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St. Nicolai in Boldixum/Föhr

Die Kirche liegt inmitten des großen Friedhofs, der von Feldsteinmauern umgeben ist, an der Grenze der Dörfer Boldixum und Wrixum. Die St. Nicolai Kirche wurde dem heiligen Nicolaus, ehemals Bischof von Myra in Kleinasien und Schutzpatron der Seefahrer geweiht und nach ihm benannt.

Sehenswert ist die Friesenkirche St. Nicolai aus dem 13. Jahrhundert im Ortsteil Boldixum. Mehrfach erweitert gilt sie als Beispiel für spätromanische Baukunst und beeindruckt im Inneren mit prachtvollen Holzornamenten.

Der Ursprung der Kirche stammt aus der Zeit um 1240. Im Jahre 1707 fand man beim Anbau des Norderschiffs in einer Kapsel drei Silbermünzen mit der Jahreszahl 1240 und den Insignien des Dänenkönigs Waldemar des Siegers. Die Münzen aus dieser Zeit waren gekennzeichnet mit der Inschrift: „WALDEMAR REX DAN. ET NORW.“ (Waldemar König von Dänemark und Norwegen).

In der Amtszeit und unter der Regie von Pastor Henning Feddersen wurde der Bau geplant und ausgeführt. Für diesen Bau mussten große finanzielle Anstrengungen gemacht werden, womit nicht alle Gemeindemitglieder einverstanden waren. Aufgrund des Widerstandes und vieler Streitigkeiten drohte der Pastor sogar damit, sein Amt niederzulegen. Pastor Henning Feddersen (8. evangelischer Pastor von St. Nicolai) war ein Sohn des Schiffers Johannes Feddersen, welcher 1704 für die Einwohner von Wyk den Schriftverkehr zwecks Erlangung der Hafengerechtigkeit führte. Johannes Feddersen war verheiratet mit der Tochter Anna des Pastors Henning Henningsen (5. Pastor an St. Nicolai), dessen Grabstein liegt vor dem Altar, denn damals wurden die Pastoren in der Kirche beigesetzt.  

Neben Altar (1643), Kanzel (1630), Taufstein (13. Jahrhundert), der Statue des Heiligen Nicolaus (um 1300) und drei spätgotischen Plastiken gehört die Orgel zu den Besonderheiten der Kirche. Die Kirche St. Nicolai ist insofern einzigartig, weil hier früher auch politische Versammlungen (1426 Siebenhardenbeliebung mit nordfriesischer Gesetzgebung) und Gerichtstagungen stattfanden.

 
Links: Heutige Sakristei, früher „Kast-Bohrs-Hus“
 

Der ursprüngliche Kirchenbau bestand aus dem 38 Meter langen Kirchenschiff mit der Apsis. Die Anbauten wurden später angefügt, so wie der auf der Südseite, heute die Sakristei, früher war es das „Kast-Bohrs-Hus“ (Kasten-(Sarg)- Bahren- Haus), hier wurde die Bahre für den Sarg bis zur nächsten Beerdigung abgestellt, ebenso kamen die beiden Windfanganbauten auf der Nord- und Südseite dazu.  Die Fenster an der Südseite wurden nach der Reformation vergrößert, vorher genügten die vorhandenen kleinen Fenster, denn der Gottesdienst wurde vom Altar aus in lateinischer Sprache gehalten. Zum Lesen benötigte man jetzt mehr Licht, die Gemeinde wurde am Gottesdienst beteiligt, und sang die Kirchenlieder aus dem Gesangbuch mit.

 
 

Der Glockenturm, wurde erst im 15. Jahrhundert errichtet. Von Gemeindemitgliedern wurden Glocken gestiftet, „einem verstorbenen Familienmitglied zum Gedächtnis, der Kirche zur Zier und Gott zur Ehr.“ Die Glocken wurden bis auf eine, in den Weltkriegen eingeschmolzen, nach dem zweiten Weltkrieg wurden aber zu der alten Glocke zwei neue gestiftet. Die Glocken wurden früher im Auftrag des Küsters von größeren Schuljungen geläutet. Am 18. April 1735 wurde hierfür von dem Reepschlägermeister Peter Abraham Petersen ein neuer Glockenstrang geliefert. Am Turm sieht man außer den notwendigen Mauerankern die Daten der jeweiligen Renovierungen und die Initialen der damaligen Kirchenältesten.

Über das Leben der Generationen erzählen auf dem Friedhof die vielen Grabsteine von Commandeuren und Kapitänen, von Hofbesitzern, Handwerkern, Menschen aus Verwaltung und Gerichtsbarkeit, von Lehrern und Pastoren, von einfachen und bedeutenden Menschen. Heute stehen diese Zeugnisse unter Denkmalschutz, das war leider in der Vergangenheit nicht immer so. Viele dieser geschichtlichen Zeugen wurden vernichtet, teilweise wurden sie verkauft und mit neuem Text versehen, wie z.B. der schon sehr früh unter Denkmalschutz stehende Stein auf der Familiengrabstätte des Pastor Ipsen von Oland, welcher in einem Lorbeerkranz eine lateinische Inschrift trug, jetzt steht hier ein anderer Name. Hoffen wir, dass in der Zukunft mit den wertvollen Zeugen der Vergangenheit sorgsam Umgegangen wird.

Inneneinrichtung

 
 

Der Innenraum der Kirche besteht aus vier quadratischen Einwölbungen, wovon die vierte, der Chorraum, etwas kleiner ist, ein Bogen verbindet Chor und Schiff. Die Bemalung der Bögen und Rippen verleiht nach der 1969/70 gemachten Entdeckung und Restaurierung der ursprünglichen Bemalung mit rot-weißem und schwarz-weißem Schachbrettmuster und den stilisierten Blumen, dem Kirchenraum eine heitere Note.

