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Evangelisch-lutherische Pfarr- und Marktkirche St. Marien in Osnabrück

St. Marien ist eine evangelisch-lutherische Pfarr- und Marktkirche in Osnabrück. Sie zählt zu den kunsthistorisch bedeutendsten Baudenkmälern der norddeutschen Stadt. Eine romanische Vorgängerkirche findet bereits 1177 urkundliche Erwähnung. Allerdings reicht die Baugeschichte der Marienkirche weit vor das Datum ihrer ersten schriftlichen Nennung. Archäologische Spuren lassen auf einen Vorgängerbau aus dem 10. Jahrhundert schließen. Der Bau der heutigen gotischen Hallenkirche begann im 13. Jahrhundert und war 1430/40 abgeschlossen.

 
 

St. Marien blickt auf eine komplexe Baugeschichte zurück. Umfangreiche Restaurierungen im Laufe der Zeit ermöglichten archäologische Grabungen, die zur Rekonstruktion der Baugeschichte erheblich beitrugen. So wurde die Existenz von mindestens drei Vorgängerbauten nachgewiesen. Als älteste Bürgerkirche Osnabrücks ist ihr Standort zentral. Die Marienkirche befindet sich direkt auf dem Marktplatz, neben der Stadtwaage und dem Rathaus. St. Marien gehört mit dem Osnabrücker Dom, St. Katharinen und St. Johann zu den vier mittelalterlichen Kirchen, die die Innenstadt von Osnabrück umschließen.

Imposantes Strebewerk am Chor der Osnabrücker Marienkirche

Von den Vorgängerbauten bis zur heutigen Marienkirche

 

Die älteste Vorgängerkirche ist ein Saalbau, der auf einer inselartigen Sandkuppe im 10. Jahrhundert erbaut wurde. Damit ist dieser Bau der älteste Vorgängerbau von St. Marien und als Ausgangspunkt zu betrachten. Da das Bauvorhaben im Zusammenhang mit der Errichtung eines Marktes steht, kann die ursprüngliche Bestimmung als Marktkirche der Stadt Osnabrück angenommen werden. Dem einschiffigen Längsbau ohne Querschiff mit einer nahezu halbrunden Apsis war im Westen eine offene, zweigeschossige Vorhalle vorgelagert. Auffällig ist das robuste Mauerwerk des Saalbaus mit einer Breite von 2,30 m, das auf die Funktion einer Wehrkirche schließen lässt. Spätkarolingische oder frühsächsische Zeit als baugeschichtlicher Kontext lässt sich aufgrund der Form des Grundrisses sowie des stark eingezogenen Innenraums des Chores vermuten.

Der zweite Vorgängerbau der Marienkirche in Osnabrück wurde im 11. Jahrhundert auf die Fundamente der ersten Kirche errichtet. Wiederum handelt es sich hierbei um einen einschiffigen Saalbau mit halbrunder Apsis. Allerdings erfolgte im Westen der Kirche der Anbau eines 14 m hohen Turms mit gewölbtem Obergeschoss sowie gewölbtem Kellergeschoss. Erbaut wurde der Querturm aus dem Abbruchmaterial der vorherigen Kirche. Die jüngste der drei Vorgängerkirchen entstand im 12. Jahrhundert. Der einschiffige Saalbau wurde um zwei schmale Seitenschiffe mit Ostapsiden erweitert. Es entstand eine dreischiffige Basilika ohne Querhaus mit drei halbrunden Ostabschlüssen. Das Kernmauerwerk des Westturms sowie das Turmgeschoss sind die einzigen Teile von diesem Bau die bis heute erhalten sind. Während des 13. und 14. Jahrhunderts erfolgte die Umgestaltung der dreischiffigen Basilika zu einer gotischen Hallenkirche. Der Westturm wurde um vier Geschosse erhöht und der Chor wurde zu einem Rechteckchor umgeformt. Mit dem erneuten Umbau des Rechteckchors zu einem basilikalen Chor um 1430/40 fanden die Arbeiten an der Marienkirche einen vorläufigen Abschluss.

 

Die Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden parallel zu den archäologischen Untersuchungen schrittweise wieder beseitigt und bis 1950 abgeschlossen. Die Wiederaufbauarbeiten standen unter Leitung des einheimischen Architekten Max H. Berling und führten auch zu Änderungen in der Ausstattung und in der Farbgebung, die vor allem bei einer Renovierung 1901 entstanden waren. Eindrucksvoll ragt der 80 Meter hohe, an Sonntagen ersteigbare Westturm über das Dach von St. Marien hinweg und repräsentiert die alte Marktkirche. Die Gestaltung der Nord- und Südseite der Marienkirche ist symmetrisch. 

Portale

Insgesamt sind es vier Portale, die den Eingang in das Innere von St. Marien ermöglichen, jeweils zwei an der Nord- und an der Südseite. Auf der Südseite befinden sich zwei Portale. Ein Nebenportal und das Brautportal, der Haupteingang der Marienkirche. 

Brautportal
Nebenportal
Portal auf der Nordseite
 

Über dem Nebenportal:

 

WAT GELOVESTU VAN GODT DEM VADER? – DAT HE MY LYFF UNDE SEELE GEGEVEN HEFFT UNDE ALLES, WES ICK VAN NOEDEN HEBBE, TIDLICK UNDE EWICHLICK

 

Die Türen der Kirche und im Gemeindehaus sind neu gestrichen. Was besonders auffällt: Nun ist der Spruch über der zweiten Tür zur Marktseite besonders schön zu lesen. Vor etwa 10 Jahren hatte man sich darum bemüht, Herkunft und Sinn des Spruches zu klären. Wie man jetzt weiß, stammt er aus einem Katechismus in Mittelniederdeutsch aus 1539, verfasst von Hermann Bonnus (*1504 in Quakenbrück, +1548 in Lübeck), der 1543 in Osnabrück die Lutherische Reformation eingeführt hat. 

 
Originalfiguren aus dem 15. Jahrhundert

Brautportal von St. Marien in Osnabrück

Das Brautportal befindet sich auf der Südseite von St. Marien. Die reiche Ausschmückung und der höhere Wimperg zeichnen das Brautportal als Haupteingang der Marienkirche aus. Die Gewände-Figuren stellen die klugen und die törichten Jungfrauen dar. Links befinden sich die Figuren der fünf klugen Jungfrauen, angeführt von der „Ecclesia“, und rechts die der fünf törichten, geführt von der „Synagoge“. Die Anführer der auf Säulen stehenden Gruppierungen vertreten den neuen und den alten Bund. Das biblische Gleichnis der klugen und der törichten Jungfrauen ist wiederholt an deutschen Sakralbauten zu finden. Im Bogen des Brautportals, dem Tympanon, ist die Marienkrönung dargestellt. Maßwerkornamentik im Wimperg und eine durchbrochene Maßwerkbrüstung umrahmen dieses Werk. Die Marienkrönung sowie das Gleichnis der klugen und törichten Jungfrauen sind Nachbildungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 

 

An der dem Markt zugekehrten und deshalb bevorzugten Südseite liegt im westlichen Joch des Langhauses das reich geschmückte, spitzbogige Hauptportal, die sogenannte Brauttür. Sie tritt über die Mauerflucht vor, denn für die Ausbildung der tiefen Leibung genügte die Mauerdicke nicht. Noch weit unterhalb des Kämpfers zieht sich ein mit Tierfiguren belebter Laubwerkfries um die Kelche ihrer Kapitale herum. Darüber kragen wolkenförmige Gebilde vor als Träger für die oberhalb in den Kehlen untergebrachten Figuren, die Ecclesia mit den fünf klugen Jungfrauen zur Linken, die Synagoge mit den törichten Jungfrauen zur Rechten. Über den Baldachinen schwingt sich dann das Gewände im Bogen herum und ist in einer der Kehlen mit zierlichem Blattwerk geschmückt. Der gerade Sturz der Tür, in der Mitte mit einem Kreuz belegt, wird von Konsolen getragen, die aus den seitlichen Gewändepfeilern vortreten und mit den figürlichen Darstellungen eines geigenden Engels und eines betenden Mannes geziert sind. Das Bogenfeld füllt die Gruppe des segnenden Christus mit der Himmelskönigin zu seiner Rechten, beide in sitzender Stellung. Darüber in den Gliederungen des Bogenschlusses Gott Vater aus Wolken hervorschauend, dann ein Stern, von schwebenden Engeln beseitet und oben der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Eine steile Wimperge mit seitlichen Fialen, die durch eine durchbrochene Maßwerkgalerie verbunden sind, vollendet die wirkungsvolle Umrahmung des Portals.

