Diözesanmuseum St. Peter, auch Petrus (Osnabrück)
Zwölf Jahrhunderte christlicher Kulturgeschichte erwarten den Besucher der Domschatzkammer und des Diözesanmuseums. Ob die filigrane Taubenfibel aus dem frühen 9. Jahrhundert, das künstlerisch herausragende Kapitelskreuz aus dem frühen 11. Jahrhundert oder das über 900 Jahre alte kostbare Priestergewand Bischof Bennos II. aus byzantinischer Seide: die Sammlung zeugt vom einstigen Rang der Bischofsstadt Osnabrück und ist geprägt durch schöpferischer Qualität, wie sie auch die Skulpturen des „Meisters von Osnabrück“ dokumentieren. Klösterliches Inventar verweist vor allem auf die einstigen Niederlassungen der Benediktiner, Zisterzienser und Dominikaner im Hochstift Osnabrück.
Ein Kaselstab ist eine senkrecht wie ein Stab verlaufende Stickerei von religiösen Bildnissen, welche in Form eines Kreuzes auf ein priesterliches Meßgewand, einen Umhang, aufgenäht ist.
Ursprünglich nur auf der Rückseite des Umhangs, da der Priester bei bestimmten Handlungen mit dem Rücken zur Gemeinde steht, wurde dieser Schmuck zu späteren Zeiten auch auf die Vorderseite des Umhangs erweitert.
Die abgebildeten Szenen zeigen u.a. Begebenheiten mit Maria und der heiligen Anna. Auch zu sehen sind Bauwerke mit reich verziertem Maßwerk, alle Bilder sind in Zentralperspektive dargestellt. Die Motive und Anordnung der Stickereien orientieren sich an den Malereien des Meisters von Alkmaar, einem niederländischen Maler, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Nähe der Stadt Alkmaar lebte und bekannt ist für seine `sieben Werke der Barmherzigkeit´. Die Abfolge der Kaselbilder verläuft auf der Vorderseite des Umhangs von oben nach unten und auf dem Rückenteil weiter von unten nach oben.
Der Kaselstab ist der wertvollere Teil des Umhangs und wurde, wenn der Umhang verschlissen war, abgenommen und auf einem neuen Umhang wieder aufgenäht. Der hier gezeigte Kaselstab ist der der Gewandvorderseite. Bischof Berning erwarb ihn 1918 für die Einrichtung des Diöszesanmuseums von dem Augustinerstift Neuenhaus. Die Stickereien sind farbig und mit Goldlasuren veredelt, einer Handwerkskunst, die mit Gold- und Silberfäden arbeitet und auf diese Weise reliefartige, lebendige Darstellungen ermöglicht, die das Licht des Kerzenscheins während der heiligen Messe eindrucksvoll reflektiert.
Das liturgische Gewand "Bennokasel" aus dem 10. Jh. hängt in einer Vitrine im Diözesanmuseum.
▲Das bedeutendste Priestergewand im Diözesanmuseum Osnabrück ist die Benno-Kasel, die Bischof Benno II. der Legende nach im 11. Jahrhundert von Kaiser Heinrich IV. als Geschenk für treue Dienste erhalten hat. Als Sohn einer schwäbischen Adelsfamilie wurde Benno unter anderem im bedeutenden Benediktinerkloster auf der Bodenseeinsel Reichenau zum Priester ausgebildet, wobei der namhafte Gelehrte Hermann der Lahme zu seinen Lehrern gehörte. Benno erwies sich später als gewiefter Verwaltungsexperte, genialer Baumeister und erfolgreicher Diplomat, der für den Kaiser in Hildesheim und Goslar sowie schließlich in Osnabrück manches Projekt hervorragend umsetzte. Die Benno-Kasel besteht aus einem wundervoll gemusterten byzantinischen Seidenstoff und verblieb nach dem Tod ihres Besitzers 1088 im Kloster Iburg, das der Bischof erst wenige Jahre zuvor gegründet hatte. Angeblich wurde er sogar in der Iburger Klosterkirche in diesem Gewand bestattet, dass – so eine spätere Überlieferung – 1408 bei der Öffnung seines Grabes entnommen wurde.
