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„Get out – sink or swim“

 

Geschichte zum Anfassen und Mitfühlen - das ist das Motto des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven. Das Erlebnis-Museum dokumentiert die Schicksale der Menschen, die zwischen 1830 und 1974 über Bremerhaven nach Übersee ausgewandert sind.

 

Los geht die zeitgeschichtliche Reise vor einem verschlossenen Tor, das an eine heutige Hafenszenerie erinnern soll. Die Tür öffnet sich automatisch und die Besucher finden sich in einer nachgebauten, verlassenen 3. Klasse-Wartehalle des Norddeutschen Lloyd, zurück versetzt ins 19. Jahrhundert. Zwischen einfachem Kachelofen und künstlich-schimmeligen Wänden führt eine abwechselnd deutschenglische Stimme aus dem Off in die Geschichte Bremerhavens, seines Hafens und der Auswanderung zwischen 1830 und 1974 ein.

Die Fahrt in die neue Heimat dauert in den Jahren rund 8 Tage. Die Menschen müssen für die Kosten ihre gesamten Ersparnisse einsetzen und dafür eine ziemlich grausige Überfahrt über den Atlantik in Kauf nehmen, zumeist irgendwo unter Deck im Dunkeln untergebracht, in einem Quartier ohne die nötige Hygiene, kein Arzt an Bord, es gibt kaum etwas zu essen, oft sind die Lebensmittel verdorben, das Trinkwasser ist knapp. Darüber hinaus müssen sie sich vor Taschendieben hüten, die Polizei warnt die Auswanderer eindringlich vor diesen Gefahren.

◄ Bild im Dr. Häberlin-Museum in Wyk auf Föhr:

 

Vor der Wartehalle des N.D.Lloyd wartet die "Bremen" auf die Passagiere in die "Neue Heimat".

 

 

Darstellung, wie viele Menschen von Bremerhaven in welchem Jahr ausgewandert sind (in Summe: 384.700)

Warten auf die Reise ins Ungewisse ...

 

Ein Rundgang durch das Auswandererhaus beginnt vor der riesigen Bordwand eines Auswandererschiffes. Eine Tür öffnet sich, es geht eine Holztreppe hinauf und unvermittelt steht man an der »Kaje«, am Hafenbecken, aus dem die riesige Schiffswand des Dampfers »Lahn« emporragt, dem Herzstück der Ausstellung. Die Inszenierung ist in der Tat beeindruckend: Es ist dunkel, es weht ein kühler Wind (verursacht durch Ventilatoren, die diskret in Frachtkisten-Attrappen versteckt sind), Möwengeschrei und Hafengeräusche liegen in der Luft. Am Wasser, das tatsächlich durch den scheinbar unbegrenzten Raum fließt, steht eine Gruppe von lebensgroßen Puppen in historischen Kostümen aus verschieden Epochen: Männer, Frauen, Kinder, Auswanderer eben. Wer nah genug an sie herantritt oder sich zwischen sie stellt, kann Fetzen von eingespielten Gesprächen hören, die in verschiedenen Sprachen Erwartungen und Ängste der Aufbrechenden umkreisen. Was mag seinerzeit in ihren Köpfen vorgegangen sein?

Lebensecht wirkt nicht nur die Szenerie an der Kaimauer, Museumsbesucher und Wachsfiguren verschwimmen quasi zu einer Einheit

Es ist ein düsterer Novembertag im späten 19. Jahrhundert. Verregnet und kalt. Tatsächlich dauert es eine Weile, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Drohend und turmhoch ragt die schwarze, stählerne Schiffswand aus dem Wasser empor. Langsam formen sich die dunklen Umrisse zu Gestalten.

 

In kleinen Gruppen stehen sie dicht zusammengedrängt am Pier in einer Unmenge von Koffern und Taschen. Man darf einen Blick auf die dürftigen Inhalte ihrer Koffer werfen. Völlig verängstigt und im Ungewissen, was auf sie zukommt, warten die Auswanderer bis die Gangway freigegeben wird, und sie an Bord des Dampfers "Lahn" dürfen. Ein kalter Luftzug schickt dem Besucher eine Gänsehaut über den Rücken. Wie ein Schleier legt sich das nervöse Getuschel der Abreisenden über die Szenerie, selbst das leichte Schwanken des Ozeanriesen ist zu spüren. Die lebendige Atmosphäre der nachgestellten Alltagsszene im historischen Bremerhaven zieht die Besucher in ihren Bann.

 

Ein kleiner Junge ist ganz nahe am Wasser, sein Vater springt besorgt zu ihm, um ihn festzuhalten. Eine Mutter putzt ihrem Kleinen die Nase. Ihr Mann, Ingenieur, wird Anfang der 50er Jahre von den Amerikanern abgeworben. Dargestellt werden Personen, die vom klassischen Handwerker bis zum Osteuropäer alle Auswanderergruppen darstellen, deshalb wurden die in Kostüme von 1830 bis 1952 gezwängt.

