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Republikaner-Denkmal Witten

 
 

Das Denkmal für die republikanischen Politiker Friedrich Ebert, Walter Rathenau und Matthias Erzberger besteht aus einem Sockel aus aufgeschichteten und vermörtelten, unbehauenen Ruhrsandsteinbrocken und einem nach oben spitz zulaufendem, grob behauenem, ca. 2 m großem Sandstein, der obeliskartig auf dem Sockel aufgestellt ist. Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt ca. 3,50 m. Auf dem größten Steinbrocken des Sockels sind auf der Vorderseite Reste einer ursprünglichen Inschrift zu erkennen, ebenso an kleinem Steinbrocken des Sockels auf der Südseite. Auf dem obeliskartigen Sandstein waren 3 metallene Reliefplaketten der Köpfe der 3 Politiker angebracht. Das Denkmal wurde im August 1926 errichtet. Aus dieser Zeit stammen noch der Sockel und die Ecksteine. Der ursprüngliche obeliskartige Findling und die daran befestigten in Metall gegossenen Portraitreliefs sind verloren. Der große Sockelstein trug ursprünglich die Inschrift: „Den drei großen Republikanern Erzberger-Rathenau-Ebert gewidmet“. Das Denkmal wurde vom republikanischen Schutzbund „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ errichtet und war ein unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gesetztes politisches Zeichen republikanischer Gesinnung. In dem Bezug auf die persönlichen Schicksale dieser 3 Politiker wurde der Kampf um die (Weimarer) Republik symbolhaft zum Ausdruck gebracht. Das Republikaner-Denkmal ist ein in Deutschland äußerst seltenes Zeichen republikanischer Gesinnung aus der Zeit der Weimarer Republik. Aufgrund seines Aufstellungsortes im „Volkspark“ Hohenstein in nicht besonders herausgehobener, sondern nur leicht erhöhter Hangposition dokumentiert es auch städtebaulich die Nähe zur Bevölkerung. Es ist somit eines der frühesten und seltenen demokratischen Denkmäler Deutschlands. Daher ist es auch aus allgemeinhistorischen und speziell stadthistorischen Gründen bedeutend für Witten.

 
 
 
 

Das Republikaner-Denkmal

Auf dem Hohenstein im Nordosten der großen Rasenfläche steht ein Denkmal für drei Männer, die in der Weimarer Republik eine führende Rolle gespielt haben: Mathias Erzberger, Friedrich Ebert und Walter Rathenau. Das Denkmal besteht aus Ruhrsandstein und ist 330 Zentimeter hoch. Die Reliefportraits der Politiker sind in Bronze gegossen. Das oberste Relief zeigt Friedrich Ebert (1871 bis 1925). Er war von Beruf Sattler und engagierte sich schon früh in der SPD. In der Partei wurde er 1913 Vorsitzender und somit Nachfolger des einflussreichen ›Arbeiter-Kaisers‹ August Bebel. Als der Erste Weltkrieg für Deutschland verloren war und die Monarchie durch eine demokratisch-parlamentarische Republik ersetzt wurde, bekleidete Ebert zunächst das Amt des Reichskanzlers, später das des Reichspräsidenten. Fried-rich Ebert, der Mann der gemäßigten Linken, wurde zur Symbolfigur der Weimarer Republik und des reformatorisch eingeleiteten sozialen Wandels. Seine letzten Lebensjahre waren durch Verleumdungskampagnen überschattet, die von der extremen Rechten ausgingen. Ein anderer wichtiger Politiker war Walther Rathenau (geboren 1867). Er kam aus einer jüdischen Industriellenfamilie und war neben seiner politischen Arbeit auch schriftstellerisch tätig. Rathenau hatte als Sachverständiger am Versailler Friedensvertrag teilgenommen, war dann Minister für Wiederaufbau und später Außenminister geworden. Rathenau gehörte zur linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Er galt der antisemitischen und nationalistischen politischen Rechten als Prototyp des ›Vaterlandsverräters‹. Walter Rathenau wurde im Jahre 1922 von jungen Offizieren ermordet. Das untere Bronzerelief zeigt Mathias Erzberger (1875 bis 1921). Er war Volksschullehrer und gehörte zur katholischen Zentrumspartei. Auch er hatte sich für die Annahme des Versailler Vertrages ausgesprochen. In der frühen Weimarer Republik setzte er als Finanzminister wichtige Reformen durch. Wie Rathenau wurde Erzberger das Opfer eines von Rechtsextremisten begangenen Schusswaffenattentates. Ebert, Rathenau und Erzberger waren in einer Zeit an der Regierung, als die Konsolidierung der jungen Demokratie durch viele Faktoren erschwert wurde: durch die erheblichen wirtschaftlichen Belastungen, welche die Reparationszahlungen an die Alliierten und die Inflation darstellten, durch häufige Regierungswechsel sowie durch Konflikte zwischen Zentralregierung und Ländern. Das Hauptproblem aber war, dass die parlamentarische Demokratie von einem großen Teil der Bevölkerung nicht akzeptiert wurde. Der politische Extremismus wurde stärker und stärker. Putschversuche von rechts und revolutionäre Aufstände von links stellten eine existentielle Bedrohung dar. Die Namen Friedrich Ebert, Walther Rathenau und Mathias Erzberger stehen auch noch heute für die Grundfeste der demokratischen Staatsform.
Im Jahre 1926 wurde das Denkmal errichtet. Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, eine Organisation von ehemaligen Frontkämpfern, welche die Weimarer Republik gegen den Extremismus von rechts und links verteidigten, hatte es »den großen Republikanern, Erzberger-Rathenau-Ebert gewidmet«. Die Nazis machten daraus bald nach der Machtergreifung ein Denkmal für den rechten Offizier Albert L. Schlageter. Es wurde nach Kriegsende 1945 zerstört. Erst am 5. Mai 1985, so steht es auf der Tafel vor dem Denkmal, wurde es auf Initiative des SPD-Stadtverbands Witten in seiner ursprünglichen Form wieder hergestellt, »aus Anlass des 40. Jahrestages der Kapitulation Deutschlands im 2. Weltkrieg«.

Quelle: Stadt-Magazin,  Ausgabe 57 (09.2008)

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