Jüdischer Friedhof in Horn / Bad Meinberg
Horn (Bad Meinberg) Stadt Horn-Bad Meinberg, Kreis Lippe
ADRESSE: Paderborner Straße, Nähe Jahnstraße (Flur 10, Nr. 311)
BELEGUNGSZEIT: vor 1850-1939
GRABSTEINE: 108
Der Jüdische Friedhof in Horn war die Begräbnisstätte für die Juden in Horn, Bad Meinberg und umliegenden Dörfern. Der Friedhof an der Paderborner Straße ist seit dem 25. April 1995 in der Liste der Baudenkmäler in Horn-Bad Meinberg eingetragen.
Das Alter des Friedhofs lässt sich nicht sicher belegen, wahrscheinlich wurde er aber bereits vor 1850 angelegt. Jüdische Familien lebten schon seit dem 15. Jahrhundert in Horn. Mehrere Versuche der Bürger, die jüdischen Familien zu vertreiben, scheiterten, da die Juden den Schutz der Lippischen Grafen genossen. Das 1159 m² große Grundstück ist von einer niedrigen Hecke umgeben, auf ihm befinden sich noch 108 Grabsteine, der jüngste davon für den am 22. Januar 1939 verstorbenen Jakob Hirschfeld. Wie bei den meisten jüdischen Gräbern in Mittel- und Osteuropa, handelt es sich beim Friedhof Horn um aschkenasische Gräber (jüdische Glaubensrichtung). Die Grabsteine sind stehend und nicht liegend. Die alten Gräber sind sehr schlicht gehalten, lediglich hebräische Inschriften kann man darauf sehen. Auf den neueren Gräbern kann man Schmuckelemente wie Pflanzenranken, Zierborten oder den Davidstern sehen, hier ist der christliche Einfluss spürbar. Die Vorderseite der Gräber zeigt immer in Richtung nach Jerusalem.
Seit dem Ende der 1980er-Jahre wird mit einer kleinen Feier an die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten und zu Tode gebrachten jüdischen Bürgerinnen und Bürger der alten Stadt Horn und der inzwischen eingemeindeten umliegenden Orte gedacht. Die Feier findet am Volkstrauertag statt. Es handelt es sich um eine Veranstaltung der Stadt Horn-Bad Meinberg, bei der traditionell die Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde sprechen und ein Posaunenchor spielt.
Hirschfeld
Elise Hirschfeld, geb. Klarenmeyer
10.12.1853 – 9.11.1918
Hier ruht
Elise Hirschfeld, geborene Klarenmeyer
geb. 10. Dez. 1853
gest. 9.Nov.1918
Jacob Hirschfeld
3.3.1854 – 22.1.1939
Hier ruht
Jacob Hirschfeld
geb. 3. März 1854
gest. 22. Jan. 1939
Jacob Hirschfeld stammte aus Horn und heiratete am 22. Juni 1882 Elise Klarenmeyer aus Wöbbel. Mit ihr hatte er zwei Kinder. Zusammen mit seiner Schwester Julie betrieb der seit 1918 verwitwete Jacob Hirschfeld ein Kolonialwarengeschäft in der Nordstraße, wo beide auch wohnten. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten und plünderten SA-Männer ihre Wohn- und Geschäftsräume. Die 82-jährige Julie Hirschfeld stürzte während der Ausschreitungen die Treppe hinunter und erlag im Detmolder Landeskrankenhaus noch in derselben Nacht ihren Verletzungen. Laut Zeugenaussagen sei sie gestoßen worden. Im Bericht der Gendarmerie-Abteilung Detmold über die Ausschreitungen an die Gestapo Detmold vom 18. November 1938 hieß es hingegen, dass Julie Hirschfeld "wahrscheinlich zu Fall gekommen", mit dem Kopf auf die Fliesen des Flurs geschlagen sei und einen hohen Blutverlust erlitten habe. "Es liegt somit ein Unglücksfall vor. Misshandelt ist niemand". Nach diesem Überfall, der Verwüstung seines Hauses und Beschlagnahmung seines Geschäftes und vor allem nach dem gewaltsamen Tod seiner Schwester, den er hatte miterleben müssen, zog Jacob Hirschfeld zu seinem Sohn Albert und dessen Frau Leonie nach Detmold. Dort starb er nur kurze Zeit später. Als offizielle Todesursache wurde Herzschlag angegeben. Es ist davon auszugehen, dass Jacob Hirschfeld infolge der Gewaltexzesse starb. Jacob Hirschfeld wurde als letzter Verstorbener auf dem jüdischen Friedhof in Horn beigesetzt. Seine Tochter Margarethe (Grete) war mit dem Kaufmann Harry Eichenberg (geb. 21.01.1881 in Adelebsen) verheiratet und lebte mit ihm Düsseldorf, wo auch ihr Sohn Werner, der später den Beruf des Gärtners erlernte, am 28. März 1922 geboren wurden. Die Familie floh am 14. Mai 1938 in die Niederlande. Werner Eichenberg wurde am 20. August 1942 in Westerbork interniert. Von dort wurde er nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 10. September 1942 ermordet. Er wurde für tot erklärt. Dessen Eltern waren vom 6. bis zum 11. Mai 1943 ebenfalls in Westerbork interniert. Von dort wurden beide in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Auf diesem Transport befanden sich 1446 Menschen. Nur einer von ihnen überlebte den Völkermord. Margarethe und Harry Eichenberg wurden am 14. Mai 1943 in Sobibor ermordet. Auch sie wurden für tot erklärt.
