Beim Bau des Atlantikwalls wurden zwischen 1942 und 1944 tausende Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen eingesetzt. Annet van der Voort hat in jahrelanger Arbeit die Reste des Atlantikwalls fotografiert - jener 6.000 Kilometer langen Kette von Bunkern, die das nationalsozialistische Deutschland zwischen 1942 und 1944 zum Schutz vor einer Invasion der Alliierten an den Küsten von Norwegen, Dänemark, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und den britischen Kanalinseln errichten ließ.
Die bemerkenswerte Ausstellung ist noch bis zum 25.6.2023 im LWL Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen zu sehen. Die Fotografin Annet van der Voort wurde in den Niederlanden geboren und studierte an der Fachhochschule Dortmund Visuelle Kommunikation. Ihre künstlerische Arbeit thematisiert die unterschiedlichen Facetten der Vergänglichkeit und der ihr oft immanenten Ästhetik.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zeigte in der Henrichshütte Hattingen im Juli 2020 die Sonderausstellung "Josef Koudelka. Industries". Die großformatigen Panorama-Aufnahmen des Magnum-Fotografen waren bis April 2021 im historischen Gebläsehaus des LWL-Industriemuseums zu sehen.
Die 40 Motive zeigten massive Umformungen der Landschaft durch den Menschen, zum Beispiel im Braunkohle-Tagebau in der Tschechischen Republik und Deutschland, den Stahlhütten Frankreichs oder den Ölfeldern Aserbaidschans. "Koudelkas Bilder zeigten auch die Wunden, die Wohlstand und Konsum in der Landschaft hinterlassen haben. Sie entstanden Anfang der 1990er-Jahre, haben aber nichts von ihrer Aktualität verloren. Die Verbrennung und Ausbeutung von fossilen Rohstoffen ist mehr denn je ein Thema, nicht zuletzt dank der Bewegung 'Fridays for Future' ". Die 2,80 Meter breiten Panorama-Aufnahmen Josef Koudelkas wurden auf beidseitig bedruckten, freischwebenden Tafeln in der historischen Halle präsentiert. Das Gebläsehaus bot eine beeindruckende Kulisse für die Bilder, die durch die großen Maschinen im Hintergrund noch wirkmächtiger erscheinen.
In der Sonderausstellung „Boom!“ geht es um die wechselvolle Geschichte der Henrichshütte vom Kaiserreich über die Weltkriege und die Zeit des Wiederaufbaus bis zum Strukturwandel. Den roten Faden bilden die Umbrüche in der Geschichte der Henrichshütte: der Einbruch der Industrie in das Idyll der Ruhrlandschaft sowie Zäsuren durch neue Technologien, neue Besitzer und neue Produkte. Es kommen Frauen und Männer zu Wort, die dabei waren, als es „Boom!“ machte und große Teile des Werks abgerissen wurden. Zeitzeugen des Strukturwandels erzählen von der Angst vorm Stillstand, dem Mut, Entscheidungen zu treffen und den Chancen, die ein Neuanfang bieten kann.
Die Toskana ist die Wiege der europäischen Eisen- und Stahlproduktion. Über 3000 Jahre wurde hier „Ilva“ (etruskisch für „Eisen“) hergestellt. Seit den 1960er Jahren befindet sich die Region im Umbruch. 2015 und 2017 haben zwei deutsche Fotografinnen und drei italienische Fotografen Stätten dieses Strukturwandels dokumentiert. Ihre Aufnahmen zeigt der LWL bis zum 9. September 2018 in der Gebläsehalle des Industriemuseums. Die Motive reichen von ästhetischen Details über die dokumentarische Totale bis hin zu Menschen an ihrem Arbeitsplatz. Manche Aufnahmen sind heute schon Geschichte. Nicht nur Kunst und Kultur, sondern auch Eisen und Stahl haben die Landschaft und ihre Menschen geprägt, das macht die Ausstellung sehr deutlich. Die Ausstellung zeigt über 100 Fotografien von Annette Hudemann und Sabine Korth sowie Fabio Capaccioli, Andrea Cesarini und Mattias Crocetti. Sie alle haben sich mit ihren Kameras auf die Suche nach den „eisernen Spuren in der Toskana“ gemacht.
10. – 19. März 2017
20 Jahre KünstlerBunt MultiColor
Jubiläumsausstellung mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern
im LWL Industriemuseum Henrichshütte Hattingen, Werkstraße 31-33 Gebläsehalle
Getränke spielten auf der Henrichshütte eine besondere Rolle. Ob am Hochofen, im Walzwerk oder in der Schmiede: überall wurde hier körperlich schwer gearbeitet und das meist an einem hitzigen Arbeitsplatz. Daher verlor der Körper eines Hochöfners etwa zehn Liter Flüssigkeit pro Schicht. Dem Betrieb war es wichtig, dass ein Arbeiter trotzdem weiter gut "funktionierte" und die Produktion auf der Hütte optimal ablief. Der enorme Flüssigkeitsverlust musste stets wieder ausgeglichen werden. Deshalb wurde 1926 für die ausreichende Versorgung der Arbeiter mit gesunden, also nicht alkoholischen Getränken eine Mineralwasseranlage auf dem Hüttengelände eingerichtet. Dort konnte jeder gegen Pfand den eigenen Durst mit dem vor Ort abgefüllten Sprudel löschen. 1957 empfahl der Werksarzt der Henrichshütte den Arbeitern Tee zu trinken, da kühles Mineralwasser häufig zu Magen-Darm-Störungen führe. Dass dieses Hüttentee-Rezept mit reichlich Zucker schließlich ganz andere Auswirkungen hatte, merkten die Arbeiter später beim Gang auf die Waage. Eine zeitgemäße Version des "Hüttentees" wurde für die Ausstellung entwickelt und kann im Museumsshop erworben werden.