 
Der Name des Brautportals bezieht sich auf den mittelalterlichen Brauch, Ehen vor dem Kirchenportal zu schließen und danach zur Messe einzuziehen. Die Szenerie des Gleichnisses mahnte die Bräute, sich in ihrem Verhalten unbedingt den klugen Frauen zuzugesellen.
 
Im Bogen des Brautportals, dem Tympanon, ist die Krönung der Mutter Gottes Maria dargestellt. Sie thront neben Jesus, dem Weltenrichter, der auf die von einem Engel oberhalb präsentierte Krone verweist und diese in Empfang nehmen wird. Maria als Himmelskönigin (Regina Caeli) ist ein geläufiges theologisches Motiv: Maria als Mutter Gottes hat an der himmlischen Herrlichkeit ihres auferstandenen Sohnes teil. Darüber schaut Gottvater in himmlischen Sphären gütig auf die Szene herab.
 

Die 5 törichten Jungfrauen

 

Es geht um ein Gleichnis, das Jesus erzählte und das im Matthäus Evangelium so geschrieben steht: 

Dann wird es mit dem Himmelreich sein wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.

  

"Fünf von ihnen waren töricht und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen mit, aber kein Öl, die klugen aber nahmen außer den Lampen noch Öl in Krügen mit. Als nun der Bräutigam lange nicht kam, wurden sie alle müde und schliefen ein. Mitten in der Nacht aber hörte man plötzlich laute Rufe: Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen! Da standen die Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen zurecht. Die törichten aber sagten zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, sonst gehen unsere Lampen aus. Die klugen erwiderten ihnen: Dann reicht es weder für uns noch für euch; geht doch zu den Händlern und kauft, was ihr braucht. Während sie noch unterwegs waren, um das Öl zu kaufen, kam der Bräutigam; die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal und die Tür wurde zugeschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: Herr, Herr, mach uns auf! Er aber antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Ich kenne euch nicht. Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde." 

 
Grabplatte eines unbekannten Patriziers (wohl 16. Jh.), Halbrelief des Verstorbenen, Inschrift weitgehend zerstört.
 
 
Der Rosenstock an der Marktseite von St. Marien stimmt auf die sommerliche Urlaubszeit ein.
 

Strebepfeiler und Wasserspender

Auf den Giebeln befinden sich Figuren aus Sandstein. Mit Hilfe der Strebepfeiler, typische Elemente der Gotik, wird die Schauseite der Kirche in vier vertikale Zonen gegliedert. Die Strebepfeiler laufen in Fialen mit Wasserspeiern zwischen den vier Giebeln aus. Das Strebewerk der Marienkirche ist durch die Fialen sowie den neugotischen Balustraden sehr lebhaft gestaltet. Dieses dynamische Bild steht im Gegensatz sowohl zu den ruhigen Formen des nahen Domes St. Peter als auch zu den benachbarten strengen Markthäusern.

Wasserspeier in Form von Fantasietieren an der Nordseite: Hoch oben sollen die Fratzen der Wasserspeier das Böse abwehren.

Grundriss und Innenansicht

Durch die vier Portale kann der Innenraum von St. Marien erreicht werden. Die gotische Halle wirkt kompakt und ungerichtet. Dieser gleichmäßige Raumeindruck verleitet zu Diagonaldurchblicken. Das Fehlen eines Querschiffes intensiviert die Geschlossenheit sowie den Einheitseindruck des Raumes. Das Kreuzrippengewölbe der drei gleich hohen Schiffe wird von kräftigen Bündelpfeilern getragen. In den Spitzen der Gewölbe wird eine Höhe von 21 m erreicht. Die hohen Bündelpfeiler sind an den Dom in Minden und den Dom in Paderborn angelehnt. Die naturalistische Kapitell-Ornamentik an den Bündelpfeilern der Marienkirche ist in Zusammenhang mit den Blattkapitellen der Marburger Elisabethkirche und dem Mindener Dom zu sehen.

 

Im Inneren unterliegt die Choranlage einer Dreiteilung. Nach dem niedrigen Chorumgang schließt der Bereich einer zierlichen Triforiumsgalerie an. Als Abschluss dient der Lichtgaden mit dreigliedrigen Maßwerkfenstern. Der Gegensatz zwischen dem hohen Obergaden und dem niedrigen Chorumgang dynamisiert die Raumfolge und die Blicklenkung. Gleichzeitig unterstreichen die niedrigen Öffnungen zum Chorumgang die Kurzräumigkeit der Halle. Das Chorgewölbe wird dekoriert von Wappen Bischofs Erich von Hoya und weiteren Wappenscheiben. Die Fortsetzung der Mittelschiffsbreite in den Chor sowie der Lichtgaden über den Arkaden, lediglich vom schlanken Triforium unterbrochen, verdeutlichen den Eindruck einer weiträumigen und lichterfüllten Halle. Der Glaskünstler Johannes Schreiter schuf für das mittlere Langhausfenster auf der Südseite 1992 ein dreigliedriges Lanzettfenstern mit Maßwerk (Thema nach Johannes 3,17). Im Jahr 2016 wurde das gegenüberliegende nördliche Fenster eingeweiht.

 

St. Marien beherbergt einige bedeutende Ausstattungsstücke von verschiedenen Werkstätten aus unterschiedlichen Epochen: die farbige Madonna auf der Südseite des Chorumgangs aus dem frühen 16. Jahrhundert, Epitaphe mit Zeugnissen heimischer Renaissance- und Barockplastik aus dem 16. und 17. Jahrhundert, der Antwerpener Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert, das Triumphkreuz aus dem späten 13. Jahrhundert oder der Taufstein aus dem 16. Jahrhundert. Die Grabplatte der Familie Möser befindet sich an der Südseite unter dem Fenster von Johannes Schreiter.

Blick in den Chorraum, Flügelaltar – Antwerpen, 1510–1515

Der beeindruckende Flügelaltar wurde in den Jahren 1510 bis 1515 in Antwerpen angefertigt; er ist mit dem eingebrannten Gildezeichen der dort ansässigen Bildschnitzer versehen.

▲ Der Hauptaltar wurde um 1510/1515 in Antwerpen hergestellt und setzt sich aus einem Schrein mit bemalten Flügeln zusammen. Auf insgesamt 12 bemalten Tafeln auf der Vorder- und Rückseite des Altaraufsatzes wird dem Betrachter die Geschichte Christi bis zu seiner Auferstehung und die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten vor Augen geführt. Der geschnitzte mittlere Teil des Hauptaltares zeigt in sechs kleinen Nischen, die Verkündigung, die Heimsuchung, die Geburt, die Anbetung, die Beschneidung und die Darstellung im Tempel. Darüber wird in drei Abhandlungen die eigentliche Leidensgeschichte dargestellt: Kreuztragung, Kreuzigung und Kreuzabnahme. Die kriegsbedingt 1945 zerstörte Predella des Hauptaltarretabels wurde um 1390 als eigenständiges, zweizoniges Altarretabel vom Meister des Berswordt-Retabels geschaffen, einem Maler der französischen Kunst der 1380er Jahre nahesteht und dessen Werkstatt sich vermutlich in Köln befand. Die Predalla, auf dem das Retabel seit 1999 ruht, wurde vom Nürnberger Bildhauer Heinz Heiber kreiert. 

▲ Schlichte Kanzel (1964, Heinz Heiber, Nürnberg) mit bronzenem Schalldeckel (1992), Wandungen des Kanzelkorbs aus Bronze, an Frontseite des Pultes Pfingstrelief (Heiliger Geist und zwölf Apostel), gestiftet von Adda Heywinkel im Vordergrund runder Altartisch (1989). 

