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Ruine der Sylvester-Kapelle, Bochum-Weitmar

Die Sylvesterkapelle ist die ehemalige, katholische Hauskapelle des Herrensitzes Haus Weitmar im gleichnamigen Stadtteil von Bochum. Sie steht im nordwestlichen Bereich des Schlossparks Weitmar. Während der Reformation erfolgte ein Konfessionswechsel zum evangelisch-lutherischen Glauben, und bis zur Fertigstellung der Bochumer Matthäuskirche im Jahr 1868 diente die Kapelle als Kirche der lutherischen Gemeinde. Im Zweiten Weltkrieg wurde das derweil verfallene kleine Gotteshaus – ebenso wie das benachbarte Haus Weitmar – durch Bomben getroffen, sodass es heute nur noch eine Ruine ist. Diese wurde am 26. April 1995 als Baudenkmal unter Denkmalschutz gestellt.

Das genaue Entstehungsdatum der Kapelle ist nicht bekannt. Sie wird 1397 erstmals urkundlich erwähnt, ist aber wohl um einiges älter. Sie stammt vermutlich aus dem frühen 13. Jahrhundert und stand im Zentrum des Gräftenhofes Weitmar. Namensgeber und ihr Schutzpatron war Papst Silvester I. Während der Zeit Wennemar von Hasenkamps als Besitzer des Hauses Weitmar war die Kapelle Filialkirche der Bochumer Propsteikirche Sankt Peter und Paul. 1471 erhob sie der Bruder des Hausherrn, Pastor Johann von Hasenkamp, am Laurentiustag (10. August) zur selbständigen Kirchspielkirche. Während der Reformation wurde die Kirche 1543 evangelisch und Eigentum der lutherischen Kirchengemeinde. 1572 wurde der erste lutherische Pastor eingestellt, dem alle Befugnisse mit Ausnahme von Taufe und Begräbnis zustanden. Die Besitzerfamilie von Haus Weitmar blieb jedoch katholisch und errichtete im 18. Jahrhundert eine neue Hauskapelle.

Grundriss der Sylvestekapelle

Die Sylvesterkapelle verfiel im 18. und 19. Jahrhundert allmählich. Schließlich war ihr Verfall derart weit fortgeschritten, dass die Instandsetzung nicht mehr lohnte. Die Kirchengemeinde entschied sich zu einem Neubau an anderer Stelle. Von 1866 bis 1868 entstand deshalb die heutige Matthäuskirche in der Matthäusstraße. Die geschnitzte, barocke Kanzel war bereits 1774 der evangelischen Dorfkirche in Herdecke-Kirchende gestiftet worden, der barocke Altar und die beiden Glocken der Sylvesterkapelle fanden in der neu gebauten Matthäuskirche Wiederverwendung. 1890 verkaufte die evangelische Kirchengemeinde den Besitz mit der Kapellenruine für 1000 Mark an Ludwig von Berswordt-Wallrabe. Der Bau kehrte damit in den Besitz der Eigentümer von Haus Weitmar zurück. Zu jenem Zeitpunkt war er bereits stark verfallen. Bombentreffer bei einem Fliegerangriff am 13. Mai 1943 zerstörten die Kapelle endgültig. Im Zuge einer Neugestaltung des Parks ab 2010 wurde die Ruine restauriert.

▲ Die Ruine steht im nordwestlichen Bereich des Schlossparks Weitmar und weist überwiegend gotische Elemente auf. Der kleine Friedhof neben der Kapelle zeugt davon, dass das Gotteshaus jahrhundertelang die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde war.

 
 
 

▲ Teile ihres quadratischen Westturms zeigen noch romanische Formen. Der Turm besitzt ein rundbogiges Portal mit darüberliegendem Ochsenauge. Im Obergeschoss sind noch die unteren Teile von ehemals rundbogigen Fenstern erhalten.

▲ Im Turm der Ruine stehen drei Grabplatten. Sie stammen aus dem Umfeld der Kapelle und wurden dort in den 1970er Jahren aufgestellt. Auf ihnen finden sich die Sterbejahre 1625 und 1705. (Weitere Details weiter unten).

Johann Wilhelm von Ossenbrock

geb. um 1670

† September 1705
Wappen: 
Ossenbrock, Neuhoff, Virmundt, Ellern, Raesfelt, Dungelen, Bronckhorst, Hafekenscheid

Text:

Ao 1705 DEN 2.. SEPTEMBER STARB DER HIERUNTER BEGRABENER HOCH…WOHL GEBOREN (Johann Wilhelm v) ON OSSENBROCK ERBHERR ZUR WI(e)SCHE UND CORTENBACH ALTERS 35 JAHR.

Theodorus Iodocus A. Neuhoff

geb. MDCLVII (1657)

† 2. September MDCCV (1705)

Wappen: 
Neuhoff, Dungelen, Eller, Hafekenscheid

Text:
DOMINUS (der Gebieter) THEODORUS IODOCUS A. NEUHOFF HAREDITARIUS (Besitzer) IN BEHRENDORFF NATUS (geboren)  ANNO MDCLVII (1657)  DENATUS (gestorben) ANNO MDCCV (1705) DIE II SEPTEMBRIS
ET SEPULTUS (begraben) DIE V HUIUS (in diesem Haus)

Johann Dinsing 

† 24. Februar 1625
Wappen:

Dinsing

Text:
ANNO DMI 1625 AM 24 FEBRUARÍÍ IST DER EHRNVEST VND FVRSICHTIGER JOHAN DINSING CHRISTLICH VND GOTTSELIGLICH IN GOTT ENTSCHLAFFE

zum Vergrößern Grafik anklicken
 
 

▲ Ein Rundbogendurchgang führt in das Langhaus, unter dem eine nicht zugängliche Gruft liegt. Im Rahmen der Sanierungen der Silvesterkapelle wurde auch der vermauerte Eingang zur Gruft geöffnet. Sie soll leer gewesen sein.

