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Dionysiuskirche (Bremerhaven-Lehe)

Die Dionysiuskirche (auch Alte Kirche genannt) in Lehe (Bremerhaven) an der Ecke Lange Straße/Poststraße und Eisenbahnstraße ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche. Das Bauwerk wurde 1978 unter Bremer Denkmalschutz gestellt.

Die Alte Kirche

 

Eine erste Wehrkirche soll um 1200 (andere Quellen um 1100) und nach Dehio in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts im Flecken Lehe erbaut worden sein. Zunächst war die Pfarrkirche dem Heiligen Jakobus Major gewidmet. Um 1250 kam ein Dionysius-Altar hinzu. Beide Heiligen zieren das älteste vorhandene Kirchensiegel von 1350. Der heutige Namensgeber der Kirche Dionysius von Paris war im 3. Jahrhundert Missionar in Gallien, erster Bischof von Paris und christlicher Märtyrer. In der näheren Umgebung gibt es noch die Kirchen in Langen-Debstedt und in Bremerhaven-Wulsdorf, die dem St. Dionysius geweiht sind. Auf die Debstedter Kirche (um 1200) kann vermutlich die Namensgebung zurückgeführt werden. Ein Gedenkstein von 1887 in der Dionysiusstraße mit der Inschrift „Grabstätte des heiligen Dionysius“ erinnert an den Heiligen, der einer Legende nach hier enthauptet wurde. Tatsächlich starb er aber um 250 als Märtyrer in Paris, einer Legende nach in Montmartre. Die Kirche war zunächst ein einschiffiger Bau noch aus der Zeit der Spätromanik mit einem freistehenden, nördlichen Glockenturm oder Glockenhaus. Das Schiff war im Stil der Gotik mit Backsteinen überwölbt. Auch die Fenster waren gotisch geformt. Der Chor wurde etwas später angefügt. Nach verschiedenen Quellen soll die Kirche rund 26 × 8,5 Meter groß gewesen sein. Seit 1477 ist Dionysius der alleinige Schutzpatron der Kirche. 1530 kam die Reformation durch zwei Luther-Schüler nach Lehe. Von 1607 bis 1625 war die Kirche teilweise im reformierten Glauben, weil das reformierte Bremen als Schutzmacht die Religionszugehörigkeit bestimmte. Nachdem das Erzstift Bremen 1648 ans schwedische Bremen-Verden gefallen war, verfügte Schweden 1685 eine gemeinsame Nutzung mit den Lutheranern im sonntäglichen Wechsel. Bis 1792 war der Kirchhof auch Begräbnisstätte. Brände im Jahre 1796 und am 28. Juni 1801 zerstörten die Alte Kirche.

Neubau nach 1802

Der Wiederaufbau der Kirche nach dem Brand erfolgte von 1802 bis 1803 im Stil der Romanik und des Klassizismus auf dem alten Grundriss nach Plänen des Obristlieutnant Müller aus Stade, damals Sitz von Verwaltung und Generaldiözese Bremen-Verden. Es entstand ein einfacher Innen und Außen geputzter Bau mit einer inneren flachen Decke. Von der alten Kirche blieb beim Turm bis zu einer Höhe von neun Metern und im Schiff bis zu zwei Meter die aufsteigende Mauer aus Granitquadern bestehen. Der Turmrest erhielt einen Helm, das Schiff auf jeder Seite sechs hohe, rechteckige Fenster und ein Satteldach. Nach dem Verzicht der Reformierten übernahmen 1803 die Lutheraner die Kirche vollständig. 1868 wurde der Turm wieder erhöht. 1887 wurde ein Gedenkstein mit der Aufschrift Grabstätte des heiligen Dionysius aufgestellt.

 

Das Innere von 1803 blieb erhalten. Zwei schmale Emporen erstrecken sich fast über die ganzen Seiten. Die Kanzel ist aus Holz. Die Kirche besitzt einen Kelch und eine Patene (Schale) von um 1400, beide aus reichverziertem, getriebenem, vergoldetem Silber mit graviertem Blattrankenschmuck. Ein Kelch von 1455 hat einen Sechspassfuß. Die Oblatendose stammt von 1691, zwei Altarleuchter aus dem 17. Jahrhundert.