▲Die Madonna auf der Mondsichel, um 1520 angefertigt, geht vermutlich aus der Werkstatt des sogenannten „Meisters von Osnabrück“ hervor. Heute begegnet man ihr am südlichen Choreckpfeiler, an dem sie angebracht ist. Ursprünglich war die 1,80 Meter hohe – noch aus der vorreformatorischen, katholischen Zeit der Marktkirche stammende – Holzfigur wohl freischwebend aufgehängt. Möglicherweise als eine der beiden Mariendarstellungen einer sogenannten Doppelmadonna, die ihrerseits mit einem Strahlenkranz versehen war. Die Mondsichelmadonna nimmt Bezug auf eine endzeitliche Frauengestalt, von der in Offenbarung 12 die Rede ist. Der Erdtrabant liegt zu ihren Füßen; sie trägt eine Krone auf dem Haupt – und ein Kind unter ihrem Herzen. Schließlich gebiert sie einen Jungen, den das Eingreifen Gottes davor bewahrt, von einem Drachen getötet zu werden. Ab dem 12. Jahrhundert wird diese namenlose Frau zunehmend mit der das Jesuskind in ihren Armen wiegenden Maria gleichgesetzt. – Die „Mondsichelmadonna“ hält Einzug in die Welt der sakralen Kunst!

Mensa aus Sandstein (13. Jh.), Inschrift: „Hoc altare svis expensis edificarvnt Herman [et] Elizabeth opus acceptabile XPO“ (Diesen Altar haben auf eigene Kosten Hermann und Elisabeth erbaut, ein Christus wohlgefälliges Werk).

Runder Altartisch (1989) mit eingesetzter Bronzeskulptur „Christus, mit ausgestreckten Händen, der Gemeinde zugewandt“ (1994, Heinz Heiber, Nürnberg), Tisch gestiftet von Steinmetz Werner Paetzke, Skulptur gestiftet von Wilma und Walter Martin.

Kirchenbänke, Gitter und Säulenbemalung in rot-braunem Farbton
 
 

Taufbecken mit romanischer Kreuzigungsgruppe

 

Taufe (1560, Werkstatt des Johann Brabender aus Münster zugeschrieben), Sandstein, quadratisches Becken auf achteckiger Bodenplatte, an deren Ecken kleine verzierte Säulen und Pfeiler, die die ebenfalls achteckige Deckplatte tragen, an den vier Beckenseiten Reliefs: Taufe Christi, Beschneidung, Segnung der Kinder, Auferstehung; am Fuß der Taufe Evangelistensymbole und Löwen mit Wappentafeln. 

 
Links: Segnung der Kinder, rechts: Taufe Christ

Romanische Kreuzigungsgruppe

 
 

Die Kreuzigungsgruppe wurde in der Mitte des 13. Jahrhunderts angefertigt. Sie ziert heute die westliche Wand der im nördlichen Seitenschiff befindlichen Taufkapelle. Einst konnten die detailreich und lebensnah gestalteten Figuren im Chor von St. Marien in Augenschein genommen werden – zierten sie doch noch bis ins 19. Jahrhundert hinein den prächtigen Antwerpener Schnitzaltar, dessen Entstehung wiederum ins frühe 16. Jahrhundert datiert wird.

 

Mit Blick auf den Gekreuzigten ist anzumerken: Romanische Kruzifixe präsentieren in der Regel einen Gekreuzigten, der trotz seiner Verletzungen über den Tod triumphiert, bisweilen auch gar eine Krone trägt. Der Christus dieser Gruppe wird hingegen mit einer Dornenkrone auf dem Haupt in Szene gesetzt. Im Gegensatz zu romanischen Darstellungen steht er nicht aufrecht auf den eigenen Füßen; vielmehr sind diese – übereinander geschlagen – an den Längsbalken des Kreuzes genagelt. (Vergl. hierzu: Triumphkreuz des Osnabrücker Doms).

 

Die Augen des Hingerichteten sind geschlossen. Der leidende Christus am Kreuz ist eher kennzeichnend für die auf die Romanik folgende Epoche: die Gotik. Was diesen Gekreuzigten dann wiederum von gotischen Darstellungen unterscheidet, ist der Umstand, dass sein Leib weder mit der durch die Lanze hervorgerufenen Seitenwunde noch mit Spuren vergossenen Blutes versehen ist.

 

Triumphkreuz

Das Triumphkreuz aus dem späten 13. Jahrhundert zählt zu den ältesten Ausstattungsstücken der Kirche. Es hängt vom Chorgewölbe herab. Dargestellt ist der dornengekrönte Körper Christi als Dreinageltypus (Steigerung der Darstellung der Leiden). Seine Knie sind leicht angezogen und die Arme nahezu waagerecht ausgestreckt. Von Maria und Johannes, den Nebenfiguren, die normalerweise rechts und links vom Kruzifix angebracht sind, zeugen lediglich die Steinkonsolen an den Säulen.

 

Beim Triumphkreuz ist der Corpus Christi mit einem geneigten, zur rechten Seite gewandten Kopf und einem leicht ausgebogenen Körper gestaltet, die Füße sind übereinander mit einem Nagel fixiert. Es liegt hier der sogenannte 3-Nagel-Typus vor, wie er etwa ab den 20er Jahren des 13. Jh. häufig vorkommt. Der Gekreuzigte zeigt die Merkmale eines Leidenden in „deutlich abgemilderter Weise“: ein schmaler Kopf mit Stirnfalten und leicht nach unten gezogenen mandelförmigen Augen, Vollbart und längeren gezopft wirkenden Haaren ohne Dornenkrone, vielleicht der Moment des Dahinscheidens. Ein kräftiger Körper mit ausgebildeten Rippen-bögen, langen sehnigen Armen und den gekennzeichneten Handwunden sind zu erkennen und die Seitenwunde rechts im Rippenbereich. Ein sehr stark ausgeprägtes Lendentuch in Goldfassung, die Unterseite in Rot. Ein deutliches Zeichen für die Majestät, des Königs. Die Vierpass-Enden des Kreuzes dienen als Bildgrund für plastische Darstellungen der vier Evangelisten-Symbole, die in unterschiedlichen Bedeutungsebenen gedacht werden können. Sie werden ab dem 11. Jh. praktisch zum Standardrepertoire bei den Triumphkreuzen. Zunächst stellen sie die vier himmlischen Wesen der Apokalypse dar. Dabei stehen der Engel für Menschwerdung Gottes, der Stier für den Opfertod Christi, der Löwe für die Auferstehung und der Adler für die Himmelfahrt als Vollendung der Erlösungstat Gottes.

Außerdem symbolisieren sie die Autoren der Evangelien des Neuen Testaments: Engel/Matthäus, Stier/Lukas, Löwe/Markus, Adler/Johannes. So weisen sie auf die Verbreitung des Evangeliums in alle Himmelsrichtungen hin. Als Throngestalten dienen sie der Verherrlichung des Gottessohnes bei der Wiederkunft. Spätestens seit dem 12. Jh. finden wir die Verbindung des Triumphkreuzes mit zwei Personen, die als Künder der Auferstehung der Toten gelten: Maria und dem Jünger Johannes. In St. Marien sind diese nicht mehr erhalten. Nur ihr Standort auf den beiden erhaltenen Konsolen an den Choreingangspfeilern ist noch erkennbar. Die aus Stein gearbeitete fragmentarische Figur der Maria befindet sich im Westf. Landesmuseum in Münster. … Genauen Aufschluss über Entstehungszeit und Herkunft des Triumphkreuzes und wann es den Weg in die Marienkirche fand, ist ungewiss. In einigen Kirchenführern wird die Entstehung des Kreuzes ohne Quellenangabe im späten 13. Jh. genannt, wahrscheinlicher ist eine Datierung um 1340. Aber auch ohne dieses Wissen bleibt es ein eindrucksvolles christliches Zeugnis der Vorfahren der Marienkirche.

 

Rückblick 2014: Ursprünglich war nur geplant, das Kreuz vom Staub der vergangenen 25 Jahre zu befreien – die letzte Restaurierung hatte im Jahr 1989 stattgefunden. Bei der Voruntersuchung durch den Restaurator aus Hannover wurden aber erste Ablösungen der Farbschichten festgestellt, die wohl auf die Temperatur-Schwankungen zurückzuführen sind, denen das Kreuz im Kirchengebäude ausgesetzt war. So mussten dann doch länger andauernde Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden, damit nicht größere Schäden entstanden. Das Triumphkreuz wurde daher aus dem Gewölbe heruntergelassen und im Chorumgang auf Holzböcken gelagert. Dort wurden dann die Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Besucher hatten am Stiftungstag die Möglichkeit, das Kreuz, das Sie sonst nur aus ehrfürchtiger Entfernung im Gewölbe hängend kannten, aus der Nähe zu betrachten und Einblicke in die Restaurierungsarbeit zu bekommen.