Die Suche nach einem besseren Leben, das war vor kaum einem Menschenalter auch auf Amrum aktuell. Und wie wenige andere Regionen in Europa war die Insel (zusammen mit Föhr) ein sehr ausgeprägtes „Auswanderungsland“, verzeichnete aber fast gleichzeitig auch eine hohe Einwanderung.

 

Vertreibung durch den Staatswechsel

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Amrum eine Insel großer Ärmlichkeit. Walfang und Seefahrt hatten ihren früheren hohen Erwerbsrang verloren, und die meisten Inselmänner waren „Naturnutzer“ durch Jagd und Fischfang im engeren Inselbereich und Tagelöhner für Gelegenheitsarbeiten. Die Landwirtschaft spielte nur eine untergeordnete Rolle und bot kaum Arbeitsplätze. Am meisten zu verdienen gab es bei Strandungsfällen durch die Bergelöhne für gerettete Schiffsgüter und wieder flottgemachte Schiffe. Während aber im übrigen Europa Auswandererwellen nach Amerika verzeichnet wurden und z.B. Hamburger Reeder ganze Flotten von Auswandererschiffen bauten, darunter der Reeder Sloman den ersten Dampfer, geführt von dem Föhrer Kapitän Paul Nickels Paulsen, wurden auf Amrum zunächst nur wenige Auswanderer bekannt, und zwar Goldsucher mit dem Ziel Australien. Dies änderte sich dann aber nach dem Krieg zwischen Preußen/Österreich und Dänemark im Jahre 1864. Amrum, seit fast 1000 Jahren zu Dänemark gehörig, verlor im neuen Staat einige Privilegien. So wurde der Erlass des dänischen Königs aus dem Jahre 1735 „über die ewige Befreiung von Kriegsdiensten“ gestrichen und plötzlich mussten die Amrumer (und Föhrer), die Flinten bisher nur zur Kaninchen- und Seehundsjagd geführt hatten, der strengen preußischen Militärpflicht Genüge tun.

Ebenso schlimm: Die lokalen Seefahrerschulen wurden geschlossen und die Seefahrer mussten fortan teuer und zeitraubend staatliche Seemannsschulen besuchen. Der Staatswechsel von Dänemark zu Preußen/Deutschland war für Amrum und Föhr eine Katastrophe. Die Jugend, die Zukunft, verließ die Heimatinseln, und es war zugleich der Anfang vom Ende des Friesentums.

Ab 1865 vergeht kein Jahr, kaum ein Monat, ohne Meldungen von Auswanderern – von Einzelpersonen, Frauen, die mit „Kind und Kegel“ ihren Männern folgen und ganzen Familien. Erst in den 1880/90er Jahren, als im Deutschen Reich – insbesondere nach dem Krieg und dem Sieg über Frankreich (1870) eine Wohlstandszeit ausbrach, verminderte  sich die Anzahl der Auswanderer. Aber da hatten schon an die 50% der Insulaner ihre Heimat – die meisten auf Nimmerwiedersehen – verlassen. Im Gefolge der beiden Weltkriege (1914 -1918 und 1939- 1945), als die wirtschaftliche Not im Deutschen Reich wieder groß war, gab es erneut Auswanderungswellen: von Amrum und Föhr nach Amerika, im letzteren Fall aber oft mit dem Ziel, in Amerika genügend Dollar zu verdienen, um in der Heimat eine Existenz aufzubauen, sei es einen Handwerksbetrieb oder eine Ferien-Pension. So standen der letzten Auswanderung zahlreiche Rückwanderer gegenüber. Von den nach 1945 ausgewanderten Amrumern sind 82 in Amerika geblieben, 47 sind zurückgekehrt.

Unten links betritt man den „Hafen“, wo die ersten Auswanderer warten und sich gegenseitig verabschieden

Die Völkerwanderung der früheren Jahrhunderte wurde wie in der Gegenwart durch Kriege und wirtschaftliche Not ausgelöst. Aber die Aus­ bzw. Einwanderung nach den USA wurde für Amrumer und Föhrer sehr begünstigt dadurch, dass es drüben zahlreiche Verwandte und Bekannte gab, die Wohnung und Arbeitsplätze besorgten und bereit waren, die zeitweilig von den US-Regierung geforderte “Bürgschaft” zu leisten, damit die Einwanderer nicht dem Staat zur Last fielen. Ohnehin gab es kein Sozialsystem – schon gar nicht eines, dass sich mit dem deutschen vergleichen ließ – das mittellose Einwanderer versorgen konnte. Dies widersprach auch völlig dem amerikanischen Lebensstil. Wären Einwanderer von Föhr und Amrum mit den heutigen Ansprüchen und Erwartungen der nach Europa ziehenden Asylsuchenden in Amerika gelandet, sie wären mit dem ersten Dampfer wieder zurückgeschickt worden! Ebenso wenig hätte es eine von Asylideologen betriebene Diskussion um eine zunächst zentrale Kasernierung in Aufnahmezentren gegeben. Bei der Ankunft in Amerika wurden selbstverständlich alle Einwanderer zunächst auf Ellis Island außerhalb New Yorks untergebracht, wo die entsprechenden Kontrollen der Gesundheit und der sozialen Umstände durchgeführt wurden, ehe die Neuankömmlingen in Amerika an  Land gelassen wurden.

