. Hattingen an.
Die drei jüd. Familien aus Herbede feierten 1816 gemeinsam mit denen aus Blankenstein ihre Gottesdienste in Herbede im Haus des Abraham Joseph. 1843 hatte die Gemeinde einen Betraum angemietet. Als die 15 in Herbede lebenden Juden sich 1871 um die Loslösung von der Synagogengemeinde Witten bemühten, gaben sie an, „seit Menschengedenken“ ihren eigenen Gottesdienst in Herbede zu organisieren; sie verfügten zu dieser Zeit über zwei angemietete Räume in der Thiestr. 12, die sie durch den Berginvaliden Moses Rosengarten betreuen ließen. 1926 erwarb die jüd. Gemein de Herbede das Haus, der Betsaal wurde bis Anfang der 1930er Jahre genutzt.
Bereits 1816 wird von einem ‚Lehrer und Kirchendiner‘ in Herbede berichtet. 1843 gab es ein schulpflichtiges Kind. Im Antrag zur Loslösung von der Gemeinde Witten gaben die Herbeder Juden 1871 an, für die Schulbildung ihrer Kinder sei vor Ort gesorgt. In den 1880er Jahren gingen die Kinder in die ev. Volksschule, die Hattinger Lehrer Salomon Katz bzw. später Meier Andorn erteilten wöchentlich zwei Stunden Religionsunterricht in Herbede.
Die Repräsentantenwahlen für den Synagogenbezirk Witten fanden in den 1850er Jahren aufgrund einer Verfügung des Landrates mit Rücksicht auf die Entfernungen in Ostherbede statt, 1854 wurde Herz Rosenbaum aus Herbede zum Vorstandsmitglied gewählt. 1889/90 war Joseph Rosenbaum Sprecher der Herbeder Juden. 1932 war der Textilwarenhändler Max Eichenwald Vorsitzender der selbständigen Synagogengemeinde Herbede, David Stern war Schriftführer und Gustav Eichenwald Vorsitzender des Friedhofsausschusses.
Zwischen 1870 und 1920 gehörten zehn Herbeder Juden dem 1870 gegründeten Krieger- und Landwehrverein an. Von ihnen wurde Meinhold Grünebaum im Ersten Weltkrieg mit dem EK II ausgezeichnet.
Das von der jüd. Gemeinde 1926 für 3000 RM erworbene Gebäude Thiestr. 12, in dem bereits zuvor Gottesdienste stattgefunden hatten, wurde bis in die 1930er Jahre als Synagoge genutzt. Anschließend wurde es zu Wohnzwecken umgebaut, 1961 abgerissen.
Meyer Grünebaum besaß 1910 die drei Wohnhäuser Gerberstr. 6 (mit Stallanbau, errichtet 1890/94), Schweerstr. 10 (mit Stall) und Vormholzer Str. 30 sowie ein Grundstück in Westherbede. Abraham Grünebaum besaß die beiden Häuser Gerberstr. 15 (mit Stallanbau, 1890/94 gebaut) und Am Berge 3 (mit Stall); Letzteres vererbte er an seinen Sohn Sally. Moses Grünebaum war Eigentümer eines Wohnhauses mit Stallgebäude in der Thiestr. 5. Jacob Eichenwald erwarb zwischen 1900 und 1910 ein Fachwerkhaus am Marktplatz (Hauptstr. 35). Wohnhäuser von Juden lagen 1911 in der Thie-, Gerber-, Haupt-, Bahnhof- und Sprockhöveler Straße, nach 1933 auch in der Kirchstraße und Am Berge.
1874 erwarb die Synagogengemeinde Witten, zu der Herbede zu dem Zeitpunkt noch gehörte, für 300 M ein zu dieser Zeit bereits als Friedhof genutztes Grundstück Witten-Herbede 836 in Herbede ‚Auf der Stennert‘. Das Areal ist etwa 1400 m² groß und liegt neben dem ev. Friedhof; zu betreten ist es von der Straße ‚An der Wabeck‘ aus. 1915 erfolgte dort die Beisetzung des in Polen seinen Verletzungen erlegenen Leutnants Joseph Rosen baum unter Beteiligung sämtlicher Kriegervereine des Amtsverbandes Herbede. Nach einer Aktennotiz aus der Nachkriegszeit kam es im Rahmen des Pogroms 1938 zur „Zerstörung des Judenfriedhofs“. Als Letzte wurde 1947 die 1878 geborene Hedwig Wandelt dort begraben. In der Nachkriegszeit war Herz Moses Rosengarten Besitzer des Grundstücks, seit 1962 gehört der Friedhof dem ‚Landesverband Jüdischer Gemeinden von Westfalen-Lippe‘, große Teile des Areals sind nicht belegt. 22 Gräber mit Grabsteinen und sechs ohne sind erhalten, der älteste Grabstein stammt von 1886. An die dort bestatteten russischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter erinnert seit 1992 ein Gedenkstein.