Allerdings findet sich diese Geschichte erstmals in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bei Abt Maurus Rost überliefert, der es mit den historischen Fakten in seinen Annalen nicht immer ganz genau nahm. In jedem Fall weiß man, dass die Benno-Kasel über Jahrhunderte bis mindestens 1888 jährlich am 27. Juli beim Gedenkgottesdienst der Mönche für ihren toten Klostergründer getragen wurde. Auf diese Weise stellten sie sich vor, Benno sei tatsächlich unter ihnen: Historiker sprechen daher auch von der „Gegenwart der Toten“. Maurus Rost wurde 1666 zum Iburger Abt gewählt und war ein großer Verehrer Bennos, in dessen Nachfolge er sich selbst als zweiter Klosterstifter nach den Wirrnissen des 30-jährigen Krieges inszenierte: Um dies zu veranschaulichen, ersetzte er sogar den Kopf Bennos auf dessen mittelalterlichem Grabmal durch sein eigenes Bildnis. Nur 30 Jahre nachdem die Kasel letztmalig nachweislich bei Bennos Totenmesse genutzt wurde, war sie vom 28. August 1918 an in der ersten Dauerausstellung des neu gegründeten Diözesanmuseums am Kreuzgang des Domes zu sehen. Dort nimmt sie auch heute noch einen Ehrenplatz im Raum unterhalb des Domschatzes ein.
Zu den Paramenten zählen auch Textilien, welche für die Aufbewahrung und Reinigung des Messgeschirres verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel das Kelchvelum (von lat. Velum, dt. Segel, Tuch), ein Tuch mit dem der Messkelch verhüllt wird oder die Palla (lat. palla, dt.mantelartig überschlagendes Tuch), eine quadratische Bedeckung für den Kelch. Unter dem Kelch und der Hostienschale liegt während der Eucharistiefeier das Korporale (von lat. corpus, dt. Körper, Leib). Nach dem Gebrauch wird das Korporale auf eine festgelegte Art gefaltet und in der sog. Bursa (lat. bursa, dt. Tasche) aufbewahrt, einer kleinen quadratischen Tasche. Für die Reinigung des Kelches nach der Eucharistiefeier wird ein Kelchtuch benutzt, das sog. Purifikatorium (von lat. purificare, dt. reinigen).
▲ Stillende Muttergottes mit dem Jesusknaben.
Ein wirklich interessantes Motiv, das heute nahezu ungebräuchlich ist. Dabei hat es eine lange Geschichte. Es entstand in der Spätantike. Seinen genauen Ursprung hat das Motiv im frühchristlichen Ägypten, aber es geht auf ältere Vorbilder zurück. So kannte man schon im altägyptischen Götterkult die Darstellung der Göttin Isis, die den Horusknaben säugt. Die frühen Christen übernahmen dieses Motiv und übertrugen es auf Maria und Jesus. Von Ägypten aus verbreitete sich das Motiv und war bis in das Mittelalter und die Neuzeit hinein auch in Westeuropa sehr gebräuchlich. Aus dem Mittelalter stammt auch die kleine Staue im Museum. Sie zieht immer wieder die Blicke der Besucher auf sich. Eine stillende Muttergottes? Man kennt dieses Motiv nicht mehr. Ein Teil der Irritation liegt vielleicht auch darin begründet, dass das Stillen heute oftmals in den privaten Raum verdrängt ist und Stillen in der Öffentlichkeit gar bei einigen Anstoß erregt. In früheren Zeiten gehörte das Stillen einfach zum Leben und natürlich wurde auch das Jesuskind gestillt. Was diese Figur so faszinierend macht, ist das zutiefst Menschliche, das diesem Motiv innewohnt. Der Betrachter sieht hier eine Mutter, die in einem sehr intimen und liebevollen Moment mit ihrem Kind verbunden ist. Wohl kaum eine andere Darstellung verdeutlicht das menschliche Leben Jesu mehr als die Maria lactans.“
Der Reliquienschrein der Hl. Regina
Obwohl er sorgsam im Osnabrücker Dom verwahrt wird, ist er mittels seines Schutzkastens in der Dauerausstellung sinnbildlich vorhanden. Doch wozu brauchte man einen Schutzkasten? Zum einen hielt er Staub und Schmutz von dem einstmals enthaltenen Reliquienschrein ab, zum anderen bewahrte er ihn vor Beschädigung und Raub. Mit dem Übergang zum Spätmittelalter wurden Reliquienschreine den Gläubigen zu ausgewählten Zeitpunkten präsentiert, meist in Zusammenhang mit Ablässen, die bei sog. „Heiltumsweisungen“ erworben werden konnten. Hierbei war es üblich, das Ver- und Enthüllen der Reliquienschreine zu inszenieren. Die Gestaltung des Schutzkastens erlaubt Rückschlüsse auf die Art der Inszenierung: die zahlreichen Scharniere zeigen, dass die einzelnen Seiten aufgeklappt werden konnten. Je nach Anlass konnten also verschiedene Öffnungszustände hergestellt werden, die den Blick auf den Schrein der Hl. Regina freigaben. Der Hl. Regina gedenkt die katholische Kirche am 7. September.
