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St. Marien-Basilika, Marienwallfahrtskirche in Kevelaer

Die neogotische Kirche wurde durch Hilger Hertel dem Älteren nach Plänen von Vincenz Statz 1858 bis 1864 gebaut. Der viergeschossige, 90 m hohe Westturm wurde erst 1883/84 errichtet. Friedrich Stummel und seine Schüler haben die Chöre und das Querschiff zur Zeit der Jahrhundertwende farbenprächtig ausgemalt.

1991 wurde mit der Innenausmalung in Anlehnung an die Sainte-Chapelle in Paris eine Restaurierung abgeschlossen und damit einer der farbenprächtigsten Kirchenräume des Rheinlandes wiederhergestellt. Durch erhebliche Kriegszerstörungen gingen die ursprünglichen Bleiglasfenster verloren, die ab 1946 durch neue ersetzt worden waren. Ein Teil davon wurde von dem Weezer Künstler Hans Mennekes entworfen.

 
 
 
 

Der Innenraum der Basilika

Marienbasilika Kevelaer, 1864 Konsekration, Innenausmalung durch Friedrich Stummel in leuchtenden Altfarben in Anlehnung an die Sainte-Chapelle Paris. Größtes Orgelwerk in Europa.
 
 

Die Orgelempore wird von mehrfach gegliederten und mit Masken versehenen Tragekonsolen gestützt. Zwischen den Konsolen befinden sich in Nischen Reliefs geflügelter Engel mit Musikinstrumenten. Die Konsolen selbst sind als Köpfe aus-gebildet, deren Portraits auf einige Mitglie-der aus dem Kabinett des preußischen Reichkanzlers Bismarck hinweisen. In den einzelnen Kassettenfeldern unter der Empore sind Musik-Instrumente dargestellt. Die Heiligen in den unteren Nischen rechts und links des Turmeinganges sind der Hl. Antonius v. Padua und die Hl. Adelgundis, beide aus Holz, 20. Jahrhundert. Darüber links vor bemalten Hintergrund ein sitzender König David aus Stein und an der rechten Seite die hl. Cäcilia. 

Hl. Antonius von Padua

Hl. Adelgundis mit Krummstab und Regelbuch

Antonius wurde um 1195 in Lissabon geboren und stammte aus einer Adelsfamilie. Er studierte in Lissabon und empfing dort die Priesterweihe. 1220 trat er zu den Franziskanerorden über und ging zunächst als Missionar nach Marokko. Durch eine Krankheit musste er Marokko wieder verlassen und es zog in durch einen Sturm nach Sizilien. Über eine gewisse Zeit lebte er als Einsiedler bei Assisi. Antonius galt schon zu seiner Zeit als einer der bedeutendsten Prediger. Er wirkte in seiner Zeit in Oberitalien als Ordensoberer, Studienleiter und Bußprediger. 1230 zog er sich aufgrund von Erschöpfung von seinen Ämtern zurück. Zum Ende seines Lebens unternahm er eine weitere Predigtreise nach Padua und verbrachte dort die letzten Wochen seines Lebens als Einsiedler. Antonius starb am 13. Juni 1231 und liegt in der Basilika des Heiligen Antonius in Padua begraben. Demnach feiern wir seinen Gedenktag am 13. Juni. Der Heilige Antonius ist der Schutzpatron der Städte Padua, Lissabon und Hildesheim. Daneben auch der Schutzpatron der Bäcker, Schweinehirten, Bergleute, Reisenden und Sozialarbeiter. Daneben wird er für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände angerufen.

Die heilige Aldegundis oder Adelgundis (* um 630 in Cousolre, Frankreich; † 30. Januar 684 (695 oder 700)) war die Gründerin und Äbtissin des Doppelklosters Maubeuge (lateinisch: Malbodium). Die Heilige wird in der katholischen Kirche als Nothelferin bei Krankheit und Todesgefahr angerufen. Ihr Gedenktag ist der 30. Januar. Aldegundis wurde als zweite Tochter von Waldebertus I. und seiner Frau Bertilla geboren und lebte mit ihren Eltern und ihrer später ebenfalls heiliggesprochenen Schwester Waldetrudis auf Schloss Cousolre im Hennegau. Sie hegte den Wunsch, einem Kloster beizutreten, jedoch wünschten ihre Eltern eine Verbindung mit dem englischen Königshaus. Aldegundis flüchtete kurz vor der Verehelichung mit dem Sohn des englischen Königs in eine unbewohnte Region an der Sambre. Sie lebte dort als Einsiedlerin, bis ihre Eltern ihrem Wunsch nachgaben. Aufgrund ihres inständigen Bittens nahm der heilige Bischof Amand von Maastricht sie 651 in ein Kloster auf. Nach dem Tod ihrer Eltern verwendete Aldegundis ihr Erbe mit Unterstützung der Bischöfe Amand und Autbertus, um 661 im damaligen Malbodium das Doppelkloster Maubeuge zu gründen. Dabei folgte sie dem Vorbild ihrer Schwester, die zuvor ein Benediktinerinnenkloster im heutigen Mons gründete. Aldegundis legte einen Schwerpunkt auf die Kranken- und Armenfürsorge und stiftete dazu ein Hospital. Sie leitete das Kloster als Äbtissin bis zu ihrem Tode infolge einer Krebserkrankung. Das genaue Todesdatum ist nicht gesichert, jedoch wird der 30. Januar 684 als das wahrscheinlichste Datum betrachtet.