Eingang zur Krypta

▲ Die Krypta wurde 2016 freigelegt, um eine Skulptur aus der Kunstsammlung Situation Kunst (für Max Imdahl) aufzunehmen, die durch eine Glastür betrachtet werden kann. Früher sollen dort nach dem Bericht eines Weitmarer Pfarrers Mitglieder der Besitzerfamilien von Haus Weitmar und Haus Bärendorf bestattet worden sein.

▲ Die Südmauer des Langhauses ist noch bis zur Höhe der Fensterbänke erhalten, die Nordmauer ist aber nur noch im Sockelbereich vorhanden ▼.

▼ An der Ostseite führt eine Spitzbogenöffnung in den spätgotischen Chor, der drei Stufen höher liegt als das Langhaus. Der quadratische Bereich besitzt einen 3/8-Schluss und Öffnungen für Spitzbogenfenster. Die Konsolen für das einstige Chorgewölbe sind noch erhalten.

▼ An der Nordseite findet sich eine spätgotische Tabernakel-Nische mit bekrönendem Wimperg. Dieser gegenüber liegt eine dreieckige Lavabo-Nische.

Tabernakel-Nische
Lavabo-Nische

Es kann schnell passieren: Die Hostie landet auf dem Fußboden, der Priester schüttet versehentlich etwas Messwein auf das Altartuch, die heiligen Öle riechen plötzlich irgendwie ranzig. Auch die Materialien, die der Kirche heilig sind, können unter gewissen Umständen unbrauchbar werden. Wie aber damit umgehen? Einfach in den Müll oder die Kanalisation damit? Das wäre kaum angemessen. Die Kirche hat deshalb mit dem Sakrarium eine Art "heiligen Ausguss" geschaffen. Der soll den ehrfürchtigen Umgang mit den sakralen Materialien gewährleisten. Per Definition handelt es sich beim Sakrarium um eine Öffnung im Boden der Kirche oder der Sakristei, die direkt ins Erdreich führt. Die Erde unterhalb des Kirchengebäudes gilt durch die Kirchweihe als "heilig"; somit wird sie als geeigneter Ort betrachtet, um die Materialien würdig zu entsorgen. Das Sakrarium kommt in verschiedenen Formen vor. In alten Kirchen war es häufig eine Bodenvertiefung hinter dem Altar oder in der Nähe des Taufsteins, die mit einer Steinplatte verschlossen werden konnte. In Form der sogenannten Piscina gleicht der Ausguss eher einem Waschbecken und findet sich in einer Wandnische der Kirche. Heute besitzt längst nicht mehr jedes Gotteshaus ein Sakrarium; vorgeschrieben ist es nicht.

 

Lavabo (von lateinisch lavare, „waschen“) bezeichnet den Ritus der symbolischen Händewaschung eines Priesters in der Heiligen Messe. Ein Ministrant gießt bei diesem Ritus etwas Wasser über die Finger des Zelebranten und fängt dieses mit dem Lavabotablett oder -becken auf. Ein zweiter Ministrant reicht ihm das Lavabotuch zum Abtrocknen der Hände.

 
 
 

Historische Grabsteine

Kunstwerke in Kapellennähe

2016 - Stahl

Dieses Objekt ist keine Kunst - oder doch? Es fehlt der oder die Künstler(in), die das Objekt zur Kunst erklären würden. Es fehlt der Sprechakt, um das Objekt zur Kunst zu erheben. Das Objekt selbst könnte Kunst sein, wie jeder Gegenstand Kunst sein kann, spätestens seit Marcel Duchamp das „Readymade“ erfunden hat.

Nach ungenannter sachkundiger Auskunft handelt es sich um ein „Irritationsobjekt“ - wobei das Irritierende an diesem Wort die Tatsache ist, dass es sich um ein schwedisches Wort handelt. Google liefert auf Anhieb auschließlich schwedische Fundstellen zu „Irritationsobjekt“. Wobei die Wortbedeutung im Schwedischen nicht weit entfernt ist von dem, was das Wort auch im Deutschen bedeuten würde oder bedeutet, denn in einigen deutschen Büchern ist durchaus vom „Irritationsobjekt“ die Rede.

Ein „Objet trouvé“ (franz. für ,gefundener Gegenstand') ist ein Alltagsgegenstand oder Abfall, der wie ein Kunstwerk oder Teil davon behandelt wird. Ready-made wird er genannt, wenn der Künstler am vorgefundenen Objekt keine oder kaum Bearbeitungen vorgenommen hat, er den Gegenstand also lediglich vorgefunden und präsentiert hat. Der Franzose Marcel Duchamp verwirklichte das Konzept des Objet trouvé als Ready-made als Erster in Installationen wie „Fahrrad-Rad“ (1913), „Flaschentrockner“ (1914) und „Fontäne“ (1917). Der „gefundene Gegenstand" ist bei Pop Art und Land Art ein wesentliches Element. (Wikipedia)
Der im Schlosspark Haus Weitmar neuerdings präsentierte Gegenstand ist bzw. war tatsächlich ursprünglich ein Produktionsrückstand der Stahlindustrie. Abfall. Jetzt liegt er, wohl überlegt und von unbekannteer Hand mit Bedacht platziert, im Kontext einer hochkarätigen Ausstellung von Kunst im öffentlichen Raum. Prominente Nachbarn sind z.B. Richard Serra, Ulrich Rückriem, Guiseppe Spagnulo. Ist das jetzt Kunst?


Die Frage „Ist das Kunst oder kann das weg?“ muss man in diesem Fall mit einem entschiedenen „Ja“ beantworten.

 

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