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LVR-Archäologischer Park Xanten

Die Errichtung des Gebäudes begann im November 2013, Richtfest war im April 2014, Eröffnung war am 18. März 2015.
Virtuelle Ansicht der Colonia Ulpia Traiana

Römische Stadt ist Welterbe. Das UNESCO-Welterbekomitee hat am 27. Juli 2021 das Gebiet der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana als Bestandteil der „Grenzen des Römischen Reichs - Niedergermanischer Limes" ins Erbe der Menschheit aufgenommen.

Seit der Landschaftsverband Rheinland 1977 den LVR-Archäologischen Park Xanten (APX) auf dem Colonia-Gelände errichtet hat, sind die Überreste der römischen Stadt gut geschützt. Neben dem Schutz des Bodendenkmals bildet die fortlaufende Erforschung der Stadt eine weitere zentrale Aufgabe des APX. Rund ums Jahr untersucht ein Team aus Archäologen und Bauforschern, Historikern, Restauratoren und Naturwissenschaftlern die Hinterlassenschaften der Colonia. Dabei kommen neben punktuellen Ausgrabungen verstärkt auch geophysikalische Methoden zum Einsatz, die zerstörungsfreie Einblicke in den historischen Boden ermöglichen.

Die Stadtmauer ist an der östlichen Seite dem Verlauf des Rheinarms angepasst, sonst ist sie aber regelmäßig rechteckig. Die über sechs Meter hohe Mauer war 3,4 km lang, umfasste ein Areal von 73 Hektar, hatte 22 Türme jeweils an den Enden der Straßen und drei repräsentative Tore.

Begehbarer Abschnitt der Stadtmauer mit Wehrgang und Zinnen

Dies ist der bislang einzige rekonstruierte Abschnitt der Stadtmauer. Andere Teile der Stadtmauer im alten Parkbereich sind lediglich durch Hainbuchenhecken markiert (s.u.), wobei aber die Türme rekonstruiert sind. Im neuen Teil des APX gibt es noch keine Markierung der Stadtmauer und der Türme.

Nachbildung der Stadtmauer durch eine Hecke
Mit Erde angeschüttete Innenseite der Mauer
Die rekonstruierte Toranlage des Burginatium-Tors (Nord-Tor)

Der große dreigeschossige Torbau an der nördlichen Stadtmauer wird von zwei mächtigen Türmen flankiert, von der offenen Plattform bietet sich ein schöner Ausblick über das gesamte Park­gelände.

Amphitheater

Das Amphitheater der Colonia Ulpia Traiana war ein typisches aus Stein gebautes Rundtheater, das eine größere Stadt wie die römische Colonia Ulpia Traiana im zweiten Jahrhundert n. Chr. haben musste. Es war die größte Veranstaltungsstätte der antiken Vorgängerstadt des heutigen nordrhein-westfälischen Xantens, besaß eine ovale Arena und fasste bis zu 10.000 Menschen. Amphitheater gehörten zu den charakteristischen Bauwerken einer römischen Stadt und deckten ein breites Spektrum an Freizeitgestaltung für deren Bewohner ab.

Öffentliche Großveranstaltungen wie die Kämpfe im Amphitheater und die Wagenrennen im Circus waren die mit Abstand populärste Unterhaltung für große Teile der Bevölkerung. Die großen Amphitheater in Rom und den Provinzen waren regelmäßig bis auf den letzten Platz gefüllt, wenn Menschen und Tiere in der Arena auf Leben und Tod kämpften. Selbst Kaiser wie Marc Aurel, die die grausamen Vorführungen verachteten, sahen sich genötigt, ihrer Pflicht als Ausrichter der ‚Spiele‘ nachzukommen.

 

Bereits vor der Gründung der Colonia Ulpia Traiana befand sich in direkter Nähe, bei dem Legionslager Vetera, ein solches Bauwerk, das Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. errichtete Amphitheater von Birten. Etwa zur Zeit der Stadtgründung der Colonia um das Jahr 100 wurde auch sofort ein Amphitheater innerhalb der neuen Stadtmauern angelegt. Anfangs war es nur eine hölzerne Anlage auf einem Erdwall. Erst gegen Ende des 2. Jahrhunderts wurde es durch einen komplett aus Stein errichteten Neubau ersetzt. Das Amphitheater lag, wie für solche Anlagen üblich, in einem Randbezirk der Siedlung, nämlich ganz in der Ecke auf der östlichsten Insula des Stadtgebietes. Das Areal im Umfeld war nicht bebaut, um den Zutritt der großen Besucherzahlen in die Anlage zu ermöglichen.

