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Dr.-Carl-Haeberlin-Friesen-Museum Wyk/Föhr

Insel-Geschichte(n) entdecken

Im "Friesenmuseums" in Wyk befindet sich die umfangreichste kulturgeschichtliche Sammlung der nordfriesischen Inseln.

Das Museum, eigentlich das „Dr. Carl-Haeberlin-Friesenmuseum“, weist auf seinen Gründer, Dr. Carl Haeberlin, hin, dessen Name bereits 1927 zu seiner Ehrung mit dem Namen des Museums verbunden wurde. Dr. Haeberlin kam 1902 nach Wyk und eröffnete hier eine Arztpraxis. Neben seiner Tätigkeit als Badearzt übernahm er ebenfalls 1902 den Vorsitz des gerade gegründeten Föhrer Naturwissenschaftlich-kulturhistorischen Vereins. Sein Interesse an der Geschichte der Nordseeinsel, an Brauchtum und Traditionen sowie sein Bemühen, gemeinsam mit dem Verein einer Sammlung heimat- und kulturgeschichtlichen Exponaten einen Raum zu geben, führten 1908 zur Gründung des „Friesenmuseums“.

Einen guten Überblick über Geschichte und Traditionen der Insel gibt das Friesenmuseum. Der Eingang ist nicht zu übersehen, denn er führt durch ein imposantes Tor aus Kieferknochen eines Blauwals.

Haeberlins intensive Sammel- und Forschertätigkeit trugen dazu bei, dass für die Exponate der Platz bald nicht mehr ausreichte und in den Jahren 1933, 1936 und 1951 bauliche Erweiterungen am Museum notwendig wurden.

Eingang im Herbst
 
 

▲ Durch ein Tor aus mächtigen Blauwalunterkieferknochen betreten die Besucher das Gelände des Dr.-Carl-Haeberlin-Friesen-Museums. Als eindrucksvolle Erinnerung an vergangene Walfängerzeiten sind an den Garteneingängen Unterkiefer-Knochen von Blauwalen aufgestellt. Die imposanten, über 6 Meter langen Kieferknochen gelten als Symbol des Haeberlin-Friesen-Museums. Was heute der Tourismus ist, war einst der Walfang. Zwischen 1643 und Mitte des 19. Jahrhunderts verließen Föhrer und Amrumer jedes Frühjahr ihre Heimat, um in den Buchten bei Spitzbergen und später auf offener See Wale, meist Grönlandwale oder Nordkaper, zu jagen. Sobald ein Wal gesichtet wurde, ruderten sie zu dem Tier, töteten es mit Harpunen und Lanzen. Die Walfänger hatten es vor allem auf die dicke Speckschicht der Meeressäuger abgesehen. Sie wurde ausgekocht, um Waltran zu gewinnen, das als Lampenöl diente. Mit dem Walfang kam mit einem Schlag Wohlstand auf die Insel.

 
Walkinnladen als Eingangstor
 

▲In dem mit dem alten Schiffsnamen „Drie Süsters“ versehenen Haupthaus des Museums gibt es in 10 Räumen eine ganze Reihe von sehr interessanten geologischen, archäologischen und naturkundlichen Objekten zu bestaunen. Sie belegen die landschaftliche Entstehung, die menschliche Besiedlung von der Steinzeit bis in die Wikingerzeit und die reichhaltige Fauna der Insel - so gibt es beispielsweise eine Vogelvitrine mit über 90 ausgestopften Arten. Außerdem wird - auch mit Filmen - die Geschichte des Wal- und Entenfangs (in Vogelkojen) anschaulich gemacht. In einem Raum kann man zudem Flüssigkeits-Präparate von Meerestieren (mit interessanten Details, z. B. einem Walauge) bestaunen. Weitere Themen sind die Geschichte des Badetourismus, aber auch die Auswanderungswelle im 19. Jh. Die Ausstellung bezieht auch inseltypisches Handwerk, die Baukultur und das Inselbrauchtum wie Biikebrennen oder Ringreiten mit ein. Im ersten Stock des Museums wurde ein Pesel (Wohnstube) aus der Walfängerzeit rekonstruiert, ebenso wie eine altfriesische Goldschmiedewerkstätte. Ein interessantes Ausstellungsobjekt ist ein Propeller des legendären, 1932 in Wyk gelandeten Großflugbootes Do X, das unter dem Kommando eines Wyker Flugkapitäns stand.

 
 
 
 

◄ Carl Haeberlin wurde am 15. Dezember 1870 in Ranchi, Indien als Sohn eines evangelischen Missionars in Indien geboren. Die Familie kehrte 1873 nach Deutschland in den Schwarzwald zurück und siedelte sich in Schwaben an, wo Haeberlin seine Jugendzeit verbrachte. Er besuchte Gymnasien in Ludwigsburg, Stuttgart und Heilbronn. Er studierte Medizin in Göttingen, München und Tübingen, wo er 1895 das Staatsexamen ablegte und promovierte. Seinen Militärdienst leistete er in Straßburg. Danach war er in Tübingen und Stuttgart als Assistenzarzt tätig, bevor er eine psychiatrische Studienreise nach Paris unternahm. 1902 siedelte er nach Wyk auf Föhr über und eröffnete dort eine Arztpraxis. Im selben Jahr wurde er Mitbegründer und Vorsitzender des Naturwissenschaftlich-kulturhistorischen Vereins Föhr. Neben seiner Tätigkeit als Badearzt beschäftigte Haeberlin sich auch intensiv mit der Meeresheilkunde, naturwissenschaftlichen Themen und volkskundlicher Forschung. Zudem war er Mitglied einer Druiden-Loge. 1906 veröffentlichte Haeberlin die Wyker Chronik anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Ortes, 1919 die Chronik des Seebades Wyk zum 100-jährigen Bestehen des Seebades. Das Heimatmuseum von Wyk (heute: Friesen-Museum) im Ortsteil Boldixum, das er 1906 initiiert und 1908 gegründet hatte und das sich mit Brauchtum, Geschichte, Volkskunst und der früheren Lebensweise auf der Insel beschäftigt, wurde 1927 in Anerkennung seiner Dienste nach ihm benannt. In der Ausstellung befinden sich unter anderem Exponate aus der Wikingerzeit, der Seefahrt, Gemälde mit lokalen Motiven. Haeberlin verstarb am 12. November 1954 in Wyk auf Föhr, seine Witwe Leonore am 27. April 1994 in Wyk auf Föhr im Alter von 94 Jahren.

 

Ein von Haeberlin immer wieder zitiertes Lebensmotto war:
„Es kommt nicht darauf an, etwas anzufangen, sondern es durch-zuhalten und zu vollenden.“

 
 
Entlang des Gartenweges und in den Beeten, verteilt auf dem gesamten Museumsgelände, stehen 70 verschiedene Rosenpflanzen die einen sehr wohlriechenden Duft verbreiten. An jeder Rosenpflanze steckt in der Erde ein Schild, darauf ist der Rosenname zu lesen.

▲1927 ließ Haeberlin das älteste Haus von Föhr, das Haus Olesen aus dem Baujahr 1617, von Alkersum nach Wyk zu holen und auf dem Museumsgrundstück aufbauen. Hier ist anhand von originalen Einrichtungsgegenständen in den historischen Räumlichkeiten eines alten Bauernhauses zu sehen, wie Menschen und Tiere auf engstem Raum zusammen lebten. Weiteres siehe: Haus Olesen

Das Leben auf den Nordfriesischen Inseln ist im 17. und 18. Jahrhundert durch die Grönlandfahrt und im 19. Jahrhundert durch die Entwicklung der Landwirtschaft stark beeinflusst und abgewandelt worden. Die Erträge aus beiden führten zu einem bis dahin nicht gekannten Wohlstand, der vornehmlich in dem Bau und der Einrichtung des uthländischen Hauses sichtbar wurde. Eine ausgesprochen wohlhabende Friesenbevölkerung hatte es vorher sonst nur unter den Bauern von Alt-Nordstrand in der Zeit vor 1634 gegeben, möglicherweise auch zur Rungholtzeit vor 1362.

 

Von einheitlichem Stil altuthländischer oder allgemein friesischer Kultur ist heute jedoch so gut wie kein Haus mehr erhalten. Manches alte Gebäude ist infolge Baufälligkeit abgebrochen oder umgebaut worden. Kleinere Häuser wurden durch Anbauten vergrößert. Wer daher heute mit einem kulturgeschichtlichen Auge das Äußere, vor allem aber das Innere der Friesenhäuser betrachtet, wird große Enttäuschungen erleben. Es ist das eine bedauerliche Tatsache, die Veranlassung geben sollte, das noch vorhandene alte Kulturgut zu schützen, entweder im Hause selbst, oder, wenn das nicht mehr angängig ist, durch Unterbringung in Museen.

 

Erfreulicherweise sind einige alte Friesenhäuser zu Freilichtmuseen gemacht worden. Auf Föhr ist das aus dem Jahre 1617 stammende, heute älteste Föhringer Haus Olesen, aus Alkersum 1927 nach Wyk überführt und vollständig mit altem Föhrer Hausrat ausgestattet worden. Es ist von alten Zeiten her beim Bau eines Hauses Sitte gewesen, dass der Bauherr ein Opfer brachte. Im Erdreich unter den Fußböden hat man denn auch bei den inselfriesischen Häusern bei Grabungen verschiedentlich Opfergefäße aus Ton gefunden. Eine Anzahl solcher Gefäße, die ihrem Aussehen nach vorgeschichtlichen Urnen gleichen, sind in dem Museum von Wyk auf Föhr zu sehen. Außer durch die Natur und die bauliche Entwicklungsgeschichte wird das Haus noch charakterisiert durch die Lebenskultur seiner Bewohner. Diese ist auf den Nordfriesischen Inseln von besonderer Art. Man erkennt sie an den Einrichtungstücken, die einerseits aus einheimischem Gut, aus sehr einfachen, selbst verfertigten Gegenständen und Geräten besteht, und andererseits aus Fremdgut, das die verschiedenartigsten Kulturgüter, die die Seefahrer von ihren Reisen mitgebracht haben, umfasst. Hierzu gehören die Wandfliesen, Möbel, das Zinn, Porzellan, Silber und manches mehr. Kein anderes Haus eines deutschen Volksstammes vereinigt auf sich wohl so viele wechselvolle und tiefgreifende Lebensschicksale seiner Bewohner wie das Haus der Inselfriesen. Es braucht dabei nur an die Zerstörungen und Untergänge bei Sturmfluten und an den tragischen Tod der Unzahl mutiger Männer, die auf See ihr Leben verloren, und an das sorgenvolle Leben der zurückgebliebenen Frauen und Mütter gedacht zu werden. Dem stehen auf der anderen Seite ein stolzes und glückliches Familienleben einer langen Generationenfolge und ein in harter Arbeit redlich verdienter Wohlstand gegenüber. Das Haus als Geburts- und Sterbestätte des Menschen, für Kindheit und Lebensabend, als Ort fröhlicher Feste und bedeutsamer Zusammenkünfte, als Hüter häuslicher Besitztümer und alter Erbstücke, in dem die Tradition von Mensch zu Mensch durch Erziehung und Übermittlung alter Bräuche, durch Übertragung von Sagen, Erzählungen und Geschichten des Volkes sich fortpflanzt, ist in seinem Wert und seiner Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen.

 

Quelle: Dr. Carl Haeberlin

 Das traufenständige Gebäude wird mittig unter dem Frontspieß (Zwerchgiebel) durch den Haupteingang erschlossen. Der sich anschließende Flur teilt das Gebäude in der gesamten Breite und führt zur auf der Rückseite befindlichen "Gartentür", fries."guarddöör", die zum Garten bzw. zur Hauskoppel führt.

 
 

Weiteres siehe: Haus Olesen

Weiteres siehe: Haus Olesen

In den Wintermonaten vom 01. November bis zum 15. März ist das Museum nur dienstags bis sonntags von 14-17 Uhr geöffnet.

Das Erlebnis "Winterurlaub" beginnt auf Föhr bereits in der Vorweihnachtszeit. Traditionell veranstaltet das Dr.-Carl-Haeberlin-Friesen-Museum am zweiten Adventswochenende einen Adventsmarkt auf dem Museumsgelände. Die Besucher erwartet ein vielfältiges Angebot: Mehr als 40 Handwerker und Künstler der Insel Föhr sowie aus der umliegenden Region bieten ihre vielfältigen Produkte an.

 
Bockwindmühle
 

Eine kleine Bockwindmühle von der Hallig Langeneß und eine landwirtschaftliche Scheune aus  Midlum runden das Bild des  Freilichtmuseumskomplexes ab.

▲Die kleine Bockwindmühle mit vollständigem Mahlwerk wurde 1953 auf das Museumsgelände versetzt. Bis dahin stand sie auf der Hallig Langeneß-Nordmarsch. Der Halligbewohner Peter Hansen hatte sie in den 1930er Jahren in Eigenarbeit gebaut und zum Mahlen von Brotgetreide genutzt. In früherer Zeit gab es auf Föhr in jedem Dorf eine oder mehrere Bockwindmühlen, bis dieser Mühlentyp im 19. Jh. durch die größere und effektivere Holländermühle abgelöst wurde. Die alten Bockwindmühlen besaßen in der Regel nur ein Mahlwerk. Die Flügel mussten mit dem gesamten Mühlenkörper, der auf einem drehbaren Bock sitzt, von Hand in den Wind gedreht werden.

 
 

▲ Im Jahr 2000 konnte das Freilicht-Gelände des Friesen-Museums auf Initiative des Museumsvereins durch eine Föhrer Scheune aus dem 18. Jahrhundert bereichert werden. Diese stand ursprünglich in dem Dorf Midlum und diente zur Lagerung von Getreide, sowie zur Aufbewahrung von landwirtschaftlichen Geräten. Zwei große Tore an den Giebelseiten erlaubten die Durchfahrt der beladenen Erntewagen. Im hinteren Drittel der Scheune besteht der Fußboden aus einem gestampften glatten Lehmboden, auf dem das eingebrachte Korn mit dem Dreschflegel per Hand ausgeschlagen wurde. Separat stehende Scheunen wurden auf Föhr nur selten gebaut, üblicherweise schlossen die Nebengebäude unmittelbar an das Hofgebäude an. In der Midlumer Scheune werden verschiedene landwirtschaftliche Geräte ausgestellt. Auch bietet sie Raum für verschiedene Museumsveranstaltungen.

Der Aufbau einer originalen Midlumer Scheune im Jahr 2000 zeigt neben landwirtschaftlichen Geräten früherer Jahre die landwirtschaftlichen Traditionen der Insel Föhr und unter welchen Bedingungen z.B. das Dreschen und Lagern des Korns erfolgte.

▲ Schaluppe, ein Geschenk des Schifffahrtsmuseums in Kiel für das Friesenmuseum

Mit Hilfe eines Kranes wurde das Schiff im Mai 2010 vom Transporter über den Steinwall in die Gulfscheune gehievt, wo es jetzt aufbewahrt wird. Die Schaluppe ist nach alten Plänen auf einer Kieler Werft von Jugendlichen gebaut und dann im Rahmen einer Sonderausstellung über den Walfang in der Landeshauptstadt ausgestellt worden. Im Anschluss an diese Präsentation tauchte die Frage auf, was mit der Schaluppe geschehen soll, und so lag der Gedanke nahe, dieses Boot auf Föhr, also an einem Ort zu zeigen, der eine historische Beziehung zum Walfang hat. Mit ihren zehn Metern Länge und einem Gewicht von 800 Kilogramm wirkt die aus Holz bestehende Schaluppe nicht unbedingt eindrucksvoll, sondern eher wie ein größeres Ruderboot. Und das war sie auch in den Zeiten des Walfanges: Außenbords der Mutterschiffe waren vier bis sechs Schaluppen, die dann bei der Sichtung eines Wales zu Wasser gelassen wurden. Besetzt waren diese winzigen "Nussschalen" mit sechs Mann: Den Ruderern, dem Steuermann und dem Mann am Bug, der dazu bestimmt war, die Wale zu harpunieren. Wenn man bedenkt, dass diese Meeressäuger über 20 Meter lang werden können, wird erst richtig bewusst, welcher lebensgefährliche Einsatz den Walfängern in dem eisigen Meer vor Grönland abverlangt wurde. Dann ist es auch nicht verwunderlich, dass viele von ihnen nicht mehr auf ihre Heimatinsel zurückkehrten.

