Bommern - Wittens Vorort mit Herz

Wer weiß schon, dass das Schloss Steinhausen Mitte des 19. Jahrhunderts einmal dem Bürgermeister von Amsterdam gehörte? Oder dass es in Bommern einmal einen Ziegenzuchtverein gab – und 1926 sage und schreibe 22 Gaststätten? Wer mehr darüber erfahren möchte, wie die Bommeraner in der Landwirtschaft, im Bergbau, in Betrieben der Metall- und Elektroindustrie einst ihr Geld verdienten, der sollte einen Blick in das neue Buch von Klaus Wiegand werfen: „Arbeitsplätze in Bommern / Bommerholz im Wandel der Zeit“.

 

Bommern ist einer der sieben Stadtteile in Witten und aufgrund des Bergbauwanderwegs Muttental ein bekanntes Ausflugsziel. In der so genannten Werdener Urbare wird im Jahr 990 ein Bodenburion aufgeführt, von dem man annimmt, dass es sich dabei um Bommern handelt. Eine abgeleitete Überlieferung des Namens findet sich bis heute in der Bezeichnung der längsten Straße Bommerns, des Bodenborns. Bommern entstand nicht aus einem Dorfkern heraus, vielmehr können heute mehrere Siedlungsschwerpunkte nachgewiesen werden, die sich über das gesamte Gebiet des heutigen Bommerns erstrecken. Aus Aufzeichnungen aus dem späten 15. Jahrhundert geht hervor, dass in Bommern zu dieser Zeit zehn große Höfe an das Stift Herdecke abgabepflichtig waren. Zu Bedeutung über die Region hinaus gelangte Bommern Mitte des 18. Jahrhunderts, als nahe dem Ruhrufer mit der Kohleförderung begonnen wurde. Das Gebiet, in dem die Kohle gefördert wurde, ist heute als so genannter Bergbauhistorischer Wanderpfad (Bergbauwanderweg Muttental) ein beliebtes Ausflugsziel für Besucher aus der gesamten Region. Ende des 19. Jahrhunderts gehörte Bommern zunächst zum Amt Volmarstein, einem Zusammenschluss mehrerer kleiner Gemeinden. Am 1. April 1895 schied Bommern jedoch aus diesem Amt aus und bildete fortan eine selbstständige Gemeinde innerhalb des Landkreises Hagen.

Schloss Steinhausen

1905 gab es über 3900 Bommeraner

Friedrich Oberste-Frielinghaus gehört das Schloss Steinhausen, das Bethaus, über 28 Hektar Ackerland und viel Wald. Seine Vorfahren haben sich ebenso wie die Bommeraner Familie Niederste-Frielinghaus einst an Kohlebergwerken beteiligt.

Bethaus
Altes Fachwerkhaus an der Rauendahlstraße.

Bommern kam 1929 zu Witten. 1804 lebten etwa 348 Einwohner in Bommern, 1839 bereits 1590, 1905 dann 3922. Gründe des Bevölkerungszuwachses: ein deutlicher Anstieg der Geburten und eine hohe Zuwanderung von jungen Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung, die hier Arbeit im Bergbau fanden. Viele Kötter, Besitzer von Kleinbauernstellen, von denen die meisten bis 1900 auf den damaligen Bommerschen Zechen beschäftigt waren lebten in bommern. Mit einer Belegschaft von 600 Mann förderte 1896 die Zeche Vereinigte Bommerbänker Tiefbau 145.000 Tonnen Kohle, war damit damals der wichtigste Arbeitgeber. 1906, nach der Stilllegung der Zeche, blieb ein großer Teil der Kötter dem Bergbau treu, der sich nördlich der Ruhr ausweitete.

"Kate" oder "Kotten" war die Bezeichnung eines einzelnen einfachen Wohnhauses oder einer einzelnen Werkstatt in oder abseits der dörflichen Gemeinschaft. 

Als Kötter wurden seit dem Spätmittelalter Dorfbewohner bezeichnet, die einen kleinen Hof (Kotten) besaßen. Diese Höfe waren in der Regel am Dorfrand angesiedelt oder von alten Höfen abgeteilt. Zumeist lag am Kotten ein kleiner Garten, welcher der Nebenerwerbslandwirtschaft diente. Etwas außerhalb des Dorfes gehörten noch weitere Acker- oder Weideflächen dazu. Da der Ertrag häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, waren die Kötter zusätzlich Handwerker oder verdingten sich als Tagelöhner auf Bauern- und Herrenhöfen. Ihr Besitz betrug meist nur wenige Hektar Land und etwas Vieh.

Ziegelei Dünkelberg

Schloss Steinhausen gehörte ab 1732 den Freiherrn von Elverfeldt. 1851 wurde das Adelsgut dann an den damaligen Bürgermeister von Amsterdam, Dr. den Tex, verkauft. 1893 erwarb Friedrich Wilhelm Dünkelberg die Gebäude. Der 1853 geborene Bauarbeiter und Schichtmeister wurde zum einflussreichsten Unternehmer Bommerns – bis zu seinem Tod 1933. Dünkelberg wohnte im Schloss Steinhausen, renovierte und modernisierte es und stattete es mit einer Zentralheizung aus. Mit dem Besitz des Ritterguts hatte dieser auch die stillgelegte Zeche Nachtigall übernommen. Friedrich Wilhelm Dünkelberg betrieb Ackerbau, Vieh- und Forstwirtschaft und eine Ziegelei auf der Zeche Nachtigall. Seine Steine kamen auch beim Bau des Dortmunder Hauptbahnhofs zum Einsatz. Dünkelbergs Tochter Anna heiratete den Grundbesitzer Friedrich Wilhelm Albert Oberste-Frielinghaus. Nach Dünkelbergs Tod ging sein Besitz damit an die große Bauernfamilie.

Neben Dünkelbergs Ziegelei war der Stahlhammer ein weiteres mittelgroßes Unternehmen in Bommern, das der Zeche Bommerbank vorgelagert war. Die Produktionspalette der Firma war groß: Schmiedestücke für Maschinenfabriken, Schiffs-, Berg- und Hüttenwerke, Ketten für den Eisenbahnbedarf. 1978 siedelte das Unternehmen nach Hamm um, wo es heute noch unter dem Namen „Stahlhammer Bommern“ tätig ist.

Die in einer Grünanlage in Witten-Bommern unweit der Ruhr stehende Transmission erinnert an die 1911 gegründete Firma Stahlhammer Bommern Gebr. Schneider. Sie produzierte geschmiedete Lastgehänge, Kettenhaken, Sonderschlüssel und Schiffssteven. 1978 erfolgte die Umsiedlung des Unternehmens nach Hamm, wo die Firma auch heute noch unter dem Namen „Stahlhammer Bommern“ tätig ist.

 
 

Kirchengeschichte

Eng mit der Kirche in Wengern verbunden, bekannten sich die Bommeraner Christen ab 1543 zu den Lehren Luthers. Ende des 19. Jahrhunderts kam es zwischen den Bommeranern Protestanten und der Landeskirche zu erheblichen Verstimmungen. Bommern wünschte sich eine eigene Kirche, die Bitte wurde von der Landeskirche jedoch, so wird es überliefert, „schroff“ abgelehnt, woraufhin etwa 200 Bommeraner aus der Kirche austraten. 1890 gab die Landeskirche dem Drängen der Bommeraner nach, 1892 wurde mit dem Bau einer eigenen Kirche begonnen. Auf die traditionelle Ausrichtung des Chores gen Osten wurde verzichtet, da es so möglich war, die Kirche auf einem Hügel zu errichten, weithin sichtbar. 

 
 

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