 

Ausgrabung und Rekonstruktion

Das Amphitheater hatte in der Längsachse einen Durchmesser von 99 m; die Außenmauer dürfte eine Höhe von mehr als 10 m erreicht haben. Von dem aufgehenden Mauerwerk ist aufgrund von Steinraub bei den ersten Ausgrabungen zwar kaum noch etwas erhalten gewesen, die Fundamente aus Grauwacke waren aber noch vorhanden.

 

Bereits in den 1930er Jahren wurden weite Teile des Amphitheaters der CUT großflächig aufgedeckt. Dabei fanden sich neben den Fundamenten des Mauerwerks auch Spuren der hölzernen Konstruktionen unterhalb der Arena. Die Dokumentation der damaligen Grabungen ist leider nur unvollständig erhalten.

 

 
 
 

Blick in die rekonstruierte Arena über die Ränge

Nach der Ausgrabung der 1930er Jahre wurden die noch vorhandenen Befunde wohl an ihrem Platz belassen, mit Ausnahme dreier Grauwacken, die neben der Anlage aufgestellt wurden. Der Rest des Fundaments blieb an Ort und Stelle und diente als Basis für die Teilrekonstruktion des Bauwerkes im Archäologischen Park Xanten.

 

Heute finden im rekonstruierten Amphitheater wieder regelmäßig Veranstaltungen statt. Bei den Xantener Sommerfestspielen mit Opern, Operetten und Musicals traten bis 2012 internationale Künstlerinnen und Künstler auf. Auch Rockgrößen nutzen den besonderen Charme und die gute Akustik der Arena für Open-Air-Konzerte. Ein besonderes Ereignis sind die Gladiatorenspiele beim großen Römerfest „Schwerter, Brot und Spiele“ im APX. Sie werden von einem der führenden Historiker auf dem Gebiet der Gladiatur geleitet und zeigen abseits der gängigen Hollywood-Klischees, aber durchaus packend und eindrücklich, wie die unterschiedlichen Gladiatoren mit welcher Ausrüstung und nach welchen Regeln kämpften. Das Römerfest in Xanten ist zwar ein großes Spektakel – mit Gladiatorenkämpfen, Reiterstaffeln und Legionärs-Paraden – aber gleichzeitig eine ernste und ernstzunehmende Angelegenheit. Es geht um Authentizität statt kreativer Interpretation der Geschichte, um originalgetreue Darstellungen und um Wissensvermittlung, schließlich ist der APX ein Museum.

Die Ausstellung im inneren Rundgang der Arena folgt dem Tagesablauf der damaligen Veranstaltungen. In einem von drei anliegenden Räumen, die wahrscheinlich als Tierkäfige oder Aufenthaltsräume für Gladiatoren gedient haben, trifft man zunächst auf mehrere lebensgroße Figurinen mit originalgetreu rekonstruierter Ausrüstung typischer Gladiatorengattungen. Im düsteren Gang selbst bieten beleuchtete Texttafeln und Monitore mit Kampfszenen vielfältige Informationen über die antiken Spektakel.

Innerer Umgang unter den Rängen des rekonstruierten Amphitheaters

Statue des Kaisers Trajan im rekonstruierten Bauwerk

Mit Kränen wie diesem im LVR-Archäologischen Park Xanten konnten römische Baumeister schwere Steinblöcke bewegen.

Das nachgebaute Amphitheater: In den 1970er Jahren entstanden in der Südost-Ecke des Parkes Nachbauten und Besuchereinrichtungen. Im Hintergrund sind die Türme von St. Viktor im Stadtkern von Xanten erkennbar.

Auf dem Bild ist links das LVR-RömerMuseum. Rechts (nicht mehr im Bild) schließt sich daran der Schutzbau über den Überresten der Thermen an.