Zu Anfang gab es keine Sitzplätze in der Kirche. Man hörte dem Priester knieend oder stehend zu. Später wurden Sitzplätze geschaffen. Damals waren die Sitzplätze für Männer und Frauen getrennt, es war üblich dass man die Kirchenplätze kaufen konnte, ein solcher Platz konnte vererbt oder weiter verkauft werden, oft hatte dieser Platz einen größeren Wert als ein Haus, weniger begehrte Plätze wurden einmal im Jahr verlost. 1832 wurden die Bänke erneuert und erhielten 1970 die heutige Farbgebung.

Altar1643 wurde der von Johannes Schnitger aus Stedesand geschaffene Altar errichtet, nachdem der noch aus katholischer Zeit stammende Hochaltar entfernt wurde. Auch die damals vorhandenen fünf Nebenaltäre wurden entfernt. Der Aufsatz des Altars - dreiteilig gegliedert - zeigt Bilder und Szenen aus dem Leben Jesu Christi. Er ist von seiner Entstehungszeit her dem Frühbarock zuzuordnen, trägt aber noch Merkmale der Spätrenaissance. Das Mittelfeld ist querrechteckig, die beiden Seitenteile hochformatig ausgeführt. Das Mittelfeld des Altaraufsatzes ist der Darstellung des letzten Abendmahls vorbehalten, was im Sinne der evangelischen Altar-Ikonographie eine Ausnahme bildet, für gewöhnlich ist dieser Platz für die Kreuzigungsszene reserviert. Die Abendmahlszene ist als einzige der Darstellungen in Farbe ausgeführt, während die anderen 13 Szenen in weißgelblicher Farbe gehalten sind, die an Marmor erinnern sollen. Den Altaraufsatz trägt in der Größe des Mittelteils eine Predella (von italienisch für Stufe, Tritt), auf der den Darstellungen in niederdeutscher Sprache zentrale Aussagen der Heilsgeschichte zugeordnet sind. 1968 wurde der Altar durch einen Schwelbrand stark beschädigt und musste restauriert werden, auch der Kirchenraum wurde durch Ruß stark verunreinigt. 

Zwei Paar spätgotische Messingleuchter stehen auf dem Altar. Auch diese Gegenstände sind heute gut gesichert, wie es heißt wurden die Leuchter vor Jahren gestohlen und in Paris dem damaligen Schah von Persien zum Kauf angeboten, kehrten aber in die Kirche zurück.

Der Altar aus dem Jahre 1643 und ist von dem Stedesander Johann Schnittker aus Lindenholz geschnitzt worden. Der Altar hat die Form eines lateinisches Kreuzes und hat in der Mitte eine farbige Darstellung des Letzten Abendmahls. Die anderen Bilder sind in einem gelblichen Farbton gehalten, wohl um Marmor oder Alabaster vorzutäuschen. Auf den unbeweglichen Flügeln und in den Seitenfeldern sind Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt.
 
Retabel (Altaraufsatz) in der Evangelisch-Lutherischen Kirche St. Nicolai
 

Vier Szenen aus der Passion Christi und vier Darstellungen der Evangelisten umrahmen das Mittelteil: Jesus im Garten Getsemani, die Dornenkrönung, der Weg zum Kreuz und die Kreuzigung. Weiterhin in den Ecken die 4 Evangelisten.

Inschriften von oben links nach unten rechts:

S. MATHEVS - 4 DAT GARD BEDEN - s. MARCVS - 5 DE KRONINGE - 3 DES ABENDMAHL - DE KRVS - S. LVCAS - 6 DEVTFÖRIN - S. JOHANNES

Auf den Seitentafeln finden sich vier weitere Darstellungen, die in Verbindung zu christlichen Festen stehen: Mariä Verkündigung (Der Engel bei Maria), Weihnachten (Krippendarstellung mit anbetenden Hirten), Ostern (Auferstehung Christi), Pfingsten (Ausgießung des Heiligen Geistes). 

Die Darstellungen auf den Seiten des Altaraufsatzes sind flankiert von zwei Zeugen des Bundes zwischen Gott und den Menschen: links ist Moses (Altes Testament), rechts ist Johannes der Täufer (Neues Testament) zu sehen.

 
 
St. Nicolai am 24.12.2010, Heiligabend

Taufstein 13. Jahrhundert: Der Taufstein gehört als einziges Inventarstück zu der Erstausstattung der Kirche. Es handelt sich um eine Kalksteintaufe, die auf der Insel Gotland hergestellt wurde. Von 12. bis zum 14. Jahrhundert wurde von dort der gesamte Nord- und Ostseeraum mit Taufbecken versorgt. Dieser Taufstein ist mit architektonischen Spitzbögen ohne Figuren ausgeführt.

 
Triumphkreuz im Altarraum
 
Blick zur Orgelempore
Blick zur Orgelempore mit Motivschiff im Mittelteil

Die Kirche hatte bereits um 1600 eine Orgel, die heutige stammt aus dem Jahre 1735, sie wurde bei Klappmeyer, einem Schüler Arp Schnittgers, in Glückstadt gebaut, dahinter, seit 1955, das große Hauptwerk, hergestellt in der Werkstatt von Beckerath in Hamburg.

Die Orgel wurde 1735 von Johann Hinrich Klapmeyer aus Glückstadt als 1-manualiges Werk mit seitlichen Pedaltürmen gebaut. Ein Zimbelstern, mit dem ein feiner Schellenklang erzeugt werden kann, ist noch heute im Gebrauch. Von Klapmeyer sind einige Register erhalten, während die Pedaltürme verlorengingen. Die Orgel wurde 1955-56 dergestalt umgebaut, dass die Barockorgel mit ihrem originalen Gehäuse zu einem Rückpositiv wurde, das um ein neues Hauptwerk erweitert wurde. Die jetzt 2-manualige Orgel verfügt über 25 Register und Pedal.

