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Am Ringofen der Ziegelbrennerei Dünkelberg, Zeche Nachtigall

Noch im letzten Jahr der Zechenschließung 1892 erwarb der Bauunternehmer Wilhelm Dünkelberg das heutige Museums-Gelände. An der Stelle der Zechenbauten um Schacht Hercules entstand zwischen 1897 und 1899 die heute noch geländebeherrschende Doppel-Ringofenanlage, in der jährlich bis zu elf Millionen Ziegel gebrannt werden konnten. Ausgangsmaterial für die Ziegel war Schieferton, der im Ruhrtal unterhalb der Kohleflöze lagert. Die Ausstellung im östlichen Ringofen folgt dem Weg des Rohstoffs: Von der Gewinnung des Materials im Steinbruch über seine Verarbeitung bis zum Brennen im Ringofen und dem Verladen der Ziegel lernen die Besucher den Ziegler-Alltag bis in die 1960er Jahre kennen. Im Inneren des Ringofens stehen Ziegel und Rohlinge gestapelt, Staub und Asche bedecken den Boden des Arbeitsplatzes. Beleuchtete Bilder und Zitate aus der Arbeitswelt der Ziegler unterstützen die Raumwirkung des Denkmals. An der Rampe der Ruhrtalbahn wurden früher Ziegel und Sandstein verladen. In einem Bahnwaggon zeigt das Museum, wie dringend die Steine während der rasanten industriellen Entwicklung um 1900 im Ruhrgebiet gebraucht wurden.

 
 

Das Material wird im Kollergang (schwere, drehende Walzen) mechanisch zerkleinert.

 
 
 

Aufbau des Ofens: Ein Ringofen besteht aus 14 bis 20 Brennkammern, Schürebene und Kamin. Die Brennkammern bilden miteinander den Brennkanal. Jede der Kammern hat eine Öffnung ins Freie, eine Verbindung zum Kamin (Fuchs) und mehrere Schürlöcher im Deckengewölbe. Die Brennkammern sind rund um den gemeinsamen Kamin angeordnet. Das Feuer wandert von einer Kammer zur anderen. Durch eine geschickte Steuerung des Luftzuges im Ofen wird die eingesetzte Wärmeenergie mehrfach genutzt.

 

Luftführung: Während des Betriebes sind fast alle Kammern des Ofens mit Ziegeln beschickt. Bis auf einige Kammern in der Abkühlungszone sind alle befüllten Kammern zugemauert. In zwei Kammern brennt das Feuer mit der erforderlichen Brenntemperatur von etwa 1100 bis 1200 °C. Die Zuluft für das Feuer strömt durch die unvermauerten Kammeröffnungen in den Brennkanal. Bevor sie das Feuer erreicht, erwärmt sich die Luft an den bereits gebrannten Ziegeln und kühlt diese ab. Die Rauchgase entweichen nicht durch den Fuchs der Brennkammer. Sie werden über die frisch eingestapelten Rohlinge geführt und wärmen sie vor. Erst durch den Fuchs der letzten Kammer, die mit einer Papierwand (Papierschieber) von der nächsten Kammer abgetrennt ist, strömen die Rauchgase zum Schornstein. Dieser erzeugt durch seine Höhe den erforderlichen Zug.

 

Befeuerung: Die Befeuerung des Ringofens erfolgt von der Schürebene aus. Der Brenner schüttet regelmäßig Kohlen die Schürlöcher der gerade befeuerten Kammer. Das Hauptfeuer wandert täglich um etwa eine Kammer weiter. Dies geschieht, indem der Bremer in die Schürlöcher der nächsten Kammer Kohle einfüllt. Danach verschließt er den bisher offenen Fuchs und öffnet den Fuchs der folgenden Kammer. Durch die hohe Temperatur der Rauchgase entzündet sich die eingefüllte Kohle. Der Papierschieber vor der Kammer mit dem nun geöffneten Fuchs verbrennt. Es dauert etwa zwei Wochen, bis das Feuer einmal den gesamten Brennkanal durchwandert hat.

 

1859 erhielt der Baumeister Friedrich Eduard Hoffmann in Preußen und Österreich ein Patent zur „Erfindung eines ringförmigen Ofens zum ununterbrochenen Brennen aller Arten von Ziegeln, Tonwaren, Kalk, Gips und dergleichen“. Das Patent wurde ihm später wieder aberkannt, nachdem nachgewiesen werden konnte, dass der Maurermeister Arnold aus Fürstenwalde bereits 1839 den Ringofen erfunden hatte, aber kein Patent anmeldete. 1873 wurde er für seine Erfindung Ehrenbürger von Fürstenwalde.

 

Der Ringofen revolutionierte die Ziegelindustrie des 19. Jahrhunderts. Der kontinuierliche Brand lieferte zum ersten Mal eine gleichbleibende Qualität der Ziegel, während das Ergebnis in den vorher üblichen Kammeröfen nach jedem Brand anders aussah. Außerdem brannten die Ringöfen erstmals ununterbrochen Tag und Nacht, was den Bedarf an Arbeitskräften sprunghaft anwachsen ließ, zugleich aber auch eine vorher nie gekannte Steigerung der Ziegelproduktion ermöglichte. Heute erfolgt die Ziegelherstellung maschinell. Einige wenige Ringöfen blieben erhalten  und werden als Industriedenkmale geschützt.

Unter dem großen Dach der Ziegelei: Schürebene des Hoffmannschen Ringofens der ehemaligen Ziegelei Dünkelberg

 
 
Blick von der Schürebene in den Ringofen der Ziegelei
Aufgedecktes Schürloch zum Befüllen mit Kohle
 
 
Die leere Brennkammer der stillgelegten Ziegelei
Fertig gebrannte Ziegel

Der Weg in die Tiefe: Ausstellung im Gewölbe des Ringofens

 
 
Ausstellung in der Ringofenkammer
 
 

Am Beispiel des Schachtes „Hercules“ aus dem Jahr 1839 wird ein wichtiges Kapitel Bergbaugeschichte wieder mit Leben gefüllt: Der Übergang vom Stollen- zum Tiefbau markiert den Übergang vom ländlich geprägten Raum zum Industrierevier. Auf ihrem Weg in die Tiefe mussten die Bergleute zahlreiche Hindernisse überwinden und Probleme lösen. Sie brauchten Licht und Luft, um Ihrer Arbeit in der Grube nachgehen zu können. Und nicht nur Kohle wurde aus dem Schacht gefördert, auch Wasser musste fortlaufend aus der Grube gepumpt werden. Durch eine „Dunkelzone“ gelangen Besucher in die unbekannte Untertagewelt. Modelle machen hier zum Beispiel deutlich, wie das verzweigte System der Frischluftzufuhr funktionierte und wie die ideale Anlage einer Zeche unter Tage aussah. Dem vielbesungenen „Licht in der Nacht“ ist ein eigener Bereich gewidmet. Diese und andere Themen werden an einem ungewöhnlichen Ausstellungsort behandelt: Nach der Stilllegung der Zeche wurde der Schacht mit einem Ziegelringofen überwölbt.

Zeche Nachtigall, Hängebank Schacht Herkules
Installation am historischen Schacht Hercules
Installation am historischen Schacht Hercules
 
 
 
 
 

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