Wie gesagt: Staatliche Unterstützung war ein ganz unbekanntes Wort. Aber die Amrumer (und Föhrer) „Wirtschaftsflüchtlinge“ hatten den Vorteil der Verwandtenhilfe, der sprachlichen Nähe des Friesischen zum Englischen und natürlich gleichartiger Religion, deren Unterschiede ja heute in der Welt zu entsetzlichen Erscheinungen führen. Viele Amrumer (und Föhrer) arbeiteten in „Delis”, in Delikatessenläden, und hier war es nicht heimatlich-gemütlich. Gearbeitet wurde von morgens früh bis Mitternacht. Und nicht selten hatten die inselfriesischen Einwanderer in wenigen Jahren soviel Geld verdient, dass sie ein „Deli“ kaufen und als Selbständige arbeiten konnten. Zahlreiche Amrumer Einwanderer waren aber auch in ihren handwerklichen Berufen beschäftigt und hatten hier das Glück, von ausgewanderten Amrumern unter die Fittiche genommen zu werden. Für einen gewissen Zusammenhalt sorgte der 1884 gegründete und heute noch bestehende „Föhr-Amrumer Krankenunterstützungs Verein“ in New York.

Auf einen Raum mit Schiffsmodellen - gerahmt von Kofferbergen - folgen Rekonstruktionen der Schlaf-, Wasch- und Aufenthaltsräume dreier Schiffe: eines Seglers von 1854, eines Schnelldampfers von 1887 und eines Liners von 1929. Schubladen, Bullaugen und selbst Waschtröge enthalten Objekte, Bilder und Texte zu den Bedingungen an Bord.

Die nächsten 2 Bilder stammen wiederum aus dem Friesenmuseum in Wyk. Sie zeigen das Reisegepäck der Auswanderer im 19. Jahrhundert. Die Föhrer Frauen und Mädchen wanderten häufig in de Tracht aus. Die Bilder zeigen einen Reisekoffer, eine Handarbeitstasche, einen Regenschirm mit Stangen aus Walbarten, ein Trachtentuch, eine in Wyk gefertigte Brille mit Etui, Filigranschmuck, eine Uhrkette aus Haaren und eine ebenfalls aus Haaren verschiedener Familienmitglieder gefertigte Blumenranke.

Steil und wackelig führt die Gangway in das Zwischendeck des Seglers "Bremen". Ein langer, von Bullaugen gesäumter Gang bahnt sich durch das Schiffsinnere. Ächzend und stöhnend knarren die Holzplanken des Schiffs in der aufgewühlten See. Draußen heult Wind auf und jagt, wie die Katze nach ihrem Schwanz, wieder und wieder um das Schiff. Dennoch ist die Luft in der Koje zum Schneiden dick. An einer quer durch den engen, niedrigen Raum gespannten Leine hängen dicke Wollsocken und schwere Leinenunterwäsche. So reiste die dritte Klasse Mitte des 19. Jahrhunderts. Fünf Leute teilten sich eine Koje. Jeder hatte nur 45 mal 170 Zentimeter zur Verfügung. Da das Wasser oft in Petroleumfässern lagerte, wurde es schnell brackig. Das Essen war eintönig. Morgens Getreidebrei, mittags Hering und sonst Speck und Kartoffeln. Und das sechs Wochen lang - Vitaminmangel, Typhus und Ruhr waren die Folge.

Ein Blick in die einfachen Schlafräume auf dem Segler um 1850

Zeitzeugin Louisa Hansens berichtet: "Quergelegte Bretter ergaben eine Art Pritsche. Darauf lagen dünne Matratzen aus Stroh – sonst nichts. Das sollten unsere „Betten“ sein! Reihe an Reihe standen sie, mit schmalen Gängen dazwischen. Man sollte eine Wolldecke mitbringen. Ich wußte nichts davon, hatte also keine. Unter jedem Bett entdeckte ich einen Kübel, und an der Treppe sah ich ein großes Faß, über dessen Zweck ich mir zunächst nicht im Klaren war. Die Kübel waren Kotz-Eimer, falls man seekrank wurde und wurden in das große Fass entleert. Ich dachte, ich würde diese Fahrt nicht überleben, so entsetzt war ich, und ich weinte bittere Tränen".

Plötzlich schwankt der Boden: Keine Einbildung, sondern die "Wackelkabine" des Deutschen Auswandererhauses. Der Magen dreht sich um - Geschichte zum Mitfühlen bekommt eine ganz andere Bedeutung.