 
 

Die Orgel der St. Nicolai Kirche besteht aus einem alten und einem neuen Werk. Das alte Werk, jetzt Rückpositiv, wurde als selbstständige Barockorgel 1735 von Heinrich Klapmeyer (Glückstadt), einem Schüler Arp Schnitgers, gebaut. 1955 erweiterte die Orgelbaufirma Rudolf von Beckerath (Hamburg) das Instrument um ein neues Hauptwerk mit Pedal. Verwendet wurden alte Pfeifen und Windladen. Durch die Ergänzung wurde eine Orgel geschaffen, auf der sich besonders gut Werke alter Meister und Johann Sebastian Bachs darstellen lassen. Die Orgel hat insgesamt 25 Register, einen Zimbelstern und drei Koppeln (HW-Pedal, RP-Pedal, RP-HW). Sie ist vollmechanisch.

Zur weiteren Ausstattung gehört das um 1300 geschnitzte, farbige Abbild des Namensgebers, des heiligen Nicolaus, welcher sitzend auf die versammelte Gemeinde sieht.

 
 

Der Namenspatron der Kirche Nikolaus von Myra ist den Gottesdienstbesuchern in Form einer Holzplastik gegenwärtig, die im Kirchenschiff links vor dem Altarbereich am Nordpfeiler des Chorbogens steht. Die Figur ist ein wertvolles Inventarstück der Kirche und wurde um 1300 geschaffen. Der Heilige ist farbig ausgeführt und als eher junger Mann mit hoheitsvoll segnender und mahnender Gebärde dargestellt. Sein Bischofsmantel ist kunstvoll gefaltet. 

 
 

Die Statue des heiligen Nikolaus ist innen hohl. Außerdem gibt es in der Kirche noch weitere Figuren zu sehen: An der Nordwand  sind ein stehender Diakon und ein lesender Apostel zu sehen. Sie stammen aus der Zeit um 1520, genau wie eine sitzende Christusstatue links vom Altar.

 
 
Kanzel (1630)Im Jahre 1630 erhielt die Kirche eine Kanzel, die sechs Bogenfelder zeigen als Relief Szenen aus dem Leben Jesu, darunter liest man den entsprechenden Text in plattdeutscher Sprache. Die Inschrift auf dem dazu gehörenden Schalldeckel ist dagegen Hochdeutsch. Die Schnitzereien sind in Farbe gehalten. Der umlaufende Sockel ist mit Bibelzitaten in Goldfarbe auf schwarzem Untergrund geschmückt. Die einzelnen Szenen auf der Kanzel sind in aufwändig geschmückten, mit einer Muschelform gekrönten Rahmen eingepasst und stellen Szenen aus dem Leben Christi dar: Geburt, Taufe, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt und Jüngstes Gericht. 
 
 

Auf der Nordseite des Baues wurde um 1700 ein Seitenschiff angesetzt, um die rasch anwachsende Zahl von Gemeinde-Mitgliedern aufnehmen zu können. Ungeachtet der schmucklosen, für die Barockzeit untypisch schlichten Ausführung des Anbaues musste die Gemeinde jahrelang die Baukosten abtragen. Das Tonnengewölbe des Nordanbaus ist eine Holzkonstruktion, die verputzt und ursprünglich mit einer Paradiesdarstellung ausgemalt war. In der Amtszeit und unter der Regie von Pastor Henning Feddersen wurde der Bau geplant und ausgeführt. Für diesen Bau mussten große finanzielle Anstrengungen gemacht werden, womit nicht alle Gemeindemitglieder einverstanden waren. Dieser Widerstand führte dazu, dass zwei Boldixumer sogar nach Tondern ins Gefängnis kamen. Auch als der Bau fertig war gingen die Streitigkeiten weiter, die Frauen weigerten sich die neuen Plätze einzunehmen und verjagten die Kinder, welche sich auf die Frauenplätze setzten. Der Streit ging in der Kirche weiter und da auch Ermahnungen nichts fruchteten, drohte der Pastor sogar damit sein Amt niederzulegen. Damals waren die Sitzplätze für Männer und Frauen getrennt, es war üblich dass man die Kirchenplätze kaufen konnte, ein solcher Platz konnte vererbt oder weiter verkauft werden, oft hatte dieser Platz einen größeren Wert als ein Haus, weniger begehrte Plätze wurden einmal im Jahr verlost.

Die St. Nicolai Kirche besaß einmal zwei Kronleuchter aus Messing, gestiftet von dem Pastor Knudt Andreas Frerks (13. Pastor an St. Nicolai). Zu seinem 50. Amtsjubiläum wurde er mit dem „Roten-Adler-Orden“ ausgezeichnet, damit war eine größere Geldsumme verbunden, welche er in der „Pastor-Frerks-Stiftung“ festlegte zur Unterstützung von bedürftigen Theologiestudenten. Die Kronleuchter wurden im Krieg eingeschmolzen. Die beiden Wyker Kapitäne Friedrich und Carl Christiansen stifteten der Kirche zwei andere Kronleuchter, aus Eiche geschnitzt von dem Wyker Tischlermeister Levsen, diese wurden in der Amtszeit von Pastor Volker Bethge (20. Pastor) abgehängt und vernichtet. 

Im Norderschiff findet man Bilder der Pastoren Jacob und Henning Henningsen (siehe weiter unten). Dreht man das Bild an der Westwand um, so sieht man ein weiteres Gemälde: das Bildnis der Pastorenfrau Anna Hennings. Auf dem Bild ist sie eine Frau, etwa Mitte 50, älter wirkend und von der Härte ihres Lebens gezeichnet. In der Hand hält sie das Gesangbuch. Anna war Pastorenfrau. 1580 kam sie auf Oland zur Welt als Tochter des Schiffers Knuth Hansen. Mit 21 Jahren wurde sie mit Jakob Hennings verheiratet, der 10 Jahre älter war als sie. 12 Kinder  brachte Anna auf die Welt: 7 Söhne und 5 Töchter, von denen nur noch drei als Erwachsene erwähnt werden. Die Kindersterblichkeit war vor 500 Jahren viel höher als heutzutage. Einer der Söhne war Pastor Henning Henningsen, der Nachfolger seines Vaters in St. Nicolai wurde. Anna und ihr Mann Jakob folgten der „neuen“ evangelischen Lehre Martin Luthers. Reformation auf Föhr! Auf ihrem Grabstein, der sich vor dem Altar befindet und der inzwischen sehr abgetreten ist, stand früher einmal zu lesen: „... seiner geliebten  Hausehren (= Hausfrau), der ehr und tugendreichen Matronen (= Ehefrau) Anna Hennings“ zugedacht, die nach 46 Ehejahren noch sechs Jahre als Witwe lebte und dann im Alter von 73 Jahren verstarb.