Figuren
Oberhalb der Grabplastik sieht man, wenn man den Kopf in den Nacken legt, die um 1510/1520 entstandenen Skulpturen des gotischen Lettners. Im Mittelalter spielte die Gemeinde für den Gottesdienst im Grunde keine Rolle und die Lettner trennten den Chor als Raum des Klerus vom Langhaus, dem Raum der Laien. Die Gemeinde bekam vom Geschehen am Altar nichts mit. Auf den Lettnern standen vielfach Figurengruppen. In diesem Fall waren es Christus als Weltenrichter und die Apostel. Kleine Wappen verweisen auf den jeweiligen Stifter und bei der Christusfigur ist auch der Stifterbischof selbst kniend dargestellt. Von den ursprünglich 13 Skulpturen befinden sich heute neun im Museum. Die Figuren von Petrus und Paulus gingen im 2. Weltkrieg verloren und zwei Figuren sind heute im Kölner Museum Schnütgen. Die Kölner Stücke weisen noch Reste einer Bemalung auf, welche bei unseren zu einem unbekannten Zeitpunkt leider entfernt wurde. Die Figuren halten ihr jeweiliges Attribut, wodurch sie auch für Laien zu identifizieren waren. Im Museum stehen die Skulpturen auf einer kleinen Galerie, die einen Lettner symbolisieren soll. Aber es ist keineswegs von Nachteil, dass man zu ihnen aufschauen muss, denn die Figuren wurden für diese Perspektive geschaffen. Tatsächlich verlieren sie viel von ihrem Reiz, wenn man sie aus der Nähe betrachtet.
▲Von ursprünglich 13 Skulpturen, die den um 1517 errichteten Lettner des Osnabrücker Domes zierten, befinden sich immerhin 9 im Diözesanmuseum und zählen ohne Frage zu dessen zentralen Hauptwerken. Geschaffen wurden die eindrucksvollen Sandsteinfiguren von Heinrich Brabender, der als der bedeutendste westfälische Bildhauer dieser Zeit gilt. Das Bildprogramm zeigt mittig einen Christus als Weltenrichter mit betendem Stifter sowie die Apostel.
▲Kein Gürteltier, sondern die mittelalterliche Darstellung eines Lamms. Es streckt sich der heiligen Jungfrau entgegenstreckt. Das Lamm - lateinischen Agnus, verrät, dass es sich bei der Jungfrau um die Heilige Agnes handelt. Sie teilt das Schicksal vieler Frauen, die für ihren christlichen Glauben eingestanden und gestorben sind.
▲ Wem flüstert das Vögelchen etwas ins Ohr? Es ist der Hl. Thomas von Aquin, der Schutzpatron der Wissenschaft, insbesondere der Theologen, Philosophen und Studenten und der häufig mit Buch und einer Taube dargestellt wird.
