Gedenkstätten der Verunglückten im Bergbau
Unglücke im Bergbau: Zu den Ursachen zählen Schlagwetter-, Kohlenstaub- und Sprengstoffexplosionen, Wassereinbrüche und Einstürze. Zur Definition eines Grubenunglückes gibt es bislang in der Literatur keine einheitlichen Aussagen. Die Historikerin Evelyn Kroker erfasst in ihrem Standardwerk zu Grubenunglücken im deutschsprachigen Raum in Anlehnung an Richtlinien des Oberbergamtes Dortmund Ereignisse als Grubenunglücke, bei denen mindestens zwei Menschen ums Leben kamen und/oder mindestens drei Menschen betroffen waren.
Die häufigste Unfallursache waren Stein- und Kohlenfall mit 45,5%, weitere 12,4% entfielen auf Unfälle in Schächten. Bei einer Überschlagskalkulation in der Auflistung der Grubenunglücke für den deutschsprachigen Raum von dem Jahr 1800 kommt man auf weit über 2.800 Unglücke (über 2.450 Unglücke im Steinkohlenbergbau, über 130 Unglücke im Braunkohlenbergbau, über 180 Unglücke im Erzbergbau, über 100 Unglücke im Steinsalzbergbau und über 20 in dem Bereich von Abbau von Stein und Erden.
Gedenkstein auf dem Oespeler Friedhof
Die Zeche Vereinigte Borussia ist ein ehemaliges Steinkohlen-Bergwerk in Dortmund in den Ortsteilen Kley und Oespel. Das Bergwerk wurde ab dem Jahr 1899 auch Zeche Borussia genannt. Die Bergwerksanlagen der Zeche Borussia befanden sich an der Borussiastraße, in der Nähe der Eisenbahnlinie nach Bochum.
Im Jahr 1905 erreichte der Schacht 1 bei einer Teufe von 19 Metern das Karbon. Am 10. Juli 1905 kam es zu einem Grubenbrand. Der Grund hierfür war eine im Füllort der 5. Sohle von Schacht1 umgeworfene Grubenlampe. Der Brand war so stark, dass Schacht1 völlig ausbrannte. Bei diesem Grubenunglück kamen 39 Bergleute ums Leben. Lt. Berliner Volkszeitung vom 03.Mai 1906 konnten 14 Tote sofort nach der Katastrophe geborgen werden. 22 weitere wurden fast ein Jahr später, am 02.Mai1906 gefunden, 3 weitere Leichen konnten noch nicht gefunden werden. Es war das schwerste Grubenunglück, von dem die Zeche heimgesucht worden ist.
Auf dem Gedenkstein auf dem Oespeler Friedhof sind die Namen von 17 Knappen eingraviert.
Berliner Volkszeitung vom 03.05.1906,
Erscheinungsort: Berlin
Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Vereinigte Constantin der Große“
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Vereinigte Constantin der Große“ in Altenbochum
Verunglückte vom 27.11.1889
- Aufstellungsdatum: 1889
- Errichter: Gewerkschaft Vereinigte Constantin der Große
- Künstler: unbekannt
- Beschreibung: Obelisk auf verziertem Postament mit einem Relief von Hammer und Schlägel zwischen Lorbeer- und Eichenblattzweig
- Inschriften: Vorderseite: „Den am 27. November 1889/ auf ihrem Schachte II/ verunglückten Bergleuten/ Zum ehrenden Angedenken/ Die Gewerkschaft/ Ver. Constantin der Große“
- An zwei Seiten: Namen
Es handelt sich um eines von zwei identischen Ehrenmalen, die nach dem Zechenunglück im November 1889 auf Schacht II der Zeche Constantin der Große errichtet wurden. Bei dem Werkstoff handelt es sich um Sandstein, der in mehrteiligem Aufbau auf einem quadratischen Grundriss steht und von einem Obelisken bekrönt wird. Das zentrale Element trägt neben den vier Namen der Verunglückten eine Inschrift sowie die Abbildung von Hammer und Schlegel mit Lorbeerzweigen. Weitere zierende Elemente sind von Blüten gehaltene Lorbeerkränze mit Bändern auf allen vier Seiten. Die Ausarbeitung ist von hoher Qualität. Die Einfassung des Ehrenmales besteht ebenfalls aus Sandstein. Das Ehrenmal weist Abplatzungen verschiedener Größe und Ausprägung, schwarze Krusten, Erosionen und Ausblühungen sowie die standorttypische Patina mit Flechten auf. Es ist mehrjähriger Gehölzaufwuchs vorhanden.