 
 

In vielen Kirchen – wie auch hier in Kevelaer - werden am fünften Fastensonntag, auch "Passionssonntag" genannt, die Kreuze verhüllt.

 

Der fünfte Fastensonntag ist in zweifacher Hinsicht besonders. Erstens, weil er oft gar nicht als fünfter Fastensonntag bezeichnet wird, sondern als Passionssonntag. Zweitens werden an diesem Tag in den allermeisten Kirchen Kreuze sowie Jesusbilder und -figuren mit einem violetten Tuch verhüllt – der liturgischen Farbe der Fastenzeit entsprechend. Als Zeitpunkt der Verhüllung kristallisierte sich ab dem Konzil von Trient (1547 bis 1563) der Passionssonntag heraus – der Sonntag vor Palmsonntag. Ab dann handeln auch die liturgischen Texte deutlicher vom Leiden und Sterben Jesu.

 
 
 
 

Rosettenfenster im nördlichen Querschiff: Ornament (sog. Königsfenster), Rekonstruktion nach Vorlage von Friedrich Stummel.

In den Medaillons Doppellöwen als Kennzeichnung des königlichen Zeichens des 24 Ältesten der Geheimen Offenbarung.

 

Fa. Wilhelm Derix, 1975, Antikglas/Blei/Schwarzlot

Orgeln

 
 

Die größte deutsch-romantische Orgel hat einen neuen Klang: Nach zwei Jahren ist die Sanierung des Instruments in der katholischen Marien-Basilika im niederrheinischen Kevelaer 2024 abgeschlossen. Im März wurde sie mit einem Orgelfestjahr wieder offiziell in Betrieb genommen. 

 

Vom Mittelgang her hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Empore mit dem Orgelprospekt und der Orgel. Die von der Kevelaerer Orgelbaufirma Romanus Seifert im Jahre 1907 gebaute Orgel nimmt die gesamte Ostwand des Turmes ein. Die aus mehr als 10.000 Pfeifen bestehende Orgel hat derzeit 137 klingende Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal. Das von Friedrich Stummel entworfene Prospektgehäuse hat eine Höhe von 14 m, eine Breite von 9 m, eine Tiefe von 10 m und ist in sieben Felder unterteilt. Es wurde von dem Kevelaerer Bildhauern Holtmann und van Bremen errichtet und besteht aus den beiden äußeren hohen polygonalen Außentürmen, seitlichen Feldern sowie einem dreiteiligen Turmmittelrisalit. Die Mitteltürme sind seitlich mit je einem geflügelten Engel geschmückt. In der Mitte eine Immaculata im Sternenkranz sowie rechts und links des Gehäuses die Apostelfürsten Petrus und Paulus. lm Jahr 2004 wurde das im Krieg zerstörte Fernwerk im Nordquerschiff wiederhergestellt. Die Orgel ist damit die größte deutsch-romantische Orgel und eine der größten Orgeln der Weit überhaupt.

 
 
 

Die Orgel ist ein faszinierendes, großes klangliches Kaleidoskop. Durch die einmalige Akustik des großen Kirchenraums bietet sich den Zuhörern ein einzigartiges Klang-Raum-Erlebnis.

 
 
 
 
Fernwerk auf der nördlichen Querhausempore
 

▲ Auf der Westempore errichtete Ernst Seifert eine große Orgel mit zunächst 104 Registern. Gleichzeitig errichtete er auf einer kleinen Empore im nördlichen Querhaus ein Instrument mit 18 Registern auf einem Manual und Pedal, welches in einem Schwellkasten untergebracht war. Dieses Instrument diente als Chororgel; es hatte eine eigene Spielanlage und war über elektropneumatische Trakturen als Fernwerk vom vierten Manual des Hauptspieltisches der Hauptorgel aus spielbar.

Chororgel im südlichen Querhaus
Chororgel im südlichen Querhaus
Chororgel im südlichen Querhaus
 
Chororgel im südlichen Querhaus
 

Die Chororgel wurde 1980 von Romanus Seifert & Sohn (Kevelaer) erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 10 Register auf zwei Manual-Werken und Pedal. Die Spiel- und Registertrakturen sind mechanisch.

Rekonstruierter Spieltisch (2004-2022)
Orgelspieltisch: Der Arbeitsplatz von Organist Elmar Lehnen ist von der Empore ins linke Seitenschiff verlegt worden.

Die Orgel wurde komplett ausgeräumt. Die Einzelteile wanderten in die Werkstatt oder wurden auf dem Orgelboden gelagert. Nicht nur die Pfeifen standen dann im Fokus der Handwerker, sondern auch die Elektronik und alle Verschleißteile. Es war die umfangreichste, weil die erste komplette Restaurierung seit der Fertigstellung der Orgel im Jahr 1907 durch Orgelbauer Ernst Seifert. Und sie war dringend notwendig: Über die Jahrzehnte war immer wieder ausgebessert und teilerneuert worden. Jetzt wurde endlich wieder alles genau aufeinander abgestimmt. Nach und nach wanderten die überarbeiteten Register wieder hinter die großen sichtbaren Pfeifen.

 
 

Fenster

Fenster im Seitenschiff, Passion Christi.

Josef (Jupp) Strater, um 1950.

Fenster im Seitenschiff, Marientod und Maria Himmelfahrt.

Josef (Jupp) Strater, vor 1950.