 

 

Pfarrer der Kirchengemeinde Nikolai

2016 bedurften die Pastorentafeln in der St. Laurentii-Kirche einer Restaurierung. Nachdem sich bereits das von Oluf Braren in den 1820er Jahren geschaffene historische Christusgemälde in der Werkstatt der Restaurateurin Birgit Hölzer befand, sind jetzt die Pastorentafeln im Chorraum der Kirche abgehängt worden. Die Tafeln weisen alle Pastoren und Diakone, die in der St. Laurentii-Kirchengemeinde seit der Reformation tätig waren, aus. Erster Hauptpastor laut Ocke Nerong, Heimatforscher und Chronist, war Cort Gohs von 1540 bis 1546 war. Die Diakone sind chronologisch bis 1805 aufgeführt, dann endete die Diakonenstelle in der St. Laurentii-Gemeinde.

 

1540 bis 1546 Cort Gohs

Erster Hauptpastor

 

1551-1552 Iman Ortzen

Im Jahre 1536 wurde die Evangelisch-Lutherische Lehre in Dänemark etabliert und 1551 bekam die St. Nicolai Gemeinde den ersten evangelischen Pastor, Iman Ortzen, der allerdings bereits nach einem Jahr Föhr wieder verließ. Er vermutete auf der Insel eine gut dotierte Anstellung zu finden und ahnte nicht, dass der Pastor hier kein festes Gehalt bezog, sondern für seinen Lebensunterhalt selbst sorgen musste, indem er auf dem Acker- und Weideland der Kirche Landwirtschaft betrieb. Zusätzlich bekam der Pastor Gebühren für seine Amtshandlungen, dazu erhielt er ein Naturalien-Deputat von der Gemeinde, z.B. von der Gemeinde Nordmarsch/Langeneß wurde einmal im Jahr ein Käse geliefert. Ohne Landwirtschaft zu betreiben, musste der Pastor von seinem eigenen Geld leben. Aber auch sonst fühlte er sich in der Gemeinde nicht wohl, er beschreibt in einem Brief die Menschen als „roh, ungebildet, leichtfertig und ohne Erkenntnis Gottes“, außerdem verstehe er die hier übliche friesische Sprache nicht und seine auf Plattdeutsch gehaltenen Predigten konnten nur wenige Männer verstehen.

 

1597-1600 Otto Richardi

1597 bekam die Gemeinde den Pastor Otto Richardi, der von der Insel Föhr stammte, er hieß eigentlich Ocke Rörden, oder richtiger Ocke Rauerts. Er war der älteste Sohn von Rauert Arfsten, Schmackschiffer, Kaufmann und Ratmann aus Midlum, dieser war 1612 einer der reichsten Männer auf Osterland-Föhr und errichtete das erste Packhaus in Wyk. Die Grabsteine von Rauert Arfsten und Ehefrau stehen heute beim Carl Haeberlin Friesenmuseum in Wyk. Otto Richardi wurde nach drei Jahren an die St. Johannis Kirche berufen. Hier wirkte er von 1600-1603. Die Pastoren reichten das Amt manchmal weiter, vom Vater an den Sohn, Enkel und Schwiegersohn. Dabei wurde mit der Wahl auch der Wunsch der Gemeinde berücksichtigt.1598 heiratet Otto Richardi die später in Nieblum beigesetzte Drude Mauritius Boetius 1564–1654, Tochter von Bernhard Mauritius 1532–1574 und Margarethe Johansdatter Boetius 1532–1564. (Ihr zweiter Mann Jacob Boetius, Pastor in St. Johannis (1604 - 1629) starb 1629 an der Pest.) Gemeinsam mit Otto Richardi/ Ocke Rauerts hatte sie eine Tochter, Catharina Richardi Jacobi. Sie war die Ehefrau des Laurentius “Lorenz Jacobsen” Jacobi, geboren 1597, verstorben am 8. Sept 1667 im Alter von 69 Jahren. Letzterer war 1620 - 1629 Diakon und 1630 - 1667 Pastor an St Johannis, Nieblum. In dieser Zeit war er auch Organist. Die Familie wohnte in Oevenum. Zurück zu Otto Richardi: Magister Otto Richardi stirbt 1603 im Alter von nur 35 Jahren. Er wird nicht auf dem Friedhof, sondern vor dem Altar der Johannis-Kirche beigesetzt. 

 

1600-1647 Jacobus Henningsen

Jacobus Henningsen aus Tondern trat 1600 sein Amt an, er war 47 Jahre tätig. In seiner Amtszeit bekam die Kirche eine neue Kanzel und einen neuen Altar. Er war verheiratet mit Anna Knudts von Oland, das Ehepaar hatte 12 Kinder.

 
Pastor Jakob Hennings
 

 1647-1665 Henning Henningsen

Der Sohn Henning Henningsen folgte ihm von 1647-1665, er war verheiratet mit Anna Hansen aus Bredstedt, einer Schwester von Hans Köllner d.Ä.. Deren zweite Tochter Anna heiratete den Schiffer und Krugwirt Johannes Feddersen, sie war dessen erste Ehefrau. Johannes Feddersen führte den Schriftverkehr der Wyker Einwohner für die Erlangung der Hafengerechtigkeit 1704. Er baute 1701 das erste Fremdenheim in Wyk.

 
Pastor Henning Hennings
 

 

1665-1674 Johannes Lillius

Die Tochter Margaretha Hennings heiratete den Nachfolger ihres Vaters Johannes Lillius 1665-1674.