In der Midlumer Scheune werden verschiedene landwirtschaftliche Geräte ausgestellt. Auch bietet sie Raum für verschiedene Museumsveranstaltungen.

 
 

▲Links und rechts des Gartenweges liegen 2 rekonstruierte, vorgeschichtliche Grabkammern. Das südlich gelegene Grab ist aus großen Findlingssteinen rekonstruiert worden, die verschiedenen jungsteinzeitlichen Gräbern auf Föhr entstammen. Bei dem zweiten Grab handelt es sich um die Steinkammer eines 1968 am Gotinger Kliff entdeckten bronzezeitlichen Grabes.

▲ Das von dem Hamburger Architekten Heinrich Bomhoff entworfene Museumsgebäude sollte sich mit seinem Reetdach und den Sprossenfenstern in die traditionelle Hauslandschaft der Insel Föhr einfügen, um so dem heimatlichen Sammelgut einen angemessenen Rahmen zu verleihen. Bis heute werden das historische Ambiente der Ausstellungsräume sowie die Harmonie des gesamten Museumsensembles von den Besuchern geschätzt.

 
 

▲ Nach 400 Jahren ist ein Föhrer Ehepaar wieder vereint. Die beiden Grabsteine der Verstorbenen haben durch einen glücklichen Zufall einen neuen Platz im Eingangsbereich des Friesenmuseums gefunden.

 

Beim Umbau eines alten friesischen Bauernhauses in Oevenum wurde im Fundament des ehemaligen Schweinestalles ein alter Grabstein gefunden. Dieser war Rouwert Arfsten gewidmet, einem bedeutenden Mann, der als Schmackschiffer, Bauer und Händler um 1600 zu Wohlstand gekommen war. Immerhin war er laut einer historischen Steuerhebungsliste der "zweitbeste" Steuerzahler auf Osterland-Föhr. Die Anlegestelle für Schiffe beziehungsweise Boote befand sich seinerzeit am Midlumer Dorfrand, denn Wyk samt Hafen gab es damals noch gar nicht. Arfsten baute später die ersten Packhäuser "bi de Wik" und auch die erste Kneipe namens "dat grote Suuploch". Außerdem gehörte der langjährige Ratsmann auch zu den Stiftern, die von ihrem Wohlstand abgaben. So hat Arfsten damals zehn Gulden für die Kanzel in der St. Johannis-Kirche gestiftet. Ein Sohn wurde gar Pastor in Nieblum und ein weiterer war 47 Jahre lang Ratsmann. Nach der Restaurierung fand der Stein einen Platz im Landwirtschaftlichen Museum von Heie und Ingke Sönksen-Martens in Oevenum, nur 200 Meter von seinem Fundort entfernt. Weniger abenteuerlich gestaltete sich der Weg der Grabplatte der Ingg Rouwertsen. Als einer der ältesten und eindrucksvollsten Steine des Friedhofs St. Johannis stand er lange Jahre auf dem Erbbegräbnis der Familie Hassold, ehe er neuen Steinen weichen und sein Dasein an der Mauer der Nieblumer Kirche fristen musste und schließlich auf einem Stapel hinter der Kirche landete.  Schnell wuchs die Idee, die beiden Steine zusammen zu führen und gemeinsam als historische Zeitzeugen auszustellen. Nach der Restaurierung, die wieder durch viele Sponsoren ermöglicht wurde, haben sie nun einen überdachten Platz am Eingang des Friesenmuseums gefunden.

 
 

▲ ANNO 1620 DEN ....

▲ ANNO 1616 DEN 25 JANUAR

IS DE ERBAR VND WOLWISE

ROUWERT ARVESTEN

GEWESENE RATMAN 47 JAHR

IN GODT SALICHLIK ENTSLAPEN

SINES OLDERS 69 JAR

DEM GODT GNEDICHS

▲ Ruhestätte des so früh entschlafenen Jünglings SIMON MEINHARD OLUFS, Sohn des weiland JANN LORENZ OLUFS und CHRISTINA MARIA (Martens) jetzt verheiratete  ARRILD in Borgsum und daselbst geboren 1837 den 10 Juli. Nach seiner Konfirmation trennte er sich …. und seiner guten Mutter, doch nach vollbrachter zweiten Reise kam er krank in seine Heimat zurück und am fünften Tage darauf ward er in die Seligkeit hinüber gerufen am 6. August 1854, alt 17 Jahre 27 Tag.

 

Näheres zu seinem Vater: Johann Lorenz “Jann Lorenz” Olufs, 26 Apr. 1805-25 Mai 1838 (Alter von 33 Jahren) erfahren Sie auf der ► Seite Grabsteine in Nieblum.

Hinter dem Hauptgebäude liegt der sogenannte „Galgenberg“, ehemals Richtstätte der Osterlandföhrer Bevölkerung, die auf einem an dieser Stelle vorhandenen Grabhügel errichtet worden war.

▲ Walknochen aus dem 19. Jahrhundert, Maße: L: 320 cm, H: 129 cm, T: 22 cm

Nachbau eines Schweinestalles mit einer Wand aus zehn Walknochen. Der Schweinestall wurde etwa 1938 an der Westseite des Hauptgebäudes des Friesenmuseums angebaut. Die Walknochen stammten aus Oevenum (Föhr). Die Walknochenwand ist heute in ein Betonfundament gesetzt.

 
 
 
 

Das „Friesenmuseum“ in Wyk ist ein Heimatmuseum, das jeder Urlauber mindestens einmal gesehen haben sollte. Beim Rundgang durch die vielen Räume wird das Föhrer Leben, die Leute, die Tiere und die Natur anschaulich präsentiert - und man wird immer wieder überrascht. 

Ausstellungsräume im Museum

„Wat schall dat olle Schiet, man bloß weg damit!“

 

Gegenstände des täglichen Lebens, für die keine Verwendung mehr besteht, da das Handwerk ausgestorben ist, oder neuzeitliche Erzeugnisse an ihre Stelle getreten sind, wurden oftmals achtlos weggeworfen. Fragt man bei den Einheimischen danach, so heißt es gewöhnlich „Wat schall dat olle Schiet, man bloß weg damit“. Volkskundlich sind selbst Einzelheiten an derartigen Gegenständen oftmals sehr interessant und hinsichtlich ihrer Entstehung und Verbreitung wichtig.

 

Im Dr. Haeberlin-Friesen-Museum in Wyk auf Föhr sind derartige Gegenstände zusammengetragen. Dr. Haeberlin hat über den „Hausrat“ auf den Nordfriesischen Inseln in dem Werk „Nordfriesland“ und an mehreren anderen Stellen geschrieben. Sieht man sich die Gegenstände an, die meist aus Holz verfertigt sind und dem Hausbau, der Küche, dem Fischfang usw. dienen, so staunt man über die Einfachheit und könnte meinen, sie müssten teilweise etwa den Zeitverhältnissen angehören.

 

Die Einfachheit der Lebensweise und die Materialarmut auf den Nordfriesischen Inseln und besonders den Halligen, sowie die geringe Entwicklung der Handwerkskunst, andererseits die praktische Verwendbarkeit gerade solcher einfachen Geräte hat diese bis in die jüngste Zeit hinein in Gebrauch erhalten. Zum Decken eines „altertümlichen“ Reetdaches benötigt man „altertümliches Werkzeug“, einen Sodenritzer, Sodenschlitten, Dachstuhl, einen Klopfer. Zum offenen Herd in der Küche, von dem aus der Beilegeofen in der Wohnstube und der Backofen bedient werden, gehören die alten Kesselhaken, Dreifüße, Tranlampen (Ölkrüsel), handgeschnitzten Holzlöffel, Bronzegrapen und Jütentöpfe aus Ton. Letztere sind auf den Inseln selbst jedoch nie hergestellt worden, sondern aus Südwest-Jütland eingeführt, wo sie hauptsächlich erzeugt wurden. Sie sind bis um die Jahrhundertwende, und zwar ausschließlich von Frauen handwerklich, ohne Drehscheibe, angefertigt worden. Bei aller Einfachheit sind sie in Maß und Linie fast alle von künstlerischer Formenschönheit. Manche von ihnen sind den Gefäßen und Urnen der Vorzeit zum Verwechseln ähnlich. In der Töpferei ist durch die Jahrtausende eine besonders starke Traditionstreue gewahrt worden.

 

Mancherlei Gegenstände, Kästchen und Türen, wie auch die schönen, oftmals in farbigen Kerbschnittmustern geschnitzten Mangelbretter, haben die seefahrenden Friesen in Mußestunden auf den Grönlandfahrten selbst verfertigt. Der Kerbschnitt als Ornament hat Vorbilder, die gleichfalls in die Vorzeit zurückreichen.

 

Die Vorliebe des Friesen für die Verwendung des geometrischen Musters in der Kunst entspricht seiner Begabung für die Mathematik; diese zeigt sich beim Ständerbau mit dem Fachwerk, wie es beim Friesenhaus zu finden ist, bei der Navigation, der Konstruktion von Instrumenten, wie der Sonnenuhr am Haus, der Kornwaagen usw. Von weiterem Gut an Hausrat ist folgendes noch zu nennen. Für den Fischfang und die Jagd wurden Schlickschlitten, Angeln, Stecher und Netze (für Fische, Krabben, Enten) in verschiedener Art hergestellt. Fußmatten und Seile fertigte man aus Strandhafer. In der Landwirtschaft verwendet man selbstgemachte hölzerne Halskoppeln für die Tiere, Dungkarren mit dem uralten Scheibenrad, mit eisenverstärkten Holzschaufeln für die Dittenbereitung (getrockneter Dung als Brennstoff dienend), Heidehacken, Springstöcke und manches mehr.

 

Von dem Treibholz, das besonders früher zur Zeit der Segelschifffahrt immer reichlich an den Strand getrieben wurde, ist manches Stück nutzbar gemacht worden. Zum alteinheimischen Hausrat gehört schließlich auch alles das, was mit dem Spinnen, Weben, Stricken und Mangeln (mit gläsernen Gnidelsteinen) in Zusammenhang steht. Besonders aus Föhr wurden früher Wollstrümpfe und Wolljacken in großer Menge ausgeführt. In der Selbstanfertigung von Gegenständen des Hausrates hatte der Inselfriese Gelegenheit, eigenes Können zu erproben, seine Phantasie erfinderisch wirken zu lassen und die Fähigkeit zur Selbstbehauptung zu erweisen. An den langen Winterabenden saß die Familie zusammen mi Nachbarsleuten (Aufsitzen = Apsetten) in der von dem Beilegeofen erwärmten Wohnstube. Beim Spinnen, Stricken und Reepmachen wurden Sagen und Geschichten der Insel erzählt, es wurden die Erlebnisse von der sommerlichen Seefahrt, der Grönlandfahrt, unter den Männern ausgetauscht, auch manches Seemannsgarn wurde dabei gesponnen, und Spuk und Aberglaube geisterten durch den kleinen halbdunklen Raum In diesen Stunden wurden bei fleißiger Erzeugung von Hausratsgut gleichzeitig auch die geistigen Bande der Familie und des Stammes fester geknüpft. (siehe: ►Traditionen - Sitten, Sagen und Bräuche als zeitlose Zeichen für Heimat und Gemeinschaft)

 

Rundgang durch die Ausstellungsräume

▲ Dem Besucher wird anhand der Exponate des Museum insgesamt das Brauchtum, die Geschichte, die Volkskunst und der früheren Lebensweise auf der Insel Föhr eindrucksvoll präsentiert. So nehmen u.a. die Volkskunde, das Friesentum mit seiner eigenen Sprache, die Bräuche, Traditionen, eindrucksvollen Trachten und der Schmuck, das häusliche Leben u.a. mit der Darstellung eines nachgebauten Pesels, der „guten Stube“, einen breiten Raum ein. Die Salzgewinnung aus Meeres-Torf als ein im Mittelalter wichtiger Erwerbszweig der Nordfriesen. wird anhand des Modells einer Salzbude erläutert. Aber auch Beispiele für die Geologie sowie für die Ur- und Vorgeschichte der Insel Föhr, Exponate aus der Wikinger-Zeit, Bilder aus den Anfängen des Seebades Wyk, das Leben der Menschen am und mit dem Meer, Fischerei, Sturmfluten und Gezeiten werden aussagekräftig dargestellt.  Breiten Raum nimmt natürlich auch die Thematik Seefahrt ein. Mit Schiffsmodellen, Gemälden, Galionsfiguren und maritimen Nachlässen wird die langjährige seefahrerischen Traditionen erinnert: Kapitäne und Seeleute der Insel Föhr waren mit ihren seemännischen Kenntnissen und Erfahrungen insbesondere auf Walfängern aber auch auf Frachtsegelschiffen vieler Nationen auf den Weltmeeren sehr gefragt.

Eingangsbereich, Kasse

 
 

 Wann die Galionsfigur der spanischen Bark „Ulpiano“, die auf ihrer Jungfernfahrt auf Süderoog-Sand strandete, nach Föhr kam, ist nicht genau bekannt. Die Figur muss aber schon lange auf der Insel sein. Als 1908 das Museum gebaut wurde, ist für sie in der Wand extra eine Hausnische erstellt worden. Doch Wind und Wetter setzten diesem Überbleibsel der „Ulpiano“ dermaßen zu, dass sie draußen nicht hätte erhalten werden können, weshalb sie abgenommen wurde und seither im Treppenaufgang des Museums zu bewundern ist...... (mehr weiter unten).

▲ Links im Bild: Schiffshalbmodell im Dioramen: Vollschiff ANNA sowie kleiner Segler auf dem Meer. Das Wasser ist modelliert und grün gefärbt. Die Schiffe sind unter Segel und beflaggt. Flaggen am Dreimaster: am Heck die Flagge des Norddeutschen Bundes (schwarz-weiß-rot), am 3. Mast weißer Wimpel mit blauer Umrandung und ANNA in rot, am 1. Mast weiße Flagge mit blauem und rotem Feld. Am kleinen Segler "P. No1" auf einem der Segel sowie eine weiße Flagge mit blauem Kreuz. Das Modell befindet sich in einem schwarz gefassten, nach hinten pyramidenförmigen Holzkasten mit Glas-Abdeckung.

▲ Föhrer Seeleute in aller Welt: Souvenirs, Kunsthandwerk / Kunst-Gewerbe aus Samoa, Chile, Afrika.... Darunter Zierflasche (rechts), gefüllt mit verschiedenfarbigen (braun, beige, gelb, schwarz, blau, weiß), Schichten aus Salpeter mit verschiedenen Kristallgrößen (z.T grobkörnig). Links: Zierflasche, gefüllt mit verschiedenfarbigen (braun, grau, beige) sehr feinkörnigen Schichten z.T. mit Mustern. Substrat wahrscheinlich Guano, hergestellt wahrscheinlich von chinesischen Arbeitern. Die Flaschen selbst bestehen aus klaren, leicht blasigen Glas, haben einen leicht gewölbten Boden und sind verkorkt.

◄ Oben links: Säge des Sägefisches. Mitbringsel eines Seemanns, wahrscheinlich aus der Südsee. Es ist an zwei Stellen durchbohrt und diente wahrscheinlich als Wandschmuck.  Daneben: Teil eines Igelfisches, getrocknet, innen hohl. Mitbringsel eines Seemanns. Mitte: Kette aus 8 Pottwalzähnen und Kokostau. Jeder Zahn weist 2-4 gebohrte Löcher auf durch die sie mit Kokostau befestigt sind. Mitbringsel eines Seemanns.

