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Die Föhrer Erntezeit war "Döschertied"

Das Erntedankfest gehört zu den ältesten Festen der Menschheit, das unabhängig von den verschiedenen religiösen Vorstellungen gefeiert wurde. Die Ernte ist als wichtigste Grundlage des bäuerlichen Lebens mit zahlreichen Bräuchen verbunden, mit denen man sich bedanken möchte. Seit etwa 1770 wird das Erntedankfest am 29. September oder am ersten Sonntag im Oktober begangen.

Zu den Erntebräuchen gehörte das Schmücken des ersten und letzten Erntewagens. Auf großen Bauernstellen wurde nach dem Ende der Ernte gefeiert und getanzt. Der Dankgottesdienst in den Inselkirchen geht einher mit dem besonders liebevollen und reichlichen Schmücken der Kirchen.

 
 

In den Inselerinnerungen über die Zeit der Ernte fallen oft Worte wie „de Döscher“ und „de Döschertied“. Jedes Jahr kamen Mitte August Hunderte von Dreschern (Döscher) mit ihren Dreschflegeln und mehreren Bündeln unterm Arm nach Föhr. Nach den Erinnerungen von Christina Martens (1902- 1982), deren Vater den nicht mehr existierenden Hof „Mittelberg“ auf dem Gebiet des heutigen Flugplatzes bewirtschaftete, brachten die Döscher auch ein zweites Paar Holzpantinen mit, da es ihre dänische Form auf Föhr nicht gab. Sie kamen aus Jütland und blieben während der „Döschertied“ bis zum November auf Föhr. So brauchte der Bauer Saatkorn für den im Herbst zu säenden Roggen, Roggen-Langstroh zum Besticken der Deiche, zum Bündeln des Reets und zur Herstellung von Seilen, mit denen das Reetdach befestigt wurde. Christina Martens über die Döscher: „Sie standen von früh bis spät in der Scheune und droschen das Korn mit dem Flegel. Bei starkem Wind wurde eines der vier Scheunentore geöffnet ... Mit großen Holzschaufeln warfen die Männer das Korn dann gegen den Wind, so dass die Spreu in die Scheune zurückflog und das schwere, saubere Korn ... auf der Diele liegen blieb.“ Diese und die vielen anderen Erntearbeiten, die zum Teil wie schwere Akkordarbeit zu erledigen waren, machten mächtig hungrig. Bei den täglich fünf Mahlzeiten auf „Mittelberg“, die reichlich und sehr gut waren, langten die Döscher kräftig zu. Der Spruch „He fritt as en Döscher“ soll so entstanden sein. Nicht alle Döscher verließen die Insel wieder. So berichtet Ernst J. Ketels-Harken in seinen Erinnerungen „Vom Schiffsjungen zum Kapitän“ von einem Mads Peter Lassen (1853-1934) der in Süderende „hängen blieb“ und sich als Tagelöhner, Musiker, Jäger und Wattenfischer seinen Lebensunterhalt verdiente. Auch Anders Jepsen Nissen Tholund (1855-1938), der von Jacob Tholund geliebte und geachtete Ulaatj (Großvater), kam wohl zwischen 1870 und 1880 nach Föhr und blieb. Er gehörte nicht zu denjenigen jütischen Saisonkräften, die sich den freien Sonntag mit dem Trinken des im Vergleich zu Dänemark viel billigeren Alkohols vertrieben und Raufereien vom Zaun brachen. Einerseits soll „jütisch“ durchaus als Schimpfwort gegolten haben, andere nennen die Jüten die „fleißigen Leute nordischen Typs“ und Christina Martens schreibt: „Diese Drescher müssen schon friedliebende Menschen gewesen sein, denn Vater hat nie von Unstimmigkeiten erzählt“. Die Zeit der jütischen Döscher auf Föhr ging um 1900 zu Ende, als sich immer mehr Bauern eine Pferdedreschmaschine anschafften.

 

Text-Quelle: Dr. K. de la Roi-Frey

 
 
 

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