Die "gehobene" Klasse

Schlafsäle und Sanitärräume des Schnelldampfers Lahn um 1880:

So ähnlich hat es in den Schlafsälen der 3. Klasse auf der Columbus ausgesehen. Hier schliefen und lebten 18 Personen auf engem Raum.

In den nächsten Räumen befinden sich zwei weitere, jeweils modernere Kabinentypen. Die "Bremen" wurde von dem Dampfschiff "Lahn", das ab 1887 von Bremerhaven ablegte, abgelöst. Anstelle von sechs Wochen benötigte sie nur noch acht bis 15 Tage für die Überfahrt und konnte 1200 Passagiere befördern. 1924 lief dann die "Columbus" vom Stapel. Im Gegensatz zur frühen "Bremen" war sie ein wahrer Luxuskahn. Sie fuhr ab 1929 bis 1974 und war wohl das berühmteste Auswandererschiff Bremerhavens. Die nachgebauten Kabinen sind maßstabsgetreu und mit viel Liebe fürs Detail ausgestattet.

Speisesaal der ersten Klasse

Eindrücke vom Ocean Liner „Columbus“ von 1929. Hier bot auch schon die dritte Klasse ein wenig Luxus.

Vor den Bullaugen schwappen die Wellen sanft hin und her und einige Besucher fragen sich gegenseitig ob sie auch spüren, dass sich hier der Boden bewegt. 

"Hygiene" - Abteilung

Die Überquerung des Atlantiks mit dem Segelschiff dauerte oft mehre Monate. Manche erreichten das Ziel nicht, wenn sie in Stürme gerieten oder an Riffen zerbarsten. Viele Auswanderer starben während der Überfahrt an Hunger und Krankheit. Für jeden Toten musste der Kapitän bei Ankunft in Amerika 10 Dollar Strafe zahlen. Im Jahre 1819 erfolgte dann die erste Überquerung mit einem Dampfschiff. Das erste Deutsche Dampfschiff wurde 1850 in Dienst gestellt. Mit den Dampfschiffen verkürzte sich die Fahrzeit auf 2-3 Wochen, die Todesfälle wurden dadurch merklich weniger. Mit dem Reichsgesetz über das Auswanderungswesen aus dem Jahre 1897 wurden die Schiffseigner gezwungen, menschenwürdige Zustände anzubieten:

Ellis Island

Wie es mit den Auswanderern auf der anderen Seite des “großen Teiches” weiterging, erzählt das Auswandererhaus ebenso anschaulich wie beeindruckend. Zunächst wird der Besucher in eine Nachbildung der Einwanderungsstation Ellis Island vor New York geführt. Zwischen 1892 und 1954 wanderten hier mehr als 16 Millionen Menschen in die USA ein. Dass dieser Schritt nicht immer einfach war, davon zeugen im Museum viele Dokumente und ein Einreisetest, in dem Besucher sich ins Jahr 1907 zurückversetzen können und schauen, ob sie damals ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten hätten einreisen dürfen. 

Hamburg, Bremen und Bremerhaven entwickeln sich zu großen Auswandererhäfen. Das stellt die Städte vor logistische Herausforderungen, denn die Reisewilligen wollen untergebracht werden, bis die Schiffe auslaufen. Auswandererhäuser entstehen. Und auch die US-Häfen richten sich zunehmend auf die Welle der Migranten ein. Ellis Island, eine Insel an der Mündung des Hudson Rivers, wird zur Einwanderer-Station ausgebaut. Die Entscheidung, Ellis Island zur Sammelstelle für Immigranten in New York zu machen, wurde von der US-Regierung getroffen. Seit 1890 regelte sie die bundesweite Einwanderung. Die Regierung wollte striktere Regeln durchsetzen, um die Immigrantenzahlen zu begrenzen. Da die Einwanderer von der Bevölkerung für die steigende Kriminalität verantwortlich gemacht wurden, bevorzugten die Behörden einen isolierten Ort. Rund 40 Prozent aller US-Amerikaner haben Vorfahren, die über Ellis Island ins Land kamen. Die Inspektoren kontrollieren ab 1892 die Einwanderer: Welchen Beruf haben die Neuankömmlinge? Wie viel Geld haben sie dabei? Haben sie Krankheiten? Und: Sprechen sie ausreichend Englisch?

 

Gerade bei der Sprache hapert es bei den deutschen Einwanderern enorm - auch das trägt zu ihrem schlechten Ruf bei. Und erschwert ihnen die Integration. Allerdings: Sie arbeiten hart, gelten als einfallsreich. Zum Ende des 19. Jahrhunderts werden deutsche Arbeiter, vor allem aus dem süddeutschen Raum, gezielt angeworben - unter anderem für den Bau der Eisenbahnstrecken. Bis heute haben Firmen überlebt, die durch diese Einwanderer aus Deutschland gegründet wurden. 