Haare mit kunstvoller Flechtung an einem Holzstock befestigt. Mitbringsel eines Seemanns, wahrscheinlich aus der Südsee. Unten links: Mit Schnitzereien (-> Muster und mittig ein Laufvogel) verzierte Schale des Accra-Kürbis. Sie wurde offenbar als Deckel einer Ess-Schale verwendet. Mitbringsel eines Seemanns, wahrscheinlich aus Afrika.

◄ Unten links: Kopfstütze somalischer Eingeborener. Sie wurde als Schlafholz genutzt. Die aus Holz geschnitzte Stütze ist verziert und erinnert an Vogelfüße. Unten Mitte: Näh- oder Poesiekästchen mit drei Fächern. Das Holzkästchen trägt eine Walroßzahnauflage mit ausgesägten Ornamenten und grün eingefärbten Schmuckverzierungen. Mitbringsel eines Seemanns aus Kamtschatka. Darüber: Ein auf Island handgemachter weißer Wollhandschuh mit farbiger Wollstickerei auf dem Handschuhrücken und zum Teil auf der Innenseite. Mitbringsel eines Seemanns für seine Frau.

Rechts unten: Ein filigran gearbeiteter Fächer aus Walrosszahn. Er besteht aus 20 einzelnen, nur unten mit einer metallenen Klammer verbundenen Einzelblätter. Mitbringsel eines Seemanns. Darüber: Karte, Rolle aus Papyrus oder ähnlichem Material. Mitbringsel eines Seemanns.

Beginnen wir mit dem Rundgang im Untergeschoss des 2-stockigen Museums

Landkarte der Insel Föhr von 1878 mit Verzeichnis der Einzelfunde bis 2016
 
 
Walrippe. Dieser Knochen ist Teil eines im Wattentorf bei der Hallig Langeness-Nordmarsch gefundenen Pottwalskeletts.
Tafeln erklären die Entwicklung des Lebens

▲ Muschelschale, Schneckengehäuse, Austernschale

erweiterte Objektbezeichnung:  Kökkenmödding

Muschelschalen und Schneckengehäuse aus dem bei Dunsum gefundenen "Kökkenmödding" (Küchenabfallhaufen). In dem Kökkenmödding wurden mehrere Muschelschichten bzw. -nester angetroffen. Die im Museum erhaltenen Muschelschalen können keiner archäologischen Schicht mehr zugeordnet werden. Der Küchenabfallhaufen aus Muschelschalen und Schneckenhäusern hatte solche Ausmaße, dass Ende des 19. Jahrhunderts dort die Schalen als Dünger fuderweise abgefahren wurden.

▲ Dolch aus Bronze

L: 13 cm, B: 3,7 cm

 

Kleine Dolchklinge mit gerundeter Heftplatte, die fast eckig in die Schneide umbiegt; in der Heftplatte 2 Nieten, Heftabschluss nicht erkennbar, Klinge mit einem scharfen, seitlich nicht abgesetzen First in der Mitte, der sich oben teilt und in 2 flachen Bögen in die Heftplatte übergeht; vollständig erhalten.

Beil aus Bronze

L: 16,5 cm (gesamt), B: 1,7 cm (Bahnende), L: 4,4 cm (Schneide)

 

Nordisches Absatzbeil mit rechteckigem Bahnabschluss; auf einer Seite mit einem geraden Bahnende abschließend, an der anderen Seite bis an den schmalen Wulstabsatz heranreichend, der einen rechteckigen Querschnitt aufweist; Schneidenteil mit niedrigen, schön geschwungenen Randleisten; Schneide kräftig ausladend; ohne Verzierung; kleines Reststück der Holzschäftung vorhanden.

▲ Fischschwanzdolch aus Feuerstein

L: 26 cm (gesamt), B: 6,4 cm (Blatt), L: 17,4 cm (Blatt), B: 4,7 cm (Griffende)

 

Großer Feuersteindolch aus grauem dunkelgebänderten Flint mit fischschwanzähnlichem Griff; Griffmitte mit einem zickzackförmigen Grat; Kanten des Griffs laufen in kleine zickzackartige gedengelte Ränder aus; Griff gegen das Blatt schwach abgesetzt; Blatt breit ausladend, mit sorgfältig parallelen Abschlägen; Blatt breiteste Stelle durchbrochen und geklebt.

▲ Vollgriffdolch aus Bronze

L: 24,2 cm (gesamt), B: 4,7 cm (Heft), L: 11 cm (Griff), D: 4,8 cm (Platte)

 

Bronzedolch mit rundovalem Griff, der gegen das Heft und den Knauf scharf abgesetzt ist

Modell eines alten Wickingerschiffes

▲ Wasserbehälter, Ton frei geformt, aus einer Siedlung der älteren römischen Kaiserzeit. Gefäßscherben wurde bei einer Sturmflut im Winter 2007 an der Abbruchkante der Südküste Föhrs (bei Hedehusum) freigelegt. Behälter dieser Art dienten, halb eingegraben in den Fußboden eines Wohnhauses, zur Vorratshaltung

Fang von Meerestieren

Frauen leisteten Großes auf Föhr. Zum Beispiel während der Seefahrerzeit: Wenn die Männer die Insel verließen, waren sie auf sich allein gestellt. Landwirtschaft, Haushalt, Erziehung der Kinder und vieles mehr - die Verantwortung lastete auf den Schultern der Frauen. Und sie lebten in ständiger Sorge, dass ihre Männer (und Söhne) nicht zurückkehren könnten. Die Todesrate auf See war hoch. Im Jahr 1769 standen im Ostteil der Insel 38 Witwern 214 Witwen gegenüber. Ein ums andere Mal brachten Witwen ihre gesamte Familie als Tagelöhnerin durch.

▲ Bis vor 200 Jahren reichte der Getreideanbau auf Föhr nicht aus, um alle Insulaner zu ernähren. Deshalb spielten der Fang von Meerestieren und die Jagd nach Seevögeln und anderen wildlebenden Landtieren zur Nahrungsergänzung früher eine bedeutende Rolle. In der i. J. 2005 neu eröffneten Naturkunde-Abteilung erfährt der Besucher alles über die traditionellen Jagd- und Fangmethoden in den nordfriesischen Uthlanden. Außerdem werden hier mehr als 70, teilweise historische Vogelpräparate gezeigt, die die heimische Vogelwelt repräsentieren.

▲ Die Schleiereule ist seit mindestens 1900 als Brutvogel auf Föhr nachgewiesen, nach 1970 gab es keine Brutnachweise mehr. Neuerdings gibt es wieder Bruten, die durch das Aufstellen von Brutkästen gefördert werden.

Schaufelradschiff "FÖHR", gezeichnet von B. C. Lorenzen, Wyk auf Föhr 1867

Ganz großer Bahnhof war im August 1932 in Wyk auf Föhr angesagt. Das größte Flugschiff der Welt, die DO-X hatte ihr Kommen angekündigt! Friedrich Christiansen, der Kommandant, war ein gebürtiger Föhrer. Und so war es Ehrensache, dass er seine Heimatinsel mit einer Stippvisite beehrte. 12 Sternmotoren trieben die 12 Propeller an, die über den Tragflächen montiert waren. Gelandet und gestartet wurde ausschließlich auf dem Wasser – die DO-X war ein so genanntes Flugschiff. Und sie war für transatlantische Flüge ausgelegt. Die sechs Dutzend Passagiere sollten im Luxus der damaligen Ozeandampfer reisen – nur eben durch die Luft. Das Reisen mit dem Flugschiff war allerdings nicht nur komfortabel, sondern auch laut… und uneffektiv. Reparaturen und Pannen reihten sich aneinander. So wurde das Prestigeobjekt DO-X bald wieder aus dem Verkehr gezogen und in die „Deutsche Luftfahrtsammlung“ in Berlin überführt. Hier verbrannte es bei einem Bombenangriff im November 1943. Dieser Propeller ist das letzte unversehrte Teil des legendären Flugschiffs.

Propeller der DO-X: letzter erhaltener, hölzerner Vierblattpropeller des Großflugboots DO-X 1932 in Wyk auf Föhr gelandet

Die Do X (D-1929) wurde 1933 in Travemünde demontiert, nach Berlin verschifft und dort schließlich in der Deutschen Luftfahrtsammlung Berlin, einem Vorläufer des Deutschen Technikmuseums Berlin, ausgestellt. Bei einem Bombenangriff  im November 1943 wurde sie im Zweiten Weltkrieg beschädigt, unmittelbar nach dem Krieg dann durch Metallhändler und von Sammlern weitgehend zerstört. Heute sind im Deutschen Technikmuseum Berlin nur noch einige wenige Metallstücke zu sehen. Ein Holzpropeller kann im Friesenmuseum auf der Insel Föhr besichtigt werden. (Der Kommandant Christiansen stammte von der Insel, und die Do X machte vor ihrem Amerika-Flug 1932 hier Station.) Das 1933 in Passau abgebrochene Leitwerk kann im Dornier-Museum in Friedrichshafen besichtigt werden.

Do X (D-1929)
 
 
 
 
Werkzeuge zum Eindecken der Reetdächer
Dachdecker Werkzeug
Holzeimer und -zuber
 
 

 Vitrine zum Thema "Beleuchtung". Wachsstockhalter und Tranlampen, Dochte aus Binsen, Dochtschere

Die Vitrine mit ihren Exponaten zeigt besonders gut, wie schwierig es damals gewesen ist, Licht in die meist kleinen, dunklen Räume zu bringen. Man stelle sich vor, welchen Geruch brennendes Rindertalg verursacht! Und gerade das ist etwas, das für alle Besucher interessant ist: Einblicke in das frühere Alltagsleben der Menschen zugewinnen.

 
Binsenstängel
 

 Ein Wachsstock stellt eine heute kaum noch gebräuchliche, sehr dünne Sonderform der Kerze dar, der als kranzförmig o. ä. zusammengewickelte Meterware im Handel war und auf speziellen Wachsstockhaltern benutzt wurde. Da er aufgrund des recht unausgewogenen Docht-Wachs-Verhältnisses leicht rußte, war es sinnvoll, immer eine Dochtschere zur Hand zu haben. Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Begriff generell als Synonym für Kerze gebraucht; auf lateinisch heißt der Wachsstock cereostata, woraus sich der heute übliche Begriff Kerze herausgebildet hat.

Kienspäne findet man vor allem dort, wo es viele harzhaltige Gehölze gibt. In England war das Binsenlicht vermutlich schon früh populär. Dafür gab es sogar eigene Halter, oft Hybriden aus Kerzenhalter und Binsenlichthalter. Ein Binsenlicht ist ein geschälter, getrockneter Binsenstängel, der meist der besseren Entzündbarkeit wegen in Öl, Fett oder Talg getaucht wurde. Es leuchtet kurz und mit schlechtem Geruch, aber für kurzen Lichtbedarf gerade recht.

 Der aus Holz gedrechselte zapfenförmige Stößel des Pfeffermörsers aus dem 19. Jahrhundert hat oben einen knaufartigen Griff, der durch umlaufende Längsschnitte verziert ist. Der runde, nach unten hin schmaler werdende Teil des Stößels wird in den Mörser eingelassen, der auch durch umlaufende Längsschnitte verziert ist.

 Talerdosen: Eine sogenannte "Talerbörse" - ein zylindrisch geformtes Behältnis aus Messing mit zwei aufschwenkbaren Deckeln, innen durch eine Trennwand aus Eisenblech in zwei Hälften geteilt. Getriebenes Dekor auf der Wandung: Ein flammendes Herz unter einer Krone, hinter diesem eine von seitlich postierten Amoretten gehaltene Säge, 2 weitere Figuren vor Landschaftsmotiven. - Einer der beiden Deckel mit Rosetten ist siebartig durchbrochen. - Derartige Börsen dienten wohl nicht zum Gebrauch im Alltag, sondern waren beispielsweise "Verlobungsgaben des Bräutigams". Darauf weist wohl auch ihr beziehungsreiches Dekor hin.

Geschnitztes Holz-Kästchen

 Geschnitztes Kästchen aus Holz / Indien / 19. Jahrhundert

L: 13,7 cm, B: 10,6 cm, H: 11,4 cm (mit Deckel)

 

Deckel mit Motiv: Meerjungfrau mit Kind. Deckel und Kästchen außen gelb, rot und blau gefasst. Kästchen innen mit Schutzschicht aus Gips mit Ölfarbe überzogen.

Handwerksgeräte Bohrer, Sägen.....
Arbeitsgeräte von Barbier Becker
 
 
 

▲ Camera Obscura, gebaut von Bäckermeister Johan Arndt Boetius 1809-1960.

Die Camera obscura (lat. camera „Gewölbe“; obscura „dunkel“) gilt als der erste Apparat zum Projizieren von Bildern. In einen vollkommen abgedunkelten Raum fällt lediglich durch ein kleines Loch etwas Licht. Das außenliegende Objekt wird mittels von ihm reflektierter Lichtstrahlen, durch das Loch auf die gegenüberliegende Innenseite des Raumes projiziert. Dort wird es kopfüber und spiegelverkehrt angezeigt. Von ihr leitet sich übrigens auch der heutige Begriff Kamera ab.

 
Gegenstände / Pillenschächtelchen aus der Wyker Apotheke - rechts ein "Aderlass-Schnepper"
"Touristik-Ware"? - Erinnerungen an das Nordseebad Wyk
Wyker Siegel von 1708

 Mahlstein, B: 43 cm, L: 70 cm, L: 56 cm (Reibefläche), H: 24 cm, B: 31 cm (Reibefläche)

Mahlstein aus dunkelgrauem Granit. Mahlfläche 56 cm in der Länge des Steines ausgehöhlt, zylindrisch.

 Mahlstein, Maße: D: 16 cm, H: 45 cm
Runder Reibstein aus grauem Granit, Oberfläche glatt gerieben, oben und unten durch den Gebrauch etwas abgeplattet.

  Aus einem Stück geschnitzter Behälter für Schiffspapiere

 Flaschenpost aus dem 20. Jahrhundert, D: 7,6 cm, H: 21,4 cm aus Glas. Die Flasche ist mit Kork verschlossen und teilweise rot gefasst. In der Flasche befindet sich eine in fünf Sprachen gedruckte Anweisung für den Finder. Auf der Flasche ist in schwarzer Farbe die Nr. 5148 geschrieben. Diese Flaschenpost diente den Untersuchungen über die Treibrichtung schwimmender Körper in der Nordsee.

 

 

 Holzkästchen mit Schiebedeckel und Kerbschnittverzierungen, grün gefasst, Seemannsarbeit von 1787, L: 28,9 cm, B: 15,5 cm, H: 12 cm aus Holz in Kerbschnitttechnik. Seiten, Deckel und Boden sind jeweils aus einem separaten Stück gefertigt - Kästchen genagelt, Deckel vollkommen abnehmbar.

▲ Links: Holzdose aus dem 19. Jahrhundert, D: 10,5 cm, H: 15,7 cm, Hölzerne Dose mit abnehmbaren Deckel, bräunlich, grünlich und rötlich gefasst, auf dem Deckel und zwischen den Verzierungsringen bemalt. Wahrscheinliche Nutzung als Tabaksdose. Der Boden der Dose ist aus einem Stück, die Wand besteht aus vielen Einzelhölzern (ähnlich Fassbau). Außen sind als Halterung Ringe aus Rattan aufgesetzt.

 

Mitte: Holzkästchen aus dem 19. Jahrhundert, L: 19,5 cm, B: 14,2 cm, H: 14,9 cm

Hölzernes Kästchen mit Deckel, grün gefasst, wahrscheinlich Nutzung als Tabakskasten. Der Boden des Kastens ist aus einem Stück, die Wand besteht aus vielen Einzelhölzern (ähnlich Fassbau). Außen sind zur Halterung Ringe aus Korbgeflecht aufgesetzt. Der Deckel ist vollständig abnehmbar, passt aber nur in einer Richtung - zur Orientierung sind auf Deckel und an einer der Laschen ein Kreuz eingeritzt. Der Rand des Deckels ist mit Einkerbungen verziert.

