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Krameramtsstuben

Die Krameramtsstuben in Hamburg liegen am Krayenkamp in der Neustadt unterhalb des „Michels“. Ehemals als Wohnungen für Witwen vom Krameramt genutzt, bilden die um 1620 bis 1700 errichteten Fachwerkhäuser heute die letzte geschlossene Hofbebauung des 17. Jahrhunderts in Hamburg. Heute von kleinen Läden, Galerien, Restaurants und einer als Museum erhaltenen Wohnung genutzt, veranschaulicht das Ensemble aus den beiden Vorderhäusern, mit den beidseitig entlang eines schmalen Ganges errichteten Häusern der Hofbebauung, am besten das Aussehen der bis ins 20. Jahrhundert weite Teile der Hamburger Alt- und Neustadt prägenden Gängeviertel.

Um 1700 entstand das Haus durch das heute der Torweg auf den Hof führt. Die Kramer-Witwen-Wohnungen, bestehend aus zwei Häuserzeilen mit einem schmalen Gang, sind zentral nahe dem Michel gelegen.

Die Kramer-Witwen-Wohnungen in der Hamburger Neustadt können jetzt wieder besichtigt werden! Im Jahr 1375 schlossen sich die Kleinhändler, die ihren festen Stand oder Laden in der Stadt besaßen und vornehmlich mit Gewürzen, Seidenstoffen und Eisenwaren handelten, im Krameramt zusammen. 300 Jahre später ließ die wohlhabende Berufsorganisation Freiwohnungen für jeweils 20 Witwen ihrer verstorbenen Amtsbrüder errichten. Die beiden Häuserzeilen mit dem schmalen Gang dienten bis zur Restaurierung im Jahr 1968 als Altenwohnungen. 1974 übernahm das Museum für Hamburgische Geschichte eine der Wohnungen und stattete diese mit Inventar im Stil des 19. Jahrhunderts aus. Hand aufs: Sämtliche Einrichtungsgegenstände stammen nicht aus der ursprünglichen Wohnung. Sie illustrieren jedoch den Wohngeschmack einer nicht armen Mittelschicht!

 
 

Die ältesten Häuser der Anlage sind zugleich die ältesten erhaltenen Wohngebäude der aus Alt- und Neustadt bestehenden Hamburger Innenstadt. Mit ihren vorkragenden Geschossen und den ornamental geschnittenen Knaggen, entstanden sie um 1620 als Landhaus und Gartenhaus auf einem sonst als Zier- und Lustgarten gestalteten Grundstück. Zur gleichen Zeit wurde auch dieser noch gering bebaute Teil der Neustadt in die Stadtbefestigung der ausgebauten Hamburger Wallanlagen mit einbezogen. Die heute bei den Hofhäusern wieder freigelegte Deckenbemalung, lässt auf einen großbürgerlichen Nutzer dieser Häuser schließen. 1676 ließ das wohlhabende Kramer-Amt, auf dem von ihm erworbenen Gelände mit den bestehenden Häusern, Freiwohnungen für 20 Witwen von verstorbenen Mitgliedern erbauen. Das Krameramt war eine zunftartige Vereinigung von Kleinhändlern (Kramer, Krämer später auch Kolonialwarenhändler), die ihren Laden oder Stand in Hamburg besaßen. 1375 hatte sich diese Vereinigung, in der unter anderem Gewürz-, Seiden- und Eisenhändler vertreten waren, eine Satzung gegeben. Das Zeichen des Amtes zeigt ein in die Wand des oberen Stockwerks eingelassener Stein mit der Darstellung einer Waage. Gegenüber gibt eine alte Tafel beginnend mit ANNO 1676 Auskunft über die Namen der Alten und beysitzer des Löblichen Krahmer Ambts unter denen die Wohnungen Aus des Ambts Mitteln gebauet Gott zu Ehren - Und zum Behuff Bedürffliger Ambts Brüder Wittwen entstanden, gefolgt von einer Schutzformel vor Feuer und ander Noth und den Renovierungsdaten 1867 und 1927.

Aus dem Mittelalter: Hamburgs älteste Reihenhäuser

Hamburgs älteste geschlossene Reihenhaussiedlung am Krayenkamp stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Die hygienischen Verhältnisse waren nicht romantisch, denn die Nachttöpfe wurden von den Kramer-Witwen aus dem Fenster entleert. Wo heute die Platten liegen, befand sich die offene Abflussrinne, die fürchterlich duftete. Nicht grundlos zogen die Reichen in das Umland, um dem Geruch zu entgehen.

Die 1676 gebauten Reihenhäuser haben alle den gleichen Zuschnitt: Je zwei Wohnungen stehen spiegelgleich nebeneinander. Der Wohnbereich für eine Witwe verteilte sich auf zwei Ebenen. Im Erdgeschoss befanden sich neben dem Eingangsflur mit schmaler Treppe nach oben ein „kleines Wohnzimmer“ und eine enge Küche, die nur durch das zum Zimmer führende Innenfenster Tageslicht erhielt. Das erste Obergeschoss bestand aus der „guten Stube“ mit einer, von einem Alkoven umschlossenen, Bettstatt. Eine weitere Treppe führt ins Dachgeschoss, das zum Hof hin eine befensterte Luke hat, durch die der Brennstoff wie Holz und Torf befördert wurde. Eine Gemeinschaftstoilette befand sich am Ende des Hofes.

 
 
 

Um 1700 entstand das Haus durch das heute der Torweg auf den Hof führt. Es gehörte nicht zu den eigentlichen Kramerwitwenwohnungen und wurde als Wohnhaus vermietet. Am 1. Februar 1865 trat das hamburgische Gesetz vom 7. November 1864 über die Gewerbefreiheit in Kraft. Die über vierzig noch bestehenden Ämter in Hamburg wurden aufgelöst, und 1866 übernahm die Freie und Hansestadt die Krameramtswohnungen. Fortan wurden dort von der Stadt ältere alleinstehende Damen untergebracht. Kurz vor 1900 erhielten die Wohnungen einen Wasseranschluss, nachdem zuvor ein Brunnen im Hof der Wasserversorgung diente. Bereits 1933 wurde das gesamte Ensemble unter Denkmalschutz gestellt. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges überstanden die mittlerweile von Etagenhäusern der Jahrhundertwende umgebenen Krameramtswohnungen ohne große Schäden, ein neben dem Vorderhaus liegendes Wohnhaus wurde jedoch schwer getroffen. Trotz verschiedentlicher Renovierungen machten die mangelnde sanitäre Hygiene und der bauliche Zustand eine Nutzung als Altenwohnungen allmählich unmöglich. In einem Gutachten wurde 1968 eine gründliche Renovierung für notwendig erachtet. Die Stadt erarbeitete bis 1971 ein Nutzungskonzept für die seit 1970 leerstehenden Häuser. Ab 1972 erfolgte aufgrund statischer Versetzung der Gebäude, die durch bauliche Veränderung in der Umgebung verursacht wurde, eine durchgreifende Sanierung für 1,6 Million Mark. Im Juni 1974 konnte die Einweihung der verpachteten Häuser als Kulturzentrum und Beispiel einer gelungenen Altstadtsanierung vollzogen werden.

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