 
 
Römische Wohnhäuser

Römische Herberge

Die Römische Herberge in Xanten war eine Mansio in der antiken Colonia Ulpia Traiana, der römischen Vorgängerstadt des heutigen Xantens. Sie stand in der Insula 38 in der Nähe des Hafens am Rhein. Das Gebäude wurde ausgegraben und als Teil des Archäologischen Parks Xanten an Ort und Stelle rekonstruiert. Das zweigeschossige Bauwerk stand entlang einer Straße nahe dem Kleinen Hafentor der Stadtmauer der Colonia Ulpia Traiana im südöstlichen Teil der Insula 38. Es war ursprünglich 64 Meter lang und 10 Meter breit. Die Entstehungszeit wird in das vorletzte bis letzte Jahrzehnt des 1. Jahrhunderts datiert. Zu einem unbekannten späteren Zeitpunkt wurde der Bau auf eine Länge von 80 Meter und eine Breite von bis zu 25 Meter erweitert und erhielt einen Keller.

 

Vermutlich diente das Gebäude Kaufleuten, Handwerkern und wegen der Nähe zum Hafen wohl auch Schiffsreisenden als Unterkunft. Im Erdgeschoss gab es drei Eingänge, denen sich Gänge anschlossen, die quer durch den Bau führten. Von jedem Gang gingen nach links und rechts Kammern ab, die als Schlafkammern zur Unterbringung von Gästen gedeutet werden. Außerdem gab es größere Raumgruppen, die für wohlhabendere Reisende bestimmt gewesen sein können. Zum Hof bestand eine Zone, die als offener zweigeschossiger Portikus rekonstruiert wurde. Unmittelbar an die Herberge schließen sich im Südwesten die Herbergsthermen als römische Badeanlage an. Es ist nicht bekannt, ob diese Anlage für die Herbergsgäste oder für die Bewohner des Stadtviertels bestimmt war.

 

Die Ausgrabung der Herberge fand zwischen 1974 und 1983 statt. Begonnen wurde sie mit der Absicht, für den neu gegründeten Archäologischen Park Xanten typische römische Handwerkerhäuser freizulegen. Die ausgegrabenen archäologischen Strukturen wurden zunächst als Haus am kleinen Hafentor bezeichnet. Während der Grabung erkannten die Archäologen, dass es sich bei dem Gebäudekomplex um die Reste einer Mansio handelt.

 

 

Auf der Südseite des Gebäudes folgt linker Hand der Straßenverkauf des römischen Restaurants mit Sitzgelegenheiten unter dem schattigen Dach des Säulengangs.

Rekonstruktionsbau der römischen Herberge an der Stadtmauer der Colonia Ulpia Traiana
Kleinerer Schlafraum mit mehreren Betten
Großzügiger Innenraum mit römischer Wandbemalung

Die Wohn- und Schlafzimmer waren für mehrere Personen angelegt und maßen zwischen 12 – 16 m², die größeren bis zu 60 m². 

Küchenraum

Am Ende des Säulengangs liegt die römische Küche, in der an bestimmten Terminen der Römischen Wochenenden frisch zubereitete Leckereien nach antiken Rezepten angeboten werden. Vom Vorraum führt eine Treppe hinab in den Keller mit den „Kühlschränken" der Römer – großen Vorratsgefäßen, die in die Erde eingegraben wurden und Lebensmittel lange frisch hielten. Wer hier genau hinsieht, kann den Übergang vom echten römischen Mauerwerk zu den modern aufgemauerten Steinreihen erkennen.

 
 

Der Vorratskeller mit im Boden eingelassenen großen Vorratsgefäßen.