 

Quelle: Gemeindebrief St. MArien 38. Jg. | Nr. 134 | Juli 2014

 

 

 

Grabplatten im Fußboden des Chorumgangs

Grabstein des Christian Hermann Meyer

Grabstein des Eitel Elverfeld

Grabstein des Christian Hermann Meyer, beider Rechten Doktor, gest. 1718; am Kopfende unter einer Draperie die Wappen der Meyer und Schröder in Relief gebildet; die unteren beiden Ecken füllt Akanthusornament.
Grabstein des Eitel Elverfeld, gest. 1738, und der Gertr. Hoenemans, mit den Familienwappen in vertiefter Linienzeichnung

Grabstein des Pastors M. Martinus ab Essen

Grabstein des Gerhard Rudolph Münnich

Grabstein des Pastors M. Martinus ab Essen, gest. 1692 und seiner Ehefrau Susanna a Gulich, gest. 1676; am Kopfende die Wappen der beiden Familien auf einem Doppelschild vereinigt; das umrahmende Medaillon ist mit Schilfblatt verziert. Unter der Grabschrift drei Distichen in lateinischer Sprache.
Grabstein des Gerhard Rudolph Münnich, gest. 1727, mit einem Wappen auf dem Oval einer Kartusche, beseitet von Genien, welche eine zur Erde gekehrte Fackel halten. Die ganze Fläche wird von Zackenornament umrahmt

Grabstein des Gabriel Bernhard Pagenstecher

 
Grabstein des Gabriel Bernhard Pagenstecher, gest. 1786, und seiner Gattin Margarethe Agnese geb. Elmbsen, ebenfalls von einem schmalen Ornamentstreifen umrahmt; am Kopfende die Wappen der Familien.
Vorn links: Grabstein des Bernhard von Lengerken, beider Rechten Doktor, gest. 1725, und seiner Ehefrau Regina Elisabeth, gebohrene Wehrkamp; am Kopfende die Familienwappen unter einer Draperie, zu unterst Akanthusornament im Regencecharakter. Mitte links: Grabstein des Pastors Johannes Möser und seiner Ehefrau Anna Maria Münnich.

Epitaph des Pastors Adolf Ispringrott

Aufwändig gestaltete Säule im Chorumgang

Das Epitaph an einem Pfeiler im südlichen Chorumgang fällt durch seine ungewöhnliche Form auf. Zwischen zwei hochrechteckigen Seitentafeln mit Inschriften tritt gerahmt von zwei Säulen ein Mittelstück dreieckig hervor, an der Spitze ebenfalls eine Säule. Zwischen den Säulen zwei Reliefs, links Jakobs Kampf mit dem Engel, rechts der die Lanze auf David werfende Saul. In der Bekrönung ein Medaillon mit der Verspottung des durch den Teufel gequälten Hiob. Der Mittelteil ruht auf einem Sockel, darunter eine kleine Kartusche mit einem Wappen. Den unteren Abschluß des Epitaphs bildet Rollwerk. Das Epitaph ist zart chromiert, hervorstechend nur die vergoldeten Teile und die schwarzen Säulen und Gesimse. Die erhabenen Buchstaben sind in Gold auf grauem Grund ausgeführt. Die erste Zeile der Inschrift auf den Seitentafeln ist fortlaufend über beide Tafeln zu lesen, weiter verläuft der Text zunächst über die linke Tafel, dann über die rechte. Unterhalb der Versinschrift ist auf beide Tafeln die Datumsangabe verteilt.

 

D(EO) O(PTIMO) C(HRISTO) S(ANCTISSIMO) S(ACRVM)
Dem höchsten Gott, dem heiligsten Christus geweiht.

 

Esau Jacobum / Davidem Saul(us) / Hiobum Daemon excruciat / crux sua quemq(ue) / pium. / Hi cuncti a Domi(n)o / Rebus seruantur / in arctis / Numinis aeternam / mens pia sentit opem. / Adolphus Ispri(n)grod / Verbi divini praeco / Mortis spe melioris / vitae memor.

Esau peinigt Jakob, Saul David, der Teufel Hiob und sein Kreuz jeden Gottesfürchtigen. Alle diese wurden von Gott aus Bedrängnissen gerettet, und so spürt auch die fromme Seele den ewigen Beistand Gottes. Ich, Adolf Ispringrott, Verkünder des göttlichen Worts, gedenke in der Hoffnung auf ein besseres Leben des Todes, ….

Vt docui Rhadam / By(n)enburgum atq(ue) / Susatum. / Osnaburga vocat / Me re flammae / patria hostis. / pestis collegis / privat. / Hic lustra procella Mox septem varia / rerum iactatus / ab alto / Nunc propero ad / portum. / Dextram da Christe / benignam /

…nachdem ich Rheda, Boineburg und Soest unterwiesen habe, rief mich Osnabrück. Die Flammen haben mich meiner Habe, der Feind meiner Heimat und die Pest meiner Kollegen beraubt. Nachdem ich hier bald 35 Jahre durch wechselnde Stürme umgetrieben worden bin, eile ich nun vom hohen Meer der Geschäfte zum Hafen. Reiche, Christus, deine gütige Rechte.

 

H(oc) M(onumentum) A(nno) MDCVIII. Vivus erexit circa id(us) (Novem)Bris

Dieses Denkmal hat er zu Lebzeiten errichtet im Jahr 1607 um die Iden des November.

 

Das Epitaph wird dem in Osnabrück ansässigen Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben. Adolf Ispringrott wurde 1575 der Nachfolger des an der Pest verstorbenen Johann Olthoff als Pastor in St. Marien. Das Epitaph errichtete er sich ein Jahr und drei Monate vor seinem Tod am 3. Februar 1610.

 

 

Grabplatte von P. Johann Olthoff (amt. 1555–1575), Inschrift (Übersetzung): „Den Johann Olthoff, den der grimmige Tod als Greis mit verderbenbringender Pest dahinraffte, umschließt ein kleines Grab. Trotzdem sperrt das Grab ihn nicht gänzlich ein, noch vernichtet der Tod ihn ganz, weil er mit seinem besseren Teil weiterlebt. Die Erde bewahrt das Ihre, aber die dem Himmel zurückgegebene Seele hat das Leben und setzt nun in die Tat um, was sie gelehrt hat, vor dem höchsten Gott. Weder schreckte mich mein Tod, noch schämte ich mich über mein Leben. Der Tod war mir Gewinn und Christus das selige Leben“.

Epitaph von Georg Heinrich von Derenthal

 

An der Wand des südlichen Chorumgangs hängt ein großes Barock-Epitaph, aufwändig geschnitzt und bemalt, mit üppigem Dekor. Es wurde für Georg Heinrich von Derenthal, Direktor der Kanzlei des Bischofs Ernst August I. von Osnabrück und Präsident des damaligen Konsistoriums angefertigt, der 1691 gestorben ist.

 

Sandsteinepitaph für Hermann Wanderpol 1608-1644

 

Sandsteinepitaph für Hermann Wanderpol, Syndicus und Assessor der bischöflichen Kanzlei wie des Konsistoriums, aus dem Jahre 1644. Es ist eine Inschrifttafel mit sehr aufwendiger Gestaltung.

 

Übersetzung der Inschriften:

 

Dem Herrn Jesus Christus, dem Erlöser der Welt geweiht. Für Hermann Wanderpol, den Osnabrücker Bürger und Westfalen, eifrig bemüht um Frömmigkeit, den Doktor beider Rechte, Syndikus des Ritterordens, Mitglied der Kanzlei und des Rates dieses Bistums, dem schmerzlich vermißten, verwitweten Sohn, der im Jahr 1608 christlicher Zeitrechnung am 28. Juni geboren worden ist, der fromm in Christus starb im Jahr 1644, am 2. August. Seine verwitwete Mutter hat tiefbetrübt aus frommem und dankbarem Gefühl dieses Denkmal gesetzt.