Quelle: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Lippe e. V.
Arnold Arensberg
Arnold Arensberg
24.7.1866 – 1.7.1869
Arnold Arensberg
Geboren den 24.
Juli 1866
Gestorben den
6. Juli 1869
Rückseite
פ”נ
אהרן בן פינחס
הנולד י”ב אב תרכ”ו לפ”ק
מת כ”ז תמוז תרכ”ט לפ”ק
Hier ist geborgen / Aharon Sohn des Pinchas.
Er wurde geboren 12. Av 626 kl.Z., er verstarb 26. Tamuz 629 kl.Z.
Julie Sostberg
Julie Sostberg
7.1829 – 4. 1.1871
פ”נ
האישה החשובה מרת
הילה בת יהודה הלוי
אשת מרדכי אברהם בר
משה הלכה לעלמה
י”א טבת תרל”א לפ”ק
תנצבה
Julie Sostberg
geb. Juli 1829
gest. Jan. 1871
Hier ist geborgen / die angesehene Frau: Frau / Hila Tochter des Jehuda ha-lewi, /
Ehefrau des Mordechai Avraham, Sohn / des Mosche.
Sie ging in ihre Ewigkeit / am 11. Tevet 631 n.kl.Z. / Ihre Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
David ben Jaakov Blank 1886
David ben Jaakov Blank
gest. 25.9.1886
פ”נ
איש תם וישר וירא ה’
אוהב הבריות ורודף
שלום כל ימי חייו ה”ה
מנהיג הקהל ר’ דוד בן
יעקוב בלאנק נפטר
מוצאי שבת כ”ו אלול
ונקבר ער”ה תרמ”ו לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / ein Mann, fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig. / Er liebte die Menschen und strebte /
nach Frieden alle Tage seines Lebens: der geehrte Vorsteher der Gemeinde, Herr David, Sohn des Jaakov Blank.
Er verschied / am Ausgang des Schabbat, 26. Elul, / und wurde begraben am Abend von Rosch Haschana 646 n.kl.Z. /
Seine Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
David Blank
geb. 6. Jan. 1817
gest. 25. Sept. 1886
Z.3: הבריות wörtlich „Geschöpfe“.
Asser Aschoff 1811-1876
Asser Aschoff
1811 – 11. Mai 1876
פ”נ
אשר בר
שמשון הלך
לעולמו ביום
ו’ ז’ אייר בשנת
תרל”ו לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / Asser, Sohn / des Schimschon.
Er ging in seine Ewigkeit am Tag 6, 7. Ijjar im Jahr / 636 n.kl.Z. /
Seine Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
Hier ruht
Aser Aschoff
gest. 11. Mai 1876 im 65. Jahre seines Lebens
Avraham bar Jehuda 1853
Avraham bar Jehuda
gest. 12.12.1853
פ”נ
א’ח’ כ’ אברהם
בן כ’ יהודה
נפטר ביום י”א
כסליו ונקבר יום
ה’ יד בו תרי”ד לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / ein tüchtiger Mann, der ehrenwerte Avraham,
Sohn des ehrenwerten Jehuda. / Er verschied am 11. / Kislev und
wurde begraben am Tag 5, den 14. ebd. 614 n.kl.Z. /
Seine Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
Avraham bar Meir 1784-1873
Avraham bar Meir
27.11.1784 – 15.10.1873
פ”נ
אברהם
בר ר’ מאיר
נולד י”ד כסלו
תקמ”ה לפ”ק
וימת כ”ד תשרי
תרל”ד לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / Avraham, / Sohn des Herrn Meir. / Er wurde geboren 14. Kislev 545 n.kl.Z. /
und verstarb 24.Tischri / 645 n.kl.Z. / Seine Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
Hier ruht
ABRAHAM MEIER JACOBSBERG
Gestorben am 15. ten October 1873
im 90. ten Jahre seines Lebens
Channa-Johanna Klaremeyer 1812-1884
Channa /Johanna Klaremeyer
24.2.1812 – 19.4.1884
פ”נ
האישה החשובה
שהייתה עטרה
בעלה מרת
הנא בת שמואל ונקברה
כ”ד ניסן תרמ”ד לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / eine angesehene Frau. / Sie war die Krone /
ihres Mannes: Frau / Channa, Tochter des Schmuel. Und sie wurde begraben / 24. Nisan 644 n.kl.Z. /
Ihre Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
Johanna Klaremeyer
geb.24. Febr. 1812
gest. 19. April 1884
Mirjam / Mathilde Klarenmeyer
Mirjam / Mathilde Klarenmeyer
16. 3.1868 – 19. 10.1876
פ”נ
מרים בת אליעזר
נפטר ביום ה’ ב
ראש חודש
מרחשון תרל”ז
לפ”ק
תנצבה
Hier ist geborgen / Miriam, Tochter des Elieser. / Sie verschied am Tag 5, am / Anfang des Monats / Marcheschwan 637 / n.kl.Z. /
Ihre Seele sei eingebunden im Bündel des Lebens.
Hier ruhet in Frieden
Mathilde Klarenmeyer Meinberg
geb. d.16.März 1868
gest.d.19.Oct.1876