 

1674-1705 Johannes Christian Thoms

Als Witwe heiratete sie den Nachfolger ihres Mannes Johannes Christian Thomsen 1674-1705. Oft heiratete der folgende Amtsinhaber die Witwe des Vorgängers sonst hätte er die Witwe und deren Kinder unterhalten müssen.

 

1705-1735 Henning Feddersen

Henning Feddersen, Sohn von Johannes Feddersen und Enkel von Henning Henningsen war Pastor von 1705-1735. In seiner Amtszeit und Regie wurde 1707 der Bau des Norderquerhauses geplant und ausgeführt, gleichzeitig wurden die kleinen Fenster an der Südseite des Kirchenschiffes vergrößert. Für diesen Bau mussten große finanzielle Anstrengungen gemacht werden, nicht alle Gemeindemitglieder waren damit einverstanden. Auch als der Bau fertig war gingen die Streitigkeiten weiter. Henning Feddersen war nach seinem Vater sehr vermögend, in erster Ehe war er verheiratet mit Helena Matthiessen, einer Enkelin des „Glücklichen Matthieas“. Sein Verdienst war es, dass das „Hölzerne Register“ von 1464, welches alle Kirchenländereien auflistet, abgeschrieben wurde und uns erhalten blieb. Vor dem Altar finden wir die Grabplatten von Jacobus Henningsen, Henning Henningsen, Henning Feddersen und Hans Köllner dem Älteren.

 

1759-1804 Johannes Tychsen

Johannes Tychsen, am 25. Feb. 1725 in Tønder, Dänemark geboren, studierte vor seiner Amtsübernahme in Boldixum im Jahre 1759 Theologie bis 5. Nov. 1746 in Halle. Pastor Johannes Tychsen, von 1759-1804 im Dienst, verlor bei einer auf der Insel grassierenden Blattern-Epidemie 1774 seine Frau Anna Maria Duyken Tychsen 1745–1774 im Alter von 29 Jahren und zwei seiner Kinder Knudt Gottlieb Tychsen 1770–1774 (4 Jahre) und Duyke Tychsen 1773–1774 (13 Monate). Die Virenkrankheit Pocken, auch Blattern genannt, war hoch ansteckend und endete meist tödlich. 2 weitere Kinder:  Christina Tychsen Hemsen 1766–1832 und Christina Maria Tychsen Paulsen 1768–1847.

 

Während seiner Amtszeit sind bei der Landvogtei 2 Streitfälle anhängig:

  • 1775-1776: Achtmänner in Midlum gegen die Prediger zu St. Johannis und Achtmänner in Boldixum gegen Pastor Tychsen zu St. Nicolai betreffend gewisse streitige Kuhgräsungsländereien
  • 1780-1783: Streit zwischen Pastor J. Tychsen zu St. Nicolai und den Bonitier- und Regulierungsmännern wegen des Pastoratlandes

 

1805-1844 Bahne Asmussen

Pastor Bahne Asmussen stammte von Dagebüll, er war Pastor von 1805-1844. Er hat sich während seiner Amtszeit große Verdienste erworben. Er unterrichtete begabte Schüler, damit diese ein Studium beginnen konnten. Die Seefahrenden unterrichtete er in der Navigation und verfasste die Regeln in Versform, damit die angehenden Steuerleute sich diese leichter merken konnten. Sein Grabstein steht heute an der Südwand der Kirche.

 

1845-1892 Knudt Andreas Frerks

Knud Andreas Frerks wurde in Wyk geboren am 25. Juli 1815. Er war ein Schüler von Pastor Asmussen. Sein Vater (Jung Knudt Frerks) verunglückte als Kapitän noch seiner Geburt auf See. Er studierte in Kiel 1836-1839, war Hauslehrer bis 1842 in Angeln, 1843-1845 Kompastor in Husum. Pastor Frerks war als Pastor von Boldixum im Amt von 1845-1892, er feierte sein 50 jähriges Amtsjubiläum und wurde aus diesem Grund mit dem „Roten Adlerorden“ geehrt. Aus diesem Anlass hatte die Gemeinde Geld gesammelt, das in die  „Pastor Frerks Stiftung zur Förderung bedürftiger Theologie Studenten und Seminaristen“ einging. Der Pastor stiftete der St. Nicolai Kirche zwei Messingkronleuchter, welche aber leider im Krieg eingeschmolzen wurden. Pastor Frerks war wie sein Lehrer und Amtsvorgänger ein sehr humorvoller, den Menschen zugewandter Seelsorger, dem alle mit Achtung begegneten. Er verstarb am 30. Juni 1899 im Alter von 83 Jahren.

Knud Andreas Frerks Eltern waren Jung Knudt Frerks 1762–1815 und Catharina Andresen Frerksen 1776–1859. Er war verheiratet mit Anna Elisabeth Caroline Heider Frerks 1822–1889.  Sein Sohn Heinrich Frerks lebte von 1846–1910. Seine (Halb)geschwister waren

  • Debora Frerks 1845–1845
  • Catharina Frerks 1852–1861
  • Bahne Asmus Frerks 1856–1890 
  • Betty Frerks Jensen 1859–1928

 

1893-1899 Hinrich Cornelius Ketels (Quelle: Ingke Peetz)