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Prinz von Preußen“ in Altenbochum
Es handelt sich um eines von zwei identischen Ehrenmalen, die nach dem Zechenunglück 1895 auf der Zeche Prinz von Preußen errichtet wurden. Bei dem Werkstoff handelt es sich um ein schwarzes Hartgestein, das in mehrteiligem Aufbau auf einem quadratischen Grundriss steht und von einem Obelisken bekrönt wird. Der Sockel besteht aus Sandstein, der in Feldsteinoptik ausgearbeitet ist. Das zentrale Element trägt an zwei Seiten die Namen der 17 Verunglückten. Auf der Vorderseite befindet sich eine Widmung der Harpener-Bergbau Actiengesellschaft mit Hammer und Schlegel. Beschriftung und Zierelemente sind vertieft gearbeitet und vergoldet. Die Einfassung besteht aus Sandstein. Die Bepflanzung besteht aus einem immergrünen Bodendecker und einem Wechselbeet. Die Sandsteineinfassung ist nicht flucht- und lotgerecht und weist Fehlstellen auf, teils mit nicht fachgerechten Ausbesserungen aus Beton. Das Ehrenmal zeigt Aussinterungen und einen Grünbelag. Der Bodendecker ist vollflächig.
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf der Zeche „Prinz von Preußen“ in Altenbochum Verunglückte vom 25.7.1895
- Aufstellungsdatum: 1895
- Errichter: Harpener Bergbau AG
- Künstler: H. Ochs (Dortmund)
- Beschreibung: Obelisk auf Postament Über der Inschrift sind Hammer und Schlägel eingemeißelt.
- Inschrift: Vorderseite: „Ihren bei der/ Wetterexplosion/ am 25. Juli 1895/ in der Zeche/ Prinz von Preußen/ verunglückten/ Bergarbeitern/ gewidmet von der/ Harpener Bergbau/ Actien-/ Gesellschaft/ in/ Dortmund“
- rechts und links am Sockel: je 8 Namen
Die Schlagwetterexplosion forderte 37 Menschenleben.
Denkmal der verstorbenen Grubenarbeiter des Schacht Kaiserstuhls I und II
Weiter geht es zum Denkmal der verstorbenen Grubenarbeiter des Schacht Kaiserstuhls aus dem 19. Jahrhundert. Immer wieder wurde der Schacht Kaiserstuhl von schweren Unglücken heimgesucht, wobei die schwerste Schlagwetterexplosion am 19. August 1893 in Schacht I insgesamt 62 Bergleuten das Leben kostete. 20 weitere Bergleute verloren ihr Leben bei einem zweiten Grubenunglück auf Schacht II am 22. Dezember 1897. Nachdem zur damaligen Zeit eine behördliche Genehmigung eingeholt wurde, hatte man auf dem Ostfriedhof ein Massengrab vorbereitet. Insgesamt wurden 48 Grabkreuze, die noch heute in einer Reihe stehen, auf dem Ostfriedhof Dortmund aufgestellt.