 

 

 

 

Erinnerungs-Holztafel an die Gräfin Anna Margarete Sture, die hier aufgebahrt wurde.

Holztafel mit gemaltem Doppelwappen, das verkündet, dass in dieser Kirche die verstorbene Frau des schwedischen Gesandten Johann Graf Oxenstierna, die Gräfin Anna Margarete Sture, aufgebahrt wurde.

Holztafel mit gemaltem Doppelwappen, das verkündet, dass in dieser Kirche die verstorbene Frau des schwedischen Gesandten Johann Graf Oxenstierna, die Gräfin Anna Margarete Sture, aufgebahrt wurde. Gräfin Anna Margaretha Sture verstarb am 26. Juli/5. August 1646 in Osnabrück. Anna Margareta Sture, Geburtsdatum: 13. Februar 1615, Geburtsort: Schloss Hörningsholm, Mörkö, Södertälje, Stockholms, Schweden (Schweden), gestorben am 26. Juli 1646 (31) in Osnabrück. Begräbnisstätte: Kathedrale von Uppsala, Uppsala, Schweden, Tochter von Svante Mauritzson Sture und Ebba Mauritzdotter Lewenhaupt.

 

Johan Axelsson Oxenstierna af Södermöre (* 24. Juni 1611 in Stockholm; † 5. Dezember 1657 in Wismar) war ein schwedischer Staatsmann. Seine Eltern waren der schwedische Reichskanzler Axel Oxenstierna (1583–1654) und dessen Ehefrau Anna Åkesdotter (Bååt). Der spätere Reichskanzler Erik Axelsson Oxenstierna (1624–1656) war sein Bruder. Nach dem Abschluss des Studiums in Uppsala wurde er vom Reichskanzler selbst, seinem Vater, in das staatsmännische Leben eingeführt, während dieser 1629 in Preußen war. 1631 wurde er auf Empfehlung seines Vaters und mit dessen Instruktionen versehen auf Studienreisen in die Niederlande, nach England und Frankreich entsandt. Nach seiner Rückkehr versah Oxenstierna seinen Kriegsdienst in Deutschland unter seinem Schwager Gustaf Horn und wurde 1632 Oberst des Roten Regiments. Ab dieser Zeit wurden Oxenstierna und sein Vater Axel in diplomatischen Angelegenheiten aktiv, wobei der Sohn vom Vater detaillierte Instruktionen erhielt und eher als dessen Erfüllungsgehilfe angesehen werden kann. 1635 wurde er zum Kammerrat ernannt und wurde dadurch ein Teil, durch das der Einfluss des Reichskanzlers auf die Finanzverwaltung deutlich wurde. Gegen des Vaters Willen wurde er 1639 in den Rat berufen und wurde damit zum Reichskanzlerrat. Da der Reichskanzler nicht selbst am großen Friedenskongress in Deutschland teilnehmen konnte, wurde Oxenstierna 1641 dorthin entsandt, gleichgestellt mit dem Legaten Johan Adler Salvius, doch erhielt er seine Verhaltensanweisungen vom Vater. Obwohl er Probleme mit seinem Kollegen hatte und die Königin Christina eher diesem positiv gegenüber eingestellt war, blieb Oxenstierna bis zum Friedensschluss 1648. Danach wurde er 1650 nach Pommern entsandt, um die neue Verwaltung zu organisieren. Kurz bevor sein Bruder Erik Oxenstierna aus Livland zurückgerufen wurde, wurde auch Johan aufgrund des wiedergewonnenen Vertrauens des Königshauses zurückgerufen. 1653 wurde Oxenstierna Rechtsvorsteher in Uppland und bei der Thronbesteigung des gegenüber den Oxenstiernas freundlich gesinnten Karl X. Gustav wurde er Reichsmarschall. Im selben Jahr wurde er Kanzler der Universität Greifswald und 1655 zu Schwedens Legat in Deutschland ernannt.

Er heiratete am 24. Juni 1636 in Stockholm die Gräfin Anna Sture (1614–1646). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er am 3. Juli 1648 in Wismar Margareta Brahe (* 28. Juni 1603; † 15. Mai 1669).

 
 

Epitaph des Ehepaars Johann Grotgese (†1636) und Anna Grave (†1626)

Architektonischer Aufbau, im Hauptfeld Relief Christus vor Pilatus; in Nischen rechts und links Maria mit Kind sowie Anna, Mutter Marias; Brustbilder der vier Evangelisten. Sanddstein.

 
 

Das Epitaph hängt an einem Pfeiler im südlichen Teil des Chorumgangs. Die mittlere Zone ist dreigliedrig: Das Zentrum bildet eine rundbogige Nische mit einem Relief, das Christus vor Pilatus darstellt, in den Zwickeln des Rundbogens Engelsfiguren. Unterhalb der Nische auf dem Sockel ein ovales Schild mit Inschrift. Gerahmt wird das Mittelfeld von zwei auf reich verzierten Sockeln stehenden Säulen. Daran schließen schmalere Seitenstücke mit je einer Nische an, darin links eine Marienfigur mit Kind, rechts Anna Selbdritt. Die Figuren sind auf plastisch hervortretenden kleinen Kartuschen unterhalb der Nischen bezeichnet. In der Sockelzone darunter auf zwei Schilden weitere Inschriften. Den seitlichen Abschluß bildet je eine Engelsfigur über einer Volute. Der Sockel in der Mittelzone ist nach unten durch ein Gesims mit durchlaufenden ornamentalen Bändern von der weit ausladenden Kartusche getrennt. Links und rechts von den in die Kartusche hineinragenden Sockeln der Säulenstellung zwei Medaillons mit Brustbildern der Evangelisten Lukas und Markus. Die obere Zone ruht auf einem hohen Gesims mit ornamentaler Verzierung, links und rechts auf Schilden die Brustbilder der Evangelisten Matthäus und Johannes. In der Mitte die Bekrönung mit dem Allianzwappen des Ehepaars, auf zwei Spruchbändern darunter die Namen. Alle Inschriften sind eingehauen und mit dunkler Farbe ausgemalt.

 

Übersetzung der Inschriften:

 

Schau, der du vorübergehst, denn du bist die Ursache meines Schmerzes.

Der edle und berühmte Johann Grotgese, Doktor beider Rechte und kaiserlicher Pfalzgraf, wurde in Münster am 23. Juli 1596 geboren. Er starb am 18. März 1636 in Osnabrück. Den sterblichen Leib hat er mit den Gebeinen der geliebten Frau vereint.

 

Hier liege ich, Anna Grave, Gattin des Johann Grotgese, des Doktors beider Rechte, dem ich im Alter von 20 Jahren zur Frau gegeben wurde. Ich habe im 2. Jahr der Ehe ein einziges Söhnchen geboren, aber weh, als ich gerade die Fährnisse des Kindbetts überstanden hatte, habe ich fromm und sanft den Schöpfer die Seele im Tod übergeben und dem Staub zurückgegeben, was Staub war, am 21. Oktober 1626.

 

Quelle: DI 26, Stadt Osnabrück, (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net

Epitaph des Ehepaars Laurentius Schrader und Christina Hermeling

 

Figurenreiches Epitaph des Ehepaars Laurentius Schrader (†1606, Rat des Bf. von Osnabrück) und Christina Hermeling (†1607). 

Das Epitaph wird dem Bildhauer Adam Stenelt zugeschrieben.

 

 

Epitaph für das Ehepaar Laurentius Schrader und Christina Hermeling aus bemaltem Sandstein.