Hinrich Cornelius Ketels (1855-1940) unternahm als Kabinenjunge 1871 und 1872 zwei Reisen mit seinem Vater von Kopenhagen nach Grönland. Auf Empfehlung seiner Eltern und seines Onkels Julius August Ketels beschloss er, Theologie zu studieren. Sein Onkel Brar V. Riewerts, damals Pastor in Stellau, bereitete ihn 1873/74 auf das Gymnasium vor. Im Herbst 1874 trat er in das "Alte Gymnasium" in Flensburg ein, wo er, jetzt 22 Jahre alt, 1878 sein Abitur bestand. Am 6. erfüllte er zunächst seine Pflicht als sogenannter "Einjähriger" Jägerbaillon in Erlangen 1878/79. Es folgte das Theologiestudium in Erlangen, Kopenhagen, Kiel und Berlin von 1879 bis 1884, das er im Mai 1884 mit "lobenswerter Auszeichnung" abschloss. Die gesamte Ausbildung kostete seinen Vater 12.225 Mark. Nach einer Studienreise nach Norwegen im Sommer 1884 wurde Hinrich am 29. August 1884 zum Adjutanten des Pfarrers in Zarpen bei Lübeck geweiht. Anschließend war er von 1885 bis 1891 Pfarrer in Langeneß, Nordmarsch, Gröde und ab 1887 in Oland sowie 1891/92 in Bordesholm. Dann folgte er dem Ruf der Pfarrei St. Nicolai nach Boldixum / Föhr, den er von 1893 bis 1899 als Pfarrer leitete. Dort setzte er das neue Gebäude des Pastorats gegen einen Widerstand in der Gemeinde durch. Er befürwortete nachdrücklich den Bau eines neuen Schulgebäudes in Wrixum im Jahr 1895 und des Missionshauses Eben Ezer in Wyk im Jahr 1899. Anschließend verließ er die Insel, um einige Jahre als Prediger in der Michaelis-Kirche in Schleswig und dann von 1903 bis 1903 zu arbeiten seine Pensionierung im Alter von 71 Jahren im Jahr 1926 in Kiel-Hassee. Während seiner Amtszeit in Hassee gelang es ihm, die Gemeinde zum Bau einer neuen Kirche zu bewegen, die strukturell mit einem Gemeindehaus verbunden war, eine Entscheidung, die für diese Zeit ungewöhnlich war. Er wurde dazu während einer Reise (1910) in die USA inspiriert. Hinrich Cornelius wurde als HALLIGPASTOR bekannt. Das Bild "Bekenntnis zu Hallig Oland" von Jacob Albert (30. 6. 1860 - 7. 11. 1941), das Hinrich Cornelius Ketels während eines Gottesdienstes zeigt, ist bekannt und hängt im Museum "Nissenhaus" in Husum.  

 

1899-1942 Friedrich Wilhelm Christian Höber

Als der Pastor Friedrich Wilhelm Christian Höber, geb. in Westerland/Sylt das Amt in St. Nicolai von 1899-1942 versah, konnte die Gemeinde oft seine Strenge bei seinen Predigten kennenlernen. Einzelne Personen wurde regelrecht „abgekanzelt“ mancher fürchtete sich vor seinen „Bemerkungen“. Der Lehrer und Küster Matthieas Boyens beschreibt diese Situation während der jährlichen „Schulvisitationen“ sehr treffend.

 

1947-1950 Dr. Friedrich Christoph Hübner

Für die neuere Zeit ist Pastor Dr. Friedrich Christoph Hübner zu erwähnen, der von 1947-1950 in einer sehr schwierigen Zeit mit einer großen Bevölkerung (durch den Zuzug der vielen Flüchtlinge) in der Gemeinde tätig wurde. Er rief viele Aktivitäten ins Leben, deshalb bedauerten viele seinen Weggang von Föhr. Pastor Hübner bekleidete in der Folgezeit mehrere leitende Ämter und wurde später zum Bischof von Holstein berufen.

 

1960-1972 Karl Walter Daniel

Allen in guter Erinnerung ist sicherlich Karl Walter Daniel, der damals hier als Vikar tätig war. Von 1960-1972 wurde er in das Amt des Pastors an der St. Nicolai Gemeinde gewählt. Neben seinen vielen Aktivitäten wurde er bekannt durch das Spielen der Drehorgel. Mit diesen Einnahmen finanzierte er viele gemeinnützige Zwecke.

 

Die Pastoren haben der St. Nicolai Gemeinde viele Jahre, oft Jahrzehnte gedient und wurden sehr geschätzt.

 

Quelle: ÜÜB FEER 2018, Karin Hansen

Konzert mit russischen Künstlern
 
 

Eine Tafel am Eingang erinnert an die Gefallenen der Kriege von 1848/51, 1864 und 1870/71.

Dreijähriger Krieg 1848-51: Ende März 1848 bricht der Krieg um Schleswig aus, der drei Jahre währt. Daher auch der Name Dreijähriger Krieg. Es ist ein Bürgerkrieg zwischen dem dänischen Staat und der schleswig-holsteinischen Aufruhrbewegung.

Die Einigungskriege 1864-1871: Zwischen 1864 und 1871 führt Preußen drei siegreiche Kriege. An deren Ende entsteht ein Nationalstaat nach der "kleindeutschen Lösung" - in Versailles wird das Deutsche Kaiserreich gegründet.

Foto: E-W / WikipediaOriginal; Lizenz: CC by-sa 3.0

Eine Besonderheit ist die „Confitentenlade“, sie befindet sich an der Ostecke des Wyker Schiffes, es ist ein kleiner Holzkasten, den man öffnen kann, dahinter befinden sich drei Abteilungen, für jeden Ort eine, wer zum Abendmahl gehen wollte legte in das entsprechende Fach einen Zettel mit seinem Namen, sodass der Pastor über die Teilnehmer informiert war.

Votivschiff (1955)

Seit 1955 befindet sich in der Kirche ein Votiv-Schiff gestiftet zum Gedenken an Kobis Christiansen, welcher als 14 jähriger Schiffsjunge vor der Australischen Küste von einem Großsegler von Bord gespült wurde und ertrank. Stifter war der ältere Bruder, der Kapitän Friedrich Christiansen aus Wyk, welcher dieses Schiffsmodell in einem Geschäft in den Niederlanden entdeckte, es trug den Namen „De jonge Kobis van der Wyk“, das war Anlass das Schiff zu erwerben.

 

 

Die beiden nächsten Collagen sind aus dem Jahr 2001, die Kirchgängerin in Inseltracht aus 2006.