 

Rechts: Dose von Hinrich Jensen aus dem 18. Jahrhundert, L: 17 cm, B: 14 cm, H: 12,2 cm aus Holz, Die ovale Holzdose für Tabak - wurde auf einer Grönland-Reise 1781 von Hinrich Jensen geschnitzt. Boden, Rand und Deckel jeweils aus einem Stück. Deckel vollständig abnehmbar. Initialen und Jahreszahlen auf dem Rand: I H 7 J 8 J 1 J

 Dose aus Kiefernsperrholz (links) und Tabakdose aus Holz und Messing, beide aus dem 19. Jahrhundert.

Grabplatte des Consul Nommen Friedrich Nommensen

Ruhestätte des sel. Consuls Nommen Friedrich Nommensen geb. in Wyk den 24. März 1799

verheirathet an Naemie Margaretha geb. Levsen, nachlebende Wittwe, den 3. Decbr 1819.

Ging in die Ewigkeit über den 2. Decbr 1852. Alt 53 Jahr 9 Monate.

Hier und dort vereint. Dein Kranz wird nicht verwehen, Du bleibst, ob hinter Dir Dein Schatten auch verschwand.

 

Nommen war norwegisch-schwedisch und preußischer Konsul, auch Lloyd`s Agent. Seine Eltern waren Jens Nommensen, 1758–1828 und  Göde Friedrichsen Nommensen, 1777–1858. Seine Ehefrau Naemi Margaretha Levsen Nommensen lebte von  1797 bis 1859.

 

Die Wyker Werften  (von Karin Hansen, Biike üüb Fehr 2009)

In der Mitte des 18. Jahrhunderts besaß Jacob Roluf Swart die erste bekannte Wyker Werft, diese befand sich am Sandwall, etwa in Höhe des heutigen Kurhaus-Hotels. Auf vier Hellingen wurden neue Schiffe gebaut und Reparaturen ausgeführt. Nach dem dänisch/englischen Krieg und der napoleonischen Kontinentalsperre gab es einen allgemeinen wirtschaftlichen Abstieg und 1816 ging die Werft in Konkurs. Jens Nommensen und Knudt Levsen, beide Kapitäne, kauften die Werft. Im gleichen Jahr wurde die Werft an Christian Jürgen Daun verkauft, welcher aber bereits 1825 verstarb. Danach übernahmen wieder Jens Nommensen und Knudt Levsen die Anlage. Nommen Friedrich Nommensen, Korn- und Holzhändler, der Sohn von Jens Nommensen, war schwedisch- norwegischer Konsul und Lloyds Agent und zeitweise auch Postmeister in Wyk, er kaufte die Werft und wurde nun der dritte Eigentümer. Im Jahre 1827 wurde die neue Wyker Schiffswerft an das südliche Ende des 1806 gebauten, dritten Wyker Hafens (heute Binnenhafen) verlegt. Nach dem Tode ihres Ehemannes, wurde die Witwe Naemi Margaretha Nommensen geb. Levsen (Knudtsen), Tochter von Knudt Levsen, Eigentümerin der Werft. Da keine Erben vorhanden waren, verkaufte sie am 18.11.1856 die Werft für 5.333,32 Reichsthaler an Peter Abraham Petersen, Schiffszimmermeister und Danebrogsmann und Friedrich Christian Lorenzen, Schiffszimmermeister, zu gleichen Teilen. „sie verkauft mit Genehmigung des Fleckenskollegiums zu Wyck, ihre beim Wyker Hafen belegene Schiffszimmerwerfte, die Helling mit allen gegenwärtig vorhandenen, zur Schiffszimmerei gehörenden Gerätschaften, ingleichen das im 1. Quartier des Fleckens Wyck von Holz aufgeführte, 3 Etagen hohe Packhaus, mit allen daran klebenden Freiheiten und Gerechtigkeiten, ... Das „Packhaus“ war das spätere „Hellinghaus“, welches Nommen Friedrich Nommensen mit dem Holz gestrandeter Schiffe gebaut hatte. Nach dem Brand 1869, als auch das Wohnhaus von Friedrich Christian Lorenzen in der Mühlenstraße abbrannte, wurde dieses Holzgebäude zum Wohnhaus ausgebaut. Die Werft war viele Jahrzehnte das größte Wyker Unternehmen. 

 
Büste des Carl Häberlin
 
 
 
Ständer eines Beilegeofens (Bilegger) und diverse Messingdosen

Als Bilegger wurde ein Ofen in Bauernhäusern Norddeutschlands aus etwa dem 16. Jahrhundert bezeichnet. Der Bilegger wurde üblicherweise an der Wand zwischen Döns oder Pesel und der Küche aufgestellt und stellt praktisch die Rückseite eines normalen Zimmerofens dar, der von der Küche aus befeuert werden konnte.

 

Einen gut erhalten Bilegger gibt es gleich nebenan im Haus Olesen zu bewundern. 

Seit dem 16. Jahrhundert sind in Nordfriesland Beilegeröfen, auch Kasten- oder Bötöfen genannt, in Gebrauch. Die, direkt an die Wand der Dörnsch zur Küche montiert, sind aus Gusseisen-Platten gefertigt und ruhen auf einem Ständer, meistens aus geschmiedetem Eisen. Die Platten wurden überwiegend von den Eisenorten des Harzes bezogen. Erst nach der Gründung der Carlshütte in Rendsburg 1827 entstanden Platten im Lande selbst. Die Platten sind oft mit biblischen Motiven als Basrelief verziert. Beheizt wurde der Ofen von der Küche mit Torf- oder Holzkohleglut (man benötigte für das ganze Haus nur einen zentralen Schornstein). Große Messingknöpfe waren abschraubbar und dienten z.B. dem Wärmen der Hände.

 

Obere Etage des Museums

Walfang

Der Walfang war vom 17. bis 19. Jahrhundert die wichtigste Einnahmequelle der Inselbewohner – und machte sie reich. Allen voran Matthias Petersen (1632 bis 1706), der mit seiner Mannschaft 373 Wale erlegt haben soll und als der "Glückliche Matthias" in die Annalen einging. Zwar konnte sich kaum ein Föhrer selbst ein Schiff leisten. Wer es aber schaffte, zum Harpunier, Steuermann oder Kapitän aufzusteigen, wurde am Fangergebnis beteiligt – und konnte ziemlich wohlhabend werden.

 

War ein Wal gesichtet, ruderten die Walfänger in einem kleinen Beiboot – einer Schaluppe – möglichst nah heran und bewarfen ihn mit Harpunen, an denen bis zu 1 Kilometer lange Seile befestigt waren. Der verletzte Wal versuchte zu fliehen und zog die Schaluppe mit sich. War er nach mehreren Stunden ermüdet, konnten die Männer näher heranrudern und ihm den Todesstoß versetzen. Auf der Wand über der Vitrine sieht man einige dieser Fanggeräte: die beiden mittleren waren Harpunen für die Ermüdungsjagd, das oberste Gerät ist die Lanze für den Todesstoß, ganz unten ein Speckhaken.

 

 VIS. VINCITVR. ARTE. – „Kraft wird besiegt durch Kunst“ steht auf diesem Gemälde in der Vitrine des Friesenmuseums. Es zeigt eine Walfangszene im nördlichen Eismeer mit Walfangschiffen von Hamburg, Holland, England und Dänemark. Die von den Mutterschiffen ausgeschwärmten Schaluppen stellen den mächtigen Meeressäugetieren nach, um diese aus nächster Nähe zu harpunieren. Die schließlich nach stundenlanger Hatz ermatteten und erstochenen Wale werden dann zum Mutterschiff (Bildmitte) gezogen und dort abgeflenst. Die etwa 30 cm dicke Speckschicht wurde später zu Tran ausgekocht. Am Walfang waren inselfriesische Seeleute in der Zeit von etwa 1630 bis Mitte des 19. Jahrhunderts in großem Stile beteiligt und stellten Mannschaften in allen Rängen bis hinauf zum Commandeur, insbesondere in Diensten holländischer und Hamburger Reeder.

 

Als um 1770 der Walfang wegen des vorher betriebenen Raubbaues am Bestand der Wale unrentabel wurde und der Robbenschlag nur kurze Zeit von Bedeutung blieb, wandten sich die Insulaner der Handelsseefahrt zu. Mit Schiffen niederländischer, hanseatischer, dänischer, norwegischer, sogar russischer Reeder, segelten sie nach Ostindien, Westindien, zu Hafenstädten im Mittelmeer und schließlich um das berüchtigte Kap Hoorn zur Westküste von Südamerika zu den dortigen Salpeterhäfen. Keine andere Landschaft der Erde hat so viele Seefahrer, von Schiffsjungen bis zu Kapitänen, hervorgebracht wie die Inseln Sylt, Föhr und Amrum. Einer der letzten Kapitäne Großer Fahrt auf Tiefwasserseglern war der aus Boldixum stammende Carl Brockhöfft. Er führte Schiffe der Reederei Laeisz, Hamburg, bis in die 1930er Jahre, darunter die „Pamir“ wie im nächsten Bild zu sehen.

 

 Vitrine 3 unten: Drei Hölzerne Dosen in Tonnenform aus dem 19. Jahrhundert mit abnehmbaren Deckel, hellbraun gefasst. Wahrscheinliche Nutzung als Behälter für Schiffsproviant. Außen sind zur Verzierung Ringe aus dunkelbraun gefärbten Rattan aufgesetzt. Die Wände besteht aus vielen Einzelhölzern (ähnlich Fassbau).

v.l.n.r.:

  • D: 26,0 cm, H: 35,6 cm: Der Boden der Dose ist aus drei Stücken.
  • D: 21,6 cm, H: 29,0 cm: Der Boden der Dose ist aus einem Stück.
  • D: 22,0 cm, H: 30,2 cm: Der Boden der Dose ist aus einem Stück.
Rechts: Sammlung von Oktanten, Fernrohr und Hölzerner Jakobsstab mit drei Schiebern und Skalen auf allen Kanten des Längsstabes.

 Im linken Schaukasten: Beidseitig kunstvoll geschnitztes hölzernes Heckbrett aus dem 18. Jahrhundert. Motiv der Vorderseite: Kirche mit Wetterhahn - umrankt von einem Kranz aus Blättern, oben eine Sonne. Rückseite: Mann und zwei gebogene Bäume, deren Kronen sich über ihm berühren - umrankt von einem Kranz aus Blättern und mit drei Sonnen. Das Heckbrett stammt von einem Schmackschiff, wahrscheinlich von Oland. 

 Beidseitig kunstvoll geschnitztes hölzernes Heckbrett, zum Teil grün und weiß gefasst. Motiv der Vorderseite: Frau und vier Engel, umrankt von einem Kranz, unten zwei Flaggen, oben Reste von zwei Löwen. Rückseite: Wappen (wahrscheinlich der frisländischen Stadt Hindeloopen) und Initialen (? und G), umrankt von einem Kranz, oben Amsterdamer Wappen (zwei Löwen halten Fahne mit drei Kreuzen). Das Heckbrett stammt wahrscheinlich von einem Schmackschiff.

 
 

▲ Links in der Glasvitrine: Hölzernes Modell der 1845 am Hafen von Wyk auf Föhr errichteten Trankocherei. Der mitgebrachte Wal-Speck wurde hier drei Stunden lang gekocht, durch ein Sieb in Tröge zum Abkühlen geschöpft und dann in Fässer gefüllt. Alle Arbeitsschritte sind im Modell dargestellt.

Modell eines Walfischfängers (Fang im Eismeer 1853)
Modell des Vollschiffs "Posen"

 Das Dreimast-Vollschiff Preußen lief am 23. Mai 1891 bei der Hamburger Werft Blohm & Voss mit der Baunummer 81 für die Reederei F. Laeisz als Frachtsegler vom Stapel. Die Indienststellung erfolgte am 13. Juli 1891. Die Kapitäne: Carl Emil Friedrich Jürgen Bahlke (1891–1893), Hinrich Schmidt (1893–1896), Boye Richard Petersen (1897–1901, später erster Kapitän des Fünfmastvollschiffes gleichen Namens), C. E. F. J. Bahlke (1902–1903), Albert Schütt (1904–1906) und Eduard Paulsen (1907–1909) führten das schnelle Schiff. Nachdem im Jahre 1902 das neue Fünfmastvollschiff den Namen Preußen erhalten sollte, wurde die bisherige Namensträgerin am 4. September 1902 in Posen (nach der gleichnamigen Stadt im heutigen Polen, damals Hauptstadt der preußischen Provinz Posen) umbenannt. Am 14. Oktober 1909 ging die Posen auf einer Reise von Hamburg nach Valparaíso im Südatlantik durch einen Brand verloren. Sie hatte unter anderem Dynamit, Fett und Öl geladen. Der Brand war trotz des Überbordwerfens der Dynamitkisten nicht mehr zu löschen. Kapitän Eduard Paulsen und seine Mannschaft konnten vom schottischen Dampfer Earl of Carrick (Heimathafen Glasgow) aus den Rettungsbooten geborgen und nach Rio de Janeiro gebracht werden.

Flying P-Liner oder kurz P-Liner nannten Seeleute in der Zeit der Windjammer hochachtungsvoll die Segelschiffe der Hamburger Reederei F. Laeisz (kurz: FL). Die Schiffe, deren Namen alle mit „P“ begannen, waren für ihre Geschwindigkeit und ihre Sicherheit berühmt, sie wurden in den Reedereifarben Schwarz (Rumpf über der Wasserlinie), Weiß (Wasserlinie) und Rot (Unterwasserschiff) gestrichen.

 

 

 Bootsmodell für den Walfang aus der 2. Hälfte 19. Jahrhundert

Modell eines Umiak ("Eskimo-Frauenboot") mit zwei Holzrudern, einem Holzpaddel sowie mehreren Sitzbrettern. Die Spanten sind von außen mit Robbenhaut bezogen - im Boot liegen sie offen. So ein Boot wurde vor allem für den Transport von Waren oder Menschen genutzt.

 Hölzernes Schiffsmodell der ADOLPF mit zwei Rettungsbooten (seitlich). Der Rumpf des Schiffes wurde offenbar aus einem Stück gefertigt und ist unter der Wasserlinie rot, darüber schwarz mit weißen Streifen gefasst. Das Deck besteht aus hellbraun gefassten Strukturholz. Auf dem Vorderdeck ist eine metallene Schiffsglocke installiert. Am Heck ist die Burg von Hamburg in Gold als Verzierung angebracht. Die drei hölzernen Masten bestehen jeweils aus drei miteinander verbundenen Teilen und sind über metallene Scheiben in das Deck montiert. Sie sind mit handgenähten Leinensegeln ausgestattet, die gehisst sind. Die Takelage ist in Braun gehalten. Am Heck ist die Flagge des norddeustchen Bundes gehisst, der mittlere Mast trägt einen roten Wimpel.

Schiffsnamenbrett aus dem 18. Jahrhundert, Maße: L: 540 cm, H: 60 cm, T: 6,5 cm

 Schiffsnamenbrett mit dem geschnitzten Namen "DRIE SÜSTERS". Verzierung sowie Schrift erhaben und gelbgold gefasst, Hintergrund taubenblau gefasst. Eine Replike dieses Schriftzuges ist an der westlichen Fassade des Haupthauses angebracht.

 
Galionsfigur
 

 Galionsfigur aus dem 19. Jahrhundert, Maße:   L: 90 cm, B: 40 cm, T: 38 cm. Hölzerne, mehrfarbig gefasste Galionsfigur. Es ist eine weibliche Figur mit Blattranken im langen Haar. Die Figur ist unten abgesägt, ein Arm fehlt. Es ist nicht bekannt, von welchem Schiff die Figur stammt.

Galionsfigur
 
Sanduhr
 

 Das Gestell der Sanduhr bilden oben und unten zwei achteckige Holzscheiben, in denen fünf Holzstäbe eingelassen sind. Innerhalb dieses Gestells befinden sich zwei grüne Flaschen (Gläser), die mit ihren Hälsen aufeinanderstehen und dort mit Tuch festgebunden sind.

