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Domherrenfriedhof am Hohen Dom St. Petrus in Osnabrück

 
 
 

Den Domherrenfriedhof kann man aus dem Dom heraus oder direkt von der Straße betreten. Gleich am Anfang des Kreuzganges findet man ein fest eingemeuerte Gedenktafel an Arnold von Kappel.

 

Dieser Domherr war ein Sohn von Jobst Wilhelm v. Cappel (Kappel) zu Wallenbrück, an der Grenze zwischen Osnabrück und Ravensberg, und Anne Elisabeth v. D. Lippe und Onkel von Simon Hemar. Er ist möglicherweise identisch mit dem Arnold v. Cappel und wird in der Literatur von 1664 bis 1667 als Herr von Wallenbrück und Warmenau erwähnt. Als Katholik erhielt Cappel am 3. April 1649 eine Pfründe in Minden und war ab 1663 auch Domherr in Osnabrück. Er ist im Chorherrenorden von 1676 aufgeführt. Cappel starb am 01.11.1679*, nicht 1676, wie auf der Tafel zu lesen ist.

 

Der Domherrenfriedhof ist umgeben vom Kreuzgang im Dom St. Petrus Osnabrück. Damals wie heute ist er ein Ort der meditativen Ruhe inmitten unserer turbulenten Innenstadt. Während hier früher allerdings nur die Domherren spazieren gehen durften, kann dort nun jeder seine Pause auf der Bank im grünen Innenhof genießen. 

 

Angrenzend an das südliche Schiff des Doms St. Petrus befindet sich der mittelalterliche Kreuzgang. Vermutlich stellt er den ältesten Teil des heutigen Domensembles dar. Er weist dreiteilige offene Pfeilerarkaden auf. Im Ostflügel existieren Würfelkapitelle, die mit jenen im ehemaligen Westchor von 1140 korrespondieren. Gewölbt ist der Ostteil des Kreuzgangs durch eine gurtlose Tonne mit Stichkappen. Süd- und Westflügel sind kreuzgratgewölbt auf Gurt- und Schildbogen (zweites Viertel des 13. Jahrhunderts). Bis ins Jahr 1100 gehörte dem Kreuzgang ein wohl 786 erbautes Kloster an. Dieser Missionskonvent, bzw. das Domstift war das erste Kloster des Bistums Osnabrück. Der Kreuzgang diente den Geistlichen einerseits zur inneren Einkehr, war aber auch praktischer Natur. Er ermöglichte den Mönchen trockenen Fußes zu den Gottesdiensten und Versammlungen zu gelangen. Einen Ort der Andacht bildet der Kreuzgang auch noch heute durch den dort vorhandenen Kreuzweg. Seit ca. 1600 werden Kreuzwege mit 14 bebilderten Stationen errichtet. Die bebilderten Wandreliefs stellen den Leidensweg Christi dar. Inmitten des Kreuzganges liegt der Friedhof für Mitarbeiter des Doms, die während ihres Amtes sterben. In der Vergangenheit war dieser Ort den Domherren vorbehalten. Im Zweiten Weltkrieg diente der Kreuzgang als Luftschutzbunker. Dafür wurden die offenen Galerien zum Domherrenfriedhof zugemauert. Die dicken Mauern und das Gewölbe waren sehr stabil ausgelegt. Der in zwei Gängen L-förmig angelegte Schutzraum war für etwa 280 Personen vorgesehen.

 

An den Wänden des Kreuzgangs finden sich Kratzspuren im Stein, über deren Ursprung es verschiedene Theorien gibt: Eine besagt, dass Bürger, die mit Waffen die Kirche bzw. den Kreuzgang betraten, diese symbolisch stumpf machten um zu zeigen, dass sie in Frieden kommen. Eine andere wiederum geht davon aus, dass die Handwerker ihre Maurerkellen durch den Stein zogen, um ihr Werkzeug und Handwerk zu segnen. ► 

Apropos: Schwertspuren im Stein...

findet man übrigens auch an der St. Georgs-Kirche in Dortmund-Aplerbeck. Der Grund hierfür waren aber keine friedensbekundenden Absichten wie hier im Kreuzgang, eher das genaue Gegenteil:

 

Mit dem Bau des gotischen Chores entstand auch im Nordosten eine Sakristei mit zwei gestuften Außenstützen. Wenn die Ritter nun in eine Fehde zogen, so wird berichtet, suchten sie himmlischen Beistand, sei es nun durch die heiligen Märtyrer oder den Drachentöter, den heiligen Georg. Sie ritten zur Georgskirche und zogen ihre Schwerter über die Köpfe der Außenstützen, um diese zu schärfen und vor allem den Segen der Märtyrer oder des heiligen Georg “auf ihre Waffen zu erflehen“. Dadurch sind die Köpfe der Säulen sehr in Mitleidenschaft gezogen worden und stark abgeschliffen. Im Dreißigjährigen Krieg, als die Schweden unter ihrem Oberst Crassenstein 1638 in Hörde einfielen und von der Sage über die geschliffenen Schwerter hörten, fanden sie, die Evangelischen, die eigentlich nichts von den Heiligen wissen wollten, es könne ja nicht schaden, wenn man dem Beispiel der Ritter folgte. Sie ritten nach Aplerbeck und schliffen ebenso ihre Schwerter an den Säulenköpfen. So wurde in Aplerbeck an der alten Kirche die Stelle gezeigt, wo damals die Schweden ihre Säbel geschliffen haben. Bis heute kann man an den Säulenköpfen die Spuren dieses Tuns sehen. Georgskirche

▲ Der Kreuzweg wurde 1876  vom Bildhauer Balthasar Seling geschaffen. Der  Kalvarienberg auf dem Domherrenfriedhof bildet die 12. Station.

Heute nimmt man den Begriff Kalvarienberg für die Bezeichnung lebensgroßer Nachbildungen der Kreuzigungsszene. Meistens wird das Kreuz Jesu mit umfangreichen Skulpturen dargestellt, häufig auch mit ein wenig drumherum, wie Hügel und angelegten Landschaften. Hier am Dom Osnabrück ist das Kreuz auf dem „Kalvarienberg“ die zwölfte Station des Kreuzganges.

 
 
 
 
 

SPES VITA PAX LUX, Hoffnung, Leben, Frieden, Licht steht auf den Grabsteinen

 
 
Durchblick vom Kreuzgang auf den Domherrenfriedhof

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