Marientod und Maria Himmelfahrt. Josef (Jupp) Strater, vor 1950, Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei/Schwarzlot

Maria im Schöpfungsplan nach dem Alten Testament., H. Froitzheim, um 1955
Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei/Schwarzlot, Stifterinschrift: Mütterverin Kevelaer

Wirken Christi in Familie und Welt. Josef (Jupp) Strater, um 1950, Fenster im Seitenschiff, Antikglas/Blei/Schwarzlot

 

Fenster im Querschiff, Maria Mittlerin der Gnaden

(gestiftet von der Prozession Twente-Hengelo). Ludwig Baur, 1934. 

 

Die Wallfahrtsorte Kevelaer, Lourdes, Altötting, Steinfeld und Marienverehrung, Ephesus Gottesmutter, Reichenau Salve Regina, Dominikus Rosenkranz. Hans Mennekes, vor 1946, Fenster im Seitenschiff

Ornament.
Ludwig Baur, um 1955
Fenster in der Kapelle,
Antikglas/Blei

St. Michael, Apokalyptische Reiter und ihre Macht. Sintflut, Brudermord, Adam und Eva, Vertreibung aus dem Paradies u.a.
H. Froitzheim, um 1955
Fenster im Querschiff,
Antikglas/Blei/Schwarzlot

Fenster im Querschiff: Ornament (sog. Königsfenster), Rekonstruktion nach Vorlage von Friedrich Stummel. In den Medaillons Doppellöwen als Kennzeichnung des königlichen Zeichens des 24 Ältesten der Geheimen Offenbarung.
Fa. Wilhelm Derix, 1975

Altar

Der Altar aus Carrara-Marmor

Vor dem Hochaltar steht in der Vierung der aus Carrara-Marmor gefertigte Altar. Er wurde 1992 vom Kevelaerer Bildhauer Karl Hoss gefertigt und am 18. Oktober des gleichen Jahres konsekriert. Unter der beleuchteten Darstellung der mystischen Rose ruhen die Reliquien der Hl. Ursula und des Hl. Thomas v. Aquin. Diese stammen ursprünglich aus dem alten Altar von 1864. Der Rundleuchter über dem Altar hat die Form einer Dornenkrone und erhellt die Vierung.

Rundleuchter über dem Altar
 
 

Der Chorbereich wird durch die Kommunionbank (um 1900) als Chorschranke vom Kirchenschiff getrennt. Sie fasst die Vierungsinsel dreiseitig ein. In Reliefs sind folgende Szenen dargestellt: Franziskus füttert die Vögel, die Weinernte, Daniel in der Löwengrube, die Stärkung des Elias durch den Engel, das Himmlische Hochzeitsmahl, die wunderbare Brotvermehrung. Die linke Ecknischenfigur zeigt den Hl. Thomas v. Aquin und die rechte die Ecclesia (die Kirche). Auf der Vorderseite ist rechts die Hochzeit zu Kana, links das Abendmahl sowie eine Stiftungsinschrift (dit Beeld is geschonken ter herinnering van het 15o jaar bestaan der Amersfortsche processie A.D.19oo) zu sehen.

 
Rückseite des Kreuzes
 
Übersetzung: GOOGLE
 
 

Mosaik

Der Mosaikboden bezieht sich auf Bibelsprüche.

Chorgestühl / Bänke

 
 

Der neue Tabernakel in der Basilika, gestaltet und ausgeführt von Goldschmied Wilhelm Polders III, wird zu Ostern 1985 geweiht, in der Vorosterwoche aber leider verhängt.

 
 

Säulen-Kunstwerke

Das hoch aufragende Mittelschiff ist in fünf Joche unterteilt und wird von Kreuzgewölben überspannt, im Farbenspiel des blauen Himmels mit goldenen Sternen. In den Zwickeln über den Arkadenbögen sind auf Medaillons in Hinterglasmalerei bedeutende Persönlichkeiten aus der katholischen Kirche abgebildet. Auf der südlichen Seite: Hl. Arnold Janssen, sel. Maria Droste zu Vischering, hl. Ludwig Maria Grignion de Montfort, hl. Theresia vom Kinde Jesu, Joseph Kardinal Cardijn, sel. Nikolaus Groß, sel. John Henry Kardinal Newman und Robert Schuman. Auf der nördlichen Seite des Ambos: Hl. Theresa von Avila, sel. Adolph Kolping, sel. Schwester M. Euthymia, HI. Peter Chanell, sel. Titus Brandsma, Alphons Ariens.

Ein ganz besonderes Ereignis in der Geschichte des Wallfahrtsort Kevelaer waren die Besuche von Papst Johannes Paul II., Joseph Kardinal Ratzinger und Mutter Teresa im Jahr 1987.

Päpste

 
 
 

Benedictus XIII

1726

Pius IX Pontifex Maximus 1871

Clemens XI

1718

 
Paul IV 1555-59
Pius IX 1854

Paul IV., bürgerlicher Name Gian Pietro Carafa OTheat (* 28. Juni 1476 in Capriglio; † 18. August 1559 in Rom), vom 23. Mai 1555 bis zu seinem Tod Papst der römisch-katholischen Kirche.

