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Maschinenhalle Zeche Zollern - "Kathedrale der Arbeit"

Der Entwurf für eine Maschinenhalle in Backsteingotik lag bereits vor, da änderte der Zechendirektor im Jahr 1902 spontan seine Pläne. Unter dem Eindruck zweier völlig neu konstruierter Pavillons auf der Düsseldorfer Industrie- und Gewerbeausstellung ließ er stattdessen von einem neuen Architektenteam unter der Leitung des Berliner Architekten Bruno Möhring die erste moderne Industriehalle des Ruhrgebiets errichten.

 

Neben einem starken Repräsentationswillen spielte wohl auch der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle: Da man einen Stahlskelettbau in kürzerer Zeit fertig stellen konnte, war eine frühere Produktionsaufnahme möglich. Das filigrane Stahlskelett der Halle überspannt einen fast hundert Meter langen, lichtdurchfluteten Raum. Zwei Ausstattungsdetails haben die Halle besonders bekannt gemacht: die große marmorne Schalttafel, die wie ein Altar der Elektrotechnik wirkt, sowie das ovale Eingangsportal, das nicht nur zu einem Symbol des Jugendstils wurde, sondern der Halle auch zu ihrem Ruf als wohl bekanntestes Industriedenkmal Deutschlands verhalf.

 
"Kathedrale der Arbeit"

Schon beim Betreten des Geländes spürt man die Geschichte, die in jeder Ecke lebendig wird. Besonders die Maschinenhalle mit ihren filigranen Fenstern und dem imposanten Aufbau wirkt fast wie eine Kathedrale der Arbeit. Man kann sich lebhaft vorstellen, wie hier vor vielen Jahren Menschen Tag für Tag unter harten Bedingungen geschuftet haben, um das Leben der Region voranzutreiben.

früher....

Gut 100 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme (1903) war die Maschinenhalle der Zeche Zollern dringend sanierungsbedürftig. Deshalb hatte der Landschafts-Verband Westfalen-Lippe (LWL) beschlossen, die Ikone aus Stahl, Glas und Ziegeln umfangreich zu restaurieren. Mit den Arbeiten wurde 2008 begonnen; die Fertigstellung war für den Sommer 2012 anvisiert. Die Maschinenhalle wurde dann aber 8 Jahre lang saniert und wurde am 5. Sept. 2016 mit 4-jähriger Verzögerung wieder geöffnet. 

und heute ....

Schönheit aus Stahl und Glas: Die Maschinenhalle nach der mehrjährigen Sanierung
Der Eingangsbereich der Maschinenhalle
 
 
 
 
Vor der Restauration ...
... und danach.
 
 
Typisch für den Historismus: die Synthese aus verschiedenen Bauformen.
Berühmt ist die Halle vor allem wegen ihres Jugendstil-Portals mit seiner farbigen Verglasung. Ein solches Portal gibt es kein zweites Mal in einem Industriebau in Europa.

Kolbenkompressoren: In der Anfangszeit der Elektrotechnik war es schwierig, Motoren, Kabel, Verteiler u.ä. schlagwettergeschützt zu kapseln. Daher verwendete man in den gasgefärdeten Bereichen Druckluft. Auch nach der Verbreitung der nun sicherheitstechnisch ausgereiften Elektrotechnik unter Tage ab Ende der 1920er Jahren wurde weiterhin, z.B. für die Abbauhämmer, Druckluft benötigt. Erzeugt wurde die Druckluft ( 6 atü ) von Kompressoren in der Maschinenhalle.

Die 1903 fertiggestellte und 1968 stillgelegte Maschinenhalle war Energiezentrale und Fördermaschinengebäude.
Quecksilber-Thermometer

Tropföler

 

Ein Tropföler dient der Schmierung von Maschinen und Anlagen. Er gibt Öl oder andere Flüssigkeiten in einer bestimmten Menge an die Schmierstellen ab. Tropföler werden an Maschinenteilen oberhalb der Schmierstelle befestigt. Die Ölmenge wird über Ventile reguliert. Es gibt verschiedene Arten von Tropfölern, zum Beispiel:

  • Manuelle Tropföler
    Geeignet für Maschinen mit weniger häufigen Schmierintervallen oder für präzise Schmierung. Sie lassen sich einfach handhaben und sind langlebig.

  • Elektro-Tropföler
    Dosieren Öl oder andere Flüssigkeiten automatisch. Sie können über den Hauptschalter der Maschine oder über Stromkreise betrieben werden.