Bei den Ausgrabungen legten die Archäologen den Keller der antiken Herberge frei, wo sie in einer Brandschicht einen Antoninian (römische Silbermünze) aus der Zeit des Aurelian (regierte 270–275) fanden. Der Ausgräber Johann-Sebastian Kühlborn folgerte daraus, dass die Anlage wohl im Zuge der großen Einfälle durch fränkische Stämme in die gallischen und germanischen Provinzen in den Jahren 275/276 zerstört worden sei. In der Folge wurde mit diesem historisch bezeugten Ereignis auch die Zerstörung und Aufgabe der gesamten Stadt in Verbindung gebracht, auch wenn dafür sonst keine Hinweise vorliegen. Bernd Liesen und Marcus Reuter publizierten 2009 die archäologischen Funde aus den Kellerräumen und kamen zu dem Ergebnis, dass die Brandschicht mit der Münze als Indiz nicht ausreicht, um die Zerstörung der gesamten Colonia Ulpia Traiana mit den fränkischen Raubzügen westlich des Rheins in Verbindung zu bringen oder auch nur eine gewaltsame Zerstörung der Herberge zu behaupten.

 

Nach Abschluss der Ausgrabungen 1983 rekonstruierte Gundolf Precht die Mansio für den Archäologischen Park Xanten (APX) auf ihren originalen Grundmauern, ebenso den Keller. Die Innenräume des nachgebildeten Gebäudes wurden möbliert und mit Wandmalereien nach römischen Vorbildern geschmückt.

Der Innenhof mit Portikus

Am anderen Ende der Herberge ist seit kurzem die neue Dauerausstellung Kaiser, Senat & Volk eröffnet. Hier erzählen moderne Medien aus dem Leben von berühmten und weniger bekannten römischen Persönlichkeiten.

Die Handwerkerhäuser im LVR-APX

 

In den Handwerkerhäusern des LVR-Archäologischen Parks können die Besucherinnen und Besucher erleben, wie der Alltag der einfachen Leute in der Antike aussah. Detailgetreu wurden drei Häuser mit Werkstätten und Wohnräumen rekonstruiert. Um die antiken Fundamente, über denen die Häuser stehen, nicht zu zerstören, ruhen die Gebäude auf einer modernen Betonplatte. Darauf wurden sie mit den Techniken und Materialien der Römer, in Lehmbauweise und Fachwerk, errichtet. Beim Bau des größten Lehmbaus in Deutschland seit 50 Jahren wurden ca. 540 Kubikmeter Lehm, und 8000 handgeformte Dachziegel verbaut.

 
Freigelegte römische Grundmauern
 

Den Weg von der Ausgrabung zur Rekonstruktion können Besucherinnen und Besucher im mittleren Haus nachvollziehen. Hier kann man einen Blick auf die ausgegrabenen Fundamente werfen. Dicke und Tiefe der Grundmauern machen deutlich, wie hoch die aufgehenden Mauern waren. Die Lage der Mauern zeigt die ursprüngliche Raumeinteilung, und aus verschiedenen Abfallprodukten wie Metallschlacke kann man Rückschlüsse auf die Nutzung der Räume ziehen.

Schmiede und Textilwerkstatt

Aufgrund der Funde wissen wir, dass in einem Haus Metall verarbeitet wurde. Die Funde des anderen Hauses lassen vermuten, dass dort ein Weber Stoffe herstellte. Deswegen wurden eine Schmiede- und eine Textilwerkstatt eingerichtet.
In römischer Zeit lebten die meisten Menschen in einer Stadt in solchen Häusern. Im Erdgeschoss wurden die Waren hergestellt, im Obergeschoss wohnte der Handwerker mit seiner Familie. Der Hinterhof diente der Vorratshaltung und der Selbstversorgung. Außerdem waren hier auch die Sklaven untergebracht. Dies alles gibt es im Schmiedehaus zu sehen, wo zwei Handwerker ihre Feuerstellen betreiben. An einer einfachen Lehmesse (Esse: eine offene Feuerstelle, meist in einer Schmiede) können innerhalb des Hauses kleine Gegenstände wie Gewandspangen oder Löffelchen gegossen werden. Im Hofbereich kann ein Eisenschmied an größeren Objekten wie Fenstergittern arbeiten. Die unterschiedlichen Lichtverhältnisse helfen den Schmieden dabei zu beurteilen, ob das Eisen die richtige Temperatur zum Schmieden erreicht hat. Im Obergeschoss sind die Wohnungen der Handwerker eingerichtet. Für jedes Detail von der Wandmalerei bis zum Teller gibt es Vorbilder aus römischer Zeit. So entsteht ein einzigartiger Einblick in die Alltagswelt der Bevölkerung am Niederrhein zur Zeit der römischen Kaiser. Im Textilhaus können die Gäste die vielen Arbeitsschritte nachvollziehen, die es brauchte, bis die Menschen in römischer Zeit ein fertiges Kleidungsstück anziehen konnten. Wie aufwendig schon die Einrichtung eines Webstuhls war, zeigt ein Blick auf die Fäden, die in verwirrend großer Anzahl auf den Webstuhl gespannt sind. Zwei Weberinnen führen an Aktionstagen vor, wie in der Antike eine Tunika entstand.
Im Tuchladen im vorderen Hausbereich präsentiert der Händler stolz die unterschiedlichen Stoffqualitäten. Ein buntes Farbenspektrum erzielt er auch mit natürlichen Farbextrakten, ganz ohne künstliche Zusatzstoffe. Im Obergeschoss erwartet die Gäste ein moderner Ausstellungsbereich. Dort erfahren Sie alles über die verschiedenen Materialien der antiken Kleidung, ihren Handel und so manches Accessoire. Sechs lebensgroße Figurinen zeigen, dass Kleidung schon in der Antike Leute machte: Einen wohlhabenden Provinzbewohner konnte man gut vom einfachen Schmied unterscheiden. Detailreichtum und Farbenspiel der nach antiken Vorbildern rekonstruierten Kleidung lassen so manches moderne Kleidungsstück alt aussehen.