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir“
Der Ausdruck bezieht sich auf eine berühmte Aussage aus den so genannten Bekenntnissen des Heiligen Augustinus. Diese Aussage symbolisiert die innere Suche des Menschen nach Erfüllung und die Erkenntnis, dass wahre Ruhe nur in Gott gefunden werden kann. In der Kunst wird der Hl. Augustinus daher häufig mit einem Herz dargestellt, wie bei der in der Ausstellung präsentierten Skulptur, die zu einem umfangreichen Figurenzyklus vom 1480/90 vollendeten Lettner aus der Osnabrücker Dominikanerkirche gehörte. Das Herz, zuweilen auch brennend dargestellt, steht für eine tiefe und erleuchtete Liebe zu Gott.
Anna Selbdritt aus der Werkstatt des Meisters von Osnabrück.
Hl. Wiho von Osnabrück, erster Bischof von Osnabrück
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wünschten sich die Osnabrücker Domverantwortlichen eine Statue des Missionars und Gründer-Bischofs Wiho für das Hauptportal ihrer Kathedrale. Nach über 50-jähriger Vakanz signalisierten sie so im Umfeld der Wiederbesetzung des Osnabrücker Domkapitels und des Bischofsstuhls in den Jahren 1857/58 historische Kontinuität. Wohl aus Kostengründen griffen sie indes auf eine Figur zurück, die sich bereits im kirchlichen Bestand befand: den heiligen Bischof und Kirchenvater Ambrosius von Mailand, dessen Abbild um 1480 in Münster geschaffen wurde und der bis ins frühe 19. Jahrhundert mit mindestens elf weiteren Heiligenfiguren aus dem Umfeld des Dominikanerordens die Dominikanerkirche in Osnabrück geziert hatte. Das spät-mittelalterliche Ambrosius-Bildnis wurde dabei lediglich um die Inschrift Wiho ergänzt.
Heute befinden sich im Diözesanmuseum Osnabrück sechs weitere Figuren aus diesem Zyklus, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen „gesandstrahlt“ und so ihrer historischen Oberfläche beraubt wurden.
Wer die ursprüngliche Oberflächengestaltung dieser Werke nachvollziehen möchte, ist vor dem Dom mit einem Blick auf den vermeintlichen Gründervater Wiho bzw. Ex-Ambrosius bestens bedient.
▲Selbstbewusste Ordensfrauen im Bistum Osnabrück – oder: Was uns ein spätmittelalterlicher Chorstuhl verrät! Der zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstandene Äbtissinnenstuhl aus der Zisterzienserinnenabtei in Bersenbrück hebt die Bedeutung des Amtes der Äbtissin am Übergang zur Frühen Neuzeit deutlich hervor: Auf ihm nahm die neuerwählte Amtsinhaberin nach ihrer Wahl Platz, auf ihm empfing sie Schlüssel, Ordensregeln und Äbtissinnenstab. Der Stuhl galt als Zeichen ihrer Regierungsgewalt, denn als Obere des Konvents kamen ihr eine herausgehobene Leitungsfunktion und ein geistliches Amt in der Kirche zu.
▲Die runde Schließe schmückte einst den Chormantel eines Johanniterritters aus der Kommende Lage. Auf dem vergoldeten Mittelfeld werden drei Figuren präsentiert, von denen die mittlere Johannes den Täufer darstellt, dessen Gedenktag heute gefeiert wird. In einem Fellgewand gekleidet, zeigt er auf das Lamm Gottes, das auf dem Buch des Lebens in seiner Linken ruht und den geopferten Christus symbolisiert. Begleitet wird Johannes von den Aposteln Petrus mit Schlüssel zu seiner Rechten und Paulus mit Schwert zu seiner Linken.
