Votiv-Bilder

Votivgaben oder Votive (von lateinisch votivus ‚durch ein Gelübde versprochen‘, zu vovere ‚geloben‘) sind Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses als symbolische Opfer öffentlich einer überirdischen Macht dargebracht werden. Dies geschieht insbesondere für die erfolgte oder gewünschte Rettung aus einer Notlage und häufig an einer kultischen Stätte. In der katholischen Kirche waren besonders im Barock Votivbilder (Votivtafeln) verbreitet, die die wundersame Errettung aus einer Notsituation darstellten und mit dem schriftlichen Hinweis ex voto (lat. ‚wegen eines Gelübdes‘, von votum, ‚Gelübde‘) versehen waren.

Tafelgemälde der Madonna im Ährenkleid in der Wiesenkirche Soest

 

Das am nördlichen Turmpfeiler angebrachte Tafelbild mit der „Maria im Ährenkleid“ wurde vermutlich vom „Meister von 1473“ geschaffen, dem die Kirche auch den ►Annenaltar verdankt. Es ist ein Votivbild, das Maria als Tempeljungfrau zeigt. Ihre Gestalt nimmt die gesamte Höhe des Raumes ein. Vor ihr kniet die Stifterin des Bildes mit einem Kranz aus Rosenblüten. Sie ruft Maria für ihren Sohn um Hilfe an, der im „Stock“, einem mittelalterlichen Foltergerät, gefangen gehalten wird.


Ihr Haar, der Halsausschnitt und die Ärmel des Kleides sind mit Strahlenkränzen verziert. Das lange Kleid im Blau des Himmels ist über und über mit Ähren bedeckt. Die Ähre – lateinisch spica – ist der hellste Stern im Sternbild der „Jungfrau“ und wurde dadurch zum Mariensymbol. Sie ist aber auch Symbol für das Brot des heiligen Mahles.


Bilder der „Maria im Ährenkleid“ sind selten. Dass ein Tafelbild dieses Typs in Soest zu finden ist, mag darin begründet sein, dass sich die Symbolik der Ähre durch das fruchtbare Kornland der Soester Börde nahelegte.