 

Die Simulation der Einwanderer-Kontrollstation im Auswandererhaus Bremerhaven ist aufwändig gestaltet, die Gänge wie im Original gefliest, Graffiti an den Wänden. Im Hauptraum stehen Gitter, in Anlehnung an die Absperrungen, die auf Ellis Island eine kurze Zeit lang die Masse der Ankommenden kanalisieren sollten. Der Kontrollprozess wird an Audio-Stationen detailliert geschildert. Ellis Island war 32 Jahre (1892–1924) als Kontrollstation für Einwanderer zuständig.

Die größte Einwanderungsstation der USA war Ellis Island – auch die „Insel der Tränen“ genannt. Zwischen 1892 und 1954 werden hier vor den Toren New Yorks an die 16 Millionen Einwanderer durchgeschleust. Die dritte Klasse muss nach der Ankunft meist noch Stunden im „Registry Room“ warten, um sich dann einer medizinischen Untersuchung unterziehen zu lassen. Wer zu krank ist, darf nicht einreisen. 

Grand Central Station

Wer ins Land durfte, fand sich wenig später häufig – so wie auch der Museumsbesucher – in New York wieder. Das Einwandererhaus hat in Bremerhaven einen Teil der Grand Central Station nachgebaut. An den Fahrkartenschaltern finden sich unendlich viele liebevoll arrangierte Erinnerungsstücke, die von Erfolgen und Misserfolgen deutscher Einwanderer erzählen.

Endstation Sehnsucht: Der Nachbau der Grand Central Station New York symbolisiert im Auswandererhaus die anhaltende Ungewissheit, die die Migranten begleitete. Ihren Abschluss findet die Reise in diesem Nachbau. Wie kaum ein anderer Ort symbolisiert der prächtige New Yorker Bahnhof die kulturelle Vielfalt der Neuen Welt.

Delicatessen Store: "Delis"

Viele Auswanderer gingen an die Ostküste und arbeiteten vornehmlich in den so genannten Delicatessen Stores, kurz „Delis“, in denen Feinkostwaren und vor allem Sandwiches und Salate „to go“, also zum Mitnehmen, verkauft wurden. Die Rezepte stammten oft aus ihrer alten Heimat.  Freie Tage waren selten. Doch wenn man genug Geld zusammengebracht hatte, hatte man die Möglichkeit, sich selbst in einen „Deli“ einzukaufen oder – besser noch – den eigenen „Deli“ zu eröffnen. Ohne Fleiß kein Preis. Der amerikanische Traum wurde nur für jene wahr, die bereit waren, sich zu schinden. Von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends schufteten sie Tag für Tag in ihren "Delis". Angestellte hatten sonntags frei, Ladenbesitzer meistens nicht. Doch die Mühe lohnte sich, denn die meisten Auswanderer kehrten ohnehin nach ein paar Jahren harter Arbeit zurück nach Hause, um dort mit dem sauer verdienten Vermögen ein sorgenfreies Leben zu führen. So wie die Vorfahren von Jan Hinrichsen aus Dunsum auf Föhr. Seinen Ururgroßvater zog es 1865 als Baumfäller nach New Orleans. Nach 15 Jahren ist er wieder gekommen, hat sein verdientes Geld in einen Friesenhof auf Föhr investiert. Sein Sohn, Robert Hinrichsen, ging 1909 zurück in die USA und arbeitete in Jacksonville als Barkeeper bevor er nach Föhr zurückkam, um den Hof in Klein Dunsum weiter zu bewirtschaften. Jan Hinrichsens Opa Harry ging 1928 in die USA, wo er ein Delikatessengeschäft im New Yorker Stadtteil Bronx eröffnete. Wegen der vielen Insulaner, die bereits da waren, war es auch nicht weiter tragisch, dass er weder Deutsch noch Englisch sprach, sondern nur Friesisch. Dank der „Friesen-Connection“ kein Problem. Nicht zu unterschätzen dabei war die Ähnlichkeit der Sprache mit dem Englischen.  

DELI 1960
ZUSAMMENLEBEN

IN DER EINWANDERUNGS -
GESELLSCHAFT

 

Heimatliches Essen bringt Erinnerungen zurück und bietet Gewohntes in neuer Umgebung. Ein Grund, warum das Konzept der Delicatessen-Geschäfte in New York in den migrantischen Vierteln erfolgreich ist. Das von Föhr in die USA ausgewanderte Ehepaar Carstensen vertreibt hier zusätzlich zu amerikanischen Produkten auch aus Deutschland importierte Lebensmittel und selbst-hergestellte Gerichte, wie etwa deutschen Kartoffelsalat. Zusätzlich können im Deli Geschich-ten von Menschen entdeckt werden, die sich wie die Carstensens in ihrer neuen Heimat selbst-ständig machen oder wie diese nach einigen Jahren nach Europa zurückkehren.

(Die Unternehmensgruppe Mettler Toledo mit Sitz in Columbus, Ohio und operativer Hauptzentrale in Greifensee ist spezialisiert auf Präzisionswaagen für den professionellen Gebrauch. Das Unternehmen ist der weltgrößte Hersteller von Wägesystemen, die einen Wägebereich von 0,1 Mikrogramm bis 1000 Tonnen abdecken.) 