Opfer der Schlagwetterexplosionen
Nicht einmal 4.500 Einwohner hatte Dortmund anfangs des 19. Jahrhunderts. Bis 1815 war es kleiner als Iserlohn und Münster. Von Dortmund bei Lünen wurde gesprochen, die Stadt, deren Bewohner mehrheitlich von Ackerbau und Viehzucht lebten, abschätzig als Dorf mit Mauern tituliert. Mitte des 19. Jahrhunderts aber hielt die Industrialisierung Einzug in Dortmund. Und wie! Schwerindustrie und Bergbau boomten und die Eisenbahn wurde massiv ausgebaut, um Rohstoffe und Güter zu transportieren. Die Kohlevorkommen lieferten den Brennstoff für Maschinen und Hochöfen. Immer mehr Bergbaufelder wurden erschlossen. Auch im Stadtbezirk wurde Kohle abgebaut. Dortmund stieg zum industriellen Zentrum des Ruhrgebiets und Westfalens und damit zum Magnet für Arbeitskräfte auf. Im Jahr 1885 überschritt die Einwohnerzahl die 100.000er-Grenze. Überall wurden Arbeitskräfte gesucht und große Teile der Landbevölkerung zogen vom Land in die Städte, um hier ihr Glück zu machen. Aber auch das reichte nicht aus. Werber rekrutierten Arbeiter im Osten, vor allem aus dem nachmaligen Polen. Die Grünflächen, Äcker und Wiesen außerhalb der damaligen Innenstadt wurden rasch mit Fabriken, Fördertürmen und Wohnquartieren zugebaut. Hinter der technischen Entwicklung der Maschinen und Abbaugeräte blieben jedoch die Sicherheitseinrichtungen meist zurück. Häufige und schwerwiegende Unfälle machten so die Kehrseite der rasant wachsenden Wirtschaft aus. Auf vielen Friedhöfen des Ruhrgebietes befinden sich Gräber verunglückter Bergleute. Dabei kommt den dort für sie errichteten Denk- bzw. Ehrenmalen eine doppelte Funktion zu: Während sie für die Hinterbliebenen in erster Linie Ort des Trauerns sind, verfolgen sie ein weiteres Ziel. Indem sie den Gräbern der Verunglückten eine über Standardgräber hinausgehende Bedeutung verleihen, wird den Verunglückten zwar vordergründig Ehre erwiesen und eine gewisse Dankbarkeit ausgesprochen. Unterschwellig aber beschwichtigen sie und lenken von den mangelnden Arbeitsschutzmaßnahmen ab. Außenstehen - den suggerieren sie geradezu die Bestürzung der Arbeitgeber über die Katastrophe und stellen die Unfälle, die bei entsprechenden Vorsichtsmaßregeln hätten vermieden werden können, als Schicksalsschläge durch unvorhersehbare und unbezähmbare Naturkatastrophen dar. Über vom Anstand gebotene Beileidsbekundungen weit hinausgehend, wurde so etwaiges Protestpotenzial im Zaum gehalten. Auch auf dem Ostfriedhof wurden den Opfern zweier Bergwerkskatastrophen unmittel bar bei ihren Gräbern Gedenksteine errichtet: In Feld 10 wird der Mehrzahl der Opfer des durch eine Schlagwetterexplosion verursachten großen Unfalls auf Zeche Kaiserstuhl I vom 19. August 1893 gedacht, denen die Gewerkschaft Westphalia ein rund 4,5 x 6 Meter messendes Denkmal in Tempelarchitektur setzte. 48 der 61 verunglückten Bergleute fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
Die goldene Inschrift auf beiden Seiten der unter einem Dreiecksgiebel zwischen zwei Pilastern eingelassenen schwarzen Marmortafel lautet:
„Den in treuer Pflichterfüllung am 19. August 1893 auf Schacht Kaiserstuhl I
verunglückten Bergleuten gewidmet von der Gewerkschaft Ver. Westphalia“.
Hinter dem Monument aus rotem Ruhrsandstein reihen sich entlang eines vom Hauptweg abgehenden Seitenweges die Gräber. Sie sind jeweils mit einem gusseisernen Kreuz versehen, das Namen und Geburtsdatum trägt.