Die originale historische Trinkhalle von Emmy Olschewski aus dem Jahr 1921 bildet entsprechend den Mittelpunkt der Ausstellung. Bis 1998 stand sie in der Bergarbeitersiedlung Schwerin in Castrop-Rauxel. Die Trinkhalle sicherte der Bergmannswitwe Anna Jaeger und ihrer Tochter Emmy Jahrzehnte lang das Einkommen und galt als wichtiger Ort der Nahversorgung sowie Nachrichtentreff der Nachbarschaft.
Mit zahlreichen Exponaten, Fotos und Dokumenten gibt die Ausstellung am Beispiel von Wasser, Limonade, Bier, Schnaps, Wasser, Milch, Kaffee und Tee einen Einblick in die Produktion, das Image und den Konsum des flüssigen Kulturguts im Wandel der Zeit. Welche Rolle spielten Getränke im Alltag?
Limonade wurde Anfang des 20. Jahrhunderts im Zuge der Mäßigkeitsbewegung als alkoholfreie Alternative zu Schnaps und Bier propagiert. Die Marke Sinalco - ein Kunstwort aus dem lateinischen "sine alcohol" - ohne Alkohol - trat ab 1905 aus dem ostwestfälischen Städtchen Lage und später Detmold ihren Siegeszug durch ganz Deutschland und Europa an.
Bier erlebte als erfrischendes Getränk mit geringem Alkoholgehalt im Industriezeitalter eine einzigartige Hochkonjunktur. Neue Brau- und Kühlverfahren machten Bier zum beliebten Massengetränk im Ruhrgebiet. Die Biermetropole Dortmund war Anfang der 1970er Jahre mit mehr als siebeneinhalb Millionen Hektolitern Bierausstoß pro Jahr in Europa Spitze. Mit dem Niedergang von Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie schwanden seit Mitte der 1960er Jahren die Massenarbeitsplätze, und auch der Bierkonsum ging deutlich zurück. Heute dominieren wenige Großbrauereien den deutschen Markt. Viele der bekannten Biersorten und Biermarken sind verschwunden. Einige wenige kleinere können sich jedoch am Markt behaupten.
Aber nicht nur die Hütte liefert Geschichten zur Trinkkultur Hattingens. Die Stadt und ihre Bewohner selbst bieten Einblicke in die historische Kultur der Getränke: 195 Jahre lang wurde in Hattingen Schnaps im Familienbetrieb Weygand produziert. An der ehemaligen Produktionsstätte des bekannten "Weygänders" steht heute das Reschop Carré. Kaffee wurde und wird wieder in Hattingen geröstet. Die Kaffeerösterei Hildebrandt, die von 1911 bis 1972 bestand, röstete Kaffee aus bis zu 20 verschiedenen Kaffee-"Partien". Heute gibt es "Mayola", einen kleinen Röstbetrieb, der 500 Metern von der damaligen Rösterei Hildebrandt entfernt steht. Ein kleiner und erfolgreicher Betrieb: zwei Röstmischungen machten beim Verkostungswettbewerb der Deutschen Röstergilde den ersten Platz.
Milch ist nahrhaft, galt aber wegen der geringen Haltbarkeit bis Anfang des 20. Jahrhunderts als riskant. Mit verbesserten Möglichkeiten zur Kühlung und Vorbeugung gegen Keime entwickelte sich die Milch schließlich vom Risikogetränk zum gesunden Grundnahrungsmittel. Der Mythos vom Gegenmittel bei Vergiftungen verankerte die Milch nicht nur in der Hausapotheke, sondern auch an gefährlichen Arbeitsplätzen in Kokereien und an Hochöfen.
Schnaps diente bis in die Anfänge der Industrialisierung als günstiger und haltbarer Energielieferant für die Ärmsten der Gesellschaft. Im Maschinenzeitalter brachten die berauschende Wirkung und drohende Alkoholsucht hochprozentigen Alkohol in Verruf. Vor allem in den ländlichen Regionen Westfalens haben Konsum und Herstellung von Schnaps bis heute jedoch ihre Bedeutung bewahrt.
Auch in anderen Großunternehmen - wie hier beim Gussstahlwerk in Witten - wurde auf die (Zwischen)-Verpflegung der Mitarbeiter geachtet. An der "Teeküche" auf dem Werksgelände gab es Kalt- und Warmgetränke, Brötchen, Wurst, Süssigkeiten und vieles mehr.
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