Sweatshop

Der Begriff des „Sweatshops“ stammt aus den weit verbreiteten, kleinen New Yorker Nähereien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Im Deutschen Auswandererhaus porträtiert die Rekonstruktion eines solchen die Arbeitsbedingungen von Migranten in den USA. Dabei stehen osteuropäische und jüdische Einwanderer im Mittelpunkt.  Eine von ihnen ist Freide aus Israel. Freide ist entschlossen, sich eine Zukunft aufzubauen, dafür arbeitet sie hart, zuerst als Kindermädchen in einer jüdischen Familie, dann als Vorarbeiterin in einer Fabrik. Sie näht und kauft sich eine Aussteuer zusammen, lässt ihren Namen amerikanisieren und holt einige Geschwister nach – Eltern und Schwestern kommen später beim Holocaust ums Leben. Mit Ende 20 heiratet Freide einen Witwer mit zwei Söhnen und bekommt eine Tochter, Shirley. Im Gegensatz zu ihrer Mutter kann Shirley den High-School-Abschluss machen. Die Enkelin schafft es bis zur Professorin. Mit 79 wandert Freide mit Tochter Shirley und deren Familie noch einmal aus – nach Israel. Da ist sie schon seit 20 Jahren Witwe. Doch sie ist zu alt, um noch einmal neu anzufangen und kehrt mit 86 Jahren in die USA zurück, in das Land, das für sie zur Heimat wurde.

Der Wohlstand in der Neuen Welt war hart erarbeitet wie hier in einem Sweat Shop um 1900, eine Näherei in New York

Die russischen und osteuropäischen Juden, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach New York kamen, fanden Arbeit entweder als fliegende Händler („peddlers“) oder in den Textil- und Zigarrenmanufakturen in der Lower East Side von Manhattan. Diese „Sweatshops“ (Schwitzbuden) waren Ausbeutungsbetriebe, in denen unter menschenunwürdigen und gelegentlich auch lebensgefährlichen Bedingungen gearbeitet wurde. Nachdem sie zunächst als Arbeiter und Arbeiterinnen an den Nähmaschinen der »sweatshops« geschuftet und sich oft genug die Tuberkulose geholt hatten, errangen einige führende Positionen in der Konfektionsindustrie (die bis dahin weitgehend deutsch-jüdisch gewesen war), Russisch-polnische Kenner der Branntweinherstellung betreiben heute wenigstens die Hälfte der Brennereien. Neuankömmlingen wurde schnell ein Arbeitsplatz vermittelt und Englisch lernte man nebenbei, bei der Arbeit. Die Arbeit war hart und konnte bis zu 16 Stunden am Tag dauern. Als Beispiel wird im Auswandererhaus eine Näherin in einem Sweatshop gezeigt.  An einer der Maschinen arbeitet eine junge Einwanderin aus Osteuropa, oft mehr als zehn Stunden am Tag. Ihr kleiner Sohn ist mit in der Fabrik.

Replik eines Sweatshop, New York City, ca. 1900

1860 in Nieblum auf Föhr geboren, wandert Louisa Christina Hansen-Rollfing auch über Bremerhaven in die USA aus. Die damals 20 jährige Louisa Hansen steht damit ganz in der Tradition der deutschen Übersee-Auswanderung. Über ihre Emigration und ihr Leben in den USA, ihre Gefühle und Gedanken hat Louisa Hansen-Rollfing in „Lebenserinnerungen einer Auswanderin“ geschrieben.

 

Louisa Hansen ist die Tochter eines Schneiders auf Föhr. Ihren Schilderungen entnehmen wir, dass ihr Leben dort ganz in Ordnung ist. Sie ist keinen größeren Zwängen unterworfen, leidet keinen Hunger, wird nicht verfolgt. Es gibt also keine sichtbaren, äußeren Gründe, warum sie auswandern müsste. Trotzdem entscheidet sie sich, als gerade mal Zwanzigjährige, für ein Leben in den USA. Warum? Die Frage ist im Nachhinein schwer zu beantworten. Vermutlich tat sie es – einfach – weil sie es konnte. In dieser Zeit wanderten vor allem Einzelpersonen aus – nicht wie vorher oftmals ganze Dorfgemeinschaften – eben auch viele Frauen. Ihr Onkel und einige Cousinen wohnten bereits in Louisiana und betrieben dort eine Schneiderei. Außerdem waren auch von Föhr bereits Bekannte ausgewandert. So wuchs sie mit den Schilderungen und Briefen der Ausgewanderten auf. Sie konnte früh von einem Leben in Amerika träumen und die Möglichkeit tatsächlich auch umsetzen. Ihre Cousine, die ihr Arbeit in der Familienschneiderei anbot, streckte die Kosten für die Überfahrt vor.