 Tischglobus (Geodätisches Messgerät) aus dem Ende 19. Jahrhundert, H: 23,1 cm, D: 23,1 cm, in allen Teilen handgefertigt, Karte handgemalt.

 Standglobus mit gedrechseltem Holzfuß. Im Holzfuß ist ein kleiner Kompass eingelassen. Die Weltkarte ist ein farbiger Druck auf Papier mit Beschriftung in deutscher Sprache. Gebirgsschraffuren sind vorhanden, große Flüsse sind eingezeichnet. Der Globus selbst ist auf einer metallenen Achse aufgehängt und von metallenen Skalen umgeben: eine kleine gravierte Gradskala am oberen Pol (Längengrade) sowie eine senkrecht verlaufende gravierte Skala (Breitengrade). Der waagerechte metallene Ring im Bereich des Äquators ist mit einer Papierauflage versehen, auf die Himmelsrichtungen, Monatsangaben und Sternzeichenen aufgedruckt sind.

▲ Kapitänskajüte (Nachbau)

Pesel

Eingang zum Pesel
Pesel (Wohnstube) aus der Walfängerzeit
Die Kinderwiege von 1773 ist ein besonders schönes Beispiel für die ausgeprägte Tradition der Laienmalerei auf der Insel Föhr.
 
Capt. Jürgens von Boldixum
 

 Rechts auf dem Tisch: Nähkasten aus Holz von 1804, Maße: B: 24,5 cm, T: 17,2 cm, H: 14,5 cm, dunkelbraun gefasst, mit Blumenbemalung auf Rückwand und Deckel sowie aufgemaltem Monogramm und Datierung auf Vorderwand. Der schräge Deckel lässt sich hochklappen. Innen befindet sich ein separates Fach. Innendeckel und Außenwand des Faches sind grün gefasst.

Vorn: Kreidepfeife aus dem 19. Jahrhundert, aus zwei Hälften zusammengesetzt (die Dicke der Hälften ist etwas unterschiedlich). Im unteren Bereich des Pfeifenkopfes ist eine Verzierung.

Fenster: "Skirmissen" - ein Fenstergitter bestehend aus einem Holzrahmen, der mit waagerecht angebrachten linsenförmigen Lamellen aus Holz versehen ist. Die Lamellen lassen sich einzeln in ihrer Stellung verdrehen, wobei die obersten drei und die unterste Lamelle etwas breiter sind als die übrigen. Das Gitter ist freistehend auf quer angebrachten Holzfüßchen, im oberen Bereich ist es mit einer filigranen Verzierung versehen. Das ganze Gitter ist weiß gefasst. Diese hölzernen Lichtblenden wurden als Sichtschutz auf das Fensterbrett gestellt, vor allem in der Küche, weil dort früher die Mädchen schliefen.

 Auf dem Tisch: Alte gedruckte Bibel aus dem Jahr 1737 mit persönlichen Widmungen auf den ersten Seiten. Einband aus lederbezogener Pappe mit Goldverzierungen auf dem Rücken.

"...verfasset von D. Eberhard David Hauber, Gräfl. Schaumburgischen Superintendenten, Lemgo"

"..gedruckt und verlegt durch Johann Heinrich Meyer, Hochgräfl. Lippis Hof..".

"..dem hochwohlgebohrenen Reichsgrafen und Herrn Albrecht Wolffgang,...und seiner Hoch-Reichs-Gräflichen Ercellenz Hochfürstlichen Frau Gemahlin ... Charlotta Friderica Amalia gebohrener Reichs-Fürstin zu Nassau-Siegen.."

 
 
 
Walfischjagd

Bei einer Seefahrernation ist es natürlich nicht verwunderlich, dass Schiffe auf den Fliesen abgebildet wurden. Die erste Abbildung eines Schiffes ist von 1637 datiert. Anfangs wurden nur Großsegler, wie Fregatten, Fleuten, Kriegsschiffe und Pinassen dargestellt. Das war für die Fliesenmaler auf einem Quadrat von 13 x 13 cm nicht so leicht zu bewerkstelligen, deshalb wurden die Schiffe oft vereinfacht dargestellt, sodass der wahre Schiffstyp häufig nur schwer zu identifizieren ist. Später ging man dazu über, die Abbildung eines Großseglers über 9 bis 16 Fliesen zu malen. Auf diesen Tableaus hatten die Maler mehr Platz um Details wie die Takelage der Schiffe darzustellen. So wurden häufig regelrechte Seestücke mit schönen Einzelheiten gemalt, auf denen auch weiter entferntere Schiffe und im Vordergrund Ruderboote zu sehen sind. Auf Einzelfliesen wurden auch bemannte Ruderboote gemalt. Die maritimen Fliesen des 17. und 18. Jahrhunderts waren in Blau bemalt. Die Schiffsdarstellungen standen ohne Untermalung auf den weißen Fliesen auf oft sehr stark stilisierten Wellen. Manchmal wurden sie ganz ohne Eckmotive gemalt, im ausgehenden 18. Jahrhundert und im 19. Jahrhundert stehen sie meist im Kreis oder in achteckiger Umrandung.
Im 18. Jahrhundert wurden auch noch Großsegler gemalt, wahrscheinlich unter Verwendung der alten Durchstaubschablonen, aber diese wurden nach und nach von anderen Schiffstypen verdrängt. Binnenschiffe, Heringsbuisen und Fischereiboote wurden nun bevorzugt, bei denen im Hintergrund weit entfernte Großsegler zu sehen sind. Daneben spielten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die Küstenlandschaften mit Häuser, Menschen, Rauch-und Seezeichen, Klettermasten zum Aufhängen von Seezeichen für die Küsten- und Binnenseefahrt eine wichtige Rolle.

 
 

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts tauchen dann auch biblische Motive in der Fliesenmalerei auf. In den protestantischen Häusern war die Bibel allgegenwärtig und so verwundert es nicht, dass Motive daraus auch auf den Fliesen erschienen. Die Darstellungen waren oft nicht besonders gut, denn es war für die Fliesenmaler sehr schwierig, die detailreichen vielfältigen Motive auf die kleinen Fliesen zu malen. Gemalt wurde in Blau im Kreis und gegen Ende des Jahrhunderts auch in Violett. Die Szenen stellten alle erdenklichen biblischen Geschichten dar. Häufige Motive waren dabei Jesus und der Teufel, der eine mit Glorienschein, der andere mit deutlichen Hörnern auf dem Kopf. Auch Moses mit den Gesetzestafeln, die Vertreibung aus dem Paradies und die Sintflut, mit Noah und der Arche wurden gemalt, sowie Adam und Eva mit der Schlage und der Turmbau zu Babel. Oft wurde die Bibelstelle unter dem Motiv angegeben, damit der Betrachter im Zweifelsfall in der Bibel nachschlagen konnte. Fliesen mit Text und ohne Text sind erhalten, wobei die Motive im Kreis oder ohne Kreis gemalt wurden.

 
 
 
 

 Kaffeekanne (Steingut, glasiert) aus dem 19. Jahrhundert mit weißer Glasur und violettem Aufdruckdekor.
Dekor Kanne: auf einer Seite Szene am Meer: ein Paar sitzt am Ufer, zwei Segler auf dem Wasser; auf der anderen Seite: Szene im Gebirge: ein Paar, ein Schloss, Berge und Wald Dekor des Deckels: auf einer Seite: Berglandschaft mit See, Erwachsenem und Kind; auf der anderen Seite: Dorfansicht, im Vordergrund eine Wiese und zwei Menschen. Weiteres Dekor an Tülle und Henkel (Blumenornamente) sowie einige violette Ringe auf der Kanne.

 

Darunter: Gedrechselte, dunkelbraun gefasste Tabaksdose mit Messingring am oberen Rand - der Deckel fehlt.

Goldschmiedewerkstatt von Richard Goos

Rekonstruktion einer Werkstatt

Die Werkstatt, die der Goldschmied Richard Goos im 19. Jahrhundert in Nieblum betrieb, ist hier originalgetreu wiederaufgebaut worden: der Arbeitstisch, die Ziehbank zur Herstellung der Silberdrähte, Blasebalg und Esse sowie sämtliche Werkzeuge, mit denen er den Silberschmuck der Föhrer Trachten fertigte. Beinahe sieht es so aus, als wäre er nur kurz aus dem Raum gegangen.

Mit dem Wohlstand, den Walfang und Handelsmarine auf die Insel brachten, wuchs auch die Nachfrage nach aufwändigem Schmuck für die Trachten der Frauen. Ursprünglich hatten die Seeleute den von portugiesischen Handwerkern angefertigten Silberschmuck aus den Niederlanden mitgebracht. Doch bald darauf spezialisierten sich auch die Föhrer Goldschmiede auf die Fertigung von Trachtenschmuck: Brustketten mit Medaillons, die oft Kreuz, Herz und Anker beinhalten – die christlichen Symbole für Glaube, Liebe und Hoffnung. Aber auch Broschen und die aufwendig gestalteten Filigranknöpfe.

Esse und Blasebalg der Goldschmiedewerkstatt von Richard Goos.
 
 
Handwaage aus Messing

Ausgangsmaterial für den Filigranschmuck sind zwei miteinander verdrehte Feinsilberdrähte. Werden sie plattgewalzt, entsteht ihre einseitig geriffelte Struktur. Diese Drähte werden dann zu zarten Mustern gebogen, in Formen eingepasst, mit Silberlotpulver bestäubt und verlötet. Um die bauchige Form der Knöpfe zu formen, werden die zarten Silberdrahtrosetten „ausgetieft“, also in eine konkave Form eingepasst. Zwei halbrunde Rosetten ergeben dann – zusammengesetzt – einen Knopf.

Wenn man bedenkt, dass die Herstellung eines einzigen Silberfiligranknopfes 20 bis 30 Stunden Handarbeit in Anspruch nimmt, wird klar, dass es nicht der Materialwert, sondern die hochspezialisierte Handarbeit ist, die den kompletten Schmuck einer Föhrer Festtagstracht mehrere tausend Euro kosten lässt.

 
 
Modell eines Dachstuhls
 
 

 Die heutige Form der Föhrer Festtracht ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und hat sich seitdem nur noch geringfügig verändert. Über die Entwicklung und über den Ursprung der Tracht ist wenig bekannt. Es ist denkbar, dass Insel-Vorfahren, die in früheren Zeiten Seefahrer waren, Schmuck und andere Teile von ihren Reisen in ferne Länder mitgebracht haben. Es gibt gewisse Ähnlichkeiten mit Trachten aus Portugal, Spanien, Italien und anderen Ländern. Die Föhrer Festtracht wird heute nur zu hohen Festtagen angelegt. Es sind dies Hochzeiten und andere Familienfeste, Heimatfeste, Treffen mit Trachtengruppen aus anderen Gegenden Deutschlands und Europas, und in jüngerer Zeit auch für touristische Zwecke. Die jungen Mädchen tragen die Tracht zum ersten Mal bei der Konfirmation. Das ist für die Mädchen natürlich ein ganz besonderes Ereignis. Neben der Festtracht wird vereinzelt noch die Sonntagstracht getragen. Bei der Sonntagstracht fehlen der große Silberschmuck und die weiße Schürze. Das Halstuch wird gebunden und man trägt dazu eine schwarze Schürze. Die Alltagstracht wird nicht mehr getragen.

Friesische Trachtenbegriffe und ihre Übersetzung:
fering = Tracht
sliawen = Ärmel
halsnöösduk = Seidentuch
braanjnöösduk = Kopftuch
skortluk = Schürze
pei = Rock
haks = Brosche
hüüw = Haube (kleines rotes Läppchen für verheiratete Frauen)
salwer = silberner Brustschmuck
brastknooper = (die Silberfiligran-)Knöpfe

Das „Lügenhaus"

Hinter dem prächtigen Brustschmuck der Inseltracht, der aus 10 bis 12 Silberknöpfen (brastknooper) und einer Hakenkette (haag an leenk) besteht, versteckt sich das laanihüs - das „Lügenhaus". Damit ist das halbmondförmige, dunkle Stoffstück gemeint, an dem die Silberknöpfe befestigt sind. Das war nicht immer so. Bis etwa 1860 hatte der Trägerrock (pei) der Festtagstracht noch einen U-förmigen Brustausschnitt (aploot), der mit einem geblümten Brustlatz aus Seidenbrokat unterlegt wurde. Danach war der pei hochgeschlossen. Das laanjhüs gibt heute also vor, unter sich einen schönen Ausschnitt zu verstecken.

 

Quelle: seekarte 2020

 

---dreieck Silberfiligranschmuck der Föhringer Tracht: verschiedene Brustketten, Halskettenschlösser, Knöpfe, Schürzenhaken, Brust-Nadeln, Gürtelhaken. Der Brustschmuck stammt von dem Goldschmied Christian Jürgensen (1750-1836) und ist 1802 datiert. 

 
Traditionell tragen die Mädchen gern die Friesentracht bei der Konfirmation.
 

 Das Binden des Kopftuches erfordert viel Können und Geschicklichkeit und wer es noch nicht gelernt hat, ist auf die Hilfe einer "Fachfrau" angewiesen. Das Kopftuch ist etwa 1,20 m im Quadrat groß und wird kunstvoll um den Kopf gebunden. An der Stirnseite befindet sich eine handgestickte Borgüre mit Blumenmustern und an den Seiten befinden sich lange schwarze Fransen. Die verheiratete Frau trägt unter dem Kopftuch ein rotes, mit schwarzen Perlen besticktes Häubchen. Das Halstuch ist ein, mit schwarzen Fransen besetztes Dreiecktuch, und wird mit ca. 60 bis 70 schwarzen Knopfnadeln auf das Mieder festgesteckt. Der Rock ist aus englischem Tuch und 3,5 bis 4 m weit! Er wird in Handarbeit das Mieder genäht. Im Rückenteil ist er in etwa 60 Falten gelegt. Die weiße Schürze ist aus Batist und mit verschiedenen Lochstickereien versehen. Die Ärmel sind aus Taft, Kunstseide oder Samt und mit Bordüren verziert. Der Filigran-Silberschmuck ist aus reinem Silber angefertigt und besteht aus der drei- oder vierreihigen Gliederkette mit einem Amulett in der Mitte worauf sich die Zeichen KREUZ - HERZ - ANKER als Smbole fuer GLAUBE - LIEBE - HOFFNUNG befinden. Die Gliederkette wird von 10 bis 12 Filigranknöpfen umrahmt und in der Mitte mit feinen Silberketten vervollständigt. Dazu wird an den Ärmel jeweils ein Paar Knöpfe getragen. Zur Austattung gehören dann noch ein Silberhals- und Armband sowie ein Fingerring und kleine Nadeln mit Filigranknöpfen am Kopftuch. Die wertvolle Tracht  wird meistens von einer Generation zur anderen vererbt, kann aber auch noch vollständig neu gekauft werden.

Erste bäuerliche Trachten entstanden auf Föhr gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts trugen die Föhrer Frauen volkstümliche Kleidung im Alltag. Die heutige Tracht wird nur zu feierlichen Anlässen und Festtagen getragen. 2012 wurde die Föhrer Tracht vom Deutschen Trachtenverband als "Tracht des Jahres" auserkoren.

Alltags- und Feldarbeitstracht des 19. Jahrhunderts
 
Kolckhüs (Uhrengehäuse)
 
 
 

Porzellan und Tonwaren

 
 
 
 

 Rechts im Bild: Kanne und 2 Teller, vermutlich New Castle/England, Patterson & Co., Keramik, rot bemalt, Datierung unbekannt

Kanne, vermutlich New Castle/England, Patterson & Co., Keramik, rot bemalt, Datierung unbekannt
Teller, vermutlich New Castle/England, Patterson & Co., Keramik, rot bemalt, Datierung unbekannt

Schenkung des Ketel Andreasen aus dem Nachlass von Josias Andreasen

 oben links: Porträt Kapt. Josias Andreasen, chin. Malerei 19. Jh., Öl auf Sperrholz
rechts daneben: Schiffsporträt Brigg „Railway“, Kapt. Josias Andreasen, chin. Malerei 19. Jh., Öl auf Leinwand

 

Haus Andreasen - im Baujahr 1842, Föhr gehörte noch zu Dänemark – hielt der dänische König im Sommer in Wyk Hof. Es wird erzählt, das Haus Andreasen sei extra für die „Hofdamen“ des Königs gebaut worden. Sicher ist auf jeden Fall, dass hier schon von Anfang an Sommergäste ein Dach über dem Kopf fanden.