 
 

Kirchgängerin 2006 in Föhringer Tracht: In der heutigen Zeit wird  die Friesentracht nur noch zu ganz besonderen Anlässen getragen, zum Beispiel Konfirmation, Hochzeit, immer häufiger auch zu Schulentlassungen oder von der Trachtengruppe zu den öffentlichen Auftritten über die Saison verteilt. Mit der aus dem 19 Jahrhundert stammenden, von den hiesigen Seefahrern aus Portugal mitgebrachten und der spanischen Hoftracht nachempfundenen Fiesentracht bieten die Frauen einen wundervollen Anblick. Die wertvolle Panzerkette mit den Zeichen Glaube, Liebe und Hoffnung in Form des Kreuzes, des Herzens und des Ankers und die filigranen Silberknöpfe tragen dazu bei die Tracht und ihre Trägerin besonders hervorzuheben. Hier ist es eine Friesin, die sich - anlässlich eines Konzerts mit russischen Künstlern in der Nicolai-Kirche - festlich herausgeputzt hat. Das Anlegen der Tracht dauert mehrere Stunden; insbesondere das Anlegen der Haube und/oder des Kopftuchs sowie das Feststecken der Haare mit Haarklammern sind sehr zeitaufwändig. Mindestens eine zweite Person muss beim Anlegen der Tracht helfen.

 

 