Replik der "Old Town Bar", New York City, 1934

Die Werkstätten der Studio Hamburg Atelierbetriebs GmbH haben im Dezember 2020 von der BEAN (Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen mbH & Co. KG) den Auftrag erhalten, die 2. Erweiterung des Deutschen Auswandererhauses Bremerhaven mit zu begleiten. In enger Zusammenarbeit mit dem Hamburger Architekturbüro Andreas Heller Architects & Designers wurden die Ausstellungsräume in Szene gesetzt. Besonderes Augenmerk lag darauf, dass viele Bauten und Requisiten in ihrer Optik ihren historischen Vorbildern in detailgetreuer Inszenierung entsprechen sollten. So stellt ein Highlight die Rekonstruktion einer Kneipe dar, der als historisches Vorbild die Ende des 19. Jahrhunderts gegründete New Yorker „Old Town Bar“ diente. Trotz der gewollten Umsetzung von Alterungs- und Gebrauchsspuren standen dabei die dauerhafte Stabilität und größtmögliche Wartungsfreundlichkeit im Fokus.

 

Geschichte der Old Town Bar

Die Old Town Bar, die 1892 eröffnet wurde, ist ein beliebter Treffpunkt für Einwohner und Besucher gleichermaßen. Das Gebäude, das ursprünglich eine deutsche Kneipe war, liegt zwischen dem Union Square und dem Gramercy Park und beherbergt noch viele seiner ursprünglichen Innenausstattung, darunter die auffällige Mahagoni-Bar, dahinter ein wunderschöner abgeschrägter Spiegel und hoch aufragende "Blech"-Decken (in Wirklichkeit Pressstahl). Der Charme dieser Einrichtung liegt in ihrer Patina - sie ist abgenutzt und schrullig. Die knarrende Treppe, die in den zweiten Stock zum Speisesaal führt, ist schräg, die Urinale in der Herrentoilette stammen aus dem Jahr 1910, und ein funktionierender Speiseaufzug trägt zur lebendigen Geschichte des Lokals bei. Das Old Town wurde als Drehort für das Fernsehen ("Letterman" in den 80er Jahren), für Filme ("The Last Days of Disco") und für Musikvideos ("Jump Around" von House of Pain) genutzt. Das Old Town war lange Zeit ein unprätentiöser Zufluchtsort für Künstler und Kreative aus aller Welt. Mit Stammgästen wie dem Dichter Seamus Heaney und dem "Angela's Ashes"-Autor Frank McCourt gibt es eine starke literarische Tradition, und an den Wänden hängen zahlreiche signierte und gerahmte Buchumschläge und andere historische Ephemera.

Freizeit

Föhr aus der Vogelperspektive, gemalt von Boy Volkert Braren, NY 1860, "gemalt aus Heimweh, vor Sehnsucht, seine Heimat zu sehen", wie das Friesenmuseum schreibt. 

 

Föhrer und Amrumer Kranken-Unterstützungsverein von New York und Umgebung ►

 

Der Höhepunkt der Auswanderung von Föhr lag in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele Menschen wählten als Ziel New York. Gegen oftmals einkehrende Einsamkeit und Heimweh wurde 1884 im Saloon an der Kent Avenue in Brooklyn der Föhrer Kranken-Unterstützungsverein gegründet. Erster Präsident des „KU-Vereins“ war Simon Hansen (1862–1932) aus Klintum. Der Verein diente u. a. der Geselligkeit, der Information und dem Gebrauch des Föhrer Friesisch. Sein Hauptzweck war es aber, durch Krankheit in Bedrängnis geratenen Landsleuten zu helfen oder Hinterbliebene zu unterstützen. 

Die Regelung, dass nur Föhrer aufgenommen werden sollten, wurde bald auch auf Amrum ausgeweitet. In der Folge trat nahezu jeder Einwanderer von Föhr und Amrum dem Verein bei. 1934 gab er sich den neuen Namen, den er bis heute trägt. 1937–95 existierte auch ein Damenverein. Problematisch für die Mitglieder gestalteten sich die beiden Weltkriege. Um nicht als Gegner der USA zu gelten, wandten sich viele zeitweise ab. Verstärkte Zuwanderung vor und nach dem Ersten Weltkrieg glich die Verluste jedoch aus. Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte der Verein mit 650 Mitgliedern seinen höchsten Stand. Mit Bürgschaften und der Vermittlung von Arbeit, zumeist in den Delikatessengeschäften, konnte man vielen Inselfriesen die Immigration in die Vereinigten Staaten ermöglichen. Aber auch die Angehörigen in der alten Heimat wurden mit Care-Paketen gut versorgt. 1970 gab der Verein seine ursprüngliche Funktion auf. 1984 wurde ein intensives Jugendprogramm in die Wege geleitet und ein Rundbrief mit der Bezeichnung Gul, Ruad an Blä Bleed eingeführt. Der Verein bildet nach wie vor die offizielle Brücke zwischen den Mitgliedern in New York und verschiedenen Vereinen auf den Heimatinseln. Er arbeitet auch mit dem Auswanderer-Archiv Nordfriesland des Nordfriisk Instituut in Bredstedt zusammen.

