Burgruine Isenburg Hattingen
Die Isenburg in Hattingen, in alten Urkunden Burg Isenberg genannt, stellt sich dem Besucher nicht erst seit heute als Ruine dar. Sie wurde im Winter 1225/26, also bereits 25 Jahre nach ihrer Fertigstellung im Jahre 1200, zerstört (man hatte damals eben ein etwas anderes Verhältnis zu Immobilien). Das Gelände der Burg steht unter Denkmalschutz, die Ruine selbst ist zwar kein Weltkulturerbe aber so schön, dass sie schon gelegentlich in Hochglanzkalendern abgebildet wurde.
Die Ruine der Burg Isenburg repräsentierte in ihrer Ausdehnung und Außenwirkung der gewaltigen Bauformen den hohen sozialen Status und Machtanspruch ihrer Erbauer, Graf Adolf von Altena (seit 1193 Erzbischof von Köln und Herzog von Westfalen) sowie dessen Bruder Graf Arnold von Altena. Die erste Erwähnung als “Castrum Ysenberg” verdanken wir einer die Zeiten überdauernde Urkunde aus dem Jahr 1200, gesiegelt durch Erzbischof Adolf von Köln. Der Baubeginn der Burganlage wird für 1193/94 vermutet. In der wechselvollen Geschichte der Burganlage im 12. und 13. Jahrhundert spielen der Hochadel, die Kirche, ein Totschlag, Heucheln, Meucheln und Machtpolitik nicht unwesentliche Rollen. Das markante Haus Custodis wurde Ende der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts als Landhaus mitten in die Burgruine gebaut, sozusagen als Zweitverwertung der unverbaubaren Aussicht über das Ruhrtal.
Apropos Meucheln, Rauben, Töten....
Friedrich von Isenberg, Graf von Isenberg, auch Friedrich de Novus Ponte genannt (* vor 1193; † 14.11.1226 in Köln), war Sohn von Arnold von Altena, dem Grafen von Altena († nach 1205) und Mechthild von Holland. Sein Stammsitz war die Burg Isenberg bei Hattingen. Er ließ seinen Onkel 2. Grades Engelbert I. von Köln (auch Engelbert II. von Berg), den Erzbischof von Köln, am 7. November 1225 in einem Hohlweg im heutigen Gevelsberg von Gefolgsleuten überfallen. Weil der Erzbischof bei dem Kampf lebensgefährlich verletzt wurde und kurz darauf starb, wurde Friedrich von Isenberg nach langer Flucht festgenommen und hingerichtet.
Aus seinem Gefängnis verfasst er einen (fiktiven) Brief:
Anno Domini MCCXXV – auf den Tag Sancti Martini zugehend
In meiner Kammer auf der Burg zu Isenberg, bei Hattingen
Zu eigenem Gedenken und zum Zeugnis meiner Gedanken, verzeichne ich in stiller Stunde, was mein Herz bewegt und was mein Geist nicht schweigen kann. Der Zwist mit dem Erzbischof Engelbert, meinem Vetter und einstigem Weggefährten, hat nun jenes Maß erreicht, das weder Zunge noch Feder zu beschönigen vermag. Was uns einst verband, Blut, Erziehung, das gemeinsame Streben im Dienste des Reiches, ist von Missgunst, Ehrgeiz und der Habgier jenes Kirchenfürsten zerrüttet worden. Er nennt sich Advocatus ecclesiae, doch raubt, was er schützen soll. Die Vogtei von Essen, die seit Geschlechtern meiner Familie anvertraut war, hat er mir genommen mit dem Urteil einer geistlichen Gewalt, die ihre weltlichen Hände längst tief in unsere Rechte vergraben hat. Was Recht war, ist durch Engelberts Willkür zum Spielball kirchlicher Gier geworden. Ich bin kein Feind des Glaubens. Ich knie vor dem Herrn und zittere vor dem Kreuz Christi, doch nicht vor dem goldenen Bischofsstab, der wie ein Schwert über die Häupter der westfälischen Grafen schwebt. Engelbert herrscht nicht als Seelenhirte, sondern als Fürst, mit stählerner Faust. Seine Reiter durchstreifen unser Land, fordern Zins, beugen Recht. Wo einst Eintracht war, herrscht nun Furcht vor dem Bann und der kaiserlichen Gunst, die Engelbert wie eine Krone trägt. Ich habe mit ihm gesprochen, zuletzt zu Soest, mit kühlen Worten, ohne Bruderschaft. Ich mahnte ihn an unsere Verwandtschaft, an die Notwendigkeit des Maßes. Doch sein Blick war hart, seine Worte voller Hochmut. „Wer das Kirchenrecht bricht“, sagte er, „steht außerhalb des Friedens.“ Als ob ich den Frieden gebrochen hätte! Doch was soll der Mann tun, dem keine Gnade mehr zuteil wird? Ich will kein Blut. Ich will mein Recht. Ich will das Ende der Willkür, den Ausgleich der Kräfte. Noch glaube ich, es mag mit List und Standesklugheit möglich sein, Engelbert zur Einsicht zu bringen, ja, zur Haft, auf dass er höre und endlich Maß nehme. Der Rat der Männer, die um mich stehen, sie reden leise, doch ihre Stimmen klingen wie Stahl im Morgengrauen. Ich zögere. Aber der Erzbischof zwingt mich zur Tat, wie ein Jäger das Wild in die Enge treibt. Und das Wild wird sich wehren. Wenn Gott mir vergibt, dann möge er mein Herz richten, nicht mein Blut.
Friedrich, Graf von Isenberg
Das Haus auf dem Berg sollte nach einem Feuer vor 30 Jahren abgerissen werden. Stattdessen wurde es erst Ruine in der Ruine und schließlich Denkmal. Heute beherbergt Haus Custodis ein kleines Museum zur Isenburg. Mehrere Jahre dauerte der Wiederaufbau nachdem Haus Custodis am 26. August 1985 in Folge eines Einbruchs mit Brandstiftung niederbrannte. Damals konnte man es nur noch kontrolliert abbrennen lassen. Der Turm wirkte wie ein Kamin. Zum Teil waren die steinernen Treppenstufen abgeplatzt. Im Ergebnis standen nur noch die Bruchsteinmauern. Alles andere war verbrannt. Auch die Werkzeuge und der Gruppenraum des Isenburg-Vereins, der erst drei Wochen zuvor fertiggestellt worden war. Am 1. Januar 1996 wurde das Museum in Haus Custodis eröffnet, in dem die Funde zur Isenburg ausgestellt werden. Inzwischen ist das Haus Ausflugsziel für Familien.
Geht es nach den Plänen der hierfür zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf, dann soll der Bereich am Fuße der Isenburg – genauer vom Wehr in Hattingen bis zu dem in Dahlhausen – auf einer Strecke von rund sieben Kilometern renaturiert werden.
Nach den Vorplanungen zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die bereits ganz konkret 320.000 Euro gekostet haben, soll die Ruhr zurück entwickelt werden zu einem breiten, dynamischen Fließgewässer. Beispielsweise soll die Ruhr in dem Planungsabschnitt auf stellenweise bis zu 90 Meter verbreitert werden, die Buhnen (Landzungen, die in die Ruhr ragen) sollen gänzlich verschwinden, die Ufer, wie es die Planer nennen, „entfesselt“ werden. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung einer überflutungsgeprägten Auenlandschaft. Das Ruhrhochwasser soll gezielt in die Aue gebracht und abgesenkt, wertvolle alte Einzelgehölze erhalten werden.