Der Erbauer war ein Föhrer Zimmermann, der das Haus schon bald an seinen Schwager, einen Kapitän und Hafenmeister verkauft hat. Der wiederum vererbte das Haus an seine Nichte Christine, die ihm zuvor den Haushalt geführt hatte und die 1880 mit 39 Jahren den 23 Jahre älteren Kapitän Josias Andreasen heiratete. Innerhalb weniger Jahre kamen drei Kinder zur Welt. Der jüngste mit dem Föhr-typischen Namen Ketel lebte bis zu seinem Tod 1970 im Haus. Den umfangreichen Nachlass seines Vaters und seiner Vorfahren von Föhr vermachte er dem Friesen-Museum in Wyk, wo große Teile noch heute zu sehen sind. Dort findet man auch das Wappentier des Hauses – den weißen Elefanten. Er prangt auf rotem Grund auf den Flaggen am Heck der Segelschiffe, die Kapitän Andreasen auf Bildern verewigen ließ. Es handelt sich um die Flagge Siams, des heutigen Thailands. Von Bangkok aus hatte Kapitän Andreasen das Kommando über drei prächtige Großsegler.

Weiterführende Information - Buch: „Auf Seglern unter der Elefantenflagge“.

Aus dem Leben des Kapitäns Josias Andreasen, Wyk (1817 - 1892).

Als der Walfang im 19. Jahrhundert an Bedeutung verlor, sattelten viele Föhrer Seeleute auf die Handelsschifffahrt um und waren dann oft mehrere Jahre von zuhause fort. Einige von ihnen wurden Kapitäne auf den Großseglern bekannter Reedereien wie Sloman und Laiez in Hamburg. Andere fuhren unter weit entfernten Flaggen wie der Kapitän Josias Andreasen: Zwischen 1866 und 1878 war er in Südostasien unterwegs. Schaut man auf die Schiffsgemälde in der Vitrine, so sieht man, dass die Schiffe alle die Elefantenflagge führen, das Zeichen der Reeder von Bangkok. Josias Andreasen wurde 1817 auf der Insel Röm, nördlich von Sylt, geboren und lebte später auf Föhr, weil er die Wykerin Christine Maria Christiansen geheiratet hatte. Seinen Ruhestand verbrachte er mit ihr und den drei gemeinsamen Kindern in einem Haus am Sandwall Nr. 9. Dort erinnert noch heute eine Gedenktafel an die Familie.

Schenkungen prägen die Sammlung des Museums, so zum Beispiel ein vollständig eingerichteter Pesel (=»die gute Stube«) oder eine komplette Goldschmiedewerkstatt. 1970 vermachte Ketel Andreasen, Sohn eines Kapitäns, seinen umfangreichen Nachlass zu großen Teilen dem Friesenmuseum. Die Exponate - Alltagsgegenstände aus der Seefahrt, Geschirr, Erinnerungsstücke aus verschiedenen Ländern, außerdem Silberschmuck und persönliche Dokumente - stammen von seinen Vorfahren und von seinem Vater, Josias Andreasen, der 1817 auf Röm in Dänemark geboren wurde und 1892 starb. Obwohl Josias Vater auf See ums Leben gekommen war, trat der Sohn in dessen berufliche Fußstapfen und avancierte vom Schiffsjungen zum Kapitän. Er war über einen langen Zeitraum auf Handelsschiffen in Südostasien tätig. Den Aufenthalt in Bangkok bezeugen Porträts der Segelschiffe, die unter der siamesischen Elefantenflagge von Josias Andreasen geführt wurden.

Im Alter von 60 Jahren kehrte der Kapitän an die Orte seiner Kindheit in Dänemark zurück und lernte während eines Föhrbesuchs seine Ehefrau, die Wykerin Christina Maria Christiansen kennen. Seinen Ruhestand verbrachte er mit ihr und den drei gemeinsamen Kindern im Haus am Sandwall Nr. 9. Dort erinnert noch heute eine Gedenktafel an die Familie Andreasen.

 
 

 Uhr

 Henkeltopf

Holz- und Messinggeräte

 Im oberen Bereich: Mangelbretter, darunter div. Gegenstände aus Messing (Waage mit Gewichten, Kerzenleuchter u.a.)

Mangelbretter waren häufig Geschenke des Bräutigams an die Braut. Zum Mangeln wurde die trockene Wäsche leicht mit Wasser besprengt, zusammengefaltet und fest um die Mangelrolle gewickelt. Die Rolle wurde dann mittels des Mangelbretts hin- und hergerollt und so die Wäsche geplättet. Mit so einem verhältnismäßig kleinen Mangelbrett war es anstrengend große Wäsche glatt zu bekommen, denn die kleine Rolle fasste nicht mehr als ein Bettlaken.

Erstes Brett ganz links: Das grünbemalte Mangelbrett von 1751 aus Eiche wird von der Griffseite nach vorne hin schmaler. Der Griff und die Kanten der beiden Längsseiten sind mit tauartigen Schnitzereien verziert. Der Griff ist außerdem an beiden Enden mit einem Widderkopf verziert. Die obere und untere Schmalseite ist geschweift mit Blumen und Ranken.
Weitere Erklärungen im nächsten Bild.

 
 

 In der Mitte: Geschnitztes Mangelbrett von 1625 aus Rotbuchenholz mit reicher figürlicher Verzierung. Die Umrandung des Mangelbretts ist rotbraun, die Fläche blau-grün, rot, weiß bzw. weißgrau. Die äußere Kante des Bretts ist glatt. Innerhalb der Kante ist die Fläche mit einem tauartigen Schnitzwerk verziert. Der Griff ist geschwungen, das obere Ende gleicht einem Widderkopf. Die obere Schmalseite ist mit einer durchbrochenen geschnörkelten Rosette verziert. An der unteren Schmalseite ist als Verzierung ein Engel mit Flügeln, ebenfalls durchbrochen.  Auf der Fläche sind durch vier Querstäbe getrennt in Kerbschnitt die Bilder: Adam und Eva, Christus in Gethsemane, die Kreuzigung und die Auferstehung zu sehen.

 

Rechts davon: Gedrechseltes Mangelbrett von 1777 mit reicher Kerbschnittverzierung. Die Griffseite ist etwas breiter ist als vorne. An der oberen und unteren Schmalseite befinden sich geschweifte Verzierungen (Sonne, Mond, Sterne), z. T. durchbrochen. An den Kanten der Fläche sind tauartige Schnitzereien. Auf der Fläche oben befinden sich kreisförmige eingeschnitzte Ornamente mit einem Herz. Über dem Herz stehen die Initialen R A, an der einen Seite M auf der anderen Seite H, unterhalb die Jahreszahl 1777. In der Mitte und unten auf der Fläche zwei kreisförmig ausgeschnittene Ornamente und der Spruch:

Der du den Ehstand Hast gestifft, Wen[n] Uns Ein Noth und Ehlend Trifft, In Unserm Ehstand steh Unß bey Herr Christ und unser Schutz-Herz sey

Rechts und links neben dem Griff, der nicht mehr vorhanden ist, sind die Namen Karsten Frercks (links) und Margreta Karstens (rechts) eingeschnitzt. 

 

Links davonFarbig bemaltes Mangelbrett mit reicher ornamentaler Kerbschnittverzierung. Das Mangelbrett hat eine braune, blaugrüne Bemalung. Das Brett wird vom Griffende nach vorne hin breiter. Der Griff hat eine Pferdform und befindet sich direkt an der unteren Schmalseite. Der größte Teil der Brettfläche ist bedeckt mit ausgeschnitzten Blumen und Ranken, am oberen Ende dann zwei Vögel und ein Kreuz.

 

Ganz rechts außen: Mangelbrett mit eingeschnitztem Namen und Jahreszahl. Es ist an der Griffseite etwas breiter ist als vorne. Der runde Griff ist durch zwei gedrechselte Hölzer in die Fläche eingelassen. Die Fläche wird durch Längskehlungen im Holz zur Mitte hin stufenförmig höher. An der höchsten Stelle der Fläche ist in Längsrichtung erhaben eingeschnitzt: Momcke Jenses Ao 1794.

 

Ganz links außen: Mangelbrett aus Eiche mit reicher Kerbschnittverzierung. Das Mangelbrett hat keinen Griff, die Kanten der Längsseiten sind mit tauartigen Schnitzereien verziert. Auf der Fläche befinden sich sechs kreisförmig eingeschnitzte Ornamente. Unter dem Ornament an der oberen Schmalseite ist folgender Eintrag eingeschnitzt:

Krassen Jung Nickelsen Mangelbord Anno 1691 G.A.D.E.: DDNM
Diese grifflosen Bretter waren meist leichter als die mit einem Griff. Zum Mangeln faßt man das Brett dann direkt an. Nach Schlee (1978: 279) stammte diese grifflose Art der Mangelbretter aus Holland.

 Mangelbrett aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts mit geschnitzten Figuren und farbiger Bemalung. Die ausgeprägten Traditionen der Laienmalerei auf der Insel Föhr Verdienen besondere Beachtung.

 
 
 
 

Handarbeitsgerät

Vitrine mit Näh- /Web- und Stickutensilien
 
 
 

 Der Garnwickler steht auf viereckigen, gezargten, kufenförmigen Füßen. An der Längsseite sind zwei hölzerne Ständer eingelassen, die oben durch ein geschweiftes Stück Holz verbunden sind. In diesem Verbindungsstück ist die Jahreszahl 1740 eingeschnitzt. In den beiden hölzernen Ständern befindet sich jeweils ein Loch, worin eine eiserne Stange mit drei Holzscheiben durchgesteckt ist. Unterhalb der hölzernen Umrandung sind die Buchstaben L B eingeschnitzt. In diesen Garnwickler wurden die Spulen vom Spinnrad eingefügt und das Garn von da zum Knäuel aufgewickelt.

 
 

 Bandwebkämme

 

Oben: Geschnitzter Bandwebkamm aus Holz / Föhr / 1793

Maße:   L: 22 cm, B: 13,5 cm, H: 0,5 cm

Der Bandwebkamm ist grün und rotbraun bemalt. Er hat 13 Stege, die jeweils ein Loch in der Mitte haben. Oben befindet sich eine geschweifte Verzierung mit durchbrochenem Herz und zwei durchbrochenen halbmondförmigen Figuren. Unterhalb des Herzens sind in rotbrauner Farbe die Initialen A C aufgemalt, auf der unteren Seite des Webkammes die Jahreszahl 1793.

Diese Brettchen dienten zum Weben von Bändern, die als Hosenträger, Strumpfbänder etc. Verwendung fanden. Dazu wurden die Kettfäden abwechselnd durch die Längsschlitze und die Durchbohrungen der Stege gezogen, sodass man durch Heben und Senken des Kammes das Springen des Schussfadens erreichte.

 

Darunter rechts: Bandwebkamm von 1756 mit Herz

Maße:   L: 27,9 cm, B: 21,5 cm, T: 0,6 cm

Der Bandwebkamm, auch Webbrett genannt, hat 24 hölzerne Stege, die in der Mitte jeweils ein Loch haben. Die Ränder der Bekrönung sind geschweift, in der Mitte befindet sich ein durchbrochenes Herz. Links von dem Herz befindet eingeschnitzt die Zahl 17, auf der rechten Seite die Zahl 56. Auf der Rückseite der Bekrönung sind links vom Herzen die Buchstaben N J, rechts die Buchstaben V J eingeschnitzt. Das Brett hat einen schwarzen Anstrich.

 

Links daneben: Bandwebkamm aus dem 19. Jahrhundert

Maße:   L: 30,1 cm, B: 16,7 cm, T: 0,4 cm

Der Bandwebkamm hat 19 runde hölzerne Stege, die in der Mitte jeweils ein Loch haben. Die Bekrönung ist geschweift und durch Kerbschnitt (Blätter, Ranken) verziert.

 

 
 

Das Kind

 
 

Handarbeiten

 
 

Die Halligen

 Die Halligen

 Kästchen aus Birkenrinde zum Aufbewahren von Gewürzen

 Die Halligen

 Schiffshalbmodell (Diorama) aus dem 20. Jahrhundert, Maße: B: 52,1 cm, H: 35,4 cm, T: 9,7 cm (mit Rahmen). Dreimaster auf dem Meer - alle Segel sowie schwarz-weiß-rot gestreifte Flagge gesetzt. Vorne ein Bilderrahmen (schwarz mit goldener Zierleiste), hinten angefügt ein selbst gefertigter pyramidenförmiger Holzkasten.

 Rechts vorne: Hölzene Seekistengriffe, erweiterte Objektbezeichnung: Grebb (fries.) aus dem 19. Jahrhundert. Zwei Seekistengriffe aus Holz und Tauwerk. Solche Seekistengriffe werden auch Fancy-Shackles genannt. Jeder Griff besteht aus zwei zusammengenagelten Holzteilen, die auf der Oberseite geschnitzte Verzierungen aufweisen. Sie waren mit Holzdübeln auf die Seekiste montiert. Das Tauwerk ist mit einem Schutzanstrich versehen. An den Enden der Querstangen befinden sich Lederverzierung und ein mit Stoff überzogener Flechtknoten.

Darüber Reiseschreibkasten aus lackiertem Holz mit Messingbeschlägen aus dem 19. Jahrhundert, Maße:  30 x 8,5 x 8,5 cm (geschlossen), der Deckel wird durch zwei Messingscharniere gehalten. Innen mehrere Fächer sowie ein samtbezogener, separat hochklappbarer Innendeckel.
Links daneben: Handwerkgerät des Segelmachers, Segelmacherhandschuh mit metallischer Stichplatte.

Handgriffe einer Seekiste
Reiseschreibkasten aus lackiertem Holz mit Messingbeschlägen aus dem 19. Jahrhundert
 

 Schiffsbild der stählernen Viermastbark PAMIR. Reproduktion eines Ölgemäldes in dunkelbraun gefassten, leicht profilierten Rahmen mit Goldrand ohne Glasabdeckung. Dieses Schiff wurde in den Jahren 1926-1929 von dem auf Föhr gebürtigen Kapitän Carl Brockhöfft geführt. Gemälde- Reproduktion 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Rahmen: H: 56 cm, B: 68 cm, T: 2,2 cm

 

 Seemannsarbeiten: Zwei Pinguine aus Pottwalzähnen und das Buddelschiff im hölzernen Träger zeugen von kunst-handwerklichen Fertigkeiten mancher Seeleute. Besonders die Mannschaften, die beim Walfang als Harpuniere etc. tätig waren, nutzten die Zeit auf der Hin- und Rückreise zu derartigen Arbeiten. Im Zeitalter der Segelschifffahrt gab es auch in der Handelsschifffahrt bei stetigem Wind längere Ruhezeiten, die man oft produktiv und künstlerisch ausfüllte.

Pinguine aus Pottwalzahn geschnitzt. Vorne: Auge nicht geschnitzt sondern eingesetzt. Der Pinguin selbst ist aus einem Stück. Er ist auf dem separaten Sockel festgeschraubt. Links: Schnabel und Füße ggf. angesetzt, ansonsten aus einem Stück. Auge ebenfalls geschnitzt, nur Pupille mit schwarzer Farbe gemalt. Fest auf schwarz gefassten Holzsockel montiert.

Hintergrund: Polierte Pottwalzähne. Vorne links: Pfeifenreiniger aus Walrosszahn - geschnitzt. Durch die Faust verläuft quer ein Loch z.B. zum Durchziehen eines Bandes. Rechts vorne: Teilstück einer Walharpune - es fehlen die eiserne Spitze mit Widerhaken sowie ein Holzstiel mit Leine. Das runde Ende ist ca. 1 cm eingekerbt. Durch das Objekt verläuft mittig eine quasi rechteckige Öffnung.