Geschichte eines Wahrzeichens

Mittelpunkt der drei Föhrer Ortschaften Wrixum, Boldixum und Wyk ist seit etwa 800 Jahren die Kirche St. Nicolai. Ein genaues Baudatum ist nicht zu bestimmen, aber im Erdbuch des dänischen König Waldemar Sejr (der Sieger) wird 1240 auch diese Föhrer Kirche genannt, das bestätigt ebenfalls der Münzfund, welcher 1707 beim Anbau des Norderflügels, auch „Norderstück“ oder „Wyker Schiff“ genannt, entdeckt wurde. Drei Münzen aus dieser Zeit befanden sich in einer Kapsel, sie waren gekennzeichnet mit der Inschrift: „WALDEMAR REX DAN. ET NORW.“ (Waldemar König von Dänemark und Norwegen). Mit dem Anbau des Norderflügels beabsichtigte man Platz für die Wyker Einwohner zu schaffen, denn Wyk war 1706 ein selbständiger Flecken geworden. In der Amtszeit und unter der Regie von Pastor Henning Feddersen wurde der Bau geplant und ausgeführt. Für diesen Bau mussten große finanzielle Anstrengungen gemacht werden, womit nicht alle Gemeindemitglieder einverstanden waren. Dieser Widerstand führte dazu, dass zwei Boldixumer sogar nach Tondern ins Gefängnis kamen. Auch als der Bau fertig war gingen die Streitigkeiten weiter, die Frauen weigerten sich die neuen Plätze einzunehmen und verjagten die Kinder, welche sich auf die Frauenplätze setzten. Der Streit ging in der Kirche weiter und da auch Ermahnungen nichts fruchteten, drohte der Pastor sogar damit sein Amt niederzulegen. Damals waren die Sitzplätze für Männer und Frauen getrennt, es war üblich dass man die Kirchenplätze kaufen konnte, ein solcher Platz konnte vererbt oder weiter verkauft werden, oft hatte dieser Platz einen größeren Wert als ein Haus, weniger begehrte Plätze wurden einmal im Jahr verlost. Der Pastor Henning Feddersen (8. evangelischer Pastor von St. Nicolai) war ein Sohn des Schiffers Johannes Feddersen, welcher 1704 für die Einwohner von Wyk den Schriftverkehr zwecks Erlangung der Hafengerechtigkeit führte. Johannes Feddersen war verheiratet mit der Tochter Anna des Pastors Henning Henningsen (5. Pastor an St. Nicolai), dessen Grabstein liegt vor dem Altar, denn damals wurden die Pastoren in der Kirche beigesetzt. Der ursprüngliche Kirchenbau bestand aus dem 38 Meter langen Kirchenschiff mit der Apsis. Die Anbauten wurden später angefügt, so wie der auf der Südseite, heute die Sakristei, früher war es das „Kast-BohrsHus“ (Kasten-(Sarg)- BahrenHaus), hier wurde die Bahre für den Sarg bis zur nächsten Beerdigung abgestellt, ebenso kamen die beiden Windfanganbauten auf der Nord- und Südseite dazu. Der Glockenturm, wurde erst im 15. Jahrh. errichtet. Von Gemeindemitgliedern wurden Glocken gestiftet, „einem verstorbenen Familienmitglied zum Gedächtnis, der Kirche zur Zier und Gott zur Ehr.“ Die Glocken wurden bis auf eine, in den Weltkriegen eingeschmolzen, nach dem zweiten Weltkrieg wurden aber zu der alten Glocke zwei neue gestiftet. Die Glocken wurden früher im Auftrag des Küsters von größeren Schuljungen geläutet. Am 18. April 1735 wurde hierfür von dem Reepschlägermeister Peter Abraham Petersen ein neuer Glockenstrang geliefert. Am Turm sieht man außer den notwendigen Mauerankern die Daten der jeweiligen Renovierungen und die Initialen der damaligen Kirchenältesten. Der Innenraum der Kirche besteht aus vier quadratischen Einwölbungen, wovon die vierte, der Chorraum, etwas kleiner ist, ein Bogen verbindet Chor und Schiff. Die Bemalung der Bögen und Rippen verleiht nach der 1969/70 gemachten Entdeckung und Restaurierung der ursprünglichen Bemalung mit rot-weißem und schwarzweißem Schachbrettmuster und den stilisierten Blumen, dem Kirchenraum eine heitere Note. Die Fenster an der Südseite wurden nach der Reformation vergrößert, vorher genügten die vorhandenen kleinen Fenster, denn der Gottesdienst wurde vom Altar aus in lateinischer Sprache gehalten. Es gab keine Sitzplätze, man hörte dem Priester knieend oder stehend zu. Zum Lesen benötigte man jetzt mehr Licht, die Gemeinde wurde am Gottesdienst beteiligt, und sang die Kirchenlieder aus dem Gesangbuch mit. Es wurden Sitzplätze geschaffen, die Bänke wurden 1832 erneuert und erhielten 1970 die heutige Farbgebung. Im Jahre 1630 erhielt die Kirche eine Kanzel, die sechs Bogenfelder zeigen als Relief Szenen aus dem Leben Jesu, darunter liest man den entsprechenden Text in plattdeutscher Sprache. Die Inschrift auf dem dazu gehörenden Schalldeckel ist dagegen Hochdeutsch. In der katholischen Zeit besaß die Kirche einen Hochaltar, welcher 1643 in der Amtszeit des 4. evangelischen Pastors Jacob Hennings ersetzt wurde. Geschaffen wurde der Altar von dem damals bekannten Schnitzer Johann von Stedesand, die damals vorhandenen fünf Nebenaltäre wurden entfernt. Im Mittelteil des Altars sieht man das farbig gestaltete Abendmahl, in den vier Ecken werden die vier Evangelisten dargestellt, auf den übrigen vier Feldern, den vier Abbildungen im rechten und linken Seitenflügel, sowie im Aufsatz wird das Leben Jesu dargestellt, hier nicht farbig sondern in einer hellen, marmorähnlichen Bemalung. Die Pedrella im unteren Teil weist auf Plattdeutsch auf die einzelnen Textstellen hin. 1968 wurde der Altar durch einen Schwelbrand stark beschädigt und musste restauriert werden, auch der Kirchenraum wurde durch Ruß stark verunreinigt. Zwei Paar spätgotische Messingleuchter stehen auf dem Altar. Auch diese Gegenstände sind heute gut gesichert, wie es heißt wurden die Leuchter vor Jahren gestohlen und in Paris dem damaligen Schah von Persien zum Kauf angeboten, kehrten aber in die Kirche zurück. Zur weiteren Ausstattung gehört das um 1300 geschnitzte, farbige Abbild des Namensgebers, des heiligen Nicolaus, welcher sitzend auf die versammelte Gemeinde sieht. Das älteste Teil der Ausstattung dürfte der vor dem Altar stehende Taufstein aus Kalkstein sein, welcher von der Insel Gotland stammt. Eine Besonderheit ist die „Konfitentenlade“, sie befindet sich an der Ostecke des Wyker Schiffes, es ist ein kleiner Holzkasten, den man öffnen kann, dahinter befinden sich drei Abteilungen, für jeden Ort eine, wer zum Abendmahl gehen wollte legte in das entsprechende Fach einen Zettel mit seinem Namen, sodass der Pastor über die Teilnehmer informiert war. Die St. Nicolai Kirche besaß einmal zwei Kronleuchter aus Messing, gestiftet von dem Pastor Knudt Andreas Frerks (13. Pastor an St. Nicolai). Zu seinem 50. Amtsjubiläum wurde er mit dem „Roten-Adler-Orden“ ausgezeichnet. Verbunden damit war eine größere Geldsumme, welche er in der „PastorFrerks-Stiftung“ festlegte zur Unterstützung von bedürftigen Theologiestudenten. Die Kronleuchter wurden im Krieg eingeschmolzen. Die beiden Wyker Kapitäne Friedrich und Carl Christiansen stifteten der Kirche zwei andere Kronleuchter, aus Eiche geschnitzt von dem Wyker Tischlermeister Levsen, diese wurden in der Amtszeit von Pastor Volker Bethge (20. Pastor) abgehängt und vernichtet. Seit 1955 befindet sich in der Kirche ein Votiv-Schiff gestiftet zum Gedenken an Kobis Christiansen, welcher als 14 jähriger Schiffsjunge vor der Australischen Küste von einem Großsegler von Bord gespült wurde und ertrank. Stifter war der ältere Bruder, der Kapitän Friedrich Christiansen aus Wyk, welcher dieses Schiffsmodell in einem Geschäft in den Niederlanden entdeckte, es trug den Namen „De jonge Kobis van der Wyk“, das war Anlass das Schiff zu erwerben. Die Kirche hatte bereits um 1600 eine Orgel, die heutige stammt aus dem Jahre 1735, sie wurde bei Klappmeyer, einem Schüler Arp Schnittgers, in Glückstadt gebaut, dahinter, seit 1955, das große Hauptwerk, hergestellt in der Werkstatt von Beckerath in Hamburg. Von einigen Pastoren wurden Portraits angefertigt, das Bildnis von Jacob Henningsen zeigt auf der Rückseite das Bildnis seiner Schwiegertochter Anna Hansen, aus Bredstedt, das Bildnis seines Sohnes zeigt auf der Rückseite seine Mutter Anna Knudts von Oland. Weitere Gemälde zeigen die Pastoren Henning Feddersen, Knudt Andreas Frerks und Friedrich Wilhelm Höber. Im nördlichen Eingang zum Chor steht ein eisenbeschlagener Opferstock (eine „Sklavenkasse“?) Des weiteren erinnert eine Tafel an die Gefallenen der Kriege von 1845, 1864 und 1870/71. Über das Leben der Generationen erzählen auf dem Friedhof die vielen Grabsteine von Commandeuren und Kapitänen, von Hofbesitzern, Handwerkern, Menschen aus Verwaltung und Gerichtsbarkeit, von Lehrern und Pastoren, von einfachen und bedeutenden Menschen. Heute stehen diese Zeugnisse unter Denkmalschutz, das war leider in der Vergangenheit nicht immer so. Viele dieser geschichtlichen Zeugen wurden vernichtet, teilweise wurden sie verkauft und mit neuem Text versehen, wie z.B. der schon sehr früh unter Denkmalschutz stehende Stein auf der Familiengrabstätte des Pastor Ipsen von Oland, welcher in einem Lorbeerkranz eine lateinische Inschrift trug, jetzt steht hier ein anderer Name. Hoffen wir, dass in der Zukunft mit den wertvollen Zeugen der Vergangenheit sorgsam umgegangen wird.

 

Quelle: Üüb Feer 34/2012, Karin Hansen

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