 

Gian Pietro Carafa entstammte der neapolitanischen Adelsfamilie Carafa. Sein Onkel und Mentor Oliviero Carafa verhalf ihm 1505 durch Verzicht zum Bischofsstuhl von Chieti. 1518 wurde Gian Pietro Carafa Erzbischof von Brindisi. Ab 1520 hielt er sich in Rom auf, von wo er 1527 im Zusammenhang mit dem Sacco di Roma nach Venedig fliehen musste. Im Jahre 1524 gründete er zusammen mit Kajetan von Thiene den Orden der Theatiner. Papst Paul III. erhob ihn im Jahre 1536 zum Kardinal (daher der Papstname) und gab ihm 1537 zunächst die Titelkirche San Pancrazio, danach weitere wechselnde Titelkirchen, darunter 1541 San Clemente. Der Papst ernannte Carafa zum Mitglied der neu gegründeten Kommission für eine allgemeine Kirchenreform. Ab 1542 leitete er die neuorganisierte Römische Inquisition und wurde 1549 zum Erzbischof von Neapel erhoben. Carafa erlangte ab 1544 als Kardinalbischof nacheinander die suburbikarischen Bistümer Albano (1544), Sabina (1546), Frascati (1550), Porto e Santa Rufina (1553) und am Ende Ostia (1553), womit er zum Dekan des Kardinalskollegium aufstieg.

 

Im Jahre 1555 wurde er im Alter von 79 Jahren zum Papst gewählt. Bis dahin hatte er immer wieder von Reformen gesprochen. Nach der Wahl jedoch betrieb er Nepotismus, indem er einen seiner Neffen, den Condottiere Carlo Carafa, zum Kardinalstaatssekretär, und den anderen Neffen Giovanni Carafa, einen ebenso brutalen Abenteurer, zunächst zum Generalkapitän der Kirche und dann zum Herzog von Paliano machte.

Pius IX. (* 13. Mai 1792 in Senigallia (Kirchenstaat) als Giovanni Maria Mastai Ferretti; † 7. Februar 1878 in Rom) war von 1846 bis 1878 der 255. Papst. In sein Pontifikat – mit 31 Jahren und 8 Monaten das längste nachweisbare – fallen die Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens, das Erste Vatikanische Konzil mit der Propagierung des päpstlichen Jurisdiktionsprimats und der päpstlichen Unfehlbarkeit sowie der Verlust des Kirchenstaates an das Königreich Italien. Im Jahr 2000 wurde Pius IX. von Johannes Paul II. seliggesprochen.

Deckenbemalung

Wenn es irgendwo Sterne zu gucken gibt, dann in der Kevelaerer Basilika. Also: rein in eine der hölzernen Bänke, Kopf in den Nacken und himmelwärts schauen: Was für ein Blau! Und all diese goldenen Himmelslichter, fein akkurat an die Decke gemalt. Abends, kurz vor Toresschluss, wenn die Pilger schon auf dem Heimweg sind und nur noch ein paar Lichter und Kerzen brennen in der Basilika, dann ist die Atmosphäre besonders, still, mächtig, ja, das Wort passt: erhaben. Wenn dann der Wind ums Haus weht, durch die alten Ritzen pfeift, das flackernde Kerzenlicht Schatten tanzen lässt, dann leuchten all die vielen kleinen Himmelskörper noch ein bisschen heller.... scheint es.

 

Das war nicht immer so. Lange Jahre waren alle Wände grau. 1864 hatte man die einfache, schlichte neue Pfarrkirche geweiht – die Antwort auf die immer größer werdenden Pilgergruppen, die sich auf den Weg in den Marienwallfahrtsort machten. Ein gewaltiges finanzielles Unterfangen für die kleine Gemeinde. Mitte 1891 begann dann der Kirchenmaler Friedrich Stummel und die in seinem Atelier beschäftigten Künstler mit der Ausmalung. Doch schon um 1904 herum war Schluss, den Kevelaerern ging das Geld aus. Nach dem Tod Stummels 1919 vollendete noch sein Schüler Heinrich Holtmann die Ausmalung der Ostteile der Basilika – Chöre und Querhaus – bis 1926. Zur Ausmalung des Langhauses kam es nicht mehr. Nach dem zweiten Weltkrieg war die Kirche Durchgangslager für 8000 Menschen – nicht nur die mächtige Seifert-Orgel, auch die Inneneinrichtung nahm großen Schaden.

Die Gewölbemalereien in der Vierung: Die Deckenmalereien zeigen in der Vierung die Huldigung des Lamm Gottes durch die 24 Ältesten der Geheimen Offenbarung. In den Zwickelkappen jeweils vier eckbezogene stehende Figuren, die Kronen reichen, und in den Sternkappen jeweils ein Sitzender mit einem Musikinstrument.

Die Gewölbemalereien in der Vierung
 
 
FIDES - Ich glaube

Namenspatronin der Basilika: Maria

 
 
 
 

Gewölbekappen, Wandpfeiler und -zwickel, Fensterleibungen, Säulen und Dienste, Kapitelle und Basen der Basilika sind ausgemalt.

 
 

Apostelaltar in der rechten Seitenkapelle

 
 
Hl. Antonius von Padua
Engel als Kerzenhalter
St. Bonifatius
Hl. Josef
Jesus Altar. Durch seine Wunden sind wir geheilt.
In der 1987 entstandenen kleinen Kapelle am Westende wurde im gleichen Jahr eine bemalte neugotische Pieta aus Gusseisen aufgestellt.
 
 
 
 
 
 

Altarbild mit geschnitzter Darstellung der heiligen Sippe

 
 
 
 

Kapellen der Marienbasilika (Beichtkapelle - Sakramentskapelle -

▲ Bronzetür, deren Mittelbalken als Palmenstamm gestaltet ist, deren Bekrönung das Bogenfeld über der Tür ausfüllt und den Text Wie die Palme blüht der gerechte (Psalm 92) zeigt. Die sechs Reliefs mit biblischen Szenen der Taufe, Vergebung und Versöhnung sind nach den Worten des Mailänder Bischofs Ambrosius gestaltet: Wasser der Taufe / Tränen der Buße – „Es gibt nicht nur das Wasser der Taufe, sondern auch die Tränen der Buße“ . 