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf „Zeche Kaiserstuhl I“
- Verunglückte vom 19.8.1893
- Errichtungsdatum: nach 1893
- Errichter: Gewerkschaft Vereinigte Westphalia
- Künstler: unbekannt, Dortmunder Steinmetz-Betrieb H. Ochs
- Beschreibung: Antikisierende Ädikula mit Dreiecksgiebeln und Triglyphenfries, gerahmt von Säulen und Pilastern
- Inschrift: „Den in treuer/ Pflichterfüllung/ am 19. August 1893/ auf Schacht Kaiserstuhl I/ verunglückten/ Bergleuten/ gewidmet von der/ Gewerkschaft/ Ver. Westphalia“
Insgesamt 48 Grabkreuze, die noch heute in einer Reihe stehen, wurden auf dem Ostfriedhof aufgestellt. Nur an einem Kreuz (ganz vorn) ist keine Inschriftentafel (mehr?) vorhanden. Das mächtige, von weitem sichtbare und ohne Zweifel kostspielige Grabmal am Anfang der Gräberreihe wurde von dem bekannten Dortmunder Steinmetz-Betrieb H. Ochs geschaffen.
Die Verunglückten, die nicht in Dortmund ihren Wohnsitz gehabt hatten, fanden auf den Friedhöfen ihrer Heimatgemeinden die letzte Ruhestätte: in Brackel, Wambel, Kirchderne, Lindenhorst, Iserlohn.
Denkmal der verstorbenen Grubenarbeiter des Schacht Kaiserstuhls II
Am 22. Dezember 1897 wurde Zeche „Kaiserstuhl II“ von einem Unglück heimgesucht. Die Ursache dieser Katastrophe wurde im Einbruch einer größeren Menge Kohle ausgemacht, infolge dessen eine mit hochexplosiven Gasen gefüllte Kluft freigelegt wurde. Die in diesem Bereich arbeitenden Bergleute befanden sich in einem plötzlich frei werdenden und explodierenden Gasgemenge. Die Zahl der Opfer betrug anfangs achtzehn, wurde aber durch den Tod eines schwer verletzten Bergmanns auf neunzehn erhöht. Auf Feld 11 haben achtzehn Bergleute ein gemeinsames Grab erhalten. Die ebenfalls aus rotem Sandstein gefertigte rund dreieinhalb Meter hohe Stele, die eine Art Urne krönt, trägt auf der den Gräbern abgewandten Seite auch eine schwarze Marmortafel, die eine bis auf die modifizierten Daten gleiche Inschrift trägt: „Den in treuer Pflichterfüllung am 22. December 1897 auf Schacht Kaiserstuhl II verunglückten Bergleuten gewidmet von der Gewerkschaft Ver. Westphalia.“ Auf der Rückseite sind die Namen der achtzehn Opfer verzeichnet, die in schmucklosen Einzelgräbern in einem mit Pfosten und schweren Ketten abgetrennten Bereich beigesetzt sind.
Ehrenmal für die Opfer des Grubenunglücks auf „Zeche Kaiserstuhl II“
- Verunglückte vom 22.12.1897
- Errichtungsdatum: nach 1897
- Errichter: Gewerkschaft Vereinigte Westphalia
- Künstler: unbekannt
- Beschreibung: Sandsteinstele mit leicht ausschwingenden Flanken, einem verkürzten dorischen Gebälk und gesprengtem Volutengiebel, bekrönt von einem urnenartigen Gefäß
- Inschrift: Vorderseite: „Den in treuer/ Pflichterfüllung/ am 22. December 1897/ auf Schacht/ Kaiserstuhl II/ verunglückten/ Bergleuten/ gewidmet von der/ Gewerkschaft/ Ver. Westphalia.“ Rückseite: [Namen von 18 Verunglückten]


