 

Das Epitaph ist im nördlichen Chorumgang angebracht. Über einer Kartusche mit einem von zwei Engelsfiguren gehaltenen Medaillon mit der Grabschrift für Christina Hermeling, die nach deren Tod 1607 in Gold auf grünem Grund nachgetragen wurde, folgt eine Zone mit einer rechteckigen Tafel, die die Grabschrift für Laurentius Schrader trägt. Die Buchstaben sind erhaben und durch goldene Bemalung auf grünem Grund hervorgehoben. In der Mitte zeigt ein Relief die Verspottung Christi, rechts und links davon zwischen je zwei vorgebauten Säulen Nischen mit den Apostelfiguren Petrus und Paulus. Den seitlichen Abschluss bildet je ein ovales Medaillon mit einem Relief, links der Kampf Simsons mit dem Löwen, rechts Jona, der von dem Wal ausgespien wird, oberhalb der Medaillons Engelsfiguren. Nach oben schließt sich eine weitere Bildzone an. In der Mitte springt ein von drei Säulen umstandener Balken vor, an dessen Unterseite ein durchbrochener Knauf herabhängt. Zu beiden Seiten des Balkons Reliefs der Kreuztragung und der Geißelung. Der umrahmende architektonische Aufbau wird getragen von je zwei Karyatiden, die im rechten Winkel zueinander stehen. Außen stehen auf Sockeln links die Figur des David mit der Leier, rechts Veronika mit dem Schweißtuch. Die Bekrönung bildet eine Erlöserfigur, zu deren Füßen rechts und links die Stifterfamilie, ursprünglich wohl fünf männliche und vier weibliche Betergestalten, von den männlichen Figuren fehlen heute zwei.

 

Übersetzung der Inschriften:

Hier liege ich, Christina Hermeling, Tochter eines streitbaren Vaters und einer frommen Mutter, verheiratet mit dem Rat Laurentius Schrader, dem ich, wie ich es auf dem Ehelager war, so im Grab verbunden bin. Ich habe mit diesem glücklich gelebt, ich bin mit ihm auf fromme und friedliche Weise gealtert, ich habe sieben Kinder geboren und erzogen, denen ich Frömmigkeit, Tugend und einen Namen als Erbe hinterlassen habe. Wie der Ehemann draußen berühmt, so bin ich zuhause nicht unbeachtet geblieben, sowohl durch Frömmigkeit und Freigebigkeit gegenüber den Armen, wie auch durch hausfrauliche Klugheit bei der Führung des Hauses. Ich war dem so sehr ergeben, dass die Zahlen des Todes unserer Ehe Vorboten (waren), sie gemäß dem Gelübde wieder zusammenzuschließen (?). Nach Vollendung des Trauerjahres bin ich dem Gatten gefolgt und am 7. September 1607 gestorben, im Alter von 66 Jahren, 10 Monaten und 10 Tagen.

Der heiligsten Trinität geweiht. Dem sehr berühmten Mann Laurentius Schrader aus Halberstadt, kaiserlichem Pfalzgrafen, hochverdientem Berater von Erzbischöfen, Fürsten und Grafen. Ihn machten Tugend, Aufrichtigkeit, Bildung sowie das Wissen und die Erfahrung auf preiswürdigen Gebieten, besonders dem der Geschichte und Politik, bei allen Großen bedeutend, bei allen berühmt. Neid und Missgunst schrien ihn einige Male an, haben ihn aber niemals von seinem hohen Rang stürzen können. Nachdem er tätig war in drei Gesandtschaften an die Stadt (Rom), sieben an den Kaiser des Römischen Reiches, in einer nach Frankreich, einer nach Dänemark, zehn zu dem Statthalter von Belgien, in einer ganzen Anzahl zur Versammlung der Kur- und Reichsfürsten im Namen der Bischöfe von Osnabrück und seiner Herren, machte er das durch seine Wissenschaften und Denkmäler berühmte Italien durch seine christlichen Monumenta noch berühmter, und er begann, unser Deutschland zu erleuchten. Durch Frömmigkeit, Glauben an Gott und außerordentliche Verdienste, durch Mühe und Wachsamkeit in Bezug auf das Allgemeinwohl, durch Dienste für die Freunde, durch das Wohlwollen gegenüber allen, hinterließ er der Nachwelt, was sie loben und nachahmen soll. Er wollte, dass seine sterbliche Hülle hier beigesetzt würde. Dieses Denkmal haben die Gattin und sechs Kinder auf das höchste betrübt dem besten Vater gesetzt. Er lebte 69 Jahre, drei Monate und 14 Tage, er starb 1606 am 28. Juni.

Sei gegrüßt, Wanderer, und sei mir gegenüber – über meinen Verdienst hinaus – nicht ungerechter, als du willst, dass deine Nachwelt es dir gegenüber ist.

 

 

Epitaph des Ratsherrn Konrad Toleke

 
 
 

Epitaph des Ratsherrn Konrad Toleke (†1598), Kreuzigungsszene mit Stifterfamilie, Inschrift u. a.: „Anno 1598, ahm abent Martini de[n] 10 Novemb[ris] ist in Gott verstorbe[n] der ehrngeachter und Erbar Cunradt Toleke Loenher dieser Stadt ehe:haussher der vieltugentreicher petronelle[n] Radtz geborn vo[n] andtorff. Welche stehender ehe veher sohn, acht dochter erzeugt habe[n] G[ott] G[nade] D[er] S[eele]“.

 
 

Grabstein der Sophie M. Goelitzen, geb. Niemans

Grabstein des Anton de Willen

Grabstein der Sophie Marie Goelitzen, geb. Niemans, 1686 – 1719 im Kindbett verstorben. Unter der Grabschrift: Genes. 35 Vers 16-20.
Grabstein des Anton de Willen, juris consultorum Senior, gestorben 1701 und seiner Ehefrau Anna Catharina de Lengerken; am Kopfende die Wappen der beiden Familien auf einem Doppelschild vereinigt, unter Blumengehängen und von einem Lorbeerkranz umrahmt. Die Inschrift ist von einer Akanthusranke umschlossen (Relief).

Grabplatte der Sophie Katharina Elisabeth von Sydow

Grabplatte der kleinen Sophie Katharina Elisabeth von Sydow im nördlichen Chorumgang. Sandstein.

 

Oben und unten am Stein in runden Medaillons je zwei Wappen, zwischen den oberen Wappen Initialen (A), in der Mitte verläuft über die ganze Breite der Platte eine Inschrift (B).

 

Maße: H.: 106 cm; B.: 66 cm; Bu.: 3 cm, 2,7 cm (Wappen).

 

A: N O

B: ANNO 1642. den. 9. Iunii ist / geborn die wolledle Sophie / Cathrina Elisabet von Sidow. / und ANO 1643. den 14. April / widerum in dem Hern entsch=/laffen

 

Wappenbeischriften:

 

SIDOW:

(Herzschild mit drei darüber gestellten Pfriemen)

 

BAER:

(schreitender Bär)

 

WALDOW:

(schrägrechts liegendes Pleileisen)

 

DEELEN:

(Balken, darin zwei rechtssehende Bockshälse)

Etliche Grabsteine von der Gotik bis zum 18. Jahrhundert liegen oder stehen im Chorumgang. Ursprünglich waren sie in der Kirche verstreut, wurden dann aber nach der Renovierung in den 80er Jahren in den Chorumgang verlegt.   Dies ist die Grabplatte von Justus Möser (1720-1794). Sie steht hinter dem Altar. Möser war einer der bedeutendsten Politiker Osnabrücks im 18. Jahrhundert. 

Grabplatte des Justus Möser und Regina Brouning

Die Inschrift: CONIUGI / per XXXXI. Annos / CARISSIMAE / REG. IUL. ELISAB. BROUNING / N.I. OCT. MDCCLXXXVII / VIVUS SUPERSTES / IUSTUS MOESER / N.S. L.P. / PATRI / IUSTUS MOESER / SERENISS. PRINCIPI EPISC. OSNABR. A CONSIL. / IUSTIT. INT. ET REFERENDARIO INTIMO / PATRIAE. ADVOCATO ET ORDINIS EQUESTRIS SYNDICO / N.D. XIV. DEC. MDCCXX. D.D. VIII. IAN. MDCCXCIV. / FILIA UNICA / IOHANNA WILHELMINA IULIANA MOESER / NUPTA DE VOIGT / CUM MARITO SUO / IOH. GERLACH. IUST. DE VOIGT CONSIL ET FOREST / OSNABR. MAGISTRO / POSUIT

 