 Buddelschiff: Dargestellt ist eine Hafenszene mit Häuschen aus Holz, Kirche, Mühle und Speicher. Der Himmel ist von außen aufgemalt. Drei Schiffmodelle sind in der Flasche: eine Viermastbark, ein Einmaster mit hochgezogenen Segeln (auf dem Segel ist "LS" mit schwarzer Farbe aufgebracht) sowie ein kleines Dampfschiff. Schiffsrumpf des Viermasters sowie dessen Flagge zeigen die Farben schwarz-weiß-rot.

 Buddelschiff: Dargestellt ist eine Hafenszene mit Häuschen, Kirche, Mühle und Leuchtturm aus Holz. Kein Hintergrund. Flaschenglas leicht grünlich mit einzelnen Blasen und Schlieren, Boden tief eingewölbt. Schiffsmodell: Viermastbark, keine Segel oder Flagge gesetzt.

▲ Eiserner Vorderlader auf Holzwagen - von einem Zollkreuzer stammend. Rohrdurchmesser vorne: 4,2 cm.
Mündungsstopfen aus Holz mit Messingüberzug. Holzwagen dunkelbraun gefasst, beidseitig mit zwei eisernen Ringen, oben zwei eiserne Scharniere, vier eiserne Räder. Kanonenrohr ist mit silberner Farbe gestrichen. 

L: 78,5 cm (mit Mündungsschutz), B: 20,2 cm (mit Aufhängung), H: 13 cm, D: 4,2 cm (Rohr), (Kanone),
L: 63 cm, H: 33,1 cm, T: 39,2 cm (Wagen)

 Stubentür mit Kerbschnittarbeiten

 
 

 Heckbrett: Hölzerne Heckfigur, mehrfarbig gefasst mit reliefartiger Schnitzerei eines Löwen und eines Orangenbaumes. Die Figur stammt wahrscheinlich von dem Walfangschiff DE ORANJEBOOM aus Amsterdam, das eine Zeit lang vom Föhrer Commandeur Gonne Harmsen geführt wurde. Gonne Harmens wurde 1727 in Boldixum geboren. Er starb am 25.9.1776 nach Beendigung einer Walfangreise in Amsterdam. Wahrscheinlich gelangte das Heckbrett zusammen mit seinen Gebeinen nach Föhr. 

 Rechteckiges, hölzernes Heckbrett, mehrfarbig gefasst mit reliefartiger Schnitzerei einer weiblichen Gestalt mit gerafftem Rock. Das Heckbild stammt eventuell von dem holländischen Walfänger DE VROUW ANNA der 1772 vom Föhrer Commandeur Nahmen Arfsten geführt wurde. Datierung: 18. Jahrhundert, Maße: L: 95 cm, B: 51 cm, T: 12 cm (mit Aufhängung)

 
 
 

Sie sind wie ein Bilderbuch für die Wohnzimmerwand: die niederländischen Fliesen, die die Föhrer Seefahrer Jahr für Jahr mit nach Hause brachten, wenn sie im Herbst auf die Insel zurückkehrten. Wie alles Niederländische erfreuten sich auch die sogenannten Delfter Fliesen auf Föhr größter Beliebtheit. Die gefliesten Wände in den Föhrer Häusern waren nicht nur schön anzusehen, sondern auch praktisch: Sie boten einen guten Nässeschutz gegen die Feuchtigkeit der sonst unverputzten Außenmauern. Die Motive waren vielfältig. Ob man sich nun für spielende Kinder, Landschaften, Haustiere, stilisierte Vasen oder Blumenornamente entschied, hing vom Geschmack des Einzelnen ab. Besonders aufwändig gestaltet sind die Fliesen mit biblischen Motiven. Haben Sie Moses mit den Gesetzestafeln, Adam und Eva im Paradies, die Arche Noah oder die Auferstehung entdeckt? Dass sich die Motive doppelten oder dass Altes und Neues Testament beliebig durcheinandergewürfelt wurden, scheint niemanden gestört zu haben. Die ältesten Fliesen – in der Fenstervitrine – zeigen noch ein mehrfarbiges Dekor. Als jedoch Anfang des 17. Jahrhunderts chinesisches Porzellan nach Europa gelangte, orientierte man sich an dem schlichten Stil und schwenkte auf einfarbige Dekore um.

 "Vater unser" in Bildern

Grabsteine / Gedenktafeln

 Grabstein des Boye Ocken aus Oevenum von 1773, Maße: 58,9 cm, 58,9 cm, 4 cm (ohne Verstärkungsplatte, ohne Walknochen), aus Sandstein.

 

Grabstein des Oevenumer Seemannes Boye Ocken (16.9.1701-15.10.1773) aus dem 18. Jahrhundert. Die rote Sandsteinfliese ist auf einen Walknochen geschraubt und wird heute durch eine Betonplatte verstärkt. Die Inschrift ist gut erhalten. In der Bekrönung ist ein Grönlandwal und darüber ein Spruchband dargestellt "Ich begehre aufgeloset zu werden und bey Christo zu sein". Dier Waldarstellung zieren rechts und links Ornamente mit Arkantusblättern und Roccailleformen. Auf dem Grabstein steht folgender Wortlaut: "Neben diesem Grab und Ehren Mahl ruhen die entseelten Gebeine des nunmehro seel. Boye Ocken aus Oevenum welcher ao 1701 den 16 Sept. daselbst gebohren ao 1725 den 23 Novbr hat er sich mit seine Nachgelassene Witwe Geerlich Arfsten aus Boldixum im Standt der heiligen Ehe begeben in welcher vergnügten Ehe sie miteinander 47 Jahre und 1 Monath gelebet. Er hat unter Göttlicher Leitung seinen Beruf zu Folge die See mit Segen 28 Jahr bedienet, biß er ao 1773 den 15 Octobr in einem rühmlichen Alter von 72 Jahr 1 Monath sein Leben beschlossen." Ob er Commandeur war, ist nicht bekannt - ist aber anzunehmen.

 S. BOH ERCKEN IST GEBOHREN Ao 1671 D 12 APRIL UND IST S EINGESLAPEN Ao 1710 D 23 NOF S ALTERS 39 JAR UND 20 WO  D SGGG S

 

 

 
 

 Grabstein der Gondel Knuten aus Borsum (Mitte)

 

MARIA HAT DAS GUTE HEIL ERWEHLT

HIER RUHT IN GOTT SEL

Gondel Knuten 

aus Borgsum geboren 1686

im Ehestand gelebet 40 Jahr im Wittwenstand 25 Jahr

ihres Alters 92 Jahr.

Text Luc 10 Eines aber ist Noth 

JSGGS

(Lukas 10:42 Eines aber ist not: Maria hat das gute Teil erwählet; das soll nicht von ihr genommen werden.)

 

... "Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll! Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist Not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden"...

 

 

Bildtafeln

Die Steinplatten an der Wand im Obergeschoss findet man heute (allerdings als Nachbildungen) am Haus Strandstraße 1 in Nieblum. Die Originale sind hier als Geschenk ins Museum gekommen.

 
 
Strandstraße 1 in Nieblum
Strandstraße 1 in Nieblum

Weitere Bilder auf der Seite ► Nieblum

Diese Bildtafel ist vermutlich von 1797. Christian Adolph Petersen (CP) war Brauer und Eigentümer des Hauses von 1817 bis zu seinem Tod im Jahre 1829. Seine 2. Frau war Nonne Carstens Petersen (NP) 1770-1834. Christian Adolph Petersen wurde am 26. März 1772 geboren und starb am 11. August 1829 im Alter von 57 Jahren. Seine Eltern waren Claus Petersen 1734-1792 und Lucia Maria Christians Clausen 1744-1817. Seine erste Ehefrau Jung Ing Knudten Petersen, geb. am21. Oktober 1776, verstarb am 6. September 1800 im Alter von nur 23 Jahren.  

Text:

DER EIN- UND AUSGANG MEIN

LAS DIR O HERR BEFOHLEN SEIN

SOLI DEO GLORIA
„Gott allein [sei] die Ehre“

CP & NP

DAS DEIN UND MEIN
SOLL EIN HERTZ SEIN


Die Bildtafel entstand 1748 (vermutlich Cornelius Kroon u. Elsabe mit Sohn Adolph Eschel (aus 1. Ehe der Ehefrau) darstellend. Er war Eigentümer des Hauses von 1744 - 1751. Nickels “Cornelius Kroon” Thayen, geb. am 27. Sept. 1702, gest. am 18. Jan. 1755 im Alter von 52 Jahren, 4 Monate weniger 9 Tage. Er war Steuermann, Kapitän und Vizeadmiral in Ostindien. Er war 2x verheiratet auf Föhr. "1744 d 20 July begab er sich in den heiligen Ehestand mit Eschel Olufs nachgelassener Witwe Elsabe Olufs und lebte mit derselben in einer 10 1/2 -jährigen vergnügten Ehe, jedoch ohne Leibeserben...“ 

 

Im Kopf sehen wir dei Jahreszahl über der Familie, rechts davon den Friesendom.

 

Text:

1748

Das Weltgebau vergeht der Himmel wird allem das rechte

Vater Land und Und unser Erbe Sein

Gott auff dem ich allzeit Trau Wolle behüten diesen Bau

so offt  Die thür sich wend  o Mensch bedenk das End


Diese Bildtafel stammt vermutlich aus der Zeit 1728 - 1740.

 

Text:

Alle die mich kennen und mich

nennen wünsche ich was sie mir

gönnen. 

Du süsse Liebe schenk mir deine Gunst.

Laß mich empfinden der Liebe Brunst.

Das ich von Hertzen und Friede die meinen

Liebe 


 
 

Föhrer Auswanderer in die USA

 Auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten und um der preußischen Militärpflicht zu entgehen, wanderten bereits in der 2. Hälfte des 19. Jhs. 40% der konfirmierten Jungen von Föhr nach Amerika aus. Die Auswanderer pflegten engen gesellschaftlichen Kontakt miteinander und über Generationen auch die Beziehung zur Heimatinsel Föhr. Viele Auswanderer kehrten nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit in den USA auf die Insel zurück. Auswanderergepäck, eine Fahne des Föhr-Amrumer-Krankenunterstützungsvereins in New York, Dokumente, Bilder und Fotografien sind zu diesem Thema ausgestellt.

 
 

Porträt des Kapitäns Johann Hinrich Jacobs, Ölbild

▲ Die GEORGE CANNING war ein Schiff von 296 CL und 1852 in Lübeck bei H.  A. Meyer auf Rechnung Robert Miles Sloman gebaut. Das Schiff ging 1855 am 1. Januar in der Nordsee verloren. Johann Hinrich Jacobs wurde 1817 in Borgsum geboren. Seine Eltern waren Peter Jacobs und Ehlen geb. Johannen aus Borgsum. Er heiratete Maria Christina geb. Martens aus Witsum. Nach Johann H. Jacobs Tod heiratete sie ihren Schwager, den Witwer Jann Peter Prödden aus Witsum. Die Reederei Sloman vertraute Kapitän Jacobs eine Reihe ihrer Segler an. Außer dem Schicksalsschiff GEORGE CANNING waren es die Bark MILES, die Vollschiffe ANDREW, HERSCHEL und die HOWARD (2), mit der er 1851 255 Passagiere von Hamburg nach New York brachte, und mit der GEORGE CANNING waren es 1853 sogar 330 Passagiere, wovon die meisten Auswanderer waren. 1856 machte die HOWARD (2) unter Kapitän Niemann zwei Reisen von Hamburg nach New York von je 22 Tagen. Bei der letzten Reise wurde die GEORGE CANNING in einem schweren Sturm am Neujahrstag des Jahres 1855 auf den Großen Vogelsand in der Elbmündung getrieben, wobei die gesamte Besatzung umkam, darunter auch der aus Oevenum stammende Obersteuermann Jacob Andresen. Der Ohrring auf dem Porträt des Kapitäns bringt den Wunsch eines christlichen Begräbnisses zum Ausdruck.

 

 

In der Vitrine sieht man ein exemplarisches Reisegepäck, mit dem die Überfahrt ab Bremerhaven gewagt wurde: Brille und Bibel, das Trachtentuch und etwas Schmuck und zur Erinnerung ein Schmuckbild, das aus den Haaren der zurückbleibenden Familienangehörigen geflochten wurde. Die Überfahrt war keine Vergnügungsreise. Nur wenige hatten das Geld für die erste oder zweite Klasse. Die meisten Auswanderer reisten im Zwischendeck zu hunderten in niedrigen Räumen eingepfercht. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal, ansteckende Krankheiten grassierten. Nicht wenige starben auf der Überfahrt.

In den USA angekommen, arbeitete die erste Generation der Föhrer Auswanderer meist als Goldwäscher. Hatten sie in dem neuen Land Fuß gefasst, dann holten die Auswanderer Verwandte und Bekannte nach: Eine so genannte Kettenwanderung begann und in den Vereinigten Staaten bildeten sich ganze Communitys von Föhrer Auswanderern. Das Vereinslokal wurde zum beliebten Treffpunkt der Einwanderer von Föhr und Amrum. Hier wurden Föhrer Traditionen gepflegt und Feste wie zu Hause gefeiert. Das ursprüngliche Ziel dieses Vereins aber war die gegenseitige Unterstützung der ausgewanderten Insulaner in Krankheits- und Sterbefällen. Die enge Bindung an die Heimat führte dazu, dass viele Auswanderer nach einigen Jahren zurückkamen, um sich einen Ehepartner zu suchen und mit diesem wieder zurück in die Vereinigten Staaten zu gehen. Hatten sie es dann zu Geld gebracht, kehrten viele Familien für immer zurück und bauten sich mit dem Ersparten eine neue Existenz hier auf der Insel auf.

▲ Vierter von links, hinten stehend - Ludwig Harald "Harry" Zimmermann, * 1856 - ausgewandert mit seiner Schwester "Mile Gosch". In dem Buch: "Ungewiss wohin das Schicksal uns führt" von Kreske Ingwersen wird über "Harry" und die bekannte "Mile Gosche" (Emilie Zimmermann Peters) berichtet. Mile Gosche war eine "Föhrer Goldwäscherin" in Kalifornien. Am 17. Mai 1871 reisten sie mit dem Kleinkind Peter Peters, Ehemann Roluf Gerret und weiteren 50 Föhrern über Hamburg zunächst nach NY!

Waren die Auswanderer des 19. Jahrhunderts meist nach Kalifornien gegangen, so zog es die Föhrer, die im 20. Jahrhundert die Insel verließen, hauptsächlich an die Ostküste, nach New York. Exemplarisch für die erste Auswanderergeneration steht Emilie Peters, genannt „Miele Gosche“. 1847 in Nieblum geboren, heiratete sie in den 1870er Jahren einen zurückgekehrten Auswanderer. Sie bekamen ein erstes Kind und gingen dann gemeinsam nach Kalifornien. Mit ihnen auf dem Schiff waren 50 weitere Föhrer – darunter auch Mieles Bruder. Während die Männer nach Gold suchten, bekam Miele drei weitere Kinder, wusch die Wäsche der Goldgräber und wurde dafür mit Gold bezahlt. So konnte die Familie schon nach wenigen Jahren zurückkehren. Miele und ihr Mann kauften sich ein Haus in Boldixum und betrieben dort einen Laden und eine Gastwirtschaft. Sie sehen das Haus auf einem kleinen Gemälde in der Vitrine. Miele Gosche überlebte ihren Mann um 47 Jahre. Sie war geschäftstüchtig und nicht auf den Mund gefallen – ein echtes Original. Die Auswanderer kommender Generationen gingen an die Ostküste und arbeiteten vornehmlich in den so genannten Delicatessen Stores, kurz „Delis“, in denen Feinkostwaren und vor allem Sandwiches und Salate „to go“, also zum Mitnehmen, verkauft wurden. Die Rezepte stammten oft aus ihrer alten Heimat. Neuankömmlingen wurde von bereits ausgewanderten Insulanern schnell ein Arbeitsplatz vermittelt und Englisch lernte man nebenbei, bei der Arbeit. Die Arbeit war hart und konnte bis zu 16 Stunden am Tag dauern. Freie Tage waren selten. Doch wenn man genug Geld zusammengebracht hatte, hatte man die Möglichkeit, sich selbst in einen „Deli“ einzukaufen oder – besser noch – den eigenen „Deli“ zu eröffnen. Unten in der Vitrine findet man zwei Fotos von Föhrer Auswanderern, die dieses Ziel erreicht hatten und nun stolz vor bzw. in ihrem Laden posieren. Tatsächlich haben bis heute viele Föhrer Familien Verwandtschaft in Amerika und in den USA leben mehr Föhrstämmige als auf Föhr selbst!

