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St. Johannes der Täufer oder kurz Johanniskirche (Billerbeck)

Umgeben vom alten Kirchplatz (Johannikirchplatz s.u.) mit seinen schönen unter Denkmalschutz stehenden Speicherhäusern steht hier auch das älteste Bauwerk der Stadt. Die romanische katholische Pfarrkirche "St. Johannes der Täufer", meist nur kurz Johannis-Kirche genannt, ist laut Überlieferung der Ort, an dem Liudger, am Tag vor seinem Tod, seine letzte Predigt hielt. Die katholische Pfarrkirche ist eine der ältesten Kirchen im Münsterland, bereits im späten 8. Jahrhundert wurde hier eine Kirche erwähnt. In mehreren Bauphasen, in den Jahren 1074, 1234, 1425 und 1930-31, wurde die Kirche baulich verändert und renoviert. Im Inneren der schönen Kirche befinden sich ein Triumphkreuz, eine Doppelstrahlenmadonna (15. Jh.) und ein achteckiger Taufstein, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert. 

 
 

Hier in unmittelbarer Nähe der Johannis-Kirche kann man noch den ursprünglichen Charakter der Siedlung- und Kleinstadt Billerbeck erkennen. Bischof Otto III. von Rietberg (1301-1308) verlieh Billerbeck am 18. Februar 1302 die Stadtrechte. In Reih und Glied stehen hier die schmucken Häuschen am Kirchhof, eine schöne Kulisse aus längst vergangener Zeit. Mit Kopfstein gepflasterten Straßen und Gassen vermittelt der alte Stadtkern noch ein wenig mittelalterliches Flair. An der Südseite des Johanniskirchplatzes befindet sich ein Archidiakonatshof aus dem 16. Jahrhundert, eine ehemalige kirchliche Verwaltungseinheit im Amtsbezirk des Bistums Münster. Hier bezog ein Archidiakon (Generalvikar), im Mittelalter ein Stellvertreter des Fürstbischofs, seinen Wohnsitz (Kurie).

Der Kirchplatz ist einer der wenigen ursprünglich erhaltenen Kirchplätze Westdeutschlands.
 
Auffällig beim Betreten des Platzes ist die Kreuzigungsgruppe auf dem hohen Sockel an der Nordseite des Turmes: Christus und die beiden Schächer. Diese Nebenfiguren sind Frühbarock und vermutlich von Heinrich Gröninger (1579 -1631).
 
Kreuzigungsgruppe auf hohem Sockel: Christus und die beiden Schacher.

Das Äußere der Kirche: Die Nordseite der Kirche, zur Stadt hin gelegen, ist prachtvoller gestaltet als die Südseite. Die Wand gliedert sich sechsachsig mit reizvollem Formenspiel. Die zweite Achse vom Westen her ist besonders aufwendig. Sie ist zum Hauptportal ausgebaut mit der dreifachen Gliederung in das eigentliche Bogenportal, in die fächerartige Fensteröffnung darüber und in den mit kreisendem Rundornament versehenen Ziergiebel. Die gotische Umformung - man betrachte die Fensteröffnungen der Wand - ist 1425 erfolgt. Ebenfalls erfolgte 1425 der Anbau der Sakristei. Zwei Inschriften im Inneren der Kirche haben diese Jahreszahl festgehalten. Zwei kleinere Portale, die Brauttür an der Nordseite und der Eingang für den Archidiakon auf der Gegenseite sind zugemauert. Der heutige Turmhelm stammt wahrscheinlich aus der Zeit des Fürst Bischofs Bernhard von Galen (um 1650). Der Turm hat eine Höhe von 78 Metern. An der Nordseite des Turmes steht eine Kreuzigungsgruppe auf hohem Sockel: Christus und die beiden Schacher. Die beiden Nebenfiguren aus Holz sind Frühbarock und wahrscheinlich von Heinrich Gröninger (1560 -1631). Die Kreuzigungsgruppe wurde 1983 restauriert. Die westliche Seite des Turmhelms tragt die Uhrglocken. Die Uhr, die an der Nordseite des Turmes angebracht ist, zeigt die Jahreszahl 1876. Sie wurde von der Firma Vortmann, Recklinghausen, angefertigt. Die Uhr wird täglich von Hand aufgezogen. Das Zifferblatt der Uhr wurde im Herbst 1982 restauriert. Auf dem Zifferblatt ist der Sensenmann mit der Sanduhr zu sehen, ein Sinnbild der vergänglichen Zeit des Menschen.