 

Bildhauer: Roland Friederichsen (Pommern 1910-1992), deutscher Bildhauer und Maler.

 
 

Sakramentskapelle

An der Westseite des Brunnenhofes befindet sich der Bau der heutigen Sakramentskapelle mit der nach Süden hin anschließenden Vorhalle. Im Verlauf des Jahres 1860 wurde sie als Beichtkapelle für die niederländischen Pilger erbaut, nachdem in den Jahren 1857/58 schon der langgestreckte Neubau der „deutschen“ Beichtkapelle, der heutige „Klostergang“ errichtet worden war. Die noch heute ablesbare Erweiterung des ehemals zweischiffigen Innenraumes zur Dreischiffigkeit erfolgte 1890 durch die Hinzunahme des alten Einganges der deutschen Beichtkapelle (westliches Schiff). Die dreijochige Paradiesvorhalle wurde zu Beginn der 1880er Jahre angebaut. In den letzten Kriegswochen erlitt die Kapelle leichte Luftdruckschäden und büßte so die von Friedrich Stummel entworfenen Glasfenster ein. Durch Granatenbeschuss wurde zum Ende des Krieges die Paradiesvorhalle gänzlich zerstört. Am 1. Januar 1975 erhielt die Kapelle ihre neue Bestimmung als Sakramentskapelle. Der 1975 verstorbene Rektor der Wallfahrt und Pfarrer an St. Marien, Domkapitular Johannes Oomen (Wallfahrtsrektor von 1957 bis 1975), förderte ihre Umwidmung gleichsam als sein Vermächtnis. In den 80er Jahren erhielt die Paradiesvorhalle neues Fenstermaßwerk, die gestalterische Neufassung des Südeingangs im neogotischen Stil wurde 1997 vollendet.

Klostergang

Nach dem Eintritt durch das Portal öffnet sich der 32 Meter lange „Klostergang“.

 
 
Figuren der Bibel: Noah, Moses und Jonas

Was verbindet die drei gezeigten Personen? Das Wasser: Noah schwamm darauf, Mose wurde daraus gerettet, Jona befand sich in den Tiefen des Wassers und Petrus (hier nicht gezeigt) ging darauf.

 
 
 
 

Neben der Marienbasilika am Brunnenhof, gelangt man zur Beichtkapelle.

Die 1890/92 in Form einer dreischiffigen Kirche (27 Meter lang, 18 Meter breit, zwölf Meter hoch) angebaute Beichtkapelle.

Im Chor die Bilddarstellungen der großen Vorbilder für die Verwaltung des Bußsakramentes: Papst Pius X., der Hl. Pfarrer von Ars und Johannes Nepomuk. Im Altar werden Reliquien dieser Heiligen in Reliquiaren aufbewahrt. In der Passionszeit sind die Kreuze verhängt.

Die Kreuzwegstationen „Beichtkapelle“: Auf der Nordseite wurde zwischen den Beichtzimmern ein gemalter neogotischer Kreuzweg mit 14 Stationen angebracht. Die flämische Bezeichnung der Stationen verweist zum einen auf die Herkunft der Bilder, drückt aber auch die Verbundenheit mit den Pilgern aus Belgien und vor allem Flandern aus.

Links vom Chor die Orgel, davor an der Säule die Marienstatue.
 
 
Verkündigungsaltar

Lidwina von Schiedam, auch Liduina oder Liduvina, (* 18. März 1380 in Schiedam, bei Rotterdam; † 14. April 1433 ebenda) ist eine niederländische Heilige der römisch-katholischen Kirche.

 

Lidwina wuchs in einer armen Familie mit acht Geschwistern auf. Ihr Vater hatte als Nachtwächter ein karges Einkommen. Als sie als fünfzehnjähriges Mädchen beim Eislaufen stürzte, brach sie sich eine Rippe. Anschließend litt sie an in Schüben wiederkehrenden Lähmungen, Sensibilitätsstörungen und Sehstörungen. Der Überlieferung nach war Lidwina sehr fromm und betete viel, vor allem zur Jungfrau Maria, zu der sie eine große Liebe und Verehrung hegte, und ertrug ihr großes Leiden mit Würde und sogar Freude. Sie bekam Geschwülste und blutende Wunden. Wenn Blut aus Lidwinas Wunden floss und sie andere Kranke zu Besuch hatte, wurden diese durch die Berührung mit Lidwinas Blut oft wundersam geheilt. Auch wusste Lidwina viele ihre Besucher mit Worten oder allein durch ihren Anblick zu trösten und aufzumuntern, wobei ebenfalls Wunderheilungen auftraten. Lidwina hatte oft Visionen. Immer blieben ihre Lebensfreude und ihr Glaube erhalten, wie schmerzlich ihre Qual auch war. Immer mehr Menschen besuchten Lidwina, die schon zeitlebens als Heilige galt. Achtunddreißig Jahre nach ihrem Unfall starb sie, der Überlieferung zufolge, ohne je ein unschickliches Wort gesagt zu haben. Das Leben Lidwinas wurde von mehreren Autoren aufgezeichnet. Die bekannteste dieser Hagiografien wurde das Werk von Johannes Brugman, das in drei Fassungen zwischen 1433 und 1456 erschien. Schon bald nach Lidwinas Tod wurde über ihrem Grab eine Kapelle in der Janskerk errichtet. Während des Achtzigjährigen Krieges (1568–1648) wurden ihre Reliquien von den protestantischen Behörden aus Holland entfernt. 1871, als der katholische Glaube in den Niederlanden wieder gleichberechtigt war, wurden die Gebeine von Lidwina von Brüssel nach Schiedam überführt. Sie wurden zunächst in der 1859 errichteten Frankelandsekerk am Nieuwe Haven beigesetzt. Am 14. März 1890 wurde Lidwina von Papst Leo XIII. heiliggesprochen. Ihre Grabkirche wurde ihr 1931 geweiht. Als diese Kirche 1968 abgerissen wurde, wurden die Reliquien in die Schiedamer Singelkerk übertragen, die seither der hl. Lidwina geweiht ist. Die Kirche wurde 1990 von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben und trägt seither den Namen Basilika St. Lidwina und Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz. Lidwina wird als Patronin der Kranken und Leidenden angerufen. Ihr Gedenktag ist, je nach Regionalkalender, der 18. März, der 14. April oder der 14. Juni.