  • Druckluftöler
    Versorgen druckluftbetriebene Geräte mit Schmieröl. Sie haben ein Tropfensichtglas, das die eingestellte Tropfenmenge anzeigt.
 
 
 
 

Dr. Thomas Horn, Leipzig: Drehzahlmessgerät

Tachometer

▲ Es handelt sich hier um einen Drehzahlmesser, dessen Messbereich 70 bis 140 Umläufe in der Minute laut Skala beträgt.

 

Zur Geschichte der Fa. Theodor Horn: Durch Theodor Horn 1885 gegründet, Entwicklung und Produktion von Geschwindigkeits- und Drehzahlmessern. 1899 Bezug eines neuen Fabrikgebäudes in Großzschocher-Windorf. Dort arbeiteten damals ca. 100 Beschäftigte. Produktion im großen Stil für die Rüstungsindustrie wie z.B. die Kriegsmarine. Am 6.4.1945 Zerstörung des Werkes. Nach dem 2. Weltkrieg erfolgt unter Aufsicht der Besatzungsmächte der Wiederaufbau, jedoch ohne die alten Firmen-Inhaber. 1948 erfolgt die Umbenennung in VEB Messgerätewerk Leipzig, dann 1951 zum VEB Gerätewerk Leipzig und im Jahre 1970 mit anderen Betrieben Zusammenschluss zum VEB Kombinat Fernmeldewerk Leipzig. Im Jahr 1952 wurde von dem Industriellen Carl Bahrmann und Dr. phil. Erhard Horn, ein Sohn des Firmengründers Dr. Theodor Horn, eine neue Firma unter dem Namen Dr. E. Horn GmbH in Schönaich, nahe Stuttgart gegründet.

 
 
 
 
 
 
Die elektrischen Kompressoren lieferten die Druckluft für die Maschinen und Abbauhämmer unter Tage.
Die Schalttafel diente der Stromversorgung auf Zollern, sie war das "Nervenzentrum".
 
 

Vor der marmornen Schalttafel unter der goldenen Uhr steht noch heute der original erhaltene Maschinenpark, der um die Jahrhundertwende zum modernsten der Welt zählte und unweigerlich an Szenen aus dem Fritz Lang-Film „Metropolis“ denken lässt.

Die elektrischen Kompressoren lieferten die Druckluft für die Maschinen und Abbauhämmer unter Tage.

Neben dem architektonischen Wert der Anlage ist auch die technische Ausstattung hervorzuheben. In der Maschinenhalle sind die wichtigsten technischen Großgeräte wie Fördermaschinen, Kompressoren und Umformer weitgehend im Originalzustand erhalten. Von technikgeschichtlicher Bedeutung ist die Tatsache, dass auf Zollern erstmals alle wesentlichen Maschinen, also auch die Fördermaschinen, elektrisch betrieben wurden. Der Strom wurde ursprünglich in eigenen Generatoren erzeugt, die nicht mehr vorhanden sind.

Bei der Auslegung der technischen Anlagen wurde ebenfalls großer Wert auf Repräsentation gelegt. Augenscheinliche Beispiele sind die prächtige marmorne Schalttafel mit ihrer Vielzahl von Originalinstrumenten oder die große Jugendstil-Uhr in der Maschinenhalle.

Schon von außen sind auf Zollern an mehreren Gebäuden sakrale Elemente erkennbar. Aber es gibt auch viele kleine religiöse Akzente zu entdecken. Diese Schaltwand in der Maschinenhalle zum Beispiel ist wie ein Altar inszeniert. 

 
 
links: Vielfachumschalter auf der Schalttafel und Präcisions Stromzeiger von Siemens&Halske (unten).

2 Ferraris-Spannungszeiger mit einem Messbereich von 4000 bis 6000 Volt und ein Frequenzmesser System Frahm. Die weißen Anzeiger in einem Abstand von 0,5 Herz schwingen vertikal mit der Frequenz der angelegeten Spannung von 110V. 

 
 
 

Original.....

Das Produkt der Firma Siemens & Halske von 1902/03 ist die älteste elektrische Hauptschachtfördermaschine des deutschen Bergbaus. Die technischen Daten lassen das Ingenieurherz höher schlagen: 525 Volt Gleichstrom, zweimotorige Maschine mit 1410 PS Dauerleistung, 2800 PS Anfahrleistung, Fördergeschwindigkeit max. 13 Meter/Sek., Nutzlast 4,2 Tonnen, Förderung pro Tag max. 2700 Tonnen, vierbödiger Korb für 52 Mann bei Seilfahrt oder acht Wagen für Nutzlast. 