 

Beim Umbau von 1909 wurden Turmportal, Kirchenportal und die vier Seitentüren im neoklassizistischen Stil erneuert und die Sakristei angebaut. Heute befindet sich nur noch ein erhaltener Grabstein an der Südseite der Kirche.

 
 

Grabdenkmal Catharina Bohlen, Stele für die Stammmutter der Bohlen und Halbach

Neben der Alten Kirche steht das Grabdenkmal für die 1807 gestorbene Catharina Bohlen. Im Kirchenbuch heißt es: „Den 2. Juli ist Catharina Bohlen aus Schiffdorf, eine Witwe, nebst einer Parentation begraben. Gestorben den 29. Juni am Schlage, alt 82 Jahre und 2 Monate.“ Die eine der vier Sockelseiten trägt als Todesdatum den 21. Juli 1807. Die drei anderen Inschriften sind:

DER BESTEN MUTTER VON IHREM DANKBAREN SOHN
IHR LEBEN WAR AUSSAAT FÜR RECHT UND PFLICHT
IHR STAUB RUHET AUF HOFFNUNG


Zwischenzeitlich stand das Grabdenkmal auf dem Friedhof in Schiffdorf. Mehrere Leher Bürger schrieben 1917 einen Bittbrief an den Magistrat, als Zeichen für den ehemaligen Friedhof rund um die Alte Kirche das Grabdenkmal wieder an den ursprünglichen Ort zurückzuführen:

 

„Es ist den meisten Einwohnern nicht mehr bekannt, dass der erste Begräbnisplatz Lehes der Hof der Dionysiuskirche gewesen ist. Von der ersten christlichen Zeit bis zum Jahre 1826, also etwa 1000 Jahre hindurch, sind fast sämtliche Leher Einwohner hier zur letzten Ruhe in die Gruft gesenkt. … Hier schlafen die alten Leher, die uns erzählen können von der Einführung des Christentums, von dem Bau der Kirche und der Deiche, von dem ewigen Kampf mit dem Meer und den Menschen, von der Not, die das Wetter und die Krankheit gebracht, wie das Feuer ihnen Hab und Gut verschlungen. … Leider sind die Denkmale, die uns ihre Namen künden, nach der Anlage des neuen Friedhofs, als die Gräber des alten Kirchhofs geebnet worden sind, entfernt und zu anderen Zwecken verbraucht worden. Aber wir haben den dringenden Wunsch, ja, wir halten es für unsere heilige Pflicht, diese ernste Erinnerungsstätte treu zu bewahren und auch als solche zu kennzeichnen. … Nun haben wir die gute Gelegenheit, auch den Kirchhof wieder als bemerkenswerten Platz hervorzuheben, weil wir noch einen Denkstein entdeckt haben, der einst sicher hier gestanden hat. … Sie ist die Urgroßmutter des Gesandten Krupp von Bohlen und Halbach in Essen, der nach seiner Auffindung den Stein nach Schiffdorf, der Begräbnisstätte ihres Ehemannes Hinrich Bohlen, hat wollen schaffen lassen, aber jetzt auch unseren Plan, ihn auf seiner ursprünglichen Stelle wieder aufzustellen, für gerechtfertigt hält. … Wir bitten den Magistrat, uns den Stein der Catharina Bohlen, der auch für die Zeit seiner Herstellung kennzeichnend ist, zur Aufstellung auf dem alten Kirchhof zu überweisen, wo er als rechte Sehenswürdigkeit wirken und den ehrwürdigen Begräbnisplatz als solchen kenntlich machen würde. Für die Kosten kommen die Unterzeichneten auf.“


Bittschrift Leher Bürger

1927 wurden die drei Glocken der Kirche feierlich eingeholt. 1975 und 2005 wurde die Kirche komplett saniert. Franz Rotter schuf 1981 die Bronzeplastik „Gottsucher“. Sie ist eine Schenkung des Ehepaars Gertrud und Hartwig Burgdorff zum 300-jährigen Bestehen ihrer Alten Privilegierten Apotheke (1980). Hartwig Burgdorff war lange Vorsitzender des Kirchenvorstands.

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