 
 

Gerresheimer Portale

Drei Portale hat Gerresheim gestaltet. Immer ist es ihm gelungen, Menschen so darzustellen, dass der Betrachter sie in ihrer besonderen Situation und mit ihren Emotionen erkennen kann.

  • Da ist das Portal, das die Priesterweihe von Karl Leisner im KZ Dachau im Dezember 1944 zeigt. Das Portal der Versöhnung wurde am 26. Oktober 1997 eingeweiht.

  • Desweiteren gibt es das Portal der Nachfolge Christi, auf dem unter anderem eine betende Mutter Teresa zu sehen ist. Die Gestaltung der Tür erinnert an ihren Besuch am 19. September 1987. Wie immer lohnt sich bei den Werke Gerresheim ein zweiter Blick. Dann fällt auf, dass die Türgriffe eigentlich Krücken sind. 

  • Das dritte Portal ist das Papst-Portal und erinnert an den Besuch des Heiligen Vaters in Kevelaer 1987. Der war am 2. Mai zu Besuch, also im gleichen Jahr wie Mutter Teresa, aber nicht zur gleichen Zeit. Diese außergewöhnlichen Ereignisse sind festgehalten in den Reliefs der Basilika-Türen.

Papst-Portal

Papst Johannes Paul II. an der Pforte der Kevelaerer Basilika, die von Bert Gerresheim gestaltet wurde. Damit wird an den Papstbesuch im Jahr 1987 erinnert.

Während zunächst geplant war, den Papst im Rahmen des Mariologischen Weltkongresses im September 1987 nach Kevelaer zu holen, wurde dies von Rom aus kurzfristig geändert. Schließlich kam der Papst im Zuge seiner zweiten Deutschlandreise im Mai 1987. Der Besuch in Kevelaer selber war  nur kurz. Die breite Masse durfte aus Sicherheitsgründen nicht zum Kapellenplatz kommen, sondern erlebte den Papstbesuch im Hülsparkstadion. Über Videoübertragung konnten die Menschen  verfolgen, wie der Papst mit drei symbolischen Hammerschlägen das Pilgerportal der Marienbasilika öffnete. Anschließend betete der Papst vor dem Gnadenbild. „So klein“, soll er nach dem Anblick des nicht einmal postkartengroßen Kupferstiches gesagt haben. Später feierte der Heilige Vater die Laudes im Hülsparkstadion. Der Papstbesuch war ein Höhepunkt der Wallfahrtsgeschichte, der nicht überboten werden kann.

Portal der Nachfolge Christi

▲ Bronzetür mit verschiedenen Personen. Es ist nach De imitatione Christi, dem Werk von Thomas à Kempis, benannt. Links und rechts der Türen liegen jeweils die Bücher „De Imitatione Christi“ und „Utopia“ von Thomas More.

 
 

▲ Linke Tür: Thomas à Kempis (ca. 1380-1471, Wikipedia), ein Buch mit seinem Namen Thomas von Kempen haltend, vor dem Eingang des ehemaligen Klosters der Oratorianer (heute Priesterhaus) in Kevelaer. beschriftet mit [christo pe]regrinanti in terris (zu Christus als Pilger auf Erden).

 

Die rechte Tür zeigt Mutter Teresa (Agnes Gonxha Bojaxhiu, 1910-1997, Wikipedia) betend vor der Vorhalle der Gnadenkapelle, mit [consola]trix afflictor[um] (Trösterin der Betrübten).

Gedenktafel an Mutter Teresa an einer Kirchenbank

Bronzetür mit Darstellung der geheimen Priesterweihe von Karl Leisner / Portal der Versöhnung

Karl Leisner Rees 1915 – Krailling 1945
Priester im KZ Dachau interniert; starb kurz nach der Befreiung an Tuberkulose;
Märtyrer, wurde am 23. Juni 1996 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

▲ Bronzetür mit Darstellung der geheimen Priesterweihe von Karl Leisner durch den französischen Bischof Gabriel Piguet (1887-1952, Wikipedia) im Konzentrationslager Dachau am 17. Dezember 1944. An der linken Tür kniet Karl Leisner vor einem schlichten Altar. Seine gefalteten Hände sind entsprechend der Ordination mit einem Leinenverband zusammengebunden, auf dem seine Häftlingsnummer 22356, der Tag seiner Ordination „Gaudete 17 Dez. 1944“ und ein Zitat aus seinem Tagebuch vom 16. Juni 1945 eingraviert sind. Über ihm Schwester Maria Dargestellt ist Imma Mack (1924-2006, Wikipedia) mit einem Kelch in den Händen, umarmt von Azaleen. Im Hintergrund sieht man das KZ Dachau mit dem Eingangstor. Die rechte Tür zeigt Bischof Gabriel Piguet mit seiner offiziellen Kirche, der Kathedrale von Clermont-Ferrand, im Hintergrund Mariä Himmelfahrt.