Gotischer Pontifikalkelch, 23 cm hoch . Das regelmäßige Sechseck des Fußes wird in der Aufsicht von einem schmalen Streifen umrahmt, der in schönen Großbuchstaben die Inschrift trägt: „hoc x vas x dat * christe * gerhart * tibi * keleman * iste * qvem * corpvs x sangvis * foveat x tvvs * vt * vetvs x angvis * non * possit x plenvm * sibi x nvnc * prebere x venenvm.“ Die übrige Fläche ist in Maßwerkformen aufgelöst. Über jeder Seite ist ein rundbogiges Feld angeordnet mit Darstellungen aus dem Leiden Christi in gegossener, fein ziselierter Arbeit: die Gefangennahme des Herrn; Christus vor Pilatus; Ecce homo die Kreuztragung; die Kreuzigung und Auferstehung. Die Zwickel an den Ecken des Fußes sind mit dreigeteiltem Eichblatt gefüllt. Die Dreipassfüllungen der nach oben sich anschließenden Kreis wie die Figurennischen des Schaftes zeigen einen gemusterten blauemaillierten Grund. Den Kanten des sechseckigen Schaftes sind kleine Strebepfeiler vorgelegt. Dazwischen bildete der Künstler zu unterst in sechs von geschweiften Wimpergen bekrönten Nischen sitzende Prophetenfiguren, sodann unter und über dem Knauf in ähnlicher Anordnung, nur dass die Nischen schlanker, die Wimperge geradlinig gehalten sind, je sechs stehende Apostelfiguren. Der flache mit Maßwerk und Blättern geschmückte Knauf zeigt auf Wolken schwebende Engelfiguren zwischen den sechs zylindrischen Zapfen, die mit den Symbolen der vier Evangelisten und der Auferstehung (Pelikan und Phönix) geziert sind. Die Form der einfachen Kuppa weicht wenig von der einer Halbkugel ab. Die zugehörige Patene von 23 cm Durchmesser zeigt einen Sechspass in der Mitte und ein von Blattwerk umrahmtes Weihekreuz mit einer segnenden Hand, die den einen Kreuzbalken überdeckt.
Dass der Osnabrücker Dom nach dem Dreißigjährigen Krieg mit prächtigen Wandteppichen geschmückt war, weiß kaum jemand – einer davon befindet sich in der Dauerausstellung des Diözesanmuseums.
Zu den besonderen Werken zählen hier die spätromanischen Reliquienschreine, welche Gebeine der Heiligen Crispin und Crispinian, der Nebenpatrone des Doms, beherbergen sowie das reich mit Edelsteinen, Perlen und Gemmen verzierte Kapitelskreuz aus dem 11. Jahrhundert, ein Meisterstück der mittelalterlichen Goldschmiedekunst.
Auch bei einem der auffälligsten Ausstellungsstücke, einem goldenen, reich mit Edelsteinen und Perlen verzierten Kapitelskreuz, handelt es sich um ein liturgisches Gerät, das seit dem 11. Jahrhundert als Prozessionskreuz in Gebrauch ist. Bei der Prozession handelt es sich um einen feierlichen Umzug von Geistlichen und der Gemeinde. Bei diesem wird das Prozessionskreuz an der Spitze vorangetragen, es wird deshalb auch als Vortragekreuz bezeichnet. Zusätzlich war dieses Kreuz elementarer Bestandteil des religiösen Brauchs, bei dem die Domherren jeden neu gewählten Bischof mit ebendiesem Kreuz begrüßten, woraufhin dieser davor niederkniete und die in das Kreuz eingearbeitete Reliquie küsste.
Eine Strahlensonne umfängt das filigrane Rankenwerk, eine weitere die Muttergottes mit Kind. Was bei der ersten Betrachtung zusammengehörig scheint, täuscht. Denn tatsächlich handelt es sich bei der Monstranz aus dem Dominikanerkloster um ein Altargerät, das mehrfach umgebaut worden ist.
▲Um den Gläubigen die reale Präsenz der Heiligen vor Augen zu führen, entstanden im Mittelalter auch sog. sprechende Reliquiare, welche sich im Verlauf des Mittelalters großer Popularität erfreuten. Hierbei gehören die Armreliquiare der Hll. Crispin und Crispinian zu besonders frühen Exemplaren, denn sie entstanden vermutlich nachdem um 1100/1110 ein Feuer den Dom zerstörte. Somit sind sie rund ein Jahrhundert älter als die beiden prächtigen Schreine, die die übrigen Gebeine der zwei Heiligen bewahren.
▲ Welche Furcht die Soldaten des Ersten Weltkrieges mit Jesus am Vorabend seiner Hinrichtung teilten, erläuterte Janina Majerczyk am 02.11.2016 anhand des von Ludwig Nolde geschaffenen Kriegerdenkmals mit einer Ölberggruppe aus St. Vitus in Freren.