Verkaufsraum des Schmiedes

Hafentempel

Der Hafentempel war nach dem Kapitol der zweitgrößte Tempel der Stadt. Seine Größe und der aufwändig verzierte, farbig bemalte Kalkstein kündeten vom Anspruch der Colonia, ein Stück „Rom in der Fremde" darzustellen. Wie jeder römische Tempel war auch dieser einst einer bestimmten Gottheit geweiht. Welche das war, ist leider unbekannt. Seinen ungewöhnlichen Namen erhielt das Bauwerk bei den Ausgrabungen wegen der Nähe zum Hafen. Über den Tempel, seine Bautechnik und Rekonstruktion, seine Ausstattung und den Kultbetrieb informiert die Dokumentation im Inneren des Podiums.

Rekonstruierte Herbergsthermen

Thermen der Colonia Ulpia Traiana

 

Bisher wurden in Xanten auf dem Gelände der Colonia Ulpia Traiana zwei Thermen nachgewiesen: die großen öffentlichen Thermen im Westen der Stadt auf der Insula 10 und die Herbergsthermen im Nordosten auf Insula 38. Die Forscher halten es für nicht unwahrscheinlich, dass es weitere private Thermen gab, diese konnten aber bisher noch nicht nachgewiesen werden. Die mit 415 m² deutlich kleineren Thermen der römischen Herberge befanden sich auf der Insula 38 im Nordosten der Stadt. Größe und Lage lassen vermuten, dass sie für die Übernachtungsgäste der Mansio gedacht waren.

 

Die Herbergsthermen wurden zwischen 1979 und 1983 ausgegraben und zwischen 1987 und 1989 wissenschaftlich ausgewertet. Bei den Ausgrabungen konnten über älteren Holzbauphasen des 1. Jahrhunderts n. Chr. insgesamt drei Steinbauperioden nachgewiesen werden, die dann 135 n. Chr. mit der Thermenanlage überbaut wurden. Nachweisbar ist auch, dass die Anlage im 2. Jahrhundert n. Chr. noch einmal umgebaut und verkleinert wurde.

 

Die Herbergsthermen wurden vollständig restauriert und 1989 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Anlage wurde so rekonstruiert, dass sie versuchsweise wie in der Antike befeuert werden kann. Ein einziges Holzfeuer erwärmt sowohl das Badewasser in einem großen Heizkessel als auch die Luft, die sich unter den Fußböden der Baderäume verteilt und entlang der Wandziegel nach oben zieht. Der „originalgetreue“ Betrieb zeigt für die Forschung aufschlussreiche Details der Befeuerung und Wärmeführung in einer solchen Anlage wie auch Probleme im Hinblick auf die Auswirkungen der Feuchtigkeit für die verwendeten Baumaterialien. Die Anlage bestand aus einem langgestreckten Badetrakt mit einem Frigidarium und dem Warmbadebereich mit Heizraum und Praefurnium. Der Warmbadebereich war vermutlich in Tepidarium und Caldarium untergliedert. Seitlich befanden sich das Kaltbadebecken und ein Apodyterion (Umkleidebereich) wie auch eine halbrunde Apsis. Ein Brunnen versorgt die Anlage mit Frischwasser, ein Abwasserkanal führte das Schmutzwasser ab.