Oben auf beiden Türen befinden sich Porträts, eingerahmt von Ketten, Handschellen und Stacheldraht. Sie repräsentieren „zeitgenössische Beichtväter und Märtyrer“ mit ihren Häftlingsnummern:

▲ unbekannt, Reinhold Friedrichs, Anton Bornefeld, Wilhelm Holtmann, Heinz Bello, Wilhelm Frede, Nikolaus Groß, August Wessing, Gerhard Storm, Bernhard Hürfeld, Sophie Scholl,

▲ Anne Frank, Bernhard Letterhaus, Graf Helmuth J. von Moltke, Josef Lodde, Johannes Maria Verweyen, Josef Kleinsorge, Carl Klinkhammer, Leo Statz, Bernhard Lichtenberg und Rupert Mayer

▲ Über dem Portal befinden sich die drei Büsten, von links nach rechts, der erste Märtyrer St. Stephan, der mit Stacheldraht gekrönte Christus und die erste Christin Europas, Lydia

▲ Sankt Stephan / St. Stephan Protomärtyrer des Christentums, gepredigt kurz nach der Kreuzigung Jesu. Er wird wegen Gotteslästerung verurteilt und von einem wütenden Mob zu Tode gesteinigt (Wikipedia).

▲ Christus

▲ Hl. Lydia von Philippi / Hl. Lydia von Thyatira, im Neuen Testament erwähnte Frau, die als erste dokumentierte Konvertitin zum Christentum in Europa gilt (Wikipedia)

Eingang zur Beichtkapelle

Über Raum und Zeit hinaus geht ein weiteres Kunstwerk Gerresheims, das 2022 sein 20-jähriges Bestehen feiert. Gemeint ist die Apokalypse. Das Relief befindet sich über dem Hauptportal der Basilika. Weit oben an dem Kirchenbau ragt das 50 Quadratmeter große Bronzewerk mit seinen 260 Figuren empor. Am 29. Juni 2022 jährte sich der Tag der Einsetzung und damit der Übergabe an die Öffentlichkeit zum 20. Mal. Weil es so viel zu entdecken gibt, lautet der Tipp der Mitarbeiter des Tourismus-Büros: Durch das Fernglas neben der Gnadenkapelle ist der Blick auf das Relief mit seinen 35 einzelnen Szenen ungetrübt. Interessierte sollten sich Zeit nehmen, denn einmal „Feuer gefangen“, ziehe das Zusammenspiel von weltlicher, politischer und kirchlicher Geschichte jeden Betrachter in seinen Bann. Und vielleicht passt das Kunstwerk wie kein zweites in die aktuelle Lage, in der Kriegsgeschehen, Energiekrise und Corona die Welt aufrütteln. Als überzeugter Katholik verarbeitet Gerresheim in der Apokalypse die Sicht von Johannes, die im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, beschrieben ist. Es geht um einen der retten will, Jesus. Deswegen heißt es auch „Der wiederkommende Christus“. Figuren streben dort dem wiedergekehrten Christus entgegen, zum Teil noch im Prozess des Wandels zwischen Heil und Unheil begriffen, heißt es in der Beschreibung aus dem Jahr 2006. Diktatoren sind dort genauso zu finden wie Fromme.

 

Quelle: RP Rheinische Post 2022

Kevelaerer Apokalypse

 
 

Das Bronzerelief „Kevelaer Apokalypse“ über dem Hauptportal der Marienbasilika wurde 2002 geweiht. Es dauerte fünf Jahre, bis der Entwurf des Künstlers Bert Gerresheim realisiert wurde. In dieser Zeit musste der Freundeskreis der Ehestadt Kevelaer den Großteil des Geldes für das Kunstwerk, das an das neue Jahrtausend erinnern sollte, aufbringen. Gerresheim hatte vorgeschlagen, in dem monumentalen Werk das Ende von Zeit und Welt – ein in der Geschichte oft dargestelltes Thema – in moderner Form umzusetzen. Wie in den Portalen romanischer und gotischer Kirchen werden Heilige und Sünder zum Jüngsten Gericht gerufen. Auf Gerresheims Relief sind viele Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts abgebildet, zum Beispiel Mutter Theresa und Edith Stein, aber auch Adolf Hitler oder Josef Stalin. Osama bin Laden wurde nach dem Anschlag vom 11. September in das World Trade Center aufgenommen. Jede der 260 Figuren wurde von Gerresheim in Wachs vorgeformt und in ein Modell des Reliefs eingepasst. Die Figuren und Teile wurden in Bronze gegossen und dann zu einem Ganzen zusammengesetzt. Die technischen Probleme, fünf Tonnen Bronze sicher an der Fassade zu befestigen, schienen zeitweise unlösbar zu sein.

▲ Auf der Mittellinie hält im unteren Bereich ein Engel ein Buch mit sieben Siegeln, das auf das 5. Kapitel der Offenbarung des Johannes hinweist. Dort wird beschrieben, wie das Lamm (Symbol für Jesus Christus) die Siegel nacheinander öffnet und dadurch die Apokalypse, die Wiederkunft Christi zum Jüngsten Gericht und die Vollendung des Reiches Gottes, auslöst. Auf halber Höhe ist Maria, die Mutter Gottes, zu sehen und oben Christus, der mit geöffneten Armen die Menschen zum Endgericht einlädt. Die Figuren auf dem Hochrelief streben von unten nach oben. Ihre Verwandlung vom Tod zum Leben wird u. a. durch Totenköpfe dargestellt.