 

Quelle: https://www.nordfriiskfutuur.eu/
Braren 1980, Hoefer 2009, Kunz/Steensen 2013, Quedens 2012.

 

Die Galerie der sieben Millionen

Es sind nicht allein die Exponate, die die Geschichte der Auswanderer erzählen. In liebevoller Kleinarbeit haben die Historiker des Museums, die Biographien der Emigranten zusammengesammelt. Die Wände des Raums sind mit zahllosen kleinen hölzernen Schubladen bedeckt. Jede von ihnen ist mit einem glänzenden Messingschild versehen, auf der in verschnörkelter Schrift geschrieben ein Name und eine Jahreszahl stehen. Sie beherbergen eine Vielzahl von Schicksalen, stellvertretend für die sieben Millionen Europäer, die zwischen 1830 und 1974 über Bremerhaven ausgewandert sind. Pässe und Bürgschaften, Biografien, aber auch Tagebuchausschnitte liegen hier. An insgesamt 15 Hörstationen können die Besucher in die Geschichte der Auswanderer aus fünf Epochen eintauchen. So beginnt hier die Spurensuche nach Individuen, die aus sozialen, wirtschaftlichen und politischen Gründen auswanderten. Manche Schicksale sind ganz leise und manche ganz knallig. Im "Raum der Nachfahren" liegen dicke Telefonbücher amerikanischer Staaten und Briefe der Nachfahren an ihre zurückgebliebenen Freunde und Verwandte in der alten Heimat. Mit dem "Serviceforum Migration" endet die Reise durch fast 150 Jahre gelebte Geschichte und mit ihr der Rundgang durch das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven.

Deutsche Städte- und Eigennamen in Argentinien

Historische Landkarten, viele Hörstationen und gemütliche Sitzmöglichkeiten runden diesen Ausstellungsteil ab. Das Stöbern hier macht Spass und man benötigt viel Zeit zum Entdecken - Grund genug für einen zweiten Besuch des Museums! 

Zeitzeugen gesucht!

 

Gern würde ich hier auf meine Web-Seite Berichte von Zeitzeugen bzw. deren Nachfahren und Erfahrungen erhalten und hier veröffentlichen.

 

Beispielhaft seien hier nur einige Auswandererschicksale angeführt: Conrad Boysen, geboren 1855 in Wrixum, verließ im Alter von 17 Jahren nach seiner Konfirmation in St. Nikolai im Jahre 1872 mit 32 anderen Föhrern die Heimatinsel. Unter ihnen waren Boy Louis Rörden, 16 Jahre alt und Landmann, Arfst Arfsten, Ida Volkerts, 18 Jahre, ledig und ebenfalls aus Wrixum, Tina Jensen, 28 Jahre, aus Boldixum, Sönke Niss Christiansen, ein 30- jähriger Landmann, Erich R. Jensen aus Boldixum, der 13jährige John (bzw. Jan) Jensen aus Boldixum und andere.

 

Zuerst ging es mit dem Schiff nach Husum und von dort mit dem Zug nach Bremerhaven oder Hamburg. Am 15. Mai 1872 verließ das Schiff Hamburg und brachte in 13-tägiger Überfahrt die Föhrer für 40 Dollar (mit Kabine 50 Dollar) nach New York. Mit der erst drei Jahre vorher fertiggestellten transamerikanischen Eisenbahn ging es dann ohne größeren Aufenthalt nach San Francisco. Die Fahrt kostete 100 Dollar, die mit vorher in der Kleidung eingenähten 20-Golddollar-Stücken bezahlt wurde. In San Francisco wurden die Osterlandföhrer bereits von Martin Flor erwartet, der Seemann war und bereits Ende April 1866 ausgewandert war. Martin Flor brachte die Föhrer Gruppe dann für einige Zeit nach Petaluma und dann später zur Henry Hall Ranch in Bloomsfield. Hier fand Conrad Boysen zunächst für 10 Dollar im Monat Arbeit, blieb danach für 20 Dollar Monatslohn auf der White Ranch, auf der er später Vorarbeiter wurde. Dass die Föhrer Auswanderer nicht nur, jedenfalls vor 1900, in die heutigen Hauptzentren New York und Petaluma gingen, sondern heute kaum mehr rekonstruierbare Wege in die Weiten des noch offenen Westens gingen, zeigen etwa die Gebrüder Carl und Christian Franzen aus Oevenum, die 1880 mit Newton Hansen aus Boldixum und Hark Ocke Nickelsen aus Toftum (Hark kehrte später nach Föhr zurück) nach Amerika gingen und von New York weiter nach Oregon zogen, wo Hans Prahl aus Wrixum bereits freies Land erworben hatte. Carl baute sich eine Schafherde von mehreren 1000 Stück auf, während sich Christian in Lyle am Columbus River einen General Store kaufte und sogar noch Indianer (heute sagt man „Angehörige indigener Völker“) als Kunden gehabt haben soll.

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