Sinngemäße Übertragung: Niedergelegt für das Ehepaar Justus Möser und Regina Brouning durch den Osnabrücker Rat. Durch 41 Ehejahre war Regina Juliane Brouning, geboren am 1. Oktober 1716, gestorben am 31. Mai 1787, die geliebte Ehefrau des Justus Möser. Justus Möser, geboren am 14. Dezember 1720, gestorben am 8. Januar 1794, war Ratgeber der Osnabrücker Bischöfe, Advocatus Patriae und Syndikus der Ritterschaft. Ihre einzige Tochter ist Johanna Wilhelmina Iuliana Moeser, verheiratete Voigt, Ihr Ehemann ist Johannes Gerlach Justus von Voigt, Ratsherr und Forstmeister. Erinnernde Gedanken Der gelehrte Rechtskundige und vielseitig in und für Osnabrück tätige Justus Möser erfährt auf dieser Grabplatte zusammen mit seiner Frau Regina Juliana Elisabeth Brouning eine angemessene Ehrung. Gewürdigt werden die verschiedenen Stellungen, die Justus Möser bekleidete und ihn in seinen politischen Beziehungen zum Osnabrücker Episkopat und zur Ritterschaft zeigen. 1720 geboren und in dieser Kirche getauft, besuchte er das Osnabrücker Ratsgymnasium und studierte von 1740-1743 Jura in Jena und Göttingen. 1743 wurde er zum Sekretär der Osnabrücker Ritterschaft ernannt, 1747 zum Advocatus Patriae bestellt, stieg 1756 zum ersten Syndikus der Ritterschaft auf, agierte zum Ende des Siebenjährigen Krieges zum Vorteil der Stadt in diplomatischen Verhandlungen und wurde zwischen 1764-1768 mit dem Amt des Regierungskonsulenten betraut. Gründer des wöchentlichen „Intelligenzblatt“, Verfasser einer Osnabrücker Geschichte und der vierbändigen „Patriotischen Phantasien“ sowie zahlreicher weiterer Schriften stand er bis zu seinem Tod 1794 auch in vielseitigem Kontakt zu anderen Literaten, Historikern, Humanisten und Aufklärern seiner Zeit. Die Veröffentlichungen seiner Werke wurden teilweise später von seiner Tochter Jenny betrieben. Seine Ehe währte 41 Jahre. Regina Brouning war um vier Jahre älter als ihr Mann, was sicherlich eher ungewöhnlich war. Sie heirateten spät, im Alter von 30 bzw. 26 Jahren, und hatten eine einzige Tochter, die standesgemäß sich innerhalb der Osnabrücker Oberschicht verheiratete.

Gtabstein des Jobst von Lengerken "Wie auch der weiland Edl(en) fr(au)Anne Marg(arethe) Meuschen"

Die Inschrift: Letzte Ruhe Kammer / der entseeleten Gebeine / weiland / Herrn Joh(annes) Jobst von Lengerken, / Senioris und XIII. jährigen Kirch Rahts / zu Sanct Marien. / Welcher / A(nn)o 1701 am 27. Decemb(er) Im XLIVten jahr / seines Ehestandes, in sein(en) Erlöser / seelig entschlafen, seines Alters / LXVII. jahr, IV. Monath. / Leichtext aus Hiob XIX. 25. seqq. / Hier ligt ein redlicher, von ungefärbten Wesen / Ein Christ, der Gott gedient, und Menschen / treu gewesen / Wie auch / der weiland Edl(en) fr(au), Annen Marg(arethe) Meuschen, wittwen von Lengerken, welche A(nno) 1706 / … Decemb(er) ihrem Eheliebsten durch ein(en) (see)ligen Todt gefolget, ihres Alters / 66 jahr, 4 Monaht und 3 Woch(en) /

 

Sinngemäße Übertragung der Inschrift: Dies ist die letzte Ruhe-kammer der entseelten Gebeine des Johannes Jobst von Lengerken, Senior und 13 Jahre lang Kirchenrat zu St. Marien, welcher im Jahre 1701 am 27. Dezember, im 44. Jahr seines Ehestandes, seelig entschlafen und zu seinem Erlöser gegangen ist, im Alter von 67 Jahren und 4 Monaten. Hier liegt ein redlicher Christ von ungetrübtem Wesen, der Gott gedient hat und den Menschen treu gewesen ist. Ebenso liegt hier die Edle Frau Anna Margarete Meuschen, Witwe von Lengerken, die im Dezember 1706 ihrem Eheliebsten durch einen seligen Tod gefolgt ist, im Alter von 66 Jahren, 4 Monaten und 3 Wochen. Erinnernde Gedanken: Mehrere Grabplatten erinnern in der Osnabrücker Marienkirche über Generationen an die Familie von Lengerke und ihre verwandtschaftlichen Verbindungen zu anderen einflussreichen, überwiegend lutherischen Familien der Altstadt im 17. und 18. Jahrhundert. Johann Jobst von Lengerke (1634-1701) übte zeit seines Lebens verschiedene politische und kirchliche Ämter aus. Er war Ratsherr von 1676-1680 und erneut von 1695-99, Lohnherr und damit einer der Verwalter der städtischen Finanzen im Jahr 1691, Senior im Jahr 1693 und dreizehn Jahre lang Kirchenrat in St. Marien seit 1688 bis zu seinem Tod. Seine Frau Anna Margarethe war fünf Jahre jünger als ihr Mann. Sie brachte zehn Kinder auf die Welt, von denen nur zwei in jüngsten Jahren starben. Ein mehr als sechs Jahrzehnte währendes, aktives Leben und eine lange, kinderreiche Ehe - damit war ihnen einiges zuteil geworden, das vielen ihrer Zeitgenossen nicht vergönnt war.

 
 
 
 
 

Eine schöne Lösung für Gläubige eine Kerze für einen lieben Menschen oder einen eigenen Wunsch anzuzünden: Man kann sein Licht in die Weltkugel stellen, ein Gebet sprechen und um etwas bitten, oder danken. Man ist symbolisch Teil der Welt, aber nicht ihr Mittelpunkt. Die Spende für die Kerze geht an Brot für die Welt.

Übersicht Grabsteine und -platten in der Kirche

  1. Ein gotischer Grabstein, nach unten verjüngt, an den Breitseiten im Umriss eines flachen Giebels begrenzt, zeigt die Linien eingegrabene Gestalt eines Priesters. Zu beiden Seiten des mit untergeschobenem Kissen dargestellten Kopfes je ein Wappen auf Dreieckschild. Die Umschrift in gotischen Großbuchstaben lautet: „ANNO • DNI • MCCCLI1II • IN • DIE • LETARE • OB' • IOHANNES • DE : ASSCHEBERGHE • PLEB9 • HVU • [ECCLIE • CVI9 . ANIMA • REQVIESCAT] • 1 • PACE • AME • “ Bildgrund und Schrift sind vertieft.

  2. Dieselbe Darstellungsweise sieht man auf dem Grabstein aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts mit dem Bildnis einer Nonne und einer Umschrift in gotischen Kleinbuchstaben. Die Vertiefungen waren ursprünglich mit einer Harzmasse ausgefüllt. Er lag bis zu Anfang dieses Jahrhunderts unter dem Gestühl der Turmhalle, wurde bei den Wiederherstellungsarbeiten entfernt und ist seitdem verschwunden.

  3. Grabplatte eines unbekannten Patriziers (wohl 16. Jh.), Halbrelief des Verstorbenen, Inschrift weitgehend zerstört.
     

  4. Ein dem 17. Jh angehöriger Grabstein mit Umschrift und der in starkem Relief vortretenden Gestalt eines Geharnischten in der damaligen Tracht, von einer durch Säulen getragenen Bogennische umrahmt.

  5. Kleiner Grabstein der Sophia Cathrina Elisabeth von Sidow, geb. 1642, gest. 1643; über der Inschrift die Wappen der Sidow und Baer, darunter die der Waldow und Deelen, je zwei von einer ovalen Umrahmung umschlossen.

  6. Grabstein vom Jahre 1680; am Kopfende ein Totenkopf, in den Ecken die Wappen der Groten und Vorbrügges, darunter nochmals ein Doppelwappen, das ebenso wie die rings um dasselbe angebrachte Inschrift stark abgetreten ist. Der Name der Gattin ist zu entziffern: „nec non Agnesa Magareta Grotenia“; am Schluss der Inschrift die Jahreszahl cio io clxxx. Dieselbe Jahreszahl findet sich auf dem Grabstein des Johannes Heinrich Vetten mit einem Wappen auf ovalem Schild.