 
Über dem Mittelgang zwischen den Bankreihen befindet sich eine gotische Doppelstrahlen-Madonna aus der Zeit um 1480. Sie ist polychrom gefasst. Auf der Vorderseite trägt Maria das Jesus-Kind, auf der Rückseite ein Bündel Trauben.
 

Im Mittelschiff hängt eine gotische Doppelstrahlenmadonna aus der Zeit um 1480. Aus der gleichen Zeit stammt die Anna Selbdritt in der nördlichen Seitenapsis, in der sich auch eine Pietà von Johann Wilhelm Gröninger befindet. Im südlichen Seitenschiff steht der Magdalenenaltar aus dem Jahre 1611, warscheinlich ein Werk von Heinrich Gröninger. An der Rückwand des südlichen Seitenschiffes findet man ein beeindruckendes Renaissance-Altarbild eines unbekannten Meisters aus dem Jahr 1609. Der Paulusaltar an der Rückwand des nördlichen Seitenschiffes stammt wiederum von Johann Wilhelm Gröninger (1719).

 
 

Die Klais-Orgel in St. Johann: Am 20. November 2013 wurde im Rahmen einer Festmesse an die Weihe der Schwalben- nest-Orgel in St. Johann vor 25 Jahren erinnert. Erbaut von der Firma Klais aus Bonn, wurde sie am 20. November 1988 durch Weihbischof Josef Voss geweiht. Auf zwei Manuale und Pedal verteilen sich 27 Register, darunter ein Glockenspiel aus 39 Bronzeglocken. Da man die Orgel allgemein für zu laut empfand, wurde sie 2003 von der Firma Sauer gereinigt und neu intoniert,. Im Jahre 2013 erfolgte nochmals eine Reinigung und Beseitigung von Schimmelbefall durch die Firma Fleiter aus Münster. In den Gottesdiensten erklingt sie täglich, auch in den monatlichen Orgelvespern ist sie unentbehrlich geworden.

 
 

Der Innenraum überzeugt durch besonders ausgewogene, harmonische Architektur. Das absolute Kleinod dieses Sakralbaus aber ist das spätgotische Taufbecken von 1497. In der Turmkapelle steht seit der Renovierung von 1981 – 85 der gotische, kelchförmige Taufstein mit reichem bildhauerischem Schmuck. Der aus einem Stück gearbeitete Taufstein gibt in der Inschrift den Stifter an: Johannes Schufuth aus Everswinkel, pastor huius ecclesiae (Pfarrer dieser Kirche). In acht Reliefs zeigt er Bilder zur Taufe abwechselnd aus dem alten und neuen Testament:

 

  1. Durchgang durch das Rote Meer
  2. Samariterin am Jakobsbunnen
  3. Quellwunder des Mose
  4. Enthauptung des Johannes des Täufers
  5. Weissagung des Propheten Ezechiel (47,1) von „ dem aus dem Tempel strömenden Wasser“
  6. Christliche Taufe durch Untertauchen
  7. Durchzug der Israeliten mit der Bundeslade durch den Jordan
  8. Taufe Jesu im Jordan.
Gotischer Taufstein von 1497 in der Turmkapelle
Gotischer Taufstein von 1497 in der Turmkapelle

▲ In der Taufkapelle im Untergeschoss des Turmes befindet sich ein spätgotischer Taufstein von 1497, der in seiner Inschrift Johannes Schufuth, den damaligen Pfarrer der Johanniskirche als Stifter angibt. Das mit reichem bildhauerischem Schmuck ausgestattete kelchförmige Becken ist aus einem Stück Sandstein gearbeitet. In acht Reliefs an den Seitenteilen werden Bilder zum Thema Taufe, abwechselnd aus dem Alten und Neuen Testament gezeigt, beispielsweise das Quellwunder des Mose, die Taufe Jesu im Jordan und die Darstellung einer christlichen Taufe.

Gotischer Taufstein von 1497 in der Turmkapelle
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Das Geläut der Kirche gehört ohne Zweifel zu den schönsten des Münsterlandes. Zwei der drei alten Glocken aus den Jahren 1522/23 sind noch erhalten. Es handelt sich um ein Taktgeläut, das auch heute noch von Hand »gebeiert« wird, d.h. nicht die Glocken werden geschwungen, sondern die Klöppel.

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