Unterschiedlichste Personen aus der Vergangenheit und Gegenwart wurden von Bert Gerresheim modelliert, u. a. Mutter Teresa, Kardinal Meisner, Michelangelo, Martin Luther, aber auch das Böse in der Darstellung der Personen Joseph Stalin, Adolf Hitler, Benito Mussolini und Osama bin Laden.

▲ Das bronzene Fassadenbild stellt die Wiederkunft Christi am Ende der Zeiten und die Auferstehung der Toten dar. Basierend auf die Offenbarung des Evangelisten Johannes, dem letzten Buch des Neuen Testamentes, geoffenbart auf der Insel Patmos, übertrug der Künstler das Geschehen in die heutige Zeit. Das Kunstwerk hat eine Größe von 50 qm mit 260 vollplastischen Figuren. Es wurde in der Düsseldorfer Kunstgießerei Schmäke gegossen. „Der selige Karl Leisner ist natürlich mit verewigt im Kreis der zeitgenössischen Märtyrer“ schrieb Bert Gerresheim persönlich in die Einladung an ein Mitglied des IKLK.

Haupteingang / Tympanum der Marienbasilika

◄ Steinrelief über dem Eingang der Kirche, das zwei Szenen darstellt. Oben auf einem Thron sitzend die heilige Maria mit dem Kind, flankiert von zwei knienden Engeln, die Textbänder halten. Unten links unten rechts die Vertreibung Adams und Evas aus dem Paradies durch einen Engel mit brennendem Schwert, während Gott zusieht, umgeben von vier kleinen Engeln. Die Kirche wurde 1858-1864 erbaut, der Turm mit Eingang wurde 1883-84 angebaut.

Hauptportal an der Westseite

◄ Das Hauptportal an der Westseite ist gestaltet von Willi Dirx. Eine zweiflügelige Bronzetür 4,40 m hoch und 2,70 m breit wurde 1980 eingefügt. "Kirche auf dem Weg" wird auf dem Relief bildlich dargestellt. Gesamtansicht der Tür mit Darstellungen aus der Bibel, projiziert in die Gegenwart.

 

 

 

Willi Dirx hatte mit 17 Jahren Unterricht bei dem Bildhauer und Graphiker Karl Ehlers. Nach dem Abitur in Duisburg studierte er von 1937 bis 1939 Graphik an der Kunstakademie Düsseldorf bei Walter Maria Kersting. Dort lernte er u. a. Otto Pankok, Alfred Kubin und Richard Seewald kennen, die sein Werk prägten. Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zu seinem Tod lebte er in Wuppertal und wirkte dort vorwiegend als Holzschneider. Auch Linolschnitte, Malereien (auch Hinterglasmalereien), Plastiken und Reliefs sowie Gestaltungen von Kirchenfenstern und Kreuzwegen, Illustrationen von Büchern, Kalendern usw. sind Bestandteile seines umfangreichen Werks. 1942 heiratete er Ruth Dirx, mit der er ab 1951 Studienreisen nach Frankreich, England, Spanien, Portugal, Osteuropa und die USA unternahm. In den 1960er-Jahren machte Dirx auf einer Reise nach Jugoslawien Bekanntschaft mit den dortigen naiven Malern und holte viele ihrer Werke persönlich nach Deutschland (z. B. Jonas, Chalupowa und andere). Er war befreundet mit Heinrich Böll. Dirx war Mitglied in der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG), im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) und im Westdeutschen Künstlerbund. Dirx gilt als einer der letzten großen Holzschneider. Er befasste sich in seiner Kunst sehr häufig mit christlichen Themen.

 

 
 

Heilige Barbara

Steinstatue der Heiligen Barbara an der Wand der Sakramentskapelle. Es handelt sich um eine Schenkung des Bergknappenrings Linker Niederrhein. 

Gestiftet von den Bergknappen
Ring L K. Ndrrh.
04.12.1994
Kamp Lintfort
Sevelen
Nieukerk
Geldern
Kapellen
Xanten
Kevelaer

Brunnenhof

Beim Betreten des Hofes fällt der Blick auf das vorspringende, übergiebelte Portal mit der Inschrift „Beichtkapelle“. Durch dieses Portal gelangt man in die 1857/58 errichtete alte Beichtkapelle, einen weißgetünchten Raum von anmutiger Einfachheit und Stille, dem heutigen Klostergang mit den Beichtzimmern.

 
 

Maria mit Kind

Gedenkbuch

▲ Skulptur an der Wand der Basilika: Die heilige Maria stützt die Gnadenkapelle und den Turm der Basilika, ihr Sohn hält seine Hand schützend darüber. Unten das Datum 3. März 1945, der 3. März 1945, als die Basilika in Gefahr war, da Pläne zur Sprengung des Turms bestanden.

▲ Skulptur des verschleierten Mönchs, der ein Buch mit dem Text hält:

Unsere
Verstorbenen
Tausend Tote
des
2. Weltkrieges
aus
Kevelaer
 
 

▲ Auf dem Türmchen an der nordöstlichen Ecke des Brunnenhofs, das zur Marienbasilika gehört, befindet sich ein Engel mit Trompete und Fahne.

 
 
 
 
 

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