  7. Grabstein des Johannes Gerhard Munich, gest. 1686, und seiner Ehefrau Regina Maria Lengercken; über der lateinischen Inschrift die Wappen der beiden Familien.

  8. Grabstein des „Rahdtss Senior und Kirchradt“ Gerhard von Lengerke und seiner 1689 verstorbenen Ehefrau Maria Grave. In der Mitte die Wappen der beiden Familien auf einer einfachen Kartusche, darunter 2. Korinth. 5: v. 1-2.

  9. Grabstein des Pastors M. Martinus ab Essen, gest. 1692 und seiner Ehefrau Susanna a Gulich, gest. 1676; am Kopfende die Wappen der beiden Familien auf einem Doppelschild vereinigt; das umrahmende Medaillon ist mit Schilfblatt verziert. Unter der Grabschrift drei Distichen in lateinischer Sprache.

  10. Grabstein des Pastors Johannes Möser und seiner Ehefrau Anna Maria Münnich; die Wappen und die lateinische Inschrift sind von Akanthusranken umrahmt (Relief).

  11. Grabstein des Anton de Willen, jurisconsultorum Senior, gest. 1701, und seiner Ehefrau Anna Catharina de Lengerken; am Kopfende die Wappen der beiden Familien auf einem Doppelschild vereinigt, unter Blumengehängen und von einem Lorbeerkranz umrahmt. Die Inschrift ist von einer Akanthusranke umschlossen (Relief).

  12. Grabstein des Joh. Jobst von Lengerken, gest. 1701, und seiner Ehefrau Anna Marg Meuschen; am Kopfende eingetieft die Wappen der Familien auf einem Doppelschild vereinigt, von einer Kartusche umrahmt. Inschrift in hochdeutscher Sprache.

  13. Grabstein des Johannes Antonius a Blechen, gest. 1712, und seiner Gattin Lucia Gertrud a Lengerken, von gleicher Form wie der unter 10. beschriebene.

  14. Grabstein des Henricus Lanemann, gest. 1715, mit eingeritztem Wappen in einfacher Form.

  15. Grabstein des Christian Hermann Meyer, beider Rechten Doktor, gest. 1718; am Kopfende unter einer Draperie die Wappen der Meyer und Schröder in Relief gebildet; die unteren beiden Ecken füllt Akanthusornament.

  16. Grabstein des Christian Vetten und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth Wetters, von derselben Form wie der vorige.

  17. Grabstein des Bürgermeisters Johann Pagenstecher, gest. 1719, und seiner Frau Margarete Brockmans, mit den Wappen beider Familien; zu beiden Seiten Akanthusornament in Regencecharakter.

  18. Grabstein der Fr. Sophie Marie Goelitzen, geb. Niemans, mit derselben Ausstattung wie der vorige. Unter der Grabschrift: Genes. 35 vers 16-20.

  19. Grabstein des Christian Meyer, gest. 1722, und seiner Ehefrau Anna Regina Vetten; über der Inschrift die unter einer Krone zusammengeschobenen Wappen der beiden Familien, beseitet von zwei Putten; am Fußende Akanthusranken (Relief).

  20. Grabstein des Eberhard Hermann Rosengarten, gest. 1722, und seiner Ehefrau Margarete Lindemans hat dieselbe Form und Anordnung der Wappen wie der vorige, jedoch nur in Umrisslinien eingegraben.

  21. Grabstein des Bernhard von Lengerken, beider Rechten Doktor, gest. 1725, und seiner Ehefrau Regina Elisabeth, gebohrene Wehrkamp; am Kopfende die Familienwappen unter einer Draperie, zu unterst Akanthusornament im Regencecharakter.

  22. Grabstein des M. Theodor Wilhelm Jerusalem (Superintendent und Pastor primarius an St. Marien), gest. 1726, und der Catharina Maria Wehrkamp; am Kopfende die Familienwappen vor einer Draperie, die aus einem mit Zacken besetzten Baldachin hervorkommt.

  23. Grabstein des Gerhard Rudolph Münnich, gest. 1727, mit einem Wappen auf dem Oval einer Kartusche, beseitet von Genien, welche eine zur Erde gekehrte Fackel halten. Die ganze Fläche wird von Zackenornament umrahmt (vertiefte Linienzeichnung).

  24. Grabstein des Kaufmanns Christian Richter aus Leipzig, auf der Rückreise von Holland 1731 in Rheine gestorben; am Kopfende das Wappen, beseitet von zwei Putten in Relief.

  25. Grabstein des Eitel Elverfeld, gest. 1738, und der Gertr. Hoenemans, mit den Familienwappen in vertiefter Linienzeichnung.

  26. Grabstein des Pastors Johannes Conrad Gülich, gest. 1742, mit dem Wappen desselben.

  27. Grabstein des Rudolph Klinke, gest. 1750, und der Catharina Elisabeth Gottfried; die Wappen der Familien auf einer Rokokokartusche.

  28. Grabstein des Wilhelmus Friedericus a Blechen, gest. 1744, und seiner Ehefrau Maria Gertrud Hilderbrand, ist von einer Linie umrahmt, die an den Ecken von einem Akanthusblatt unterbrochen wird; am Kopfende die Wappen der Familien.

  29. Grabstein des Johan Caspar von Gülich, gest. 1762, und der Catarina Lucia Möser, mit den Wappen beider Familien, von Rokokoornament umrahmt.

  30. Grabstein mit den Wappen der Möser und Elverfeld in Rokokoumrahmung. Inschrift unleserlich.

  31. Grabstein des Johannes Gerhardus Hickmann, mit Wappen.

  32. Grabstein der Regina Maria Jerusalem, gest. 1764, mit Wappen in Rokokoumrahmung; vertiefte Linienzeichnung, mit schwarzer Gussmasse ausgefüllt.

  33. Grabstein des Wilhelm Gerding, gest. 1781, und der Anna Christina Sextroh, gest. 1779, von schmalem Ornamentstreifen umrahmt; zu oberst ein von Genien beseitetes Wappen unter einem mit Troddeln besetzten Behang.

  34. Grabstein des Gabriel Bernhard Pagenstecher, gest. 1786, und seiner Gattin Margarethe Agnese geb. Elmbsen, ebenfalls von einem schmalen Ornamentstreifen umrahmt; am Kopfende die Wappen der Familien.

  35. Grabstein des Superintendenten Johann Diederich Hickmann, gest. 1787, mit einer Perlschnur eingefasst; die Wappen nur in Umrisslinien eingerissen.

  36. Grabstein des Johann Christoph Terlahn, gest. 1788, mit den Wappen desselben und des G. M. Münnich.

  37. Grabstein des 1794 verstorbenen Geschichtsschreibers Justus Möser und seiner ihm 1787 im Tod voraufgegangenen Gattin Reg. Jul. Elisabeth Brouning, von einem schmalen Ornamentstreifen umrahmt, die Familienwappen am Kopfende. Bei der Öffnung des Grabes zu Anhang dieses Jahrhunderts fand sich auf der Rückseite des Steines die Grabschrift des Rats von Derenthal, unter dessen Epitaphium er liegt.

  38. Grabplatte des Schulrektors und Predigers Christian Sleibing († 1566).

  39. Grabplatte P. Lukas Olthoff (amt. 1587–1599).

  40. Grabplatte des Pastors Adolf Ispringrott (amt. 1575-1610), Inschrift (Übersetzung): „Dem allerhöchsten Gott geweiht. Bleib stehen, Wanderer, und wenn es dir gefällt, lies genau: Adolf Ispringrott, der ich hier 35 Jahre lang die Herden bei den klaren Quellen geweidet, die Wölfe vertrieben habe, fleißig bemüht bei Tag und Nacht, schlafe unter diesem Stein. Zwar hat Atropos meine Lebensfäden nicht durch die umgehende gräßliche Pest zerschnitten, doch da die Parze, die keinen verschont, nun diese zerschnitt, bin ich Staub und Fraß der Würmer. Der andere, vortrefflichere, durch Christi Blut gereinigte Teil aber wohnt im Himmel, bis wir uns wiederum verbinden, wenn der Ton der letzten Trompete uns rufen wird. Geh, meines mühseligen Werkes eingedenk und bedenke, daß allen der Tod bevorsteht“.


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