...und Modell

Ein Modell der Anlagen findet man in der Dauerausstellung in der Hauptverwaltung

Teilansicht vom Leonard-Umformer. Er machte aus Wechselstrom Gleichstrom und trieb die erste elektrische Hauptschacht-Fördermaschine an. Über ein nicht mehr vorhandenes tonnenschweres Schwungrad wurde genug kinetische Energie gespeichert um im Notfall eine Förderung sicher zu beenden. 

 
 
 
 
 
 

Leonard-Umformer. Er machte aus Wechselstrom Gleichstrom und trieb die erste elektrische Hauptschacht- Fördermaschine an. Über ein nicht mehr vorhandenes tonnenschweres Schwungrad wurde genug kinetische Energie gespeichert um im Notfall eine Förderung sicher zu beenden.

 
3 Meßgeräte: Volt, Ampere, Kilowatt
 

Die 1903 fertiggestellte und 1968 stillgelegte Maschinenhalle war Energiezentrale und Fördermaschinengebäude. (Die hier gezeigten  Bilder sind aus den Jahren vor Beginn der Restaurierung und nach Fertigstellung 2017, 2018)

 
 
 
 
 
 

Die Fördermaschinen bewegten die Förderkörbe, mit denen die Bergleute, die die Kohle, das Versatzgut und das Material im Schacht II transportiert wurden. Die zweimotorige Fördermaschine, 1902 erbaut und 1903 in der Maschinenhalle installiert, war die erste große elektrische Fördermaschine weltweit.

Fördermaschinen
 
 
 
Steuerung der Fördermaschine mit Förderkorb-Positionsanzeige.
 

Steuerung der Fördermaschine mit Förderkorb-Positionsanzeige.

 
 

Siemens-Schuckert Gleichrichter VD2511. Aufnahme 6x480V 6x545A 50Hz, Abgabe 560V 1330A 750 KW. Nachdem diese Quecksilberdampfgleichrichter entwickelt wurden, sorgten sie für den Gleichstrom für die elektrische Hauptschacht-Fördermaschine anstelle des Leonard-Umformers.

Der große Generator und die elektrische Fördermaschine der Zeche Zollern stehen heute für den vergossenen Schweiß der Arbeiter und die Vergangenheit des Ruhrgebiets. Die Sanierungsarbeiten der Maschinenhalle wurden im September 2016 abgeschlossen. Damit ist die "Kathedrale der Industriekultur" wieder öffentlich zugänglich.

 
 
Restaurierter elektrischer Kompressor-Motor
 
 

Die elektrischen Kompressoren lieferten die Druckluft für die Maschinen und Abbauhämmer unter Tage.

Treppe zum Keller: Die Maschinenhalle ist auf ihrer gesamten Fläche unterkellert. Im Keller befinden bzw. befanden sich die Fundamente der großen Maschinen, die teilweise in ihn hineinragenen. Im Keller installiert waren die Kondensatoren der Gleichstrom- und der Drehstromgeneratoren sowie der Kolben- und der Turbokompressoren. Durch ihn verliefen Frisch- und Abdampfrohre, Kühlwasser- und Dampfleitungen. Auch die gesamte Verkabelung war dort untergebracht.

Baujahr 1903: Die von 2003 - 2005 restaurierte Hauptschachtfördermaschine mit Förderseil zum Förderturm.

Das Produkt der Firma Siemens & Halske von 1902/03 ist die älteste elektrische Hauptschachtfördermaschine des deutschen Bergbaus. Die technischen Daten:
525 Volt Gleichstrom, zweimotorige Maschine mit 1410 PS Dauerleistung, 2800 PS Anfahrleistung, Fördergeschwindigkeit max. 13 Meter/Sek., Nutzlast 4,2 Tonnen, Förderung pro Tag max. 2700 Tonnen, vierbödiger Korb für 52 Mann bei Seilfahrt oder acht Wagen für Nutzlast.

Aufgrund schwerer Schäden an der Bausubstanz war die Halle seit 2008 für Renovierungsarbeiten gesperrt und nicht mehr frei zugänglich. Anfang September 2016 wurde sie wieder eröffnet. Keine 10 Jahre später bröckeln wieder die ersten Stein der Außenfassade.

 
 
 

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