 

Anhand der Funde lässt sich nachweisen, dass die Anlage im letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts n. Chr. umfassend umgebaut und dabei erheblich verkleinert wurde. Im zweiten Viertel des 3. Jahrhunderts wurde sie dann gänzlich aufgegeben und planiert. Die Gründe für den Umbau und die Aufgabe gelten als nicht bekannt.

Beim Bau der städtischen Straßen wurde auch das unterirdische Kanalnetz angelegt. Oberirdisch blieben nur die Öffnungen der Reinigungsschächte sichtbar.

Wasserversorgung und Heizung sind wesentliche Elemente römischer Badehäuser. Ein Brunnen im Hof direkt neben der Heizanlage versorgte das Herbergs-Badehaus mit Wasser. Im Feuerungstrakt unterhielten Heizer ein Holz- oder Holzkohlefeuer. Es beheizte das benachbarte Heißbad durch heiße Luft, die in den Wänden zirkulierte. Wasser wurde in einem Kessel erhitzt und floss durch einen Zulauf in das Badebecken.

 
 
Toilette

Herbergsthermen

 

Über einen verwinkelten Innenhof gelangt man zu dem vielleicht beeindruckendsten Bereich der Herberge: das antike Badehaus. Es ist bis heute weltweit die einzige Anlage, die originalgetreu wie in der Antike befeuert werden kann. Ein einziges Holzfeuer erwärmt das Badewasser in einem großen Heizkessel und gleichzeitig die Luft, die sich unter den Fußböden der Baderäume verteilt und in die hohlen Wandziegel streicht. Moderne Messungen der Temperaturen und des Holzverbrauchs zeigen, dass dieses ausgeklügelte Heizsystem die Wärmeenergie fast restlos nutzt. Im Inneren der Thermen ist die besondere Atmosphäre der römischen Bäder mit den Gerüchen vergangener Dampfschwaden und dem Plätschern des einlaufenden Wassers auch dann spürbar, wenn die Anlage nicht befeuert wird. Durch einen Auskleideraum gelangt man erst zum Kaltbad und weiter durch einen mäßig beheizten Raum in das Heißbad. Aus antiken Schriftquellen wissen wir, wie sehr die Römerinnen und Römer diese Abfolge von kalten, warmen und heißen Bädern schätzten. Leicht kann man sich hier vorstellen, welche Genüsse die ausgedehnten Badegänge unseren Vorfahren mit wohligen Massagen, aromatischen Ölen und anregenden Gesprächen boten. Wasser und Wärme beleben, reinigen und lindern. Nicht nur im kühlen Germanien ein unverzichtbares Stück römische Lebensqualität.

Blick in das Heißbad der rekonstruierten Herbergsthermen mit reichen Wandmalereien.

Rekonstruktion Frigidarium Piscina der Herbergsthermen

Werkstätten der Knochenschnitzer und Schuhmacher

Dem Säulengang längs der Straße weiter folgend, gelangt man zu den Werkstätten der Knochenschnitzer und Schuhmacher. Hier führen ausgebildete Fachleute an den Römischen Wochenenden von Mai bis September die Kniffe ihres alten Handwerks vor. An ihren Werkbänken nehmen besonders die Jüngeren gerne Platz und fertigen römische Souvenirs nach eigenem Geschmack an.

 
 
 

Das LVR-RömerMuseum im APX ist eine einzigartige Kombination aus archäologischem Schutzbau und moderner Museumsarchitektur. Errichtet auf den römischen Grundmauern der monumentalen Eingangshalle, ergänzt es den Schutzbau über den Thermen zu einem faszinierenden Ensemble.

 

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