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Katholische St. Josefskirche in Witten-Annen

Zwei Kirchtürme ragen aus dem heutigen Annener Ortsbild hervor: Die evangelische Erlöserkirche und das katholische Gotteshaus St. Joseph befinden sich kaum mehr als einen Steinwurf voneinander entfernt. Ihre Gemeinden pflegen heute eine respektvolle, freundschaftliche Nachbarschaft. Das sah Ende des 19. Jahrhunderts anders aus. Die Mehrheit der Bürger Annen-Wullens, seit der Reformation protestantisch, setzte alle Hebel in Bewegung, um den Bau einer katholischen Kirche zu verhindern. Viele Zuwanderer, die in der Industrie arbeiteten, waren katholisch. Es gab jedoch keinen Geistlichen vor Ort, auch kein Gotteshaus. Man feierte katholische Gottesdienste in einem Gasthof. Noch 1874 verbot die Bezirksregierung Arnsberg den Bau einer katholischen Kirche und begründete dies mit der fehlenden Bonität der Gemeinde. All das ist heute glücklicherweise Geschichte. 

Foto: Wolfgang Wrobel, Dortmund

Pfarrkirche der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit Witten

Lange kämpfte die kleine, aber wachsende katholische Gemeinde von Annen für das Recht auf einen Kirchbau, zum Ärger der protestantischen Bevölkerungsmehrheit. 1878 erwarb die Wittener Mariengemeinde für ihre Filialgemeinde Annen das heutige Kirchengrundstück. Am 7. Juli 1880 fand die Grundsteinlegung statt, am 21. Dezember 1881 wurde die Kirche St. Joseph geweiht. Die Errichtung der Kirche übernahm der königliche Baurat Arnold Güldenpfenning (1830-1908) aus Paderborn. Die Kirche ist entworfen und ausgeführt als dreischiffige Pseudohallenkirche in neugotischem Stil in Backsteinbauweise. Am 21. Dezember 1881 wird die Kirche von Pfarrer Johannes Poggel (1822-1896) aus Witten benediziert und erst am 30. Juni 1892 durch den Bischof Hubert Theophil Simar (1835-1902) aus Paderborn konsekriert. Im Jahre 1904 wurde die Kirche um Apsis und Querschiff erweitert. 1912 wurde die Kirche ausgemalt. Am 1. Januar 1913 erfolgte die Erhebung zur eigenen Pfarrei. Unter der Leitung des Annener Pfarrers Behrends, der der Gemeinde von 1918 bis 1928 vorstand, wurde ab Mitte der 1920er-Jahre der Altarraum neu gestaltet. Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber den französischen Truppen während der Ruhrbesetzung wurde er bespitzelt. Ab Januar 1923 fanden dennoch heilige Messen auch in französischer Sprache statt.

 

1984 wurde die unter Denkmalschutz stehende Kirche restauriert. 

 

Der Pfarrverbund Witten-Ost ist zum 31.12.2015 erloschen. Rechtsnachfolgerin ist ab dem 01.01.2016 die Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit Witten, mit der Pfarrkirche St. Joseph Witten-Annen, und den Filialkirchen St. Maximilian-Kolbe Witten-Stockum, und St. Pius Witten-Rüdinghausen.

 
Hauptpforte
 
rechte Seitenpforte
 
 
Altarraum, im Hintergrund Hochaltar
 
 
Blick auf die Orgerlempore
 
 

Vollplastische Darstellung des Namensgebers der Kirche, des Heiligen Josef als Zimmermann auf Sockel. In der linken Hand ein Winkelmaß-Lineal. In der rechten Hand hält er eine Säge, die bis zum Boden reicht.

Knieende Engel beidseitig am Altar

 
 

Madonna mit Kind auf  Sockel; Sie hält das Kind mit beiden Händen, die rechte Hand hält die Beine des Kindes. 

Der alte Hochaltar der Josephs-Kirche in Annen ist nach vielen staubigen Jahrzehnten in der Orgelkammer an seinen ursprünglichen Platz zurückgekehrt. Ein Gemeindemitglied - Stanislaus Bebiolka - hat die verbliebenen Fragmente liebevoll restauriert. Am 28.02.2016 wurde der Altar während der Messe wieder offiziell eingeweiht. Viele Kirchgänger haben seitdem die längst vergessenen Schnitzereien erstaunt bewundern können.

Anfang 2016 wurde der Altar bzw. die  hinter der Orgel entdeckten Überreste des Altars, wieder im hinteren Bereich des Kirchenschiffs aufgebaut. Zwischen Fund und Aufbau lagen zwei Jahre und 2.500 Arbeitsstunden. Rund 2.000 Euro hatte die Gemeinde für Material ausgeben müssen. Die Restaurierung selbst hat Stanislaus Bebiolka in seiner Freizeit gemacht. Ohne materiellen Lohn für seine unermüdliche Arbeit. Schäbig, völlig verdreckt, zentimeterhoch von Staub und Spinnweben bedeckt – so waren die Holzfragmente. Lackiert mit einer hässlichen, graubeigen Farbe. Niemand konnte ahnen, welch filigrane Schnitzkunst sich hinter dieser „Fassade“ verbarg. Nur Bebiolka hatte ein sehr feines Gespür dafür. In mühevoller Handarbeit befreite er die Schnitzereien von Dreck und Lack. Die kleinen Teile in der heimischen Badewanne. Die großen im Pfarrgarten hinter der Kirche. Er besserte das schadhafte Holz aus und schnitzte fehlende Kleinteile neu. Und fügte alles zu einem harmonischen Ganzen zusammen. (WAZ)