 Drei weitere Damen der Auswanderer

  1. Hier Louise Hansen Stockfleht (1824 - 1900) dargestellt, die Mutter gemalt von ihrem Sohn, dem bekannten Maler Julius Stockfleth. Sie wanderten um 1870 in die USA aus. Sie starb 1900 in Galveston Texas / USA.

  2. Hier ist Jenny Mommsen nach einer Zeichnung von Julius Stockfleth. Jenny Mommsen (geboren 1860) lebte im Nachbarhaus der Familie Stockfleth in der Mittelstraße 2 in Wyk und war eine Jugendfreundin des Malers. Sie starb bereits 1879. Stockfleth fertigte ihr Porträt 1882 nach einer Fotografie an. Jennys Vater Momme Jens Mommsen und ihr Bruder Charles wanderten nach Texas aus, ihre Mutter Gardina Mommsen starb 1908 in Wyk.

  3. Ingke Peter Rickerts aus Nieblum, 1873 von Ingeborg Magnussen gezeichnet. Sie wanderte mit ihrem Mann nach Galveston aus.

Gemälde Stockfleth, Hildebrandt, Lorenzen, Engel, Braren u.a.

Julius Stockfleth: Föhr 1923 Gemälde auf Leinwand

 Gemälde auf Leinwand

 Gemälde auf Leinwand von Julius Stockfleth; Wyk 1933, Maße: B: 42 cm (mit Rahmen), H: 29 cm (mit Rahmen), Drei reetgedeckte Häuser stehen traufseitig zur gepflasterten Straße, die sich in der Ferne in Wiesen verliert. Bei dem linken Gebäude ist die Detailtreue am auffallendsten, so sind die Topfblumen hinter den Fensterscheiben (giebelseitig) erkennbar. Die Maueranker und Fensterstürze sind wiedergegeben. Im Anschluss an das Gebäude folgt ein Garten, von dem der Zaun besonders gut zu erkennen ist. Rechts der Straße befinden sich zuerst ein weiß gestrichenes Haus, daran anschließend ein rotes Gebäude. Typisch für Stockfleth sind die vielen Büsche und Bäume.

 Gemälde auf Leinwand von Julius Stockfleth; Maße: B: 30,3 cm (mit Rahmen), H: 23,3 cm (mit Rahmen), Stammhaus der Familie Lorenzen. Typisch friesisches reetgedecktes Haus mit kleinem seitlichen Schuppenanbau, das sich an einer Kreuzung befindet. An der Seitenwand des Hauses befindet sich die Jahreszahl 1732. Rechts und links flankieren Bäume das Gebäude. Die Sonne scheint von links auf das Gebäude. Durch den Text im unteren Bereich ist die Lage in Wyk zu lokalisieren. 

 Gemälde auf Leinwand von Julius Stockfleth; Hof in der Marsch,  Stochfleth fängt den Eindruck eines kleinen, langgestreckten Marschhofes im Sonnenschein und den für ihn typischen Wolken ein. Das reetgedeckte Gebäude mit Spitzgiebel über der Haustür steht parallel zum Weg, der die Fluchtlinien aufnimmt. Im Gartenbereich stehen Bäume, im rechten Hintergrund sind in der Bildmitte einige Kühe angedeutet.

 

 Julius Stockfleth 1928: Hallig Oland im Sonnenschein, N.W.Ansicht.

 

 Genre- und Bildnismaler Paul Ernst Hildebrandt; Insulanerin in Tracht; 1908

Die Fielmann-Stiftung unterstützt seit 20 Jahren mittlere und kleinere Museen, die über keinen eigenen Etat für Anschaffungen verfügen können. In Schleswig-Holstein sind es rund 100 Häuser und außerhalb des nördlichsten Bundeslandes etwa 50 Einrichtungen, die von der Fielmann-Stiftung profitieren können. Das 2015 erworbene Bild: Eine Föhrerin in Tracht sitzt in einer Friesenstube an einer Wiege Bild und Rahmen wurden in Kiel restauriert und im Namen der Fielmann-Stiftung an Museumsleiterin in Wyk überreicht. Durch ältere Aufzeichnungen von Otto Heinrich Engel war bekannt, dass sich Hildebrandt 1907 und 1908 auf Föhr aufgehalten und ihm Lena Hinrichsen Modell gestanden hatte. Doch bisher war kein Föhr-Bild von Hildebrandt nachweisbar gewesen. Bisher konnte herausgefunden werden, dass Paul Ernst Hildebrandt 1876 im heute polnischen Tuchel geboren wurde und 1942 in Berlin starb. Alte Adressbücher verrieten zudem, dass Hildebrandt in der Luipoltstraße 7 gewohnt und von 8 bis 9 Uhr eine Sprechstunde für Kunstinteressierte angeboten hatte. Im Katalog von 1908 der Großen Berliner Kunstausstellung ist ebenfalls ein Werk des Genre Landschafts- und Bildnismalers verzeichnet. Bekannt ist auch, dass Hildebrandt Meisterschüler von Anton von Werner war. Nach dem Ersten Weltkrieg verlieren sich alle Spuren des Malers.

  Gemälde von H. Lorenzen

▲ Julius Stockfleth 1929: Mile Gosches Haus in Boldixum

Gemälde von Stockfleth, Julius, 1929, H: 23,9 cm (mit Rahmen), B: 29,5 cm (mit Rahmen), D: 2,5 cm (Rahmenbreite)

Die aus Nieblum stammende Emile Peters (= besser bekannt als "Mile Gosch"), geb. Zimmermann (1847-1937) lebte mit ihrem Mann längere Zeit in einem Goldgräbercamp in Kalifornien. Von dem dort erworbenen Vermögen kaufte das Ehepaar dieses Haus mit Wirtschaft und Kramladen in Boldixum.

Stockfleth fängt einen sonnigen, spät nachmittäglichen Sommertag ein. Das reetgedeckte Haus steht an einer Straßenkreuzung, rechts und links fluchten die Baumbestandenen Straßen. Auch vor dem Haus wachsen mehrere große Bäume. An dem einem Baum hängt die Ortstafel: ORTSTAFEL DORF BOLDIXUM KREIS TONDER.

▲ Julius Stockfleth 1925:  Hilligenlei auf Hallig Langeness

Julius Stockfleth: Hallig Oland im Sturm. S.W. Ansicht

Stockfleth malt Oland wie die Siedlung im Sturm aussieht/aussehen könnte. Fast exakt in der Bildmitte und damit für den Betrachter weit entfernt, wird die Hallig von einer schweren Sturmflut bedroht. Die Gebäude sind gut zuerkennen, aber das Wasser scheint schon an die Häuser heranzureichen. Der Wolkenhimmel reisst bereits wieder auf und der Wind vertreibt die dunklen Regen- und Gewitterwolken, während das Meer noch hohe Wellen schlägt. Zeigt das Bild "Oland im Sommer", eine Landschaft, in der Menschen (bescheiden) leben können, so zeigt dieses Gemälde, dass dieses Idyll von Naturgewalten regelmäßig bedroht ist.

 
 

 Gemälde von Boy Volkert Braren; Föhr aus der Vogelperspektive, New York 1860

 

Weitere Exponate auf dem Außengelände

Auf dem Gartengelände verteilt, befinden sich neben den Gebäuden noch einige andere erwähnenswerte Exponate und Besichtigungspunkte. 

 
 

 Eine eiserne Harpunenkanone, Vorderlader, norwegisches Modell. Bis zur Fangzeit 1937/38 befand sie sich an Bord der Flotte "Südmeer" des Hamburger Walfang-Kontors. Seit 1938 steht sie im Außenbereich des Friesenmuseums - montiert auf einem Betonsockel.

Harpunenkanone, Datierung: 1. Hälfte 20. Jahrhundert, Maße:L: 195 cm, H: 86 cm, T: 45 cm
 
 

An verschiedenen Plätzen des Museumsgeländes weisen Walknochen (wie hier hinter dem Harpunenwerfer) darauf hin, dass dieses Material den Föhringern auf ihrer baumarmen Insel früher als Ersatzbaumaterial für Holz nützlich war.

 Eisernes Mörsergeschütz ("Mortars") aufliegend und per Eisenschellen befestigt auf einem auf Holzfuß. Der Holzfuß besteht aus drei verbundenen Teilen, die in sich ebenfalls jeweils aus mehreren Teilstücken bestehen und mit Eisenbeschlägen verbunden sind. Datierung:  19. Jahrhundert,  Maße: L: 60 cm, B: 35 cm (mit Aufhängung), D: 22 cm (Rohr außen), (Kanone), L: 80 cm, H: 40 cm, B: 56 cm

Anker
Hölzerne Schwanzflosse eines Wals

 Gabriele Zobel, langjähriges Mitglied des Museumsvereins des Dr. Carl-Haeberlin-Friesenmuseums, und Wilhelm Dietz aus Hamburg haben dem Museum ein besonderes Geschenk gemacht. Dies fand seinen Platz auf dem Außengelände, im Garten neben dem Blauwal-Unterkiefer, dem Wal-Schulterblatt und der Anker-Sammlung. Hinter einer Buchsbaumhecke erhebt sich nun eine große Walflosse, die der Motorsägen-Virtuose Andree Löbnitz im Auftrag der beiden Spender eigens für die Einrichtung am Rebbelstieg angefertigt hat. Dabei schuf der Hösseringer Künstler aus einem nackten Baumstamm ein knapp mannshohes Kunstwerk. Dessen Besonderheit ist, dass die Flosse aus einem Stück gesägt wurde. Ein passendes Geschenk, denn vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war der Walfang im nördlichen Eismeer der wichtigste Erwerbszweig der Föhringer. Installiert in ein Kiesbett, vermittelt die Flosse nun den Eindruck eines abtauchenden Wals.

Brunnen

 Brunnen mit Pfosten aus Walknochen, die aus Nieblum (Föhr) stammen. Auf die Walknochen ist eine eiserne Stange aufgelegt, die an einer Seite zu einer Kurbel gearbeitet ist. Die Stange ist zwischen den Pfosten durch ein Rundholz geschoben, dass im mittleren Teil deutliche Abnutzungsspuren aufweist. Der Kurbelmechanismus war von einem kleinen hölzernen Dach geschützt. Die Brunnenstube ist gemauert. Sie ist seit etwa den 80er Jahren mit einer hölzernen Abdeckung versehen. Der Brunnen wurde 1908 mit dem Bau des Friesenmuseums errichtet und diente vor Anschluss an das Leitungsnetz der Wasserversorgung des Museums.

Brunnen mit Pfosten aus Walknochen
 
Pfosten aus Walkieferknochen
 
Lehmofen mit zugehöriger Schutzhütte
Lehmofen
Südansicht auf die Steinsärge, Im Hintergrund Haus Olesen

 Hier sind vier rheinländische Sandsteinsärge mit eingemeißelten christlichen Symbolen auf dem Gelände zu besichtigen. Diese Särge sind im Mittelalter auf Schiffen nach Nordfriesland transportiert und später zu Viehtränken umfunktioniert worden.

Südansicht auf die Steinsärge mit Blick auf das Lehmofen-Häuschen

 Links und rechts des Gartenweges liegen 2 rekonstruierte, vorgeschichtliche Grabkammern. Das südlich gelegene Grab ist aus großen Findlingssteinen rekonstruiert worden, die verschiedenen jungsteinzeitlichen Gräbern auf Föhr entstammen. Bei dem zweiten Grab handelt es sich um die Steinkammer eines 1968 am Gotinger Kliff entdeckten bronzezeitlichen Grabes.

Gallionsfigur der spanischen Bark „Ulpiano“

2015
2018
 
2018
 

 Auch an Galionsfiguren nagt(e) der Zahn der Zeit. Das erfuhr nicht nur die Figur, die nach dem Untergang der „Ulpiano“ im Jahr 1870 gerettet wurde und auf nicht mehr bekannten Wegen ins Wyker Dr.-Carl-Haeberlin-Friesenmuseum gelangte, sondern auch ihre „jüngere Schwester“, die Newton Hansen im Jahr 2008 dem Museum gestiftet hat und die ihren Platz draußen, neben dem Museumseingang, gefunden hatte. Sie war acht Jahre lang Wind, Wetter und salziger Luft ausgesetzt und musste im Juli 2017 heruntergeholt und aufwändig restauriert werden. Nun steht die Frauenfigur wieder auf ihrem Platz und hat sogar Augen bekommen, mit denen sie in die Ferne blickt.

Das Original ist im Treppenaufgang zu bewundern.
Geheimnisumwittert ist weniger die spanische Bark "Ulpiano", sondern vielmehr deren Galionsfigur, die einst den Vordersteven des Schiffes, das am 24. Dezember 1870 bei schwerem Sturm auf Süderoogsand strandete, zierte.

 Wann die Galionsfigur der spanischen Bark „Ulpiano“, die auf ihrer Jungfernfahrt auf Süderoog-Sand strandete, nach Föhr kam, ist nicht genau bekannt. Die Figur muss aber schon lange auf der Insel sein. Als 1908 das Museum gebaut wurde, ist für sie in der Wand extra eine Hausnische erstellt worden. Doch Wind und Wetter setzten diesem Überbleibsel der „Ulpiano“ dermaßen zu, dass sie draußen nicht hätte erhalten werden können, weshalb sie abgenommen wurde und seither im Treppenaufgang des Museums zu bewundern ist.

 

Newton Hansen, langjähriger Vorsitzender des Museumsvereins, stiftete dann die neue Galionsfigur, die von dem dänischen Holzbildhauer Povl Kjaer als Nachbildung erstellt worden ist. Diese neue Skulptur war mit Leinölfirnis bearbeitet worden, was dazu führte, dass nach wenigen Jahren der Schmutz nicht mehr entfernt werden konnte. Die Figur bekam ein schwarzes Gesicht und sah sehr unschön aus. Über die Midlumer Restauratorin Birgit Hölzer konnte schließlich ein Kontakt zum Ehepaar Birgit und Claus Hartmann hergestellt werden. Die beiden haben sich auf der Weserinsel Harriersand als Schiffbildhauer niedergelassen und inzwischen fast 40 Galionsfiguren für Segelschiffe und Yachten hergestellt, sowie zahlreiche Figuren restauriert. Hier war die fast 85 Kilogramm wiegende Wyker Figur in besten Händen und wurde aufwändig restauriert. Die alte Farbe wurde komplett abgeschliffen. Die Risse wurden dann mit Mehl aus Eichenholzstaub, das mit Polyurethanharz vermischt wurde, verspachtelt. Danach wurde die Figur fünf Mal grundiert, damit das Holz auch in der Tiefe konserviert wird. Dann erst wurde die Farbe, die nicht „knallig“ werden sollte, in drei Lagen aufgebracht. Abschließend wurde die Figur dann mehrmals mit Klarlack gestrichen. Damit sollen die Farben vor Seewasser und UV-Licht geschützt werden. Die ganze Prozedur, die vom Museumsverein und der Eilun-Feer-Stiftung bezahlt wurde, zog sich über ein halbes Jahr hin. Doch nun hat die neue Galionsfigur ihren alten Platz wieder bezogen.

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