Nach dem 2. Vatikanischen Konzil und der Liturgie-Reform der katholischen Kirche wurden in vielen Kirchen Hochaltäre entfernt und der Altar auf einer Insel näher zur Gemeinde gerückt. Damals wurde die Josephs-Kirche umgestaltet. Der Altar wurde „ausrangiert“. Apsis, also das hintere Gewölbe, und das Kirchenschiff durch einen gitterförmigen Raumteiler getrennt. Beeindruckend ist die Schnitzkunst des Hochaltars. Im Jahr 1925 wurde er vom Paderborner Schnitzer Franz Mündelein gefertigt, ausgesprochen filigran und detailgetreu. Das hatte man beim Entfernen des alten Lackes festgestellt. In den Bärten, Haaren oder Kleiderfalten musste die Farbe vorsichtig mit kleinen Haken herausgekratzt werden. Anhand alter Fotos hatte Stanislaus Bebiolka eine genaue Zeichnung gemacht und die Überbleibsel so angeordnet, dass man eine Vorstellung der imposanten Größe des alten Altars bekommen konnte.

 
 
 
Taufstein
 

---dreieck St. Caecilia von Rom. Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt, um 1900, Fenster auf der Orgelempore, Antikglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb, Außenansicht

---dreieck St. Caecilia von Rom. Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt, um 1900, Fenster auf der Orgelempore, Antikglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb

1969/1970 wurden einige Fenster in der St. Josefs-Kirche in Witten-Annen neu gestaltet. Als Künstler wurde Franz Wilhelm Griesenbrock beauftragt.

Der in Deutschland geborene und aufgewachsene Griesenbrock (geb. am 23. April 1916 Bochum – gest. am 12. März 2010 Vaals)  absolvierte eine Maler-Ausbildung in der Bochumer Dekorationsfachschule P. Henke sowie bei W. Groschop in Essen. Von 1935 bis 1939 studierte er Kunst an der „Academie Beeldende Kunsten Maastricht“ und vertiefte seine Fertigkeiten bei dem Schweizer Bildhauer Pierre Blanc. Anschließend lebte und arbeitete er eine Zeit lang in der Stadt Luxemburg, bevor er nach dem Zweiten Weltkrieg seine Studien an der Jan van Eyck Academie in Maastricht fortsetzte. Danach zog er nach Vaals in unmittelbarer Nachbarschaft zu Aachen, wo er seine restliche Lebenszeit verbrachte und seinen Namen auf die niederländische Schreibweise umstellte. Griesenbrock spezialisierte sich auf Christliche Kunst und wurde vor allem durch seine Kirchenmalereien und Bleiverglasungen bekannt. In zahlreichen Kirchen und Gebäuden in Deutschland und in den Niederlanden, aber auch in der Synagoge von New York City und in San Marino bei Rom befinden sich seine Kirchenfenster.

Für sein Lebenswerk wurde Griesenbrock im Jahr 1990 zum Ritter des Päpstlichen Silvesterordens ernannt.

◄ Freie Komposition. Franz Griesenbrock, 1969 – 1970, Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei

Geistsendung. Franz Griesenbrock, 1969 - 1970, Fenster im Querschiff, Antikglas/Blei ►

◄ Maria Magdalena salbt Jesus die Füße. Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt, um 1900, Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb

Rückkehr des verlorenen Sohnes, Tiroler Glasmalerei und Mosaikanstalt, um 1900, Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei/Schwarzlot/Silbergelb ►

Glocken der kath. St. Josephs-Kirche, Annen

Im Jahr 1881 bekam die Kirche das erste Geläut. Es waren drei Bronze-Glocken die in der Glockengießerei Otto in Hemelingen gegossen wurden. Zwei der Glocken wurden im Juli 1917, ein Opfer des Ersten Weltkrieges, die dritte Glocke wurde im April 1944 ein Opfer des Zweiten Weltkrieges. Am 20. Juni 1922 wurden beim Bochumer Verein zwei Glocken bestellt, die am 9. Januar 1923 geliefert wurden.

 

Die große Glocke, Ton cis, hat einen Durchmesser von 1574 mm. Die Inschrift der Glocke: "Jesus, Heiland der Welt, erbarme dich unser!"

 

Die zweite Glocke, Ton e, hat einen Durchmesser von 1387 mm. Die Inschrift der Glocke: "Maria, Hilfe der Christen, bitte für uns!" Am 12. Juli 1953 wurde beim Bochumer Verein eine weitere Glocke bestellt, die am 10. September 1953 geliefert wurde.

 

Die dritte Glocke, Ton fis², hat ein Gewicht von 700 kg, und einen Durchmesser von 1180 mm. Die Inschrift der Glocke: "St. Joseph, Kirchenpatron, schütze uns." Die Glocke trägt ein Bild des heiligen Joseph, und eine weitere Inschrift: "Im 8. Jahr nach dem 2